16. März 2020 Lesezeit: ~3 Minuten

52 Wochen – Thema 11: Stillleben

Versuchen wir doch, aus der Not – soweit es geht – eine Tugend zu machen. Wenn wir nun alle Coronavirus-bedingt weniger aus dem Haus gehen, widmen wir uns Themen, die sich in den eigenen vier Wänden fotografisch umsetzen lassen. Und idealerweise das Altbekannte neu sehen lassen.

Wie so einige andere Sujets ist das Stillleben in der Kunst schon seit Jahrtausenden am Start. So finden sich zwar vielleicht keine Höhlenmalereien von Obstarrangements, aber zumindest in der Antike, also bereits vor dem Jahr null, gab es schon Stilllebenmalereien. Im Barock des 17. Jahrhunderts wurden sie dann besonders populär.

Es müssen keine Obstschalen oder Blumenvasen sein; ein Stillleben definiert sich grundlegend als „Darstellung toter bzw. regloser Gegenstände“, die Zusammenstellung muss also noch nicht einmal bewusst inszeniert worden sein. Auch Zufallsstillleben können reizvoll sein und sich überall um uns herum finden.

© Konstantin Voronov

Inspiration

Praktischerweise haben wir im Magazin dem Thema gleich eine ganze Kategorie gewidmet, die Ihr gefiltert abrufen könnt: Stillleben. Okay, es sind nur drei Seiten voller Artikel, da wir viel zu selten etwas in dem Bereich präsentieren, aber immerhin.

Ein paar Highlights: Die technischen Grundlagen zur Aufnahme von Stillleben könnt Ihr in zwei Teilen von Susann Probst lernen. Lisa Weinstein verarbeitet in ihren Stillleben Emotionen. Sie verbindet klassische Farbgebungen und Objekte mit Arrangements, die einen zeitgenössischen Einschlag haben. Auch Kevin Best gibt im Interview zu:

Ich benutze dabei ganz schamlos die Requisiten und den Stil der niederländischen Meister, um die Geschichten zu transportieren, da es in meinen Augen die Zeitlosigkeit und Universalität der Aussage zeigt.

© Susann Probst

© Susann Probst

Selbst das vermeintlich abgegriffendste aller Stilllebenthemen – Blumen – kann man neu interpretieren und fotografisch vielfältig angehen. Glaubt Ihr nicht? Dann schaut Euch mal die Arbeiten von Jorge Schramm, Bettina Güber und Konrad Winkler an.

Noch experimenteller wird es beim erst kürzlich vorgestellten Martin Klimas, der seine Blumenvasen zu Bruch gehen lässt. Konstantin Voronov hingegen arrangiert Vasen, Zweige und mehr so, dass es aussieht, als würden seine Kompositionen der Schwerkraft trotzen. Hendrik Faure beschäftigt die Ästhetik des Verfalls – Memento Mori – „Sei Dir der Sterblichkeit bewusst“ – lassen uns auch die Arbeiten von Peter M. Madsen wissen.

Im Gegensatz dazu sind die Stillleben von Lidong Zhao eine Lehrstunde im Minimalismus. Weniger ist manchmal mehr. Olivier Valsecchi bevorzugt nackte Körper für seine Arrangements. Unsere Redakteurin Anne Henning hat vor einiger Zeit über Fotoskulpturen berichtet. Der Übergang ist fließend.

„Soused Cowfish and Coral“ © Kevin Best; ebenso das Titelbild „The Seven Ages Of Man“

Ablauf

Ihr habt eine Woche Zeit, ein Foto zu dem Thema zu erstellen. Ihr könnt diese kleine Hausaufgabe ganz für Euch selbst machen, sie aber auch sehr gern mit uns teilen. Verlinkt Euer Bild in den Kommentaren, nutzt den Hashtag #kwerfeldein52 oder schickt uns Euer Foto ganz einfach bis zum Dienstag, den 24. März 2020 per E-Mail. Wir zeigen jeden Samstag eine Auswahl der Einreichungen.

Auch wenn das Projekt „52 Wochen“ heißt, könnt Ihr jederzeit mit einsteigen, nur jede zweite Woche mitmachen oder wann es Euch zeitlich oder thematisch am besten passt. Aber bitte reicht keine Archivbilder ein, auch wenn sie perfekt zum Thema passen. Das Projekt soll eine Herausforderung sein, Neues zu kreieren!

21 Kommentare

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  1. Durch die 52 Wochen Themen lese ich die ganzen älteren Artikel nochmal oder erstmalig. Allein das ist schon wundervoll, also vielen Dank an die Redaktion für die wöchentlichen Inspirationen!

    P.S. Habt ihr nach den 10 Wochen schon eine Auswertung über die durchschnittlichen Teilnehmerzahlen?

  2. Ihr Lieben,

    ein ziemlich schönes Thema, das nicht passender in diese unsere Zeit hätte fallen können.
    Mein Beitragsfoto dazu ist dieses hier geworden:
    https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=1920×400:format=jpg/path/sda4a5dcfa0fb98b4/image/ia797fa0f08c6b362/version/1584383354/image.jpg

    Zum Thema Stilleben & Still-Leben findet sich mein Blogbeitrag an gewohnter Stelle.
    https://www.dt-classics.de/2020/03/16/52-wochen-thema-11-stilleben/
    Danke für euer Interesse!

    Freundlichen Gruß, Dirk

  3. Als ich im letzten Jahr in Berlin an einem Wet Plate Workshop teilnahm (es war bei Daniel Samanns und das schreibe ich nur dazu, weil es wirklich phantastisch war), war ich unglaublich begeistert von der Entschleunigung, die das ganze Verfahren mit sich bringt. Ich besorgte mir also das ganze Zubehör und sämtliche Chemikalien.
    Seit dem steht es da. Und wenn ich mal Zeit habe, werde ich mich damit beschäftigen.
    Jetzt ist es wohl so weit. Ich bin sehr gespannt, wie viel Zeit ich haben werde und ob ich bis dahin zu einem brauchbaren Ergebnis gekommen bin. Sollte das der Fall sein, gibt es das sicher im Laufe des Jahres hier zu sehen.

    Hier mein Bild zum Stillleben:
    https://www.flickr.com/photos/157788467@N03/49676962092/in/dateposted-public/

    Beste Grüße
    Sara

  4. https://www.instagram.com/p/B-CwDyco937/?igshid=1vif4lhphhdj6

    Tatsächlich fotografiere ich ja in jüngerer Zeit fast nur noch Stilleben, wenn auch ganz eigene, die nicht unbedingt typische. In diesen Tagen kommt dem wöchentlichen Bild die Bedeutung einer Chronik zu. Innenansichten zwischen Alltag, Eskapismus und um sich greifender Stille.

    Woche 11/2020. Deutschland lernt zu Hause zu bleiben. Ab morgen dürfen im öffentlichen Raum nur noch maximal 2 Personen zusammen stehen, zusammenstehen müssen wir gleichzeitig alle. Und zu Hause bleiben. Wohl demjenigen, der zu Hause noch ein paar kleine Projekte hat. Und das Material dafür. Wir hatten tatsächlich vor zwei Wochen noch den Impuls, ein Versprechen bei unserer Tochter einzulösen. Seither liegen die Kartons im Zimmer und verströmen mit der Mischung aus Pappe, Leim und Holz auch gleich noch den Duft von Zukunft und Erneuerung.

    Bleibt gesund!

  5. Bereits seit Wochen (noch bevor Corona uns so in den Köpfen schwirrte) kaufte ich einen Strauß Rosen, den ich dann später absichtlich verwelken ließ. Ich wollte ihn fotografieren, um die Vergänglichkeit zu zeigen. Nun passte auch zufällig das Thema dieser Woche hervorragend dazu. Ich fotografierte zuerst den ganzen Strauß, war aber nicht zufrieden. Die Bilder waren mir zu plakativ. Also entschloss ich mich mehr auf die Details einzugehen. Die Ergebnisse seht ihr hier.

    https://www.instagram.com/p/B-IFH85Km61/