Tornados aus Licht
Martin Kimbell kommt ursprünglich aus einem Nest namens Harby in der Nähe von Leicestershire in England. Heute ist er 27 Jahre alt, lebt als selbstständiger Fotograf für Action-Sportfotografie in Nottingham und hat einige Bekanntheit mit den Bildern erlangt, für die er einfach ein paar LEDs an einen Hula-Hoop-Reifen geklebt hat.
Okay, ganz so einfach ist es dann vielleicht doch nicht: Heute hat Martin eine ganze Reihe von Hula-Hoops in unterschiedlichen Größen und Gewichten, die er mit LEDs versehen hat. Jeder davon ergibt auf seinen Bildern einen anderen Effekt, den er je nach gewünschtem Ergebnis natürlich auch noch unterschiedlich bewegt.
Beispielsweise wirft er die Reifen hoch, um die Fotos zu erhalten, auf denen sich das Streifenmuster langgestreckt wie eine Windhose Richtung Himmel reckt. Er musste dafür in den acht Jahren, in denen er bereits (im weitesten Sinne) Lichtgraffiti macht, an seiner Zielgenauigkeit beim Werfen arbeiten, aber er sagt, dass er besser geworden ist und das hilft seinen Kompositionen.
Die meisten seiner Bilder macht Martin in der Landschaft von Leicestershire, Nottinghamshire oder im Dartmoor National Park. Also dort, wo er aufgewachsen ist bzw. wo er Fotografie an der Plymouth University studiert hat.
Bevor er sich zu seinen nächtlichen Langzeitbelichtungen auf den Weg macht, versucht er, die Einheimischen zu warnen. Er ist sich ziemlich sicher, schon ein paar unwillentlich in Angst und Schrecken versetzt zu haben, die zufällig Zeugen dessen wurden, was man auch für den Beginn einer Alieninvasion halten könnte: Wenn, begleitet von sirrenden Geräuschen, des Nachts Lichter über einem Feld tanzen…
Seine Eltern hatten immer auch Kameras im Haus, in dem er aufwuchs, aber seine Leidenschaft kam überhaupt erst in die Gänge, als im Alter von etwa 16 Jahren im College einen Kurs für Fotografie belegte. Dieser hatte aber erst einmal noch einen Schwerpunkt auf analoger Schwarzweißfotografie.
Von dem, was er heute macht, ist das gar nicht so weit entfernt, wie man denkt, denn Martin ist seiner analogen Mittelformatkamera treu: Der Bronica SQ-a, mit der er ganz bequem für ein paar Sekunden oder auch mehrere Stunden zum Einfangen der Sternbewegungen Langzeitbelichtungen machen kann, ohne dass die Bildqualität sonderlich leiden oder der Akku aufgeben würde.
Inspiriert zu seinen Lichtskulpturen wurde Martin Kimbell 2006, als er über ähnliche Bilder von Stu Jenks stolperte, einem Fotografen aus Arizona. Dieser benutzte Licht, um zu erkunden, was man mit Kreisen und Spiralen fotografisch alles anstellen könnte.
Martin wollte unbedingt wissen, wie einige von Stus Bildern gemacht waren, die er sich partout nicht erklären konnte. Also begann er, selbst herumzuprobieren, um es herauszufinden. Einige Jahre voller selbstgebauten Lichtwerkzeugen und Experimenten später hat er so seinen eigenen Stil entwickelt und verfeinert.
Dass es ihm nicht nur um seine vergänglichen Lichtgebilde geht, zeigt seine genauere Herangehensweise: Martin liebt auch die Landschaft, in der er arbeitet. Er beginnt immer damit, erst einmal ein gutes Landschaftsfoto an sich zu komponieren und aufzunehmen, bevor er die Lichtelemente mit einbaut.
Um diesen Ansatz herum baut sich seine Fotografie auf, sodass er die Orte, an denen er fotografiert, entsprechend danach auswählt. Oft sind es kleine landschaftliche Sehenswürdigkeiten oder besondere Orte, die man tagsüber als Orientierungspunkte in der Natur wahrnehmen würde.
Da Martin mit Film arbeitet, hat er sich außerdem zum erklärten Ziel gesetzt, nicht zu lange herumzuversuchen. Er arbeitet immer darauf hin, seine Idee mit ein oder zwei Bildern im Kasten zu haben, auch wenn es besondere Bilder gibt, auf die er allein schon eine ganze Rolle Film verwendet hat.
Das ist allerdings selten, sodass die vorherige Planung, sorgfältige Bildkomposition vor Ort und Üben mit seinem Lichtgerät besonders wichtig sind. Mehr von Martin Kimbells Arbeiten findet Ihr auf seiner Webseite, bei Flickr, Instagram und auf deviantART.