Planeten verschlingen
Sie sehen aus wie Planeten, die man durch ein Teleskop betrachtet. Ihre Oberflächen sind so verschieden wie nur etwas: Von infernalischen Feuerwüsten bis zu vereisten Ödlanden. Je tiefer man sich in den Details dieser Strukturen verloren hat, desto härter trifft einen dann die Überraschung.
Dass es sich bei den Objekten der Serie „Devour“ des norwegischen Fotografen Christopher Jonassen mitnichten um weit entfernte Himmelkörper und fremde Welten handelt. Gut, fremde Welten schon, allerdings befinden diese sich direkt unter unseren Nasen. Genauer: In unseren Küchen.
Dort kam ihm auch die Idee zur Serie, als ihm der Zustand der Kochutensilien in der WG-Küche auffiel, in der er während eines Aufenthaltes in Australien lebte. Der Anblick der abgenutzten, abgekämpften, müde gewordenen Oberflächen der Bratpfannen lenkte ihn auf den Weg tieferer Überlegungen.
Er war fasziniert davon, wie der tägliche Gebrauch das Metall der Pfannen abtrug, mit jedem winzigen Kratzer, den man ihnen nach und nach zufügt. Seit 2004 fotografiert er bereits Objekte – Hunderte, seitdem – mit dem grundlegenden Gedanken, über die sich ständig wiederholenden und banalen Tätigkeiten unseres täglichen Alltags zu meditieren.
Christopher sagt, er wollte eine Verbindung herstellen zwischen den kleinen Wunden, die wir jeden Tag hinterlassen und dem enormen Effekt, zu dem diese sich über die Zeit aufsummieren.
Indem er diese kleinen Dinge, die uns täglich umgeben, auf diese Art genauer untersucht, unter die Lupe nimmt und im Großformat als Hauptakteure einer Serie präsentiert, lässt er ihnen die Aufmerksamkeit zukommen, die ihnen meistens fehlt.
Der geistige Sprung von den Schnitten, die wir unseren Bratpfannen zufügen hinüber zur stellvertretenden Darstellung der Schäden, die wir Mutter Erde antun, war dann nur noch ein kleiner.
Seine Sorge darum, wie wir mit unserem Planeten umgehen, findet sich auch im Namen seiner Serie wieder. Devour: Auffressen, vertilgen, verschlingen. Gefräßig zerstören, verbrauchen und verschwenden; etwas wahrhaftig ausbeuten.
Um die Strukturen und Details hierfür besonders hervorzuheben, hat er verschiedene Öle und Flüssigkeiten benutzt. Als er auf der Suche nach weiteren Pfannen für sein Projekt war, überraschte es ihn schier, wie viele seiner Freunde und Familienmitglieder alte Pfannen in ihren Kellern und Dachböden aufbewahrten.
Sie wurden nicht mehr benutzt, aber aus irgendeinem Grund trotzdem nicht weggeworfen. Scheinbar schienen sie die Schönheit der benutzten, ausrangierten Alltagsgegenstände irgendwie zu schätzen, ohne genau zu wissen, warum überhaupt und ohne genau darüber nachzudenken.
Für seine Fotoserie am besten geeignet waren die schweren Pfannen, die er aus den Winterlagern der Pfadfinder bekam. Sie waren schwarzgebrannt und von Messern zerkratzt. Auch eine Art von Ehrenabzeichen.
Damit zu kochen würde Christopher allerdings nicht empfehlen. Er selbst kocht am liebsten mit rohen, frischen Zutaten, nach Möglichkeit auch aus lokalem Anbau. Der Schlüssel zu einer gesunden Ernährungsweise.