Das Fantastische lässt sich nicht logisch erklären
Meine Inspiration kommt von alltäglichen, manchmal chaotischen Momenten. Ich übe mich darin, allein zu sein und die Stille zu ertragen, weil ich so den Raum um mich herum vollständig erleben kann. Geschichten kann man sowohl hinter jede Ecke finden als auch in der Masse von nutzlosen Gegenständen.
Ich frage mich, wie unsere Körper in diesem materialistischen Raum leben können. Was für Dialoge führen sie miteinander? Ich experimentiere mit Selbstportraits als einer Möglichkeit, Körpersprache und Empfindungen auszudrücken. Mal ist Dein Körper müde, schlapp und passt nicht zu dem, was die Gesellschaft eigentlich von Dir erwartet. Darum versuche ich, mich zu tarnen – wie in dem Bild, in dem der Baumstamm eine Verlängerung meines Körpers darstellt.
Ich mag es, mit der Beschaffenheit des menschlichen Körpers zu spielen und ihn in Kontrast zur Natur zu setzen. Es ist auch spannend, den gleichen Ort zu verschiedenen Jahreszeiten zu besuchen und zu sehen, wie er altert, ähnlich einem Menschen. Sensibilität und Zerbrechlichkeit können auch als kritische Parodie verwendet werden.
Oder in „Entre interiores“, in dem die Tapete die Wand ähnlich wie Kleidung meinen Körper überdeckt. Es bringt mich dazu, zu fragen: Was steckt dahinter? Vielleicht kann ich so Geschichten aufdecken.
Im Bild „Curious things happen“ erscheint das Fantastische. Ich entdecke einen Abdruck in der Wand: Das Gesicht meines Hundes. Diese Tatsache erinnert mich an ein Interview mit Julio Cortazar, einem argentinischen Schriftsteller, in dem er sagt:
Weißt Du, wenn man Dinge zufällig an die Wand hängt und dann eine Stromleitung bemerkt, die durch das Profil einer Person läuft und dann durch ein Haus nach unten in eine Wiese geht, die sie durchschneidet, um dann wiederum in einem Foto von Louis Armstrong zu landen, dann ist das ein Beweis dafür, dass sich das Fantastische nicht logisch erklären lässt. Es ist einfach da und basta.
Scheinbar unreale Dinge machen das Leben sanfter; genau an diesen bin ich interessiert und zeige sie in meinen Bildern.
Um ein Foto zu machen, bereite ich mich gut vor und investiere Zeit in die Nachbereitung. Zuvor recherchiere ich über Symbole, durchforste meinen Ausschuss, stöbere in alltäglichen Objekten und suche mir diese zusammen. Ich bemühe mich, alles Menschenmögliche im Moment der Aufnahme zu machen, aber dennoch benutze ich Photoshop als ein legitimes Werkzeug, vor allem für Fotomontagen und Retusche.
Zum Beispiel beim Foto „Sanguche de cansancio“, bei dem ich meinen müden Körper mehrere Male in verschiedenen Ansichten präsentieren wollte, um ihn schließlich als Vervielfältigung zwischen gestapelten Matratzen zu haben.
Letzten Endes sehe ich die digitale Nachbearbeitung von Fotografien nur als Mittel, meine Geschichten zu visualisieren. Die Digitalkamera und Fotomontage sind meine Werkzeuge.
Dieser Artikel wurde für Euch von Anne Henning aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.