Kunst im Museum
Kunst ist genau das, was man in einem Museum erwartet. Aber der französische Fotograf Nicolas Krief zeigt in seiner Serie „Accrochages“ (frz. „Zusammenstöße“) einen völlig neuen Blick auf diese Kunst. Mit einem großartigen Sinn für Humor sieht er hinter die Kulissen des Museumsalltags.
Verschiedene Institutionen ließen dem Fotografen beim Aufbau neuer Ausstellungen völlige Freiheit und so lief Nicolas zwischen den Arbeitern herum und hielt Momente fest, die den Museumsbesuchern sonst entgehen. Was vielleicht zunächst langweilig klingt, wurde zu einer großartigen und einzigartigen Fotoserie, was zuletzt auch an Nicolas’ besonderem Auge für ironische Bilder liegt.
Eine Frau putzt mit einem großen Staubwedel ein Gemälde und die Portraitierten sehen ihr dabei verwundert aus dem Bild heraus zu. Ein Mann misst mit einer Wasserwaage die Wand und sein Kopf verschwindet beim Hinunterblicken. Die Arbeiter werden in den Fotos selbst Teil der Kunst. Daher auch der Titel.
Ich stelle mir unweigerlich eine Ausstellung von Nicolas’ Werken vor. Die Fotos davon wären ein wenig wie die Keksdose mit einem Bild, auf der ein Mädchen diese Keksdose hält, mit einem Bild darauf von sich selbst, wie sie wiederum diese Keksdose hält …
Nicolas selbst schreibt über seine Serie:
Die künstlerische Produktion, die für Tausende von Jahren den Religionen und Kulten diente, ist nun Gegenstand der Verehrung, ein heiliges Objekt. Und sie hat ihre Tempel – Museen, seine Kapellen – Galerien, seine Festivals – Messen, und seine Anhänger – wir, das Publikum, das mit jedem Jahr aufgeregter zu sein scheint, aus den täglichen Unvorhergesehenheiten des Alltags zu entkommen, um es mit großen Ausstellungen zu feiern.
Diese Bilder zeigen die Arbeit in Museen während des Aufbaus einer neuen Ausstellung. Obwohl sich der Blickwinkel des Fotografen auf das Museumsobjekt selbst konzentriert, sowohl ein Objekt der Andacht als Kunstwerk und als wertvolle Ware, und – etwas weltlicher – ein bloßes Werk zum Manipulieren, ein fragiles Objekt mit Volumen und Gewicht. Die nahezu kultische Genauigkeit, mit der die Fachleute mit den Werken umgehen, gibt dem Ganzen eine Art religiöse Theatralik.
Die hier gezeigten Fotos sind nur ein kleiner Teil der Fotoserie. Insgesamt besteht sie aus fast 200 Aufnahmen. Wie der Fotograf es geschafft hat, bei der unglaublichen Menge diese Qualität zu halten, bleibt ein kleines Rätsel. Hier findet Ihr Teil 1 und Teil 2 der Serie.
Ich werde dank dieser Bilder auf jeden Fall die nächste Ausstellung, die ich besuche, ganz anders wahrnehmen und mehr auf das Drumherum achten. Zudem zeigt sie mir auch, wie viel Arbeit doch in einer Ausstellung steckt, wie viel Personal notwendig ist und dass die zum Teil doch nicht so günstigen Preise, über die ich gern schimpfe, ganz sicher ihre Berechtigung haben.
Nicolas Krief arbeitet seit neun Jahren als Fotograf für verschiedene französische Zeitungen und Magazine wie Le Monde, Télérama, Le Figaro Magazine, Paris Match, Le Parisien Magazine und weitere. Einen Einblick in seine weiteren Arbeiten findet Ihr auf seiner Webseite.