Ein Mädchen durchbricht die Wasseroberfläche mit ihrem Fernrohr.
04. Februar 2015 Lesezeit: ~5 Minuten

Von der Idee zum Bild mit Andrea Peipe

Meine Liebe zur Unterwasserfotografie war unmittelbar und eher unerwartet. Normalerweise plane ich meine Shootings sehr genau, aber unter Wasser ist das nicht wirklich möglich. Viel Zeit bis zum Ende des Sommers blieb mir auch nicht und so entstand beim zweiten und bisher letzten Fotoshooting unter Wasser dieses surreale Konzept.

Wenn man kein Auto besitzt, gibt es in der Nähe von München eigentlich nur einen See, der gut erreichbar und klar genug ist, um darin Unterwasserbilder zu machen – den Starnberger See. Meine gute Freundin Lisa (und das Modell auf diesem Bild) hatte mich ein paar Tage zuvor nach meinem ersten Unterwasser-Shooting angeschrieben und gemeint, sie würde so gern auch einmal Fotos unter Wasser machen und wäre bereit, dafür extra von Würzburg nach München zu kommen.

Zu einem solchen Angebot konnte ich natürlich nicht Nein sagen und so kam sie an einem erstaunlich kühlen Nachmittag Anfang August mit dem Bus nach München und wir sind von da aus gleich mit der S-Bahn zum See gefahren.

Ich hatte schon in den Wochen davor einiges an Ideen aufgeschrieben und skizziert, aber schon beim ersten Unterwasser-Shooting gemerkt, dass sich nicht alles so einfach umsetzen lässt. Die Idee für mein Bild „The way to the stars“ kam mir wie so oft eines Morgens im Halbschlaf.

Wenn ich in der Früh aufwache und mein Freund neben mir noch friedlich schlummert, kommen mir oft die besten Ideen. Das Schwierige daran ist, sie nicht zu vergessen! Deswegen habe ich angefangen, meine Ideen auf meinem Tablet zu skizzieren, damit ich diese dann, wenn alles passt, umsetzen kann.

Skizze eines Menschen mit Fernglas im Wasser tauchend

Meine ursprüngliche Idee sah einen Freund von mir als Modell vor, aber da Lisa nun schon unterwegs war, ich wusste, dass ich die nächsten Wochen in Südafrika unterwegs sein würde und dies somit mein zweites und für 2014 wohl letztes Unterwasser-Shooting sein würde, beschloss ich, das Konzept mit ihr als Modell umzusetzen.

Ich hatte mein Fernrohr (keine Sorge, es ist ein Faschingsartikel aus Plastik) und einiges an Kleidern sowie meine Fotoausrüstung in meine Tasche gepackt und war bereit für die Umsetzung des Konzepts. Die Idee hinter dem Bild war für mich eine bildliche (durchaus surreale) Darstellung des Blicks in die ungewisse Zukunft.

Was sich von Anfang an als schwierig gestaltete, war der dunkle Himmel und das somit unter der Wasseroberfläche fehlende Licht. Beim Unterwasser-Shooting eine Woche davor hatten wir strahlenden Sonnenschein und somit viel mehr Licht unter Wasser gehabt. In diesem Fall hatte der Autofokus unter Wasser große Probleme, etwas zum Fokussieren zu finden, wodurch alles viel länger als geplant dauerte. Lisa und ich fingen schnell an zu frieren und ich versuchte, mein Konzept so schnell wie möglich umzusetzen.

Ein fröstelndes Mädchen steht nass im Wasser.

Ich wusste vom letzten Mal, dass mein Objektiv mit 50mm f/1.4 im Unterwasser-Gehäuse zu sehr hin und her rutscht und mein Objektiv mit 17 – 55 mm f/2.8 von der Größe her am besten passt. Selbst bei diesem muss man aber aufpassen, dass es sich nicht verschiebt, weil man sonst später auf den Fotos leider einen schwarzen Rand in den Ecken hat. Als Einstellungen wählte ich anfangs 1/1000 s bei f/4.5, ISO 160, änderte dies aber nach dem ersten Test auf 1/800 s bei f/4.5, ISO 125.

Mit diesen Einstellungen fing ich an, mein Konzept umzusetzen. Nach den ersten paar Fotos realisierte ich, dass die Idee nicht mit nur einem Bild umzusetzen war, da die Verzerrung unter Wasser dazu führte, dass es aussah, als ob ein winziger Kopf auf einem riesigen Körper sitzt. Also musste ich das Bild in drei Teilen fotografieren: Einmal unter Wasser, einmal über Wasser und einmal auf der Wasserlinie.

Unterwasseransicht eines Frauenkörpers

Eine Frau schaut mit einem Fernglas aus dem Wasser

Eine Frau schaut mit einem Fernglas aus dem Wasser

Unterhalten wurden wir bei unserem Fotoshooting übrigens durch die vielen Menschen, die an diesem Tag auf dem Steg am Starnberger See saßen und uns zusahen (und teilweise Fotos von uns beim Fotografieren machten). Besonders lustig waren hier fünf kleine Jungs in einem Schlauchboot, die immer genau wissen wollten, was wir da machen und vor allem warum das Ganze! Als uns im Wasser immer kälter wurde, spornten sie uns an, weiterzumachen, indem sie von ihrem Boot ins Wasser sprangen, um uns zu zeigen, dass das Wasser doch so warm wäre!

Was mich beim Fotografieren unter Wasser immer wieder überrascht, sind die Farben der Fotos, die man unter Wasser aufgenommen hat. Eigentlich gibt es nur Grün- und Brauntöne, obwohl man ja mit Wasser immer die Farbe Blau verbindet. Und natürlich sehr wenig Kontrast. Ich wusste also, dass ich nach dem Zusammensetzen der drei Bilder hauptsächlich an den Farben und dem Kontrast arbeiten musste. Das Zusammensetzen (und generelle Bearbeiten des Fotos) erfolgte in Photoshop CC.

Eine Frau schaut mit einem Fernglas aus blauem Wasser

Nach dem Zusammensetzen hatte das Bild schon viel Potential, aber ich wusste, dass ich am Ende ein dunkles und surreales, ja fast mystisches Foto haben wollte. Ich tendiere in meiner Fotografie generell eher zu dunkleren Bildern. Also änderte ich noch das Licht und spielte an den Gradationskurven, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war.

Eine Frau schaut mit einem Fernglas aus dem Wasser

Und ich bin es immer noch. Das ist das Foto vom letzten Jahr, bei dem ich nach wie vor sagen kann, es ist so geworden wie ich es wollte und ich würde es heute nicht anders machen.

11 Kommentare

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  1. Klasse ,gefällt mir gut . Auch der Text ist prima zu lesen . Witzige Idee , das muss ja auch neben der Kälte riesig Spaß gemacht haben. Vielleicht ist das Mittelmeer besser , hat aber dann. Nicht diese schöne teigige Farbe des Sees. Nicola

  2. Eine bezaubernde Bildidee. Auch die Umsetzung ist natürlich beeindruckt. Ich verstehe, den Kommentar des Fotografen, dass er nichts anders machen würde sehr gut. Denn warum auch, das Bild ist perfekt.

  3. Obwohl die surrealen Strömungen, die man in der Fotografie ja zur Zeit viel sieht, für meinen Geschmack doch schon ein bisschen abgegriffen sind, gefällt mir Dein Foto richtig gut.
    Die Stimmung passt, die Idee ist witzig und die digitale Nachbearbeitung zeigt: da kann jemand was. Nur der Text, auweia, sorry …ja jetzt wird man auf mich einknüppeln…
    ja man liest, dass Du Spaß hast und und Du beschreibst Deine Arbeitsschritte gut, aber die ganzen Umschreibungen….hmmm ich weiss nicht, das macht es für mich schwierig hier eine Fine-Arts-Fotografin“ zu vermuten….ich musste ehrlich eher an Prinzessin Lillifee denken…..

  4. Ich finde die technische Umsetzung des Fotos (Zusammensetzung aus des Fotos aus Über-, Unter- und Zwischenwasser) und die Farbgebung absolut gelungen. Nur will sich bei mir das Gefühl des Bildtitels „The way to the stars“ irgendwie nicht einstellen. Ich habe vielmehr den Eindruck, dass das Model eher die spielenden Jungs in ihrem Schlauchboot beobachtet, als nach den (zu dieser Tageszeit imaginären) Sternen zu schauen. Mir erscheint das Fernrohr zu sehr vom Auge weggekippt, als dass in diesem Winkel noch Sterne beobachtet werden könnten. Ich habe es eben mal mit einer Pappröhre nachgestellt. In diesem Winkel sehe ich zwar gerade noch ein „Licht am Ende der Röhre“, doch wenn ich Details sehen will, muss ich so weit nach oben schielen, dass ich einen Krampf im Augapfel bekomme. Mich hätte die Szene mehr überzeugt, wenn das Model den Kopf mehr in den Nacken gelegt und den Blick nach oben ausgerichtet hätte. Zudem ist es extrem schwierig, durch ein Fernrohr zu sehen, wenn das zweite Auge auch offen ist. Meistens kneifen die Menschen das andere Auge zu ;-)

  5. Blogartikel dazu: Lisa last summer at my second underwater shooting A complete behind the scenes… Stephanie Lemmon – Fotografie