Faszination für Unterwasser-Fotografie
Meine gesamte Familie ist wasserverrückt. Zwischen Tauchern, Wakeboardern und Unterwasser-Rugby-Spielern komme ich mir oft vor wie ein schwarzes Schaf. Ich bin froh, wenn ich mich beim Schwimmen über Wasser halten kann, habe keinen Tauchschein und mein Rekord auf Wasserskiern liegt bei stolzen zwei Sekunden. Nur in einer Hinsicht merkt man mir meine Familienzugehörigkeit dann doch an: Meine Faszination für Unterwasser-Fotografie.
Also machte ich letztes Jahr meine ersten Geh- bzw. Schwimmversuche mit einer analogen Kompaktkamera. Im Nachhinein kann ich aber sagen, dass Film für mich – gerade für den Anfang – nicht das beste Medium für Unterwasserfotografie ist. Das liegt hauptsächlich daran, dass es Unterwasser meist sehr schnell gehen muss und ich gerade hier lieber ein paar Fotos zu viel mache als ein Gutes zu wenig.
Der Mangel an (bezahlbaren) Alternativen und einem See mit zuverlässig klarem Wasser führte dann letzten Endes dazu, dass ich nach nur zwei Unterwasser-Shoots die Kamera wieder beiseite legte. Kommt Zeit, kommt Rat.
Und der kam dann dieses Jahr ganz zufällig, als ich von meinem Mitbewohner den Tipp zu einem Tauchsee in meiner Region bekam und ein befreundeter Fotograf mir anbot, seine Unterwasserhülle* auszuleihen. Mit zwei Modellen und einem Kofferraum voller Klamotten machten wir uns also auf den Weg. Trotz wechselhaftem und eher kühlem Wetter wollte ich unbedingt ins Wasser und einen weiteren Versuch wagen. Mein Glück war, dass alle Beteiligten genauso dafür brannten wie ich.
Nun hört man von solchen Hüllen oft nichts Gutes und auch ich war zunächst etwas skeptisch. Mehrere Tauchgänge später war ich aber überzeugt und ich denke, sofern man vorsichtig ist, den Beutel nicht unbedingt mit spitzen Gegenständen transportiert und vor jedem Einsatz testet, sollte man jede Kamera auch trocken wieder aus dem Wasser holen können.
Die vorliegende Serie war so eigentlich nicht geplant. Sie entstand in einer Aufwärmpause aus einer fixen Idee heraus und zu meiner Freude waren beide Modelle sofort begeistert dabei. Wo es Unterwasser schon bei einer Person schwierig ist, sie posen zu lassen und im richtigen Moment den Auslöser zu finden, wurde es bei zwei Personen gleich doppelt so schwer.
Zum Glück haben die Modelle sich so gut verstanden, dass auch ihr Umgang miteinander sehr natürlich war und ich keine ausführlichen Anweisungen geben musste. Ich ließ die beiden also immer wieder tauchen, umeinander schwimmen und wartete den richtigen Moment ab.
In der Nachbearbeitung habe ich nicht viel verändert, lediglich die Farben etwas ins Bläuliche gezogen, Schwebeteilchen entfernt und die Kontraste verstärkt. Die Lichtpunkte der letzten beiden Bilder sind beim Fotografieren entstanden, als mir die Luft ausging und ich unbedacht ausgeatmet habe – manchmal muss man ja auch etwas Glück haben!
Ich neige dazu, meine Shoots durchzuplanen. Es gibt mir Sicherheit, wenn ich vorher weiß, was und wo ich fotografieren will. Wenn ich dann doch mal ohne eine genaue Idee losziehe, merke ich häufig, wie ich mich auf der Suche nach einem passenden Thema selbst blockiere, bis ich gar nicht mehr fotografieren mag.
Diese Serie hat mir gezeigt, dass ich nicht alles vorher planen muss und dass auch spontane Ideen zu liebgewonnen Bildern führen können.
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