Zwei Eisbären sitzen auf einem Felsen
02. August 2014 Lesezeit: ~4 Minuten

Lebenslänglich

Lebenslänglich hinter Gittern. Was für Menschen in Deutschland die Höchstrafe für ein Verbrechen bedeutet, ist für Tausende Zootiere von Geburt an unausweichliche Realität. Trotzdem wird diesem Aspekt der Tierhaltung wenig Aufmerksamkeit und noch weniger Kritik zuteil, wenn nicht gerade, wie kürzlich in Kopenhagen, eine Giraffe öffentlich geschlachtet wird.

Und auch dann wird nur an den Symptomen herumgemäkelt, das Konzept Zoo bleibt unangetastet. Schließlich ist’s gute Unterhaltung. Ein paar Gedanken über Haltung von Tieren und Haltung im Fotojournalismus.

Ein Pinguin wird mit Wasser bespritzt

Zwei Eisbären auf wenigen hundert Quadratmetern, hinter Glaswänden in einer Welt aus Beton und Wasser gefangen. In der freien Wildbahn sind sie Einzelgänger und die Tiere, die das größte Territorium unter allen Landlebewesen für sich beanspruchen. Artgerecht sieht anders aus. Trotzdem sehen die meisten Menschen, die einen Zoo besuchen, kaum ein Problem in der menschengemachten Situation der beiden Bären.

Es dient der Aufklärung, dem Artenschutz, so heißt es. Und putzig sind die weißen Riesen allemal, wie sie so auf ihrer Pseudo-Eisscholle hin und herlaufen und mit dem Kopf nicken. Stereotypie heißt das in der Verhaltensforschung: Immer wiederkehrende Bewegungsabläufe als Auswirkung von Langeweile und eingeschränkter Bewegungsfreiheit.

Mit meinem Fotoessay „Lebenslänglich“ wollte ich dem allgemeinen, positiven Bild von Zoos ein anderes gegenüberstellen: Die seelische Härte eines Lebens hinter Glaswänden. Die Erniedrigung, als Zwangs-Modell im Schaukasten herhalten zu müssen.

Der Rüssel eines Elefanten hängt über eine Mauer

Es gibt kaum eine Tierart, deren Bedürfnissen in einer menschengemachten, eng begrenzten Scheinwelt wirklich genüge getan werden könnte. Das Bild, das wir in Zoos von der Tierwelt erhalten können, ist verzerrt: Natürliches Verhalten von Tieren kann man nicht in einer unnatürlichen Umgebung beobachten. Es ist das Bild von der gezähmten – besser: gebrochenen – Natur.

Respekt vor dem nichtmenschlichen Gegenüber? Fehlanzeige. Und auch der Beitrag zum Artenschutz, den die Zoobetreiber so gern vor sich hertragen, ist mehr als umstritten. Gerade Fälle wie der der Kopenhagener Giraffe Marius zeigen: Eher wird im Zoo geschlachtet als ausgewildert. Der Hauptzweck eines Zoos ist und bleibt die Belustigung der Besucher.

Zwei Papageien sitzen in einem Käfig

Über mehrere Wochen habe ich 2011 für die Kontext:Wochenzeitung in der Stuttgarter Wilhelma versucht, das zu dokumentieren, was das Leben der Zoo-Insassen wirklich ausmacht. Grautönige Tristesse und Langeweile statt buntem Kitsch. Stahl, Glas und Beton statt purzelbaumschlagenden Tierbabys. Es war nicht allzu schwer. Sobald man seinen Blick für diese Aspekte öffnet, springen sie einem in jedem Gehege ins Auge. Und loswerden wird man diese Perspektive danach nicht mehr.

Manche mögen mir vorwerfen, „Lebenslänglich“ sei eine sehr subjektive Betrachtung des Themas. Ich werde nicht widersprechen. Jedes Foto ist subjektiv, jeder Fotograf beeinflusst das, was auf seinen Bildern zu sehen ist, wählt eine bestimmte Perspektive, einen Ausschnitt der Wirklichkeit und lässt diesen so erscheinen, wie er ihn wahrgenommen hat oder wahrgenommen sehen will.

Trotzdem wird einem – fast ausschießlich Leuten, denen nicht gefällt, was man erzählt – immer wieder ein Objektivitäts-Dogma, das aus oben genannten Gründen kaum noch ein (Foto-)Journalist für sich beansprucht, unter die Nase gerieben.

Zwei Papageien sitzen in einem Käfig

Ich habe nicht versucht, objektiv zu sein. Im Gegenteil: Ich habe bewusst versucht, den Ausschnitt zu finden, der das subjektive Erleben der Tiere widerspiegelt – ohne die Vermessenheit, zu glauben, dass ich mich wirklich in sie hineinversetzen könnte. Nichts anderes als das, was jeder Kriegsfotograf versucht, bei dem der Anspruch, das Leiden der Zivilbevölkerung im Krieg zu verbildlichen, mehr als schöne Fassade ist: Der Versuch, die Situation des Gegenübers zu verstehen.

Ein Orang-Utan sitzt alleine hinter einer Scheibe

Die Tiere dieser Erde existieren aus ihren eigenen Gründen. Sie wurden nicht für den Menschen gemacht, genauso wenig wie Schwarze für die Weißen gemacht wurden oder Frauen für Männer.

– Alice Walker

Auch die Betrachtung der Zoobesucher, die mit einer Ladung „süßer“, bunter Tierbilder nach Hause gehen, zeigt nur einen kleinen Ausschnitt der Situation. Die Zoobesucher sitzen der Illusion auf, die die Zoo-Industrie ihnen vorsetzt – die Realität und das Erleben des nichtmenschlichen Gegenüber bleibt dabei völlig außen vor. Ich glaube, das politischer Fotojournalismus die Aufgabe hat, solche oberflächlichen Betrachtungen zu hinterfragen und wenn nötig, aufzubrechen.

43 Kommentare

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  1. Dass das Konstrukt Zoo schon viel zu lange unreflektiert akzeptiert und die Tierleben nur aus Unterhaltungszwecken hinter Gittern konsumierbar gemacht werden, kann ich nur zustimmen. Vielen Dank für die beeindruckenden Fotos und einem Text, der Denkanstöße gibt!

  2. Guter Artikel. Traurig Schöne Fotos.
    Zoos gehören schon lange abgeschafft. Artenschutz funktioniert auch anders, was viele Beispiele zeigen. War schon mehrmals für Wildlife Fotografie in Nationalparks in Asien unterwegs, dort lernt man erstmal Geduld und Respekt den Tieren gegenüber.
    Sie zeigen sich wenn sie möchten oder nicht-, deren „Entscheidung“. Falls Sie überrascht werden besteht für sie immer die Möglichkeit der Flucht.
    Speziell in der Wilhelma ist es ein Drama für die Tiere, deren Haltung dort hat mit Artgerecht mal überhaupt nichts zu tun. Man muss kein Tierpsychologe sein um zu erkennen das dort die meisten Tiere in ihrem Verhalten gestört sind.
    Artgerecht heisst: Alle Arten in ihren natürlichen Lebensräumen zu lassen.
    Und das wiederum hätte dann mit Menschlichkeit zu tun.

  3. Die Bilder und die Kraft deiner Worte haben mich sehr beeindruckt. Seit längerem denke ich immer mal wieder darüber nach keinen Zoo mehr zu besuchen. Insbesondere für Tiere die einen großen Bewegungsradius für ein glückliches Leben benötigen müssen diese Gefängnisse eine unermessliche Qual darstellen.

  4. Vielen Dank für deinen Artikel und wirklich gute Fotos.

    Meiner Meinung nach machen Zoos durchaus Sinn. Kein Film kann eine Begegnung dieser Art ersetzen – auch wenn es, wie du richtig anmerkst, auch nicht eine „voll natürliche“ Begegnung ist. Dennoch bietet der Zoo gute Lernmöglichkeiten.

    Viele Zoos thematisieren das Problem der artgerechten Haltung auch – zumindest in Führungen und sind auf vielfältige Weise bemüht (und auch erfolgreich), eine natürlichere Umgebung zu schaffen. Im Zoo Hannover gibt es einen Pfad, auf dem die Zoogeschichte mit ihren dunklen Seiten erklärt wird (der Hannoveraner Zoo entstand aus einer großen Tierhaltung).

    NUr das immer auch eine Geldfrage und die sterilen Käfige aus den 70ern sind nun mal da und werden bei klammen Kassen auch nicht alle auf einmal abgerissen. Das Zooerlebnis sollte uns daher eigentlich noch teurer zu stehen kommen, damit etwas getan werden kann.

  5. Ein ganz besonderes Dankeschön für diesen Artikel! Ich wünschte, jeder würde endlich begreifen, was ein Zoo wirklich bedeutet und wie sich das Eingesperrt sein auf die Tiere auswirkt, anstatt sich dieser idyllischen Illusion von „farbiger Sonntagsunterhaltung mit Eis und Familie“ hinzugeben. Sich daran erfreuen zu können, wie Tiere wortwörtlich innerlich gebrochen werden und ihr Leben lang eingesperrt sind, um die Besucher zu unterhalten, ist unbeschreiblich traurig. Das Ganze dann noch damit zu begründen, um Artenschutz zu erhalten, ist für mich ein Unding und das Letzte. Mit dem Titel „Lebenslänglich“ hast du es genau auf den Punkt getroffen. Ich hoffe, dass es endlich mehr und regelmäßige Aufklärung zu den Hintergründen und den negativen Auswirkungen auf die Zootiere gibt.

  6. Schöne Bilder, die Denkweise ist mir aber zu einseitig und rechthaberisch.

    Für die Individuen im Zoo ist es sicherlich zwiespältig ob Futter und Begrenzung eine bequeme oder inakzeptable Existenz darstellt. Wie bei uns Menschen auch, da können die wenigsten aus ihrem kleinen Hamsterrad raus.

    Was ist für Dich denn die Alternative? Auch einheimische Tiere sind nicht artgerecht zu halten, und das Bewusstsein für’s Tier kommt halt nur bedingt durch Buch, Film und Web zustande.

    • Auf das „einseitig“ gehe ich jetzt mal nicht weiter ein. Ich finde, dazu habe ich in dem Artikel schon deutlich Position bezogen. Das „rechthaberisch“ hingegen finde ich unangebracht, bzw. es fehlen mir konkrete Beispiele, um nachvollziehen zu können, was du meinst. Jemandem Rechthaberei vorzuwerfen bevor man eine Diskussion geführt hat, kann allerhöchstens dazu dienen, diese im vorhinein abzuwürgen. Ich habe eine fundierte Ansicht zu dem Thema und natürlich stehe ich hinter dieser. Wenn du meinst, sie ist Inkorrekt, liefer mir Argumente, nicht Schlagworte.

      Jetzt aber zur sachlichen Ebene:
      „…ob Futter und Begrenzung eine bequeme oder inakzeptable Existenz darstellt.“? Frag mal die Menschen im Knast ob’s ihnen da gefällt – schließlich haben die auch freie Kost und Logis.

      Dass auch einheimische Tiere nicht artgerecht zu halten sind, stimme ich dir vollkommen zu. Aber wozu überhaupt halten? An Alternativen mangelt es nicht: Rausgehen, in die Natur. Frühmorgens zum Wandern in den Nationalpark (die’s ja mittlerweile in fast allen Bundesländern gibt), da kann man Tiere live, gratis und ohne Verhaltensstörungen in ihrer natürlichen Umgebung studieren. Oder in’s nächste Tierheim, spazierengehen mit Hunden oder gar einen adoptieren. So lernt man Bewusstsein für Tiere und vor allem einen respektvollen Umgang mit ihnen. Nicht indem man einen psychisch gestörten Eisbären aus der eigenen Machtposition heraus durch eine Panzerglaswand in einer für ihn völlig unpassenden Umgebung mit dem Handy abfotografiert…

      Und Apropos Hamsterrad – nur weil die Lebensverhältnisse vieler Menschen so gestaltet sind, dass außer Arbeit und evtl. feierabendlicher Bespaßungsversuche nicht viel bleibt, bedeutet das nicht, dass es Menschenrecht sei, auch das Leben anderer Tiere nach diesem – in meinen Augen einengenden, eintönigen – Schema zu gestalten. Viel mehr sollte darüber nachgedacht werden, ob nicht auch für Menschen ein anderes (Zusammen-) Leben möglich ist.

      • Na, so ganz schlüssig sind Deine in diesem Fall recht pauschalen Bemerkungen nun doch nicht: „… spazierengehen mit Hunden oder gar einen adoptieren.“ Möglichst noch
        als 8-stündig allein wohnender Berufstätiger mit einer Innenstadtwohnung einen (möglichst auch noch großen) Hund adoptieren (oder kaufen), wie es momentan immer häufiger in meinen Augen aus reiner Profilierungssucht zu sehen ist ??? Kann man darin einen respektvollen Umgang mit dem Individuum erkennen ???

      • Ich denke solange sich im Zusammenleben der Menschen untereinander nichts ändert, der Umgang mit dem Gegenüber nicht respektvoller wird, wird sich auch am Verhältnis der Menschen zu den Tieren nichts ändert. Solange werden es viele als normal ansehen dass Tiere in Zoos und Zirkussen zur Schau gestellt werden. Solange wird es als selbstverständlich gelten dass Tiere in Massentierhaltung für das 90 Cent Schnitzel ein Leben mit unvorstellbaren Qualen führen müssen. Und die Mehrzahl der Menschen verschliesst immer noch die Augen vor der Realität. Denn wenn man genau hinsieht müsste man sich ja eingestehen dass das eigene Konsum- und Freizeitverhalten diese Art des Umgangs mit Tieren unterstützt!

    • Die Alternative ist doch ganz einfach, nämlich genau so wie es Anne schon geschrieben hat: „Artgerecht ist nur die Freiheit“. Ich habe aus keinem Zoo etwas gezogen was mir die Tiere näher gebracht hätte. Ich wüsste auch nicht warum ich in Deutschland unbedingt einen Eisbären sehen muss. Ich kann meinen Kindern auch ohne eingesperrte Tiere, die es hier eh nicht gibt, Tier- und Umweltbewusstsein näher bringen.

  7. Danke für diese aufrüttelnden Worte und Bilder, nur wer provoziert schafft noch den Denkanstoß in unser heute überfluteten Gesellschaft – und gerade machst du auf eine tolle Art und Weise, insbesondere durch die subtilen Bilder…

  8. Danke für die Bilder und diesen Text.
    Seit meiner Kindheit war ich in keinem Zoo mehr und will es auch nie wieder tun.
    Es ist nur frustrierend und ekelhaft wie diese Tiere behandelt werden.

    Zoos sollten lieber in Umweltzentren umgebaut werden in denen die Menschen lernen
    wie man durch Umweltschutz und nachhaltige Lebensweise die Lebensräume eben jener
    zu schützenden Tiere erhalten kann damit nachfolgende Generationen diese auch noch in freier
    Wildbahn und nicht nur noch als dahinsichendes Etwas in einem Gehege bestaunen können.

  9. Hier der Kommentar eines Oberflächlichen und „Zookonsumenten“: Der durchaus nachdenkenswerten und sicherlich im Grundsatz vollkommen stimmenden Kritik will ich gerne zustimmen. Und dass ein Zoo Tiere nicht artgerecht halten k a n n, soll auch nicht ansatzweise bezweifelt werden. Andererseits bezogen z.B. auf die Kritik mit den Eisbären: Ich war schon in Grönland und Spitzbergen und habe keinen einzigen lebendigen Eisbären dort gesehen. Die Berichte im Fernsehen über die immer kritisch werdenden Lebensumstände der Eisbären sind für mich zumindest erheblich nachhaltiger, wenn ich das Tier, um das es geht, schon mal live gesehen habe. Und wenn die beiden Eisbären (im Zoo Hannover) stundenlang miteinander rumbalgen, schließe ich einfach daraus, dass es den Beiden erheblich besser geht, als wenn sie als Einzelgänger – artgerecht – kurz vorm Verhungern durch die Arktis streifen würden. Die Quote des Nachwuchses speziell im Zoo Hannover, z.B. bei den Elefanten, lässt den Schluss zu, dass es den Tieren unter den gegebenen Umständen gar nicht so schlecht geht. Mit extrem kritischen Augen in den Zoo gehen –> unbedingt !! Und dass auch den KIndern vermitteln ! Die Pauschalforderung „Zoos generell abschaffen“ ist aber in meinen Augen doch ziemlich überzogen.

  10. Danke für diesen Artikel! Ich persönlich bin sehr unschlüssig, ob man Zoos jetzt per se verachten sollte, oder nicht. Ich denke, sie können durchaus auch einen berechtigten Zweck – im Sinne des Artenschutzes – erfüllen. Allerdings werden die Tiere oft schlicht unpassend gehalten bzw, können gewisse Arten m.E. nicht in Gefangenschaft leben. Ein sehr polarisierendes und schwieriges Thema.
    Marius‘ Schlachtung kann man so oder so sehen und ich persönlich finde die Argumentation der Tierpfleger durchaus einleuchtend. Was mich allerdings wütend macht sind die Leute, die am lautesten „Mörder“, „Bestien“ oder ähnliches schreien, die Tierpfleger bedrohen und sich selber dann schön jeden Tag Fleisch in den Mund schieben!

  11. Guter Artikel und Bilder, die deine Haltung unterstreichen, Chris, bis auf den Aspekt, dass du über die anderen Besucher urteilst. Du kannst nicht wissen, ob und warum sie mit welchen Bildern nach Hause gehen. Vielleicht konfrontieren sie sich auch gerade mit der Widersprüchlichkeit, setzen sich auseinander, haben ein „komisches“ Bauchgefühl? Das kannst du ohne Forschung nicht wissen und stempelst trotzdem ab.

  12. Super Bilder, spannender Artikel, kontroverses Thema.
    Steckt dahinter eigentlich auch im Sinne des (Foto)-Journalismus eine tiefgehende Recherche, egal wie subjektiv das Urteil dann ausfällt? Kein Vorwurf, nur eine Frage.
    Tiere zu verstehen, ist sicher schwieriger als Menschen, wie beim zitierten Kriegsfotografen. Der Kriegsfotograf ist schließlich selbst Mensch und kann mit Menschen kommunizieren.

    Denn solch ein Satz bleibt trotz deiner Einschränkung sonst schon sehr gewagt:

    „Ich habe bewusst versucht, den Ausschnitt zu finden, der das subjektive Erleben der Tiere widerspiegelt“

    • Danke dir. „Tiefgehende Recherche“ ist natürliche immer relativ… Aber ja, ich habe mich mehrere Jahre, meist aus einer aktivistischen Perspektive, mit den Themen Tierethik und Mensch-Tier-Verhältnis auseinandergesetzt und dabei zwangsläufig auch immer wieder die Verhaltensforschung gestreift. Und natürlich stand vor und während dem Projekt eine konkrete Einarbeitung ins Thema Zoo auf der Agenda.

      Gleichzeitig relativiere ich den von dir zitierten Satz ja auch gleich wieder. Man kann nichtmenschliche Tiere nunmal nicht vermenschlichen und sich aus einer menschlichen Perspektive nur bedingt in sie hineinversetzen – was allerdings nicht heißt, dass man es nicht versuchen sollte. Denn was daraus resultiert sehen wir seit jeher in jeder Pelzfarm, jeder Massentierhaltung, bei jeder Jagd und in jedem Zoo und Zirkus.

  13. ein sehr schöner Artikel. Ich kann auch nur betonen das Artgerecht nur die Freiheit bedeutet. Ich denke außerdem nicht nur an den Zoo, sondern auch an das grausame Leben in einem Zirkus oder die tollen Reitbahnen auf der Kirmes…
    Auch hier sollte man wachrütteln, da ich dort auch noch Handlungsbedarf sehe.

  14. Klasse Foto, aber Urteilt nicht zu Hart!
    In den Zoo’s hat sich viel getan. Wenn ihr die Zoo’s abgeschafft wollt verurteilt ihr alle im Zoo lebende Tiere zum Tode! Ein Auswilderung ist nicht mehr möglich. Wäre aber schön den dann würden Ausgestorbene Arten wieder existieren.

    Nichts für ungut, jede Mediale hat zwei Seiten

  15. Sehr eindrucksvolle subjektive Darstellung. Und ich denke im großen und ganzen auch eine recht passende Darstellung.
    Ich selbst sehe auch viele Mankos im Bereich der Zoos. Trotzdem sehe ich auch einige Zoos die mit riesigen Investitionen versuchen sich zu bessern. Und es gibt auch einige bei denen dies aus meiner Sicht schon in einigen Dingen gelingt. Ich für meinen Teil halte es eigentlich so, dass ich die hier dargestellten Negativbeispiele umgehe und mich auf die Ecken konzentriere wo man auch wirklich mal verweilen muss um überhaupt ein Tier zu Gesicht zu bekommen. Gerade die angesprochene Rückzugsmöglichkeit ist aus meiner Sicht essenziell.
    Mich nervt es immer sehr wenn Zoobesucher auf ein Gehege zu laufen und im vorbei gehen ein Kommentar wie „da ist kein Tier drin“ oder „man sieht da ja gar nix“ kommt.
    Solch eine Umstrukturierung ist für einen Zoo natürlich mit riesigem Invest verbunden der an die Kunden weiter gegeben wird aber ich zahle lieber deutlich mehr als Bilder wie hier gezeigt zu Gesicht zu bekommen.

  16. Ich bin regelmäßig in Zoos und Tierparks und auch in der Natur unterwegs mit meiner Kamera um Tier-Leben aufzunehmen.
    Die Fotos hier beeindrucken mich wenig, klar gibt es solche und weit schlimmere Szenen zu Hauf, bei Tieren in Gefangenschaft und bei freien Menschen aber auch.
    Das Problem sind nicht alleine geldgierige Konzerne, die Zoos zur Unterhaltung betreiben – sondern 9 Milliarden Menschen generell.
    Wir alle lassen Tieren keinen Platz mehr auf der Erde und viele werden jetzt sehr schnell für immer ausgerottet.
    Vor diesem Hintergrund bekommt dem Zoo eine ganz neue Bedeutung zu.
    Und ich rate jedem sich einmal den anderen Zoo anzusehen, meinen Lieblingspark: den Naturzoo Rheine zum Beispiel, oder Zoos in Heidelberg, Duisburg, Krefeld, Gelsenkirchen, Dortmund, Leipzig, Bad Mergentheim und auch in Holland … die zeigen für viele Tiere ein ganz anderes Bild.
    Artgerechte Haltung ist eine Fantasie, das kann es so nicht geben, wie wir Hunde und Katzen halten ist auch nicht artgerecht.
    Es gibt aus meiner Sicht auf dem Planeten Erde kein echtes Wildlife mehr, kein Quadratmeter mehr, wo Menschen nicht immer wieder eingreifen, zerstören und alles besser wissen ohne zu erkennen, Perfektion ist eine Illusion – wenn etwas annähernd perfekt läuft, ist es nur die Natur alleine.
    Man muss keine Zoos unterstützen, aber schon bald wird das die letzte Möglichkeit sein, Tiere zu riechen, zu atmen, zu erleben – wenn man sich ein bisschen mit den Individuen in den Tierparks beschäftigt, sich mit ihren Tierpflegern unterhält – wird man oft sehr positiv überrascht sein.
    Und die andere Seite: Tierfotografen und Reiselustige an jeden Winkel der Welt reisen um Tiere scheinbar wild zu erleben – ist für die Gesamtheit der Tierwelt bei weitem viel schlimmer!
    Jeder Flug und jedes Stück Fleisch, was wir verzehren – ermordet die Tierwelt.
    Die Zoos, wie sie sind, haben wir selbst verschuldet und was wir darin sehen, sagt viel über unser schlechtes Gewissen aus.
    Anstelle solcher Fotos, würde ich mit der Zoo-Direktion reden, warum das so sein muss, ob man etwas ändern kann und mich beteiligen, spenden und das Gespräch suchen.

  17. Nicht nur einige Wochen, sondern über mehrere Jahre hinweg habe ich in Zoos fotografiert, tue dies immer noch und habe eine völlig andere Sicht auf die Tierhaltung im Zoo.
    Denn fotografieren allein genügt nicht. Um sich ein umfassendes Bild von der Situation machen zu können, muss man sich Wissen über die Tiere und über Tierhaltung aneignen, die Tiere über längere Zeiträume beobachten, mit den Pflegern, Tierärzten, Verhaltensforschern, Biologen etc. sprechen, diskutieren und von ihnen lernen.
    Tierbedürfnisse auf Quadratmeter und vermeintlich traurig blickende Affen hinter Glasscheiben zu beschränken ist der falsche Ansatz. Er zeugt lediglich von antropomorphem Verhalten, nicht von Sachkenntnis.
    Natürlich gibt es verbesserungswürdige Schwachstellen in der Tierhaltung, in jedem Zoo. Das wissen auch die Verantwortlichen und arbeiten daran. Gerade in den letzten Jahrzehnten hat sich die zoologische Tierhaltung in deutschen Zoos von einer nahezu reinen Zurschaustellung von Tiersammlungen zu verantwortungsbewusstem Artenschutz und der Verpflichtung zur Arterhaltung verändert. Zu den optimal möglichen Bedingungen.
    Wer diese Entwicklung und die damit verbundenen positiven Begleitumstände verleugnet, der handelt in meinen Augen – oberflächlich.

    • Dann verraten Sie doch mal Herr Brodde, wie verantwortungsvoller Artenschutz aussieht.

      Die Artenschutzorganisation Yachu Pacha e.V. schreibt folgendes:

      <>

      Quelle: Screenshot anlässlich einer Diskussion über den Sinn bzw. Unsinn einer geschmacklich streitbaren Musikveranstaltung im Tiergarten Nürnberg

      Zu Ihren Fotos haben Sie mir einmal folgendes als PN geschrieben:

      „“ Wie Ihrer Facebook-Seite zu entnehmen ist, sind sie selbst nicht in der Lage, irgendetwas Schöpferisches oder Eigenständiges auf die Beine zu stellen und beschränken sich auf das Teilen oder die peinliche Agitation bei meinen Fotos (Anmerkung: gemeint sind hier Fotos der fragwürdigen Orca-Show im Loropark).
      Nun, da immer noch ich bestimme, was unter meinen Fotos steht oder auch nicht, habe ich Sie gebannt – Ihre Beiträge sind also nicht mehr zu sehen und sie können sich die Mühe sparen.
      Übrigens würde ich auch liebend gerne Wildlife-Fotos machen. Leider fehlen mir dazu wie Millionen anderer auch dazu die Mittel. Also bleibt mir wie Millionen anderer auch nur der Zoo.““

      Den Rest, werter Herr Brodde, kennen Sie.
      Und ja. Ich erfreue mich immer noch bester Gesundheit. Nein, ich bin nicht krank und in meinem Leben ist auch nach wie vor nichts schiefgelaufen, Herr Brodde….

      Eines wird vielleicht deutlich. Die Tiere stehen bei Ihnen vermutlich nicht im Vordergrund. Ihnen geht es vermutlich um billige Fotoobjekte, an denen Sie vermutlich ihr Geld verdienen.

      Andere daher für Ihre Fotos und Meinungen zu kritisieren steht Ihnen meiner Meinung nach als Letztem zu!
      Woher wollen Sie eigentlich wissen, ob Herr Chris Grodotzki sich nicht informiert hat und sich einen Einblick verschafft hat. Kennen Sie ihn persönlich ??

      Ihre Meinung zu der Gefangenschaftshaltung von Cetaceen in Betonbecken ist hinlänglich bekannt und basiert vermutlich lediglich auf den Ausführungen Ihnen nahestehender Zoodirektoren und Pflegern. Ich vermute, sie haben sich nicht einmal bei seriösen Meeresbiologen, die die Gefangenschaftshaltung ablehnen, informiert.

      Oberflächlich handeln ganz andere ….! Hier ist jemand, ein Mensch, der genau hinsieht.

      “The animals of the world exist for their own reasons. They were not made for humans any more than black people were made for white, or women
      created for men.” –Alice Walker

      Jawoll. Und wieder nicht selber ausgedacht!!!! Schade aber auch … !

      • Tja. Da hat das WWW wohl etwas verschluckt…

        Hier noch einmal das Statement von Yachu Pacha e.V. …

        Artenschutz ist ein langwieriger Prozess, der von vielen verschiedenen Faktoren abhängt, auf die man keinen oder nur wenig Einfluss hat. Man wird vermutlich leider nie behaupten können, eine Art vom Aussterben gerettet zu haben. Das ist leider die Realität des Artenschutzes.

  18. Ein beeindruckender Bericht und Fotos, die das Leid vieler Tiere in Zoos sehr verdeutlichen. Ich selber bin kein typischer Zoogänger. Ich besichtige Zoos, um mir ein Bild über die Zustände zu verschaffen und kann die Ausführungen nur teilen.

    Zum viel zitierten Bildungsauftrag von Zoos hat jüngst der Psychologe und Wissenschaftsjournalist COLIN GOLDNER einen lesenswerten Bericht geschrieben:
    http://hpd.de/artikel/10697?nopaging=1

    Zu den Artenschutzbemühungen der Zoos möchte ich folgendes anmerken:

    Zum Vergleich ein paar Zahlen, die das Greenpeace-Magazin (Ausgabe 04/2013) bekanntgegeben hat.
    Die Zoos in Münster und Landau verwenden ca. 5 bzw. 3 Prozent ihrer Einnahmen für Projekte vor Ort. Leipzig 1 %. Von Nürnberg ist die INOFFIZIELLE Zahl von 100.000 Euro bekannt (dagegen stehen 31 Millionen Euro Baukosten und 800.000 Euro Instandhaltungskosten für die Lagune).
    Hier schätzt man allerdings 1 % der Einnahmen.
    Der Zoo in Nürnberg verwendet 3 % der Einnahmen.

    Über die Werbeetats der einzelnen Zoos ist überhaupt nichts bekannt. Die zoologischen Einrichtungen werden hier aus gutem Grund keine Einsicht gewähren – es wäre ja auch zu peinlich, wenn man mehr für Werbung ausgibt als für den Schutz der Habitate vor Ort.

    Vertiefend hierzu: Stiftung Warentest untersuchte vor gar nicht allzu langer Zeit die Effektivität und Effizienz von verschiedenen Tier- und Umweltschutzorganisationen, wobei nach Auffassung von Stiftung Warentest Wirtschaftlichkeit dann gegeben ist, wenn sie für Verwaltung und Werbung höchstens 35 Prozent der Ausgaben eines Jahres einsetzt. Oder, anders ausgedrückt, von jedem eingenommenen Euro investiert die Organisation also am besten mindestens 65 Cent in Umweltschutzprojekte und 35 Cent in Personal und Infrastruktur. 20 der getesteten Organisationen, darunter beispielsweise Greenpeace, WWF Deutschland und der Deutsche Tierschutzbund hielten sich an diese 35-Prozent-Grenze und wurden somit als empfehlenswert erachtet. Wie man sieht eine Effizienz und Wirtschaftlichkeit, welche von Zoos und Vergnügungsparks bei weitem nicht erreicht wird. Besonders schlimm sieht es diesbezüglich bei SeaWorld aus, welches ja durch seine Orca-Haltung nicht aus den negativen Schlagzeilen herauskommt und schwer unter Beschuss steht.

    Sinnvoller und weitaus effektiver wäre m. M. nach, Natur- und Tierschutz direkt vor Ort zu betreiben, indem man beispielsweise die natürlichen Habitate, also die Lebensräume der Tiere schützt? Organisationen wie beispielsweise die Born Free Foundation oder das Whale and Dolphin Conservation (hier gibt es beispielsweise eine Delfinpatenschaft ab 5,00 Euro im Monat) leisten diesbezüglich, meiner Ansicht nach, ganz hervorragende Arbeit und die zur Verfügung stehenden Gelder kommen auch in einem weit höheren Maße den Tieren und deren Lebensräumen zugute, da es nicht erforderlich ist, einen Großteil der Gelder für die Aufrechterhaltung der Gefangenschaft, für Neubauten, Personal, Verwaltung, Aktionäre usw. aufzuwenden.
    Negativbeispiel ist die zoologische Einrichtung SeaWorld, welche lediglich lächerliche 0,0001 Prozent seiner Einkünfte dafür ausgibt, um Tieren in ihren angestammten Lebensräumen zu helfen.

    >> „In addition, according to its 2011-12 Annual Report, SeaWorld has given only $9 million dollars over the last decade toward conservation efforts. That means for every 100 dollars in revenue they bring in, they donate approximately 1 cent toward saving the animals in the wild whose captive counterparts they are exploiting. That’s .0001 percent of their income going to help animals in the wild. I think that might be the most telling point of all — that, in fact, SeaWorld is really nothing more than a money-making enterprise.“ <<

    Unlängst haben 2 Eisbären in einem engen Betonloch in Warschau ihren Geburtstag 'gefeiert'.
    Gregor und Aleut. Die beiden Eisbären stammen aus Nürnberg. Die Eisbärin Flocke wurde von Nürnberg in das warme Antibes verfrachtet und fristet nun dort ihr meiner Meinung nach armseliges Dasein.
    Flocke wurde medial ausgeschlachtet. Hat DAS irgendetwas an der Situtation Ex-Situ geändert?
    Wenn man sich die dramatische Situation des Habitates von Eisbären anschaut, kann man diese Frage wohl getrost mit Nein beantworten.
    Delfin Rocco wurde vom Nürnberger Delfinarium in eine 'Männergruppe' nach Malaga abgeschoben. Seine Blutlinie ist inzwischen überrepräsentiert und er wird nicht mehr gebraucht. Lediglich als Akteur in einem Wasserzirkus darf er demnächst seine Trainer aufmerksamkeitsheischen auf der Schnauze durch das Wasser tragen.
    Hat DAS irgendetwas an der Situation Ex-Situ geändert? Wohl kaum, sieht man sich die 100.000de von Delfinen an, die in Treibnetzen enden, in Taiji abgeschlachtet und für die Delfinarienindustrie gefangen werden, auf Salomon-Inseln abgeschlachtet werden etc. etc.

    Das sind nur 2 von vielen Beispielen…

  19. So gut ich die Fotos und das Thema auch finde, so mies finde ich den Text dazu.
    Der Vergleich mit Kriegsfotografen ist vollkommen unangebracht und respektlos.
    Das Giraffenbeispiel kann wohl kaum ernst gemeint sein. Sollen Löwen Vegetarier werden oder sind Rinder weniger wert als Giraffen? Die Antwort es sollten weder Löwen noch Giraffen im Zoo gehalten werden lasse ich nicht gelten. Denn hier geht es speziell um das Schlachten. Was mit den Bildern hier nichts zu tun hat.
    Alice Walker zu zitieren ist mutig, da sie eine recht „spezielle“ Ansicht hat.

    Die Fotos sind mit Abstand gut genug, der Text dazu ist völlig überflüssig und spricht mit seiner Eindimensionalität des radikalen Tierschutzes und der hohen Moral Tiere zu vermenschlichen nur die an, die ohnehin die gleiche Meinung haben – die breite Masse nicht.

  20. Ich finde es bewundernswert wie ehrlich der Artikel geschrieben ist.
    Der Aussage: „Ich habe nicht versucht, objektiv zu sein.“ zolle ich meinen Respekt.
    Gerade für Journalisten, die sich oft mit einem Nimbus der „Objektivität“ umgeben finde ich das eine sehr wahre und ehrliche aussage.
    Der Satz hätte an den Anfang des Artikels gemusst.

    Was mir an dem Artikel fehlt:
    Eine Alternative. Der Eisbär stirbt in seinem natürlichen Lebensraum aus. Traurig aber wahr, das bringt der Klimawandel mit sich. Was ist also die Alternative zu einem Zoo: Den Eisbär aussterben zu lassen?

    Zu den Fotos:
    Du schreibst das du angestrebt hast „den Ausschnitt zu finden, der das subjektive Erleben der Tiere widerspiegelt“.
    Das kann ich irgendwie nicht sehen. Das Eisbärfoto finde ich sehr gelungen. Die anderen Fotos erscheinen mir, als wenn ein trauriger Moment gesucht, aber nicht 100% gefunden wurde.
    Die Fotos wirken mir etwas zu sehr „aus der Hüfte geschossen“. Zu viel Schnappschuss

    Ich finde Zoos auch traurig und war seit Jahren nicht mehr in einem Zoo, aber bei dem Artikel fehlt mir einfach ein Lösungsansatz.

    Beste Grüße