21. Februar 2022

Von Haushühnern, denen ein neues Leben geschenkt wurde

„Wie entscheiden wir, welche Tiere zur Familie gehören und welche wir essen?“ Mit diesen Worten beginnt der Bildband „Nest. Rescued Chickens at Home“ von Janet Holmes. Und in der Tat wirken die Bilder zunächst befremdlich. Ein Huhn sieht wie selbstverständlich aus einem Fenster, ein anderes kuschelt mit einer Frau auf dem Sofa und drei weitere werden in einem Wohnraum mit einer Banane gefüttert.

Hühner werden von den meisten Menschen als Nutztiere betrachtet. Ihr Fleisch und ihre Eier werden gegessen, ihre Federn dienen als Füllmaterial in Kissen und Decken. Eine emotionale Beziehung zu einem Huhn aufzubauen, ist für die meisten Menschen daher ungewöhnlich. Die Fotografin Janet Holmes fand jedoch Menschen in Amerika, die sich in der Tierrettung engagieren und die ganz selbstverständlich mit ihren Schützlingen zusammenleben.

Für sie ist die Unterscheidung zwischen Nutz- und Haustieren absurd, weil sie grundsätzlich auf den Konsum von Tieren verzichten. Sie leben vegan und retten kranke Tiere. Viele der Hennen stammen aus Legebatterien, in denen sie nur etwas wert sind, solange sie noch genügend Eier legen können. Andere Hühner mussten in sogenannten Hahnenkämpfen gegeneinander antreten. Alle im Buch gezeigten Tiere eint jedoch, dass sie von Aktivist*innen gerettet wurden und ein neues Zuhause fanden. Dort fotografierte sie Janet Holmes für ihren Bildband.

Und die Portraits sind großartig! Die Fotografin schafft es, die verschiedenen Persönlichkeiten der Tiere festzuhalten und ganz nebenbei bringt sie auch noch eine Menge Humor mit ein. Nämlich dann, wenn wie zufällig die Farben des Gefieders mit den Küchenfließen übereinstimmen oder ein Huhn neugierig eine kleine Dekofigur in Form eines Hahns betrachtet.

Frau mit Huhn auf dem Arm

Frau füttert drei Hühner in einem WohnraumFrau posiert mit Huhn

Drei Hühner auf einer Gartenbank

Frau mit Huhn am Schreibtisch

Huhn schaut aus einem FensterHuhn

Kücken in Händen

Frau mit Huhn auf einem Sofa

Huhn schaut hinunter auf eine Hahnfigur

Im Buch merkt man, wie wichtig der Fotografin das Thema Tierschutz ist. Sie zeigt nicht nur starke Bilder, sondern erklärt die Folgen der Überzüchtung. Und sie lässt andere Frauen aus dem Tierschutz zu Wort kommen, die in kurzen Texten von der Rettung, aber auch dem Verlust ihrer neuen gefiederten Freunde schreiben. Denn viele der Hühner werden kaum älter als zwei Jahre, trotz einer eigentlichen Lebenserwartung von über zehn Jahren.

Vielleicht wirken die Texte auf einige Menschen pathetisch. Oder der Fakt, dass das Buch mit 24 x 22 cm genau die Maße hat, die einem Huhn an Platz in den amerikanischen Fabriken zum Leben zugemessen wird. Aber wie sollte man so eine Ungerechtigkeit sonst aufzeigen? Natürlich könnte man das Buch auch komplett ohne Texte publizieren. Dann wären es einfach nur tolle, unterhaltsame Aufnahmen von Hühnern. Aber dann wäre es auch einfach ein kleiner Witz auf Kosten eines unglaublichen Leids.

Informationen zum Buch

„Nest. Rescued Chickens at Home“ von Janet Holmes
Einband: Hardcover
Seiten: 120 Seiten
Maße: 24 x 22 cm
Verlag: Kehrer
Preis: 35 €

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