Rahmen vor Landschaft am Meer.
20. November 2018 Lesezeit: ~18 Minuten

Nachhaltigkeit in der Fotografie

Vor Kurzem habe ich in einer Dokumentation zum wiederholten Mal etwas über den alles andere als friedliche verlaufenden oder gar nachhaltigen Abbau von Coltan im Kongo gesehen1. Immer wieder werden Berichte von Plastikstrudeln im Meer2 laut, die Ausmaße von mehreren Kilometern(!) haben.

Dann nehme ich meine beiden Hauptbegleiter – eine digitale und die eine analoge Kamera – in die Hand, wiege Plastik und Sensor sowie Kleinbildfilm und abgewetztes Metall in der Hand, erinnere mich an die hundert Neuerungen, die auf der Photokina vorgestellt wurden – und komme insgesamt ins Grübeln.

Es prasselt schon länger in immer kürzeren Zeitspannen Neuerungen im Sektor der technischen Gerätschaften – nicht nur in der Fotografie. Es ist generell so vieles möglich und für all diese Möglichkeiten können wir etwas kaufen. Für unser Metier gesprochen: Handys mit immer mehr verbauten Linsen und Kameras, Drohnen, digitale sowie analoge Fotoapparate, Sofortbildkameras, Einwegkameras – eine gefühlt endlose Herstellerliste erweitert permanent ihr Segment. Dazu kommen Zubehör wie Stative, Filter, Taschen, Gurte und Kleingeräte mit den verschiedensten Vorteilen.

Über Nachteile wird seltener gesprochen bei Neuanschaffungen. Ein Nachteil, den ich sehe und beobachte, ist jedoch nicht die Neuanschaffung an sich, sondern viel mehr die Frequenz der Neuanschaffungen und was damit zusammenhängen kann. Denn manche Dinge wiegen nicht nur im Sinne des Geldes viel. Sondern auch in Form von Abfallprodukten3, die sie hinterlassen, oder in Bezug auf die Produktions- und Verwertungshintergründe.

Jugendlicher auf  einer Elektroschrott-Mülldeponie

© Kevin McElvaney, aus Agbogbloshie

Der gestiegene Ver- bzw. Gebrauch neuer Technologien hat immense Ausmaße angenommen. Deren zukünftig abzusehender ansteigender Gebrauch sowie Angaben zum Recycling sind zum Beispiel beim Fraunhofer-Institut unter dem Titel „Rohstoffe für Zukunftstechnologien“ zu finden. Dort heißt es:

Die Trennung hoch komplexer Materialverbünde, wie sie beispielsweise in integrierten Schaltkreisen realisiert sind, und die Rückgewinnung der enthaltenen Wertstoffe stellt höchste Anforderungen an die Recyclingtechnik, die gegenwärtig aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen oft noch nicht erreicht werden.

In vielen afrikanischen und asiatischen Ländern wird das Recycling von Elektronikschrott ohne Umwelt- und Arbeitsschutzvorkehrungen und mit sehr geringen Rückgewinnungsraten durchgeführt. Durch illegalen Transport gelangen auch große Mengen europäischen Elektroschrotts dorthin. Über 60 % des Schrotts werden aufgrund falscher Entsorgung und illegalem Export nicht dem ordnungsgemäßen Recycling zugeführt.

Ich bin mir sicher, Ihr kennt Fotoserien wie beispielsweise die von Pieter Hugo, die Menschen auf Sammelstellen von Elektroschrott zeigen oder Bilder von Kai Löffelbein, die sich mit eben jener Thematik beschäftigen und zu der er auch das Buch „Ctrl-X. A topography of e-waste“ im Verlag Steidl publiziert hat. Dort sind Menschen sind zu sehen, die ohne jegliche Schutzausrüstung Altgeräte reparieren oder Kabel entwirren – es ist vermutlich davon auszugehen, dass sich an diesen Zuständen bis jetzt wenig bis gar nichts verändert hat. Was dann letztlich uns alle betrifft oder betroffen machen sollte.

Zudem haben sich im Umgang mit Plastikmüll generell Anfang dieses Jahres die Verantwortlichkeiten verschoben: China, auch Abnehmer von Müll aus Deutschland, akzeptiert beispielsweise keine Importe von Plastikmüll aus der EU mehr4. Also bedeutet nachhaltiges Handeln (in der Fotografie und darüber hinaus), überhaupt erst so wenig Müll wie möglich zu produzieren. Dies schließt auch Verpackungsmüll von Neuanschaffungen und Bestellungen mit ein.

Ich möchte hier einen Rundumblick auf verschiedene kleinere und größere Themen zur Nachhaltigkeit in der Fotografie (und darüber hinaus) werfen. Sich einen Überblick zu verschaffen, schärft die Sinne, daher gebe ich Euch kleine Tipps mit auf den Weg und stelle Ideen in den Raum, wie wir die beschriebenen Problematiken durch unsere aktive Mitarbeit einschränken können. Vollständigkeit kann ich natürlich nicht gewährleisten, doch wir können weitere Ideen in den Kommentaren zusammentragen, um gemeinsam daran zu arbeiten.

Manche Neuanschaffung ist sinnvoll. Wer Bilder machen möchte, benötigt dafür Trägermaterial (Film, Papier, Sensor und so weiter) und entsprechendes Gerät. Es geht hier nicht darum, Fotograf*innen Neuanschaffungen zu verwehren, doch es soll um eine gewisse Achtsamkeit bei Anschaffung und Handhabung gehen.

Die aus einem Schuhkarton gebastelte Lochkamera etwa ist eine Variante, die ganz anders wiegt als beispielsweise eine der neuesten Spiegelreflex- oder spiegellosen Kameras. Wobei dies kein Plädoyer für analog statt digital darstellen soll. Denn auch in der analogen Verarbeitung haben wir es mit Chemikalien und Filmmaterial zu tun, die es natürlich auch nicht vom Himmel regnet, die eine fachgerechte Entsorgung nötig haben und ebenso produziert werden müssen.

Manchmal braucht man Dinge für die Umsetzung eines Vorhabens einfach, das leuchtet mir ein, speziell in der Berufsfotografie werden bestimmte Dinge beispielsweise auch von der Kundschaft erwartet. Aber braucht man alles, was man sich anschafft, wirklich?

Zusätzlich zu den bildgebenden Geräten kommen noch die verarbeitenden ins Spiel: Computer, Laptops, Tablets, Drucker, Kalibriergeräte – insgesamt ein Sammelsurium verschiedenster technischer Apparate, die benötigt werden, um ein finales Resultat in den Händen zu halten.

Das ist dann gern in Buchform, auf hochwertigen Papieren oder auch dem Abzug vom Discounter um die Ecke, der leider eine vergleichsweise geringere Haltbarkeit aufweist. Bedeutet noch einmal Papier, Farben, Chemikalien, gegebenenfalls Rahmen, Bindung oder Album. Doch auch, wenn die Bilddateien nur als Daten bestehen, benötigt man Festplatten oder Serverplatz. Auch all das ist nicht umsonst5, selbst wenn es sich manchmal so anfühlt wie im Paket enthalten.

Werden Chemikalien (beispielsweise bei einem Recyclinghof) fachgerecht entsorgt, stellen sie keine direkte Bedrohung für unsere Umwelt dar und werden dort in der Regel ordnungsgemäß neutralisiert. Gibt man Kameras zum Recycling, geht man auf jeden Fall den richtigen Weg. Doch allein ein Sensibilisieren und das Thematisieren, Fragen stellen, Antworten suchen, kann langsam aber stetig darauf einwirken, dass langfristig mehr und effektiver Ressourcen aufgearbeitet werden.

Wir müssen auch deutlich machen, dass uns das wichtig ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, zu wissen, dass die Anbieter*innen von Elektrogeräten in der Regel defekte oder alte Geräte kostenfrei zurücknehmen müssen, um sich selbst um eine fachgerechte Entsorgung zu kümmern.

Vielleicht wissen wir manchmal auch einfach zu wenig über unsere Gerätschaften? Hier meine ich zumindest mich: Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht genau, wie eigentlich alles produziert und hergestellt wurde, was ich benutze. Vielleicht werde ich auch nie alles in Gänze begreifen oder nachvollziehen können. Doch es ist zumindest – wie in allen Lebensbereichen – wichtig, die Auseinandersetzung mit der Thematik zu suchen, um zu mehr Erkenntnis zu gelangen. Also habe ich beschlossen, für mich und für Euch wirklich ein wenig tiefer einzutauchen.

Für die Produktion unserer Geräte werden mittlerweile diverse Rohstoffe benötigt. Manche sind im Verhältnis zu anderen als harmloser einzustufen. Andere jedoch, wie etwa das eingangs bereits erwähnte Coltan6, das neben Handys auch in vielen weiteren Geräten, unter anderem auch in Kameratechnik, verbaut wird, beinhalten häufig Kinderarbeit7, 8, kriegerische Konflikte9, nicht nachhaltiges Handeln und das meist ohne unser Wissen. Natürlich wird damit nicht geworben.

Zum Begriff „nicht nachhaltig“ gehören viele Aspekte. Es geht nicht nur um Recycling und Wiederverwertung, sondern auch um Arbeitsbedingungen, gleiche Grundvoraussetzungen an Produktionsstätten, faire Verteilung von Gehältern und Gütern, langfristige Planung im ökologischen Sinne, nachhaltigen Ab- und Anbau von Rohstoffen. Also historisch betrachtet um Dinge, die nicht immer selbstverständlich in den Köpfen verankert waren – und teilweise noch immer nicht sind. Obwohl sie doch langfristig so viel für uns bedeuten.

Um mein eigenes Verständnis meiner Kamera zu erweitern, habe ich meine analoge Kamera bereits auseinander gebaut gesehen. Viele kleine Schräubchen, Metallplättchen, Zahnrädchen und eine robuste Außenhülle, die überwiegend aus Metall und hartem Kunststoff besteht. Ein Objektiv, kein Sammelsurium, sondern meine heiß geliebte und mit der Kamera verwachsene Festbrennweite. Das einzige an dieser Kamera, das manchmal abbröckelte und über die vielen Jahre erneuert werden musste, ist das Dichtungsmaterial.

Meine digitale Kamera ist für mich eher ein Buch mit sieben Siegeln, was das Innenleben genau und wirklich konkret anbelangt. Klar, der Sensor ist mir ein Begriff ebenso wie die Tatsache, dass es ein technisches und kein mechanisches Gerät mehr ist. Aber wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass vieles zwar von mir kontrolliert und bedient werden kann, aber die differenzierten technischen Funktionen oder die Herstellung der Komponenten, geschweige denn die Entsorgung, haben mir nie so wirklich Kopfzerbrechen bereitet. Bis die Diskussion über die andauernd neuen Smartphones aufbrannte und ich zum ersten Mal bewusst von Coltan hörte.

„Seltene Erden“ hört sich an wie der romantische Begriff aus einem Märchenbuch, dass aber ganze Regionen unter kriegerischen Konflikten aufgrund dieser „seltenen Erden“ leiden, verbreitet keinerlei romantische oder märchenhafte Stimmung mehr. Dieser Begriff erklärt direkt aber auch nicht mehr als die Seltenheit. Eigentlich könnte uns das schon hellhörig machen. Denn bei „selten“ ist meist auch „wertvoll“ gemeint, „wenig vorhanden“ oder „schwer zu beschaffen“.

Auf Coltan trifft alles gleichermaßen zu. Es wird in der Mikroelektronik für die Produktion von kleinsten Kondensatoren mit hoher elektrischer Kapazität verwendet. Was bedeutet das, wenn man sich die Entwicklungen auf dem (Kamera-)Markt ansieht?

Telefonzellen wurden zu Smartphones und diese sind nun auch oft Kameras. Großformatfotografie (auf Film) ist schon lange nicht mehr so aktuell, heute geht es darum, mit möglichst kleinen Kameras möglichst hochauflösende Bilder zu erstellen. Das Rennen um mehr Megapixel, schnellere Reaktionszeiten, schärfere Bilder und kleinere Geräte ist nicht nur Bestandteil diverser Werbeslogans in Bezug auf neue Kameras (und weitere technische Geräte).

Es muss sich ja auch im Fertigungsprozess widerspiegeln. Kleinere Kameras bedeuten weniger Platz für die zu verbauende Technik. Was uns zurück zur Mikroelektronik, zu den Rohstoffen, die dies ermöglichen und dem oben erwähnten, schwer verwertbarem Abfall, der dadurch am Ende entsteht, führt. Die faltbaren Displays, die kommen werden11 führen vor, wie klein und flexibel die aktuelle Technik sein kann.

Hier ist Coltan10 vielleicht nur ein Rohstoff, der besondere Aufmerksamkeit erfahren hat und in mir den Ausschlag gab für eine tiefere Auseinandersetzung mit der gesamten Thematik. Doch insgesamt ist meine Bilanz bisher eher negativ, denn mir wird nach und nach klar, dass ich über vieles keine Kontrolle mehr habe. Natürlich werden viele weitere Komponenten, die weniger bedenklich sind, auch erforderlich für Lichtquellen, Displays, Leiterbahnen, Sensoren, Chips und weiteres. Natürlich finden „schlechtere“ Fertigungsmaterialien nicht nur in Kameras und Laptops Verwendung.

Doch ich plädiere hiermit dafür, sich damit auseinanderzusetzen, wie kompliziert und aufwändig es gewesen ist, die Kamera, die ihr in Händen haltet, herzustellen und was das tatsächlich bedeutet. Die Frage ist auch, wer tatsächlich den Unterschied zwischen den verschiedenen Neuerungen auf dem Kameramarkt noch sehen kann.

Einerseits heißt es, nicht die Kamera macht das Bild, andererseits scheint es, dass viele doch genau dieser Vermutung nachjagen, sonst würde der Markt nicht derartig viele Neuerungen kreieren, da diese ja auch nur entstehen, da sicher ist, dass sie gekauft werden.

Was Werbung in Bezug auf Neuerungen angeht, werden die Nachhaltigkeit, Hintergründe zur Entsorgung von Technikschrott und die Lebensdauer vieler Gerätschaften meist ausgeklammert. Eine selbstgebaute Lochkamera hat keine Angaben zur getesteten Klickrate. Auch meine F3 wurde noch nicht müde. Das – wie ich finde nicht zu unterschätzende – Problem sind jedoch weniger die neuen Gerätschaften, sondern wir – die Nutzer*innen selbiger. Denn wir haben durch unser Konsumverhalten einen Einfluss auf die Produktionsraten. Diesen Einfluss sollten wir aktiv nutzen.

Neben technischen Komponenten gibt es jedoch Dinge, auf die wir einfacher Einfluss nehmen können: Papiermüll im Büro vermeiden oder eine Webseite mit grünem Hosting betreiben. Hier habe ich bei meiner Recherche eine Entdeckung gemacht, die einen möglichen Weg aufzeigt, sich als Fotograf*in allumfassend mit Nachhaltigkeit zu befassen.

Simon Veith beachtet zum Beispiel unter anderem simple Ideen wie ein papierloses Büro, umweltschonende Anreise zum Arbeitsplatz und den Bezug von Ökostrom. Als Berufs- oder auch Privatperson kann man sich unter anderem auch um Geräte wie das Fairphone bemühen.

Um diesem Artikel die Schwermütigkeit wieder ein wenig zu nehmen: Erfreut Euch an Euren Kameras so lange wie möglich, nutzt sie viel und für gute Arbeiten, vielleicht sogar für Arbeiten, die auf Missstände hinweisen oder die uns beglücken oder erfreuen, informieren oder die Kreativität anregen.

Wenn Eure Kamera nun altersschwach und müde geworden ist, sucht einen guten Ort für sie. Soziale Projekte können sich über sie freuen und falls sie nur hakt, lasst sie reparieren. Wir möchten uns auch weiterhin an Bildern erfreuen. An Bildern ist viel Gutes! Nachstehend findet Ihr nun eine Liste mit weiteren Tipps für kleine, gute Taten.

Versandhandel

Nicht immer ist ein Laden ums Eck, doch bei einer meiner letzten Bestellungen von Fotofachmaterial ist mir Fotoimpex in einem kleinen aber relevanten Punkt positiv aufgefallen: Bei meiner Bestellung konnte ich zwischen recyceltem Altpapier und anderen Varianten als Verpackunsfüllmaterial wählen.

Wenn ich an die vielen aufgeblasenen Plastikfüllmaterialien oder Styroporschnipsel denke, ist das eine sinnige Alternative. Häufig nutze ich auch die Möglichkeit, bei Anmerkungen zur Bestellung anzugeben, dass ich mir so wenig zusätzliches Plastikfüllmaterial wie möglich wünsche und mir auch alte Zeitungen reichen. Manchmal klappt’s! Verpackungsmaterial aufzubewahren und wiederzuverwenden ist ohnehin sinnvoll. Und am besten ist es natürlich, wenn man auf die Versandwege ganz verzichten und einen Laden in der Nähe besuchen kann.

Druckprodukte

Für Druckprodukte fand ich die Transparenz und Offenheit der Umweltdruckerei in ihren Bemühungen, in der nachhaltigen Produktion immer weiter voranzuschreiten, sehr erfrischend. Man findet einen Umweltbericht über die Bestrebungen und Erfolge, den Stromverbrauch zu senken, die verwendeten Materialien und weitere Umweltfaktoren.

Gebrauchtkauf

Es gibt mehrere Portale für gebrauchte Kameras, neben bekannten wie Ebay und Amazon haben auch viele Fotofachhändler*innen eine eigene Rubrik für gebrauchte und geprüfte Geräte. MPB oder ReBuy wären nur zwei Beispiele, die ich hier nennen möchte. Viele Städte haben auch noch klassische Fotogeschäfte mit Auslagen. Auch wenn das vielleicht altmodisch erscheint – man möchte doch die Kamera, die einen dann begleitet, am liebsten auch mal in Händen gehalten haben, bevor man sie kauft, oder?

Kamera oder Zubehör mieten

Mit befreundeten Fotograf*innen kann man häufig Objektive und weiteres Zubehör teilen. Ist dann doch einmal etwas im Bekanntenkreis wirklich nicht vorhanden, bietet sich Mieten an. Miet Dein Objektiv und Calumet sind Anlaufstellen und zumindest in den Großstädten gibt es auch Verleiher*innen vor Ort.

Reparieren lassen statt ersetzen

Man selbst möchte die Kamera meist nicht auseinander schrauben – nachher bekommt man sie nicht wieder zusammen. Es gibt jedoch Anbieter*innen für Reinigung, Reparatur sowie Wartung. Der Camera-Service ist eine mögliche Option und auch beim Thema Reparatur gibt es vort Ort, gerade in den Städten, Anbieter*innen, die sich mit der Suchmaschine Eurer Wahl – nachhaltige Empfehlung: Ecosia! – schnell finden lassen.

Fachgerechte Entsorgung oder spenden

Eigentlich möchte ich an dieser Stelle davon ausgehen, dass allen bewusst ist, dass keine unserer Kamerakomponenten in den Hausmüll gehört, dennoch einige Hinweise an dieser Stelle: Hier findet Ihr eine hilfreiche Liste zur Elektroschrottentsorgung. Für Kameras, die man durch neue ersetzt, die aber eigentlich noch funktionieren, findet sich schnell ein soziales Projekt, eine Kita oder ähnliche Einrichtungen, die sich darüber riesig freuen! Der unüberlegte Wurf in die Tonne bedeutet häufig, dass man etwas noch Nutzbares wegwirft. Diakonieläden, Jugendhäuser, Upcyclingwerkstätten – es gibt viele Orte, an denen auch nicht brandneue Ware gut ankommt!

Diese Zusammenstellung ist sicherlich unvollständig, doch eine Sensibilisierung hilft mitunter viel, bewusster mit der gesamten Thematik umzugehen. Nicht alles, was alt ist, muss automatisch weggeworfen werden, manchmal muss man auch nur ein wenig um die Ecke denken und alte Dinge für neue Inhalte umnutzen. Manches braucht man gefühlt vielleicht ganz dringend, wenn man mit der Anschaffung aber zwei Wochen wartet, fällt auf, dass die Welt sich ohne dieses oder jenes auch weiter dreht.

Auf der Photokina ist mir noch aufgefallen, dass längst nicht mehr jeder Stand mit Flyern bedeckt war. Nikon beispielsweise hat auf gedruckte Werbung verzichtet. Vielleicht kann man auch hier als Kund*in oder Interessent*in bei Anbietern anmerken, dass digitale Werbung ausreichend ist. Nun bin ich gespannt auf Eure weiteren Tipps und Ideen für nachhaltige Fotografie in den Kommentaren!

Quellen

1 The Guardian: City of Joy: the powerful Netflix documentary where ‚everything is about love‘

2 Zeit Online: Die größte Müllkippe der Welt ist gut versteckt

3 Huffpost: Unser Elektroschrott landet in Afrika – darum müssen wir etwas dagegen tun

4 Tagesschau: EU drohen Berge aus Plastikmüll

5 HostTest: Grünes Hosting – Anbieter von ökologisch neutralem Hosting im Vergleich

6 Südwind: Der Rohstoff Coltan: Was hat mein Handy mit dem Krieg im Kongo zu tun?

7 Aktiv gegen Kinderarbeit: Coltan

8 Handelsblatt: Der Fluch des Reichtums im Kongo

9 Fraunhofer: Leitprojekt »Kritikalität Seltener Erden«

10 Misereor: Konfliktrohstoff Coltan: High-Tech auf dem Rücken der Armen

11 SHZ: Welt-Neuheit von Samsung: So sieht das faltbare Smartphone aus

17 Kommentare

Die Kommentare dieses Artikels sind geschlossen. ~ Die Redaktion

  1. Wikipedia zu „Nachhaltigkeit“:

    „Die Bezeichnung hat eine komplexe und facettenreiche Begriffsgeschichte. Das Wort Nachhaltigkeit stammt von dem Verb nachhalten mit der Bedeutung ‚längere Zeit andauern oder bleiben‘. Heutzutage sind im Wesentlichen drei Bedeutungen zu unterscheiden:

    1. die ursprüngliche Bedeutung einer ‚längere Zeit anhaltende[n] Wirkung‘ (Duden),
    2. die besondere forstwissenschaftliche Bedeutung als ‚forstwirtschaftliches Prinzip, nach dem nicht mehr Holz gefällt werden darf, als jeweils nachwachsen kann‘ (Duden),
    3. die moderne, umfassende Bedeutung im Sinne eines ‚Prinzip[s], nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann‘ (Duden).“

    Insoweit kann Fotografie nicht nachhaltig im Sinne von 2. oder 3. sein. Was man lediglich tun kann, ist die negative Umweltbilanz etwas zu verringern.

    • Hallo Wanderer, natürlich kann auch die Fotografie nachhaltig betrieben werden. Ebenso wie es viele weitere Felder gibt in denen man die Möglichkeit hat nachhaltig zu agieren. Auch im Sinne von deinen angeführten Punkten 2 und 3, da diese sich auf Ressourcen im allgemeinen beziehen.

      Bekanntlich kann man aus Nichts nichts schaffen, da alles in der ein oder anderen Form einer materiellen Grundlage bedarf. Somit ist eher allein schon alles auf Ressourcen basierende auch möglich in nachhaltiger Art und Weise. Wie weiter oben in meinem Text auch erwähnt, geht es bei Nachhaltigkeit ja nicht rein um Umweltbilanzen, sondern um weit greifender gedachte Aspekte und Konzepte von Nutzungsverhalten im Allgemeinen. Oder beispielsweise das Aufzeigen von Wegen zum Ersetzen bestimmter Materialien mit beispielsweise weniger schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt.

      Zu unserer Umwelt zählt aus meiner Sicht – neben Fauna und Flora – zudem auch der Mensch. Die Gesellschaft die uns umgibt. Somit sollte sich unser Handeln generell auf umgebende Faktoren positiv auswirken.

  2. Ich musste beim Lesen sofort an die Neuauflage der Pentax K-1 (II) denken, mit der Pentax einen ziemlich einzigartigen Schritt gegangen ist:
    Das Gehäuse und alles bleibt gleich, aber die Platine wird getauscht. Dazu wird die Kamera eingeschickt, entsprechend aufgerüstet und wieder zurückgeschickt.

    Auch wenn ich mich bisher tatsächlich weniger mit Nachhaltigkeit in der Fotografie, sondern viel mehr von Computern, Laptops und Smartphones auseinander gesetzt habe: es gibt großen Nachholbedarf!

    Wenn ich allein daran denke, dass Software-mäßig bei digitalen Kameras ebenso „aufgerüstet“ werden könnte und Funktionen nachgeliefert werden könnten…

    Firmware als freie Software wäre ein enormer Sprung auf diesem Gebiet und könnte sicherlich beitragen, dass digitale Kameras sehr viel länger mit einer aktiven Community weiter gepflegt werden.

    • Guter Punkt! Danke für die Info. Ja Komponententausch statt direkter Neuanschaffung sollte es in viel mehr Bereichen geben. Eigentlich könnte man ja beinahe offene Briefe an die Kamerahersteller versenden, mit Wünschen an die Zukunft…

    • Ohne explizit Werbung machen zu wollen muss ich sagen, dass Fujifilm dieses Konzept über Nachhaltigkeit durch Firmwareupdates seit Jahren sehr erfolgreich praktiziert. Selbst für Kameras, die Mittlerweile 6 Jahre alt sind, werden hin und wieder noch neue Funktionen per Firmwareupdate nachgeschoben. So ist man nicht gezwungen, wegen eines neuen Features sofort eine neue Kamera zu kaufen. Hier sollten sich alle Hersteller ein Beispiel daran nehmen. Manchmal habe ich das Gefühl, es werden bewusst keine neuen Funktionen mit den Updates ausgerollt um den Kunden mehr oder weniger zum Aufrüsten auf ein neues Modell zu zwingen…

  3. Für mich steht ein gutes Design im Vordergrund. Gutes Design (oder gute Designer*innen) = Nachhaltigkeit. Doch gutes Design (Beispiel: Leica M) ist nicht immer erschwinglich und nicht für jeden zugänglich. Viele Leute machen sich nichts draus.

    Viele Grüße von Veith Z.

    • Hallo Veith, aber würdest du gutes Design auch vorziehen wenn du wüsstest, dass Menschen/die Umwelt darunter gelitten haben/hat, dass dein Gerät hübsch ist? Geht es bei einer Kamera nicht vordergründig um gute Handhabung und Resultate, statt um die Optik der Kamera selbst?

      • Hallo Tabea,

        ich würde gutes Design immer vorziehen. Gutes Design funktioniert, ist nachhaltig und sieht hübsch aus. Schlechtes Design funktioniert nicht, ist nicht nachhaltig und ist immer hässlich. Ich würde gutes Design auch dann noch vorziehen wenn Mensch und Umwelt belastet werden. Bei schlechten Design wird der Mensch und die Umwelt um so mehr belastet. Gutes Design ist durchdacht und funktioniert und kostet bei der Herstellung weniger Energie. Design ist schlau! Schlechtes Design ist nicht schlau, kostet viel Energie und belastet um so mehr. Auch dann noch wenn es im Gebrauch ist oder wenn es verschrottet wird. Eine Kamera sollte eine gute Haptik haben, sie sollte auch gute Resultate hergeben und sollte nebenbei ganz toll aussehen. Nur dann würde es meine Kamera sein, die ich so sehr mag. Aber kann ich mir diese Kamera noch leisten? Aber wieviel schlechte Kameras könnte ich mir nacheinander leisten? Nicht nur wir als Verbraucher sondern auch die Hersteller müssen abwägen. Wir kaufen nicht nur ein Auto, weil es hübsch aussieht. Es muss vieles mehr in Betracht gezogen werden. Oder? Ich habe mich zweimal für ein IPhone entschieden. Jetzt kaufe ich mir kein IPhone mehr. Es ist einfach nicht Nachhaltig. Es hält keine zwei Jahre. Menschen werden ausgebeutet. Das Akku kann nicht ohne weiteres ausgetauscht werden. Der Ladekabelanschluss ist defekt. Aber ist ein Smartphone eines anderen Herstellers besser? Gutes Design kann auch vorgegaukelt sein. Es gilt immer abzuwägen. Jedenfalls brauche ich ein neues Smartphone, weil ich es für Notfälle brauche und die Funktionen (Nachrichten, Wetterbericht etc.) möchte ich nicht vermissen. Mein altes Nokia (15 – 20 J.) würde mir nicht weiterhelfen. Aber ich nutze es als Wecker, weil es jede 10 Minuten zuverlässig weckt. Aber es ist nicht unbedingt Hübsch. Hübsch steht hier nicht immer Vordergrund.

        Hier ein Link zum guten Design und Thesen dazu:

        https://www.vitsoe.com/de/ueber-vitsoe/gutes-design

        Dieter Rams hat auch für die Braun AG gearbeitet.

        Viele Grüße von Veith

      • Mir wäre „gutes Design“ in diesem Sinne eine Menge wert, aber man kann das als Verbraucher nicht oder kaum kontrollieren.

        Ist eine Leica M deshalb (sau-)teuer, weil sie wirklich fairer und nachhaltiger produziert wurde als eine Fuji oder Sony? Wenn ja, wieviel kostet diese Nachhaltigkeit? Oder bezahle ich da nur eine clevere Marketingmaschinerie?

        Sagen wir, 1.000 Euro Equipment würde 1.500 Euro kosten, wenn es viel fairer und nachhaltiger produziert würde, wären da sicher einige Leute, auch ich, dabei. Aber eine M kostet eben 6.000 Euro oder so, da müsste man mir schon erklären, warum ich die kaufen soll.

        Gebrauchtes kaufen lohnt übrigens nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch aus egoistischen. Man bekommt wirklich viele Kamerabodies und Objektive in gutem Zustand zu echten Schnäppchenpreisen. Das kann man von neuem Digital-Equipment ja nun wirklich nicht behaupten.

    • Hallo Michael,
      wenn es insgesamt um die Umwelt geht, schließt dies sich automatisch mit ein. Aus meiner Perspektive gehören Sozialstandards und Menschenrechte definitiv hinzu, in allen Belangen. Denke so ist dieser Begriff auch aktuell in der Gesellschaft aufgefasst und interpretiert. Dort zu Kaufen, wo auf so etwas Wert gelegt wird, ist definitiv immer die bessere Wahl.

  4. Guter und wichtiger Artikel! Über das Thema mache ich mir schon länger Gedanken und kaufe die meiste Technik als Gebrauchtware, so habe ich jahrelang mit der Fuji X100(s) geliebäugelt und sie mir dann irgendwann, als sie gebraucht in erschwinglichere Gefilden ankam, über Kleinanzeigen gekauft. Klar kann sie nicht alles, was das neueste Modell kann, aber darauf kann man sich einlassen und man spart obendrein eine Menge Geld. Selbst Plattenspieler, Stereoanlage (mindestens schon 10 Jahre alt) und andere elektronische Geräte hole ich mir gebraucht. Gerade habe ich mir ein altes iPhone besorgt, da mich mein (ebenfalls gebraucht gekauftes) Blackberry nach über 7 Jahren doch im Stich gelassen hat.
    Beruflich bin ich in der Filmproduktion tätig, und da staune ich auch über manche Kollegen, die immer die allerneueste Technik kaufen müssen, nur weil das gerade angesagt ist – Stichwort Drohen, Gimbals, Slider. Alles Zubehör, was in bestimmten Situationen durchaus sinnvoll einzusetzen aber mittlerweile so billig einzukaufen ist, dass sich lieber mit allerneuester Technik eingedeckt wird als es beispielsweise zu leihen. Am Ende hat das leider aber auch oftmals Einfluss auf die (sinkende) filmische Qualität: in jedem zweiten Video fliegt irgendwo eine Drohne drüber, ob das dramaturgisch Sinn macht oder nicht. Hat halt Geld gekostet, also muss man das schließlich auch nutzen! Und anstatt an der eigenen Bildsprache, der Lichtsetzung oder der Erzählstruktur zu arbeiten, wird alle paar Jahre die neueste Kamera gekauft.
    Allerdings gibt es auch langfristige Investitionen, die aber meist eher unspektakulär daher kommen: gute Licht-, Stativ-, Audio- und Griptechnik kauft man – wenn es nicht gerade die China-Modelle von Amazon sind – für Jahrzehnte ein.

    • … und zur Umweltdruckerei: leider kann ich sie nicht wirklich empfehlen. Seit einigen Jahren bin ich da nun schon Kunde, aber die Qualität ist sehr schwankend, von verschmutzten bis streifigen Drucken oder falschem Beschnitt habe ich und auch Kollegen schon alles gehabt. Aber nachhaltige (Online-)Druckereien gibt es mittlerweile ja einige, Printzipia oder Laserline in Berlin beispielsweise, mit denen ich bisher nur gute Erfahrungen machen konnte.

      • Hallo Torsten, danke für dein Feedback und deine Erfahrungen. Wir werden uns die beiden weiteren Druckereien mal ansehen! Bezüglich der Umweltdruckerei habe ich bisher nur positive Erfahrungen gemacht. Aber natürlich braucht man für eine Beurteilung immer die Erfahrungen mehrer Personen. Deinen Kommentar bezüglich Lichtsetzung, eigener Stil usw. im Filmgenre finde ich sehr gut. Geht ja in die Richtung „Nicht die Technik, sondern die Person dahinter erstellt das Resultat.“

  5. Blogartikel dazu: Nachhaltigkeit beim Fotografieren - REISEZUTATEN.DE

  6. Mir gefällt der Artikel, stösst er doch mehr als einmal die richtigen Gedanken an. Denke ich jedoch nur einen Gedanken zu Ende, so stellt sich heraus, dass wir selbst mit grösster Mühe den Prozess des Ressourcenverbrauchs ohne 100% Kreislaufwirtschaft nicht aufhalten, sondern bestenfalls verzögern. Auch wenn wir es nicht wollen, so sind wir alle heute mehr oder weniger dem Prinzip des wirschaftlichen Wachstums vollintegriert. Wir, die wir das hier lesen und auch die Zeit dazu haben, sind nahzu alle Menschen, die alles bereits haben und vom Gedanken der Subsistenz meilenweit entfernt sind. Solange aber ein Großteil der Menschheit diese Schwelle nicht erreicht hat, ist der Gedanke unsererseits, sich einzuschränken ein netter Ansatz – ohne praktiche Relevanz. Cradle to Cradle muß für uns im Überfluss Lebende die gleiche Bedeutung haben, wie für alle die ihr Subsistenzminimum Tag für Tag zu erreichen versuchen. Wens interessiert, unter Epea-Hamburg mal suchen….