19. April 2014

Hunting Season

Ich bin in einer Gegend aufgewachsen, in der man vom Auto abhängig ist. Die nächste größere Stadt liegt fünfzig Kilometer entfernt. Und bis zum nächsten Supermarkt fährt man zehn Kilometer – durch den Wald.

Autofahren kann Spaß machen. Und ich gebe es zu, ich fahre gern. Doch nur allzu oft wird diese Freude durch Gefühle von Beklommenheit, Ekel und auch Trauer unterbrochen – nämlich dann, wenn da Tiere sind, tote Tiere.

In der Jagdsaison 2012/2013 zählte der Deutsche Jagdverband über 200.000 Wildunfälle. Aber wer ruft schon den Jäger an, wenn er einen Hasen überfährt? Und kleinere Tiere wie Igel oder Mäuse bleiben ohnehin unerwähnt.

Irgendwann war da dieser tote Fuchs, den ich sah, als ich meine Eltern besuchte, der tagelang am Straßenrand lag und an dem ich immer wieder und wieder vorbeifuhr. Ich hatte das Bedürfnis, diese Situation fotografisch aufzuarbeiten. Stehenzubleiben. Hinzusehen.

Hunting Season © Rebecca Schwarzmeier

Hunting Season © Rebecca Schwarzmeier

Hunting Season © Rebecca Schwarzmeier

Hunting Season © Rebecca Schwarzmeier

Hunting Season © Rebecca Schwarzmeier

Hunting Season © Rebecca Schwarzmeier

Hunting Season © Rebecca Schwarzmeier

Hunting Season © Rebecca Schwarzmeier

Hunting Season © Rebecca Schwarzmeier

Hunting Season © Rebecca Schwarzmeier

Hunting Season © Rebecca Schwarzmeier

Hunting Season © Rebecca Schwarzmeier

Hunting Season © Rebecca Schwarzmeier

Hunting Season © Rebecca Schwarzmeier

Ein Großteil der Serie ist im Frühjahr und Sommer 2012 entstanden. Als ich meinen Freunden davon erzählte, begannen auch sie, ihre Augen für diese Problematik zu öffnen. Fast täglich wurde ich angerufen, weil jemand auf dem Weg zur Arbeit an einem überfahrenen Tier vorbeigekommen war.

Im Herbst 2012 wurde die Serie im Rahmen der Ausstellung „Waldrand“ der Fotoszene Nürnberg gezeigt. Für mich ist das Thema aber längst nicht abgeschlossen; ich habe die Kamera immer im Kofferraum dabei.

10 Kommentare

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  1. puhhhhh. Schwieriges Thema. Meinen Respekt, dass du das durchgezogen hast, mir hat sich grad schon beim anschauen der Bilder der Magen umgedreht. Wenn ich tote Tiere auf/an der Strasse sehe, habe ich persönlich immer das Bedürfnis sie zu begraben.. sie nicht einfach am Strassenrand ihrer letzer Würde beraubt verotten zu lassen. Ich weiss, dass es den toten Tieren egal ist… und ich es mehr für mich tun würde als für die Tiere.
    Als frische Fahranfängerin hab ich mal fast das Auto ner Freundin in ne Häuserwand gesetzt, weil ich nem Igel ausgewichen bin.

  2. Schon recht makaber.
    Im Grunde eine interessante Idee. Würde mir besser gefallen, wenn man den Winkel so wählt, dass nicht unbedingt die Gedärme zu sehen sind. ;)

    Ansonsten eine gute Serie, die zeigt, wie beiläufig und wertlose das Leben von Tieren für viele Menschen ist, dass sie nicht einmal fünf Minuten aufbringen, um ein Telefonat zu führen, damit die Kadaver entsorgt werden können.

    • Ich glaube darauf das die Gedärme zu sehen sind kommt es aber an! Die meisten Menschen sehen weg wenn sie sehen dort liegt ein totes Tier, bei einem Foto kann man aber nicht wegsehen…. gesehen ist gesehen.
      Würde das Tier unversehrt aussehen, könnte es auch einfach schlafen….

      Meine Meinung über die Fotos ist sehr positiv, ich finde das es eine klasse Arbeit ist und ja auch nicht schön aussehen soll, sondern Menschen schocken und zum nachdenken bringen soll.

      • Grundsätzlich gebe ich dir Recht.
        Wer aber ein Tier mitten auf der Fahrbahn oder am Straßenrand mit verdrehten Körperteilen sieht und meint, das Tier würde schlafen…naja, der würde auch denken, dass Tiere zum Schlafen ihre Gedärme neben sich zum Lüften rauslegen. ;)

        Man kann Fotos auch verstehen, wenn sie nicht allzu explizit sind.

  3. Fotografie, die Fragen aufwirft: Autofahren – wie viel – wie schnell – letztlich zu welchem Preis für wen? „Roadkill“ ist hierzulande tatsächlich kein großes Thema, freie Fahrt für freie Bürger dafür umso mehr.

    Wenn uns ein Foto erreicht, zum Innehalten auffordert, uns nachdenklich macht, dann hat es ein großes Ziel erreicht. Und ich merke, wie wenig angenehm mir die Bilder waren, wie sehr ich mich also schon im Verdrängen eingerichtet hatte. Kompliment an die Fotografin.

  4. Totes Zeugs, interessantes Thema und ist mir auch schon passiert. Photographisch und künstlerisch wäre da aber eindeutig mehr drin gewesen. Die meisten Bilder wirken auf mich wie willkürliche Schnappschüsse, mal überbelichtet, mal unterbelichtet, mal total schief, mal mit miserablen Farben.

  5. Bedrückende Bilder, die jeder so oder ähnlich schon gesehen hat. Schade dass ich die Ausstellung „Waldrand“ in Nürnberg verpasst habe, gibt es eine Fortsetzung oder Wiederholung in Nürnberg?
    Finde es wichtig auch schwierige Themen aufzugreifen, ins Licht unserer Wahrnehmung zu holen.

  6. Ein aufwühlendes und zugleich sehr trauriges Thema, das für mich fotografisch sehr stark umgesetzt wurde. Gerade die schockierend unverschönten Aufnahmen machen die Serie brutal fassbar. Das Leben, das so schnell vergehen kann und achtlos beiseite geworfen wird. Eine Serie, die zum Umdenken anregt.