Lebendige Geschichten über nicht lebende Wesen
Ich bin Autodidaktin. Meine erste Kamera kam durch Zufall in meine Hände, aber seitdem ich zum ersten Mal versucht habe, etwas Magisches mit Hilfe ganz gewöhnlicher Dinge zu erzählen, kann ich nicht mehr aufhören, zu fotografieren.
Ich glaube, einfache Dinge können genauso ausdrucksstark sein wie menschliche Gesichter. Sie besitzen meist Abdrücke unserer eigenen Emotionen, Erwartungen und Empfindungen. Sie altern und gehen kaputt, ganz genau so wie wir auch.
Jedes Ding, jede Sache trägt irgendein geschicktes Rätsel, ein Geheimnis in sich, das die menschliche Fantasie anregt. Ich liebe dies alles: Tassen, Puzzle, Glasstückchen, Papierflugzeuge, ich liebe all das, was sie mitteilen können. Dies alles ist unsere menschliche Welt, nur etwas langsamer, etwas ausgewogener, etwas harmonischer.
In Russland gilt das Stillleben als eines der eher unbeliebtesten Genres. Es wird lediglich als eine langweilige Anhäufung von Blumen und Früchten angesehen. Das ist etwas unfair, weil auch ein ganz anderes Stillleben als die genannten existiert: Ein metaphorisches, ein erzählerisches und ein interessantes Stillleben.
In solchen Aufnahmen gibt es meist eine wirkliche Geschichte. Diese schafft man dafür, um auch mal nicht schöne Dinge zu präsentieren und ihre Verbindung miteinander aufzuzeigen. Solche Stillleben erzählen Geschichten und ich glaube, dass solche das absolut Wichtigste in jedem Fotogenre sind.
Ich bevorzuge das Stillleben, weil genau hier die Rolle des Zufalls unglaublich beschränkt ist. Jedes einzelne Detail kann aufs Genaueste kontrolliert werden. Man darf sich als Regisseur fühlen, dem alles, was sich auf der Fläche vor ihm befindet, unterliegt. Jeder Misserfolg ist nur sein eigener Misserfolg, aber dafür ist auch jeder Sieg komplett sein eigener Sieg.
Jedes einzelne Ding befindet sich in einem Knäuel aus Assoziationen, Erfindungen und Mythen. Man muss nur an einem einzigen Fädchen ziehen und schon eröffnen sich unglaublich viele Geschichten, die man mit anderen teilen will. Ich suche mir einfach die am besten gelungenste Geschichte aus und mache dann davon ein Foto.
Dieser Artikel wurde von Ljuba Gonchar für uns aus dem Russischen ins Deutsche übersetzt. Danke!
Ist nicht unbedingt mein Genre, aber die Photos sind beeindruckend komponiert!
(Foto-)Horizonterweiternd und auch mit Humor – mag ich. Danke fürs Teilen. Vielleicht interessieren Sie auch die Cubisteries von François Gillet.
Sehr fantasievoller Ansatz, zu fotografieren. Dingen Charakter geben, Geschichten erfinden, nicht nur erzählen.
Solche Arrangements und Stillleben mögen manche als nicht lebendig sehen, fern der Realität, konstruiert, aber gerade die Idee macht das Bild so kreativ. Die perfekte Umsetzung ist dann fast ein Muss, wenn sie schon fertig im Kopf schwebt. (Ich hatte auch teils Stunden mit einer einzelnen Aufstellung verbracht für „Schachmotive“ im Rahmen einer Ausstellung)
Sehr sehr cool!
Ich bin schwer beeindruckt.
So interessant habe ich Stillleben noch nie gesehen und betrachtet.
TOLL! :)
Ich bin schwer begeistert. Die „Kaffee-Landkarte“ ist mein absoluter Favourit!
Stilllifw finde ich wahrlich nicht einfach. Umso schönes ist es mal etwas so tolles zu sehen. Danke schön
Da hat Querfeldein, wieder eine Perle entdeckt. Unglaublich tolle und fantasievolle Bilder. Ich bin begeistert.
Hallo Dina,
ich bin normalerweise auch kein großer Fan von diesem Genre, aber muss gestehen, dass mich deine Bilder fasziniert haben. Du machst das mit sehr viel kompositorischem Feingefühl und die Bilder wirken nicht aufdringlich.
Liebe Grüße,
Jana
Blogartikel dazu: Das Beste der Woche… – Foto Blog