Bearbeitungsoberfläche eines Programms.
30. November 2018 Lesezeit: ~8 Minuten

3D-Software für Studioarbeit: Set.a.Light 3D

Ich mag Computer – schon immer. Ich mag aber auch Lichtsetzung und so lag es nahe, dass ich irgendwann die Suchmaschine des Vertrauens bemühte, um nach einer Software zu suchen, die mich am Rechner meine Lichtaufbauten planen lässt. Ich habe mich mit 3D-Software versucht – Blender, Cinema 4D und Maya – bis ich schließlich bei Set.a.Light 3D landete. Wer keine Zeit hat, alles zu lesen, denen sei gesagt: Es ist fantastisch!

Meine erste Version habe ich 2015 gekauft und damals war alles noch sehr rudimentär. Dennoch verging seither keine Woche, in der ich nicht mindestens einmal eine Lampe dort verschoben habe. Seit damals hat sich einiges getan, der Hersteller Elixxier ist sehr fleißig mit den Updates, aber die aktuelle, komplette Neuprogrammierung ist schlichtweg atemberaubend.

https://www.youtube.com/watch?v=rgkm38LBz3g

Was ist Set.a.Light 3D?

Ich versuche, es in einfache Worte zu fassen. Die Software ist für Mac und PC zu haben und bietet ein virtuelles Fotostudio. Man lädt sich virtuelle Modelle hinein, verschiebt virtuelle Lampen, baut sein virtuelles Studio mit virtuellen Einrichtungsgegenständen und hält sozusagen eine virtuelle Fotosession ab.

Das klingt sicherlich nicht besonders aufregend, aber spätestens, wenn man sieht wie Set.a.Light 3D Licht rendert, wie nah das an der Realität ist, wird es spannend! Während direktes Licht noch recht einfach ist, wird es mit Reflexionen, Schatten und diffusem Licht sehr schnell extrem komplex und somit auch schwer vorstellbar. Genau dann glänzt Set.a.Light 3D.

Verwendet wird hier eine Game-Engine, also der grafische Unterbau eines modernen Computerspiels. Wer diese Szene etwas verfolgt oder selbst ein bisschen „zockt“, weiß, wovon ich spreche. Einfach die ganze Gewalt und das Blut wegdenken und das, was übrig bleibt, ist eine sehr gute Lichtsimulation.

Um eine Vorstellung dieser Leistung zu bekommen, möchte ich Euch ein Bild zeigen, das durchaus komplex ist und es mit der Simulation vergleichen. Komplex ist hier die Verwendung unterschiedlicher Lichtfarben, die sich an manchen Stellen gegenseitig aufheben und an anderen Stellen stark gesättigte Bereiche erzeugen.

Zwei Frauen in Unterwäsche und starker Pose.

Das ist ziemlich beeindruckend, oder? Ich habe hier noch das Setup, wie es in Set.a.Light 3D aussieht:

Bearbeitungsoberfläche eines Programms.

Immer, wenn ich solche Bilder mache, nehme ich mir etwas Zeit für die virtuelle Planung. Ich weiß also schon lange bevor ich mein Studio betrete, welche Lichtformer ich verwenden werde, wie das Bild am Ende aussehen wird und worauf ich achten muss. Das spart Zeit, die ich im Studio mit dem Team viel besser für das eigentlich Wichtige und Schöne aufbringen kann: Der Feinschliff zum perfekten Bild.

Wie sieht das virtuelle Studio aus?

Nun, das Studio sieht so aus, wie man es eben braucht. Natürlich kann die Raumgröße verändert werden, Papierhintergründe oder auch eine Hohlkehle können installiert oder zusätzliche Wände eingefügt werden. Auch die Farbe von Boden, Wänden und der Decke kann verändert werden, was sinnvoll ist, denn ihr Einfluss auf das Bild ist nicht zu verachten.

Ein zusätzlicher Vorteil der Simulation ist natürlich, dass die Hohlkehle nie gestrichen werden muss und die virtuellen Modelle immer saubere Füße haben. Links im Bild das Set.a.Light-3D-Modell Victoria in der Hohlkehle, rechts ich in der Hohlkehle mit einer Aufgabe, die ich gern gestrichen hätte.

Einblicke in ein Fotostudio

Welche Lichtformer stehen zur Verfügung?

Ich werde hier keine Liste schreiben, denn das würde den Rahmen sprengen und wäre wahnsinnig langweilig. Das verfügbare Licht ist in drei Kategorien aufgeteilt: Studioblitze, Aufsteckblitze und Dauerlicht.

Wenn man sich die Mühe macht, die Lichtformer zu zählen, kommt man auf eine Summe von 60(!), darunter Strip Lights, Beauty Dishes, rechteckige sowie achteckige Softboxen und natürlich auch normale Reflektoren. Jeder Lichtformer hat noch ein paar Optionen, wie zum Beispiel Gitter oder Diffuserstoffe sowie natürlich die Farbfolien.

Ich habe ja einige Lichtformer, aber das hier ist der Wahnsinn! Ich wünschte, ich hätte diese Auswahl im Studio, zusammen mit dem Lagerplatz dafür. Ich habe meine Softboxen einfach mal nachgebaut, so wie sie bei mir im Studio zu finden sind. Wie man hier gut sieht, sind alle Standard-Situationen gut abgedeckt.

Zwei Bilder von Studiolampen.

Spezial-Lichtformer

Set.a.Light 3D bietet mehr – natürlich. Da sind noch Ringlichter, Ringblitze und ein Gobo-Projektor zu finden. Ich mag Gobos und natürlich habe ich auch etwas im Portfolio, was sich mit Set.a.Light 3D super nachbilden – und damit ebenso auch planen – lässt. Hier die virtuelle Variante und das Original im Vergleich:

Bearbeitungsoberfläche eines Programms.

Gesicht einer Frau mit Schattenwurf

Die Modelle

Ein Studio ohne Modelle ist irgendwie langweilig und das gilt natürlich auch für virtuelle Studios. Aus diesem Grund gibt es in Set.a.Light 3D sechs Basis-Modelle: drei Frauen, ein Kind und zwei Männer, die jeweils verschiedene Kleidung (oder auch keine Kleidung) haben, unterschiedliche Frisuren und Optionen bieten und mit über 70 vordefinierten Posen ins Studio geladen werden.

Diese Posen können auch verändert werden und da fängt der Spaß dann wirklich an. Nach kurzer Einarbeitung hat man den Dreh raus und kann die Modelle schnell in die gewünschte Position bringen. Was da passiert, ist unglaublich: Bis hin zu jedem einzelnen Finger folgt das Modell geduldig jeder Posinganweisung. Hier eine Auswahl vordefinierter Posen, die natürlich weiter verändert werden können.

Frauen in verschiedenen Posen.

Die Render-Qualität

Ok, jetzt mal Butter bei die Fische: Wie gut kann und muss eine Simulation sein? Ich muss sagen, dass Set.a.Light 3D weit über das Ziel hinausschießt und jeder Druck auf den virtuellen Auslöser in mir den Wunsch weckt, noch mehr zu machen. Das Rendering ist so gut, dass man kann die Knochenstrukturen und daraus resultierende Schatten und Lichter wirklich beurteilen kann. Das wird alle freuen, die in der Beauty-Industrie arbeiten.

Hier eine Nahaufnahme. Da möchte ich doch gleich mit der Bearbeitung anfangen!

Gesicht einer Frau.

Fazit

Ich arbeite nun schon seit einer Weile mit Set.a.Light 3D und kann ein paar Dinge zusammenfassen:

Meine Lichtsetzung hat sich um Welten verbessert. Ich spare mir im Studio die peinlichen Wartezeiten, die entstehen: „Moment, ich schiebe mal diese Lampe etwas weiter nach vorn – kannst Du hierher sehen, ach – vielleicht doch besser mit einer anderen Softbox, warte. Ah ja, dann muss das doch wieder weiter nach hinten. Hast Du vielleicht ein gelbes Shirt dabei?“ Heute sitze ich mit dem Laptop auf der Couch, der Rest der Familie genießt Netflix und am Ende des Abends habe ich einen kompletten Shootingtag durchgeplant. Und ich hatte Spaß dabei.

Ich schicke meinen Modellen keine Moods mehr, ich schicke Renderings. Seitdem ich das tue, habe ich keine Kommentare wie „Leider habe ich keine solche Jacke“, „Ich bin aber etwas kleiner“ oder „Oh – ich liebe das Modell XY in diesem Foto“ mehr bekommen. Sondern jetzt eher: „Ich habe eine ähnliche Jacke, warte, ich schicke ein Bild“, „mein Kleid könnte da gut rein passen, ist aber schulterfrei“ und die Make-up-Künstler*innen reagieren zum Beispiel mit „Oh, das Cyan für die Lippen muss ich mischen“. Alle haben eine sehr genaue Vorstellung von dem, was da passieren und wie das Bild am Ende aussehen wird. Alle wissen, wohin die Reise geht.

Mein Assistent bekommt einen Setplan, in dem alles steht, was wir wann und wo brauchen. Das geht bis hin zu den Farbfolien. Mit dieser Art der Vorbereitung macht man Kund*innen glücklich und alle gehen selbstbewusst an die Sache ran. Es gibt kein großes „Müssen wir mal testen“ mehr, denn das ist ja schon passiert – auf der Couch mit Netflix im Hintergrund.

Ich habe neue Ideen einfach durch sinnfreies Herumschieben von Lampen gewonnen und natürlich durch die Sets von anderen. Und zu guter Letzt: Set.a.Light 3D spart mir Geld, denn der Wunsch nach mehr Ausrüstung wird immer kleiner. Ich weiß jetzt, was mit meinem vorhandenen Licht möglich ist und wo die Grenzen sind. Irgendwie arbeite ich auch immer mehr mit hartem Licht, das ist auch neu.

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