Fotografieren in der Elektro-Musikszene
2011 habe ich begonnen, zu fotografieren. In den ersten Jahren habe ich eher hobbymäßig neben meiner Ausbildung zum Industriekaufmann fotografiert und danach für kleine Designfirmen gearbeitet. Das war jedoch nie wirklich mein Ding, da ich mich schon immer mehr zur Musik als zur Mode hingezogen fühlte. Langsam stieg auch mein Interesse an der elektronischen Musikszene. Berlin hatte mich richtig mit seiner alternativen Subkultur geprägt und schnell war es um mich geschehen.
Die Wochenenden verbrachte ich nun in Clubs und auch unter der Woche waren meine Gedanken meist beim Wochenende und der Szene. Ich wollte aber weit mehr als nur feiern, sondern viel mehr über die Szene erfahren und selber ein Teil von ihr werden. Leider stieß ich dabei schnell an meine Grenzen und der Wissensdurst wurde nicht gestillt, sondern nur noch viel größer.
So entschloss ich mich dazu, neben meinen privaten Interessen auch meinen fotografischen Fokus komplett auf die Musikbranche zu legen und beide Bereiche zu verbinden. Seitdem begleite ich Kunstschaffende, meist Produzent*innen und DJ*anes in ihrem Berufsalltag.
Dabei bin ich meist vom Produktionsprozess bis zum Auftritt (unscheinbar im Hintergrund) mit meiner Kamera dabei und halte unvergessliche und emotionale Momente fest. Aber auch Portraits und Videos gehören zu meinem Aufgabengebiet. Auf meinem Blog stelle ich nun regelmäßig private Serien und Interviews vor und versuche so, über die Szene auf meine Art und Weise zu informieren.
Besonders wichtig dabei sind mir Authentizität, Emotionen und Storytelling. Die Betrachtenden sollen mit ins Bild geholt werden, sprich den Eindruck haben, selbst als Teil des Teams dabei gewesen zu sein. Ein weiteres Ziel dabei ist, den Menschen eine neue Welt zu eröffnen bzw. sie mit hinter die Kulissen zu nehmen und somit den „Stars“ näher zu bringen. Mir macht es jeden Tag unheimlich viel Spaß, mit neuen Kunstschaffenden zu arbeiten.
Reportagen sind schön abwechslungsreich, da man immer wieder Einblick in neue interessante Leben bekommt. Zusätzlich finde ich es super und entspannend, mit Menschen zusammen zu arbeiten, die ihrer Leidenschaft nachgehen und somit auch meist ihren Emotionen freien Lauf lassen. Das ist einfach ein anderes Gefühl, als mit Modellen eine Posenabfolge zu fotografieren.
Tipps für eine bessere Reportage
Baue eine Beziehung zu der Person auf, die Du fotografieren sollst. Die Beziehung zwischen Dir und der zu fotografierenden Person ist ausschlaggebend für Deine Ergebnisse. Versuche, eine möglichst entspannte Atmosphäre herzustellen, denn nur wenn die Person sich mit Dir wohlfühlt, wird sie auch ihre Emotionen rauslassen, sich nicht verstellen und die Ergebnisse liefern, die Ihr beide erwartet.
Sprich den Ablauf vor dem Fotografieren durch, aber greif nicht ins Geschehen ein. Nach einer gewissen Zeit vergessen die Menschen oft, dass Du mit im Raum bist und sind so vollkommen vertieft in ihre Aufgabe. Dieser Zustand ist eine optimale Grundlage für authentische Ergebnisse, die Du jedoch zerstören würdest, wenn Du die ganze Zeit sagst: „Setz Dich mal da hin! Mach mal das und das…“.
Für möglichst authentische Reportagen solltest Du Dir auch natürliche, aber gern außergewöhnliche Blickwinkel bzw. Perspektiven suchen. Ich persönlich fotografiere immer auf Augenhöhe, also aus meinem persönlichen Blickwinkel. Zusätzlich suche ich mir immer Vordergründe oder natürliche Rahmen, wie etwa einen Türrahmen, für den Bildaufbau.
Ein ganz entscheidender Punkt bei der Authentizität Deiner Bilder ist das Format. Du solltest das Querformat wählen – da Deine Augen auch im Querformat sehen, wirkt es direkt authentischer.
Beherrsche Deine Ausrüstung und sorge für ausreichend Licht. Es gibt nichts Schlimmeres als während des Shootings wertvolle Zeit oder Momente zu verlieren, nur weil die Kamera nicht richtig eingestellt ist oder Du permanent Probleme mit der Belichtung hast.
Ich nutze eine Canon EOS 6D wegen ihres großen Sensors in Kombination mit meinen Lieblingsobjektiven Sigma 24 mm Art oder dem Canon 35 mm f/2.0 . Da ich sehr viel in Techno-Clubs fotografiere, benötige ich sehr lichtstarke Objektive, einen hohen ISO-Wert (mindestens 2000) und da ich der Perspektive des menschlichen Auges nahe kommen möchte, die weitwinkligen Objektive.
Wie ich oben schon erwähnt habe, hat es mir die elektronische bzw. Techno-Szene total angetan und somit habe ich mich viel mit ihr bzw. den Beteiligten in meiner Stadt beschäftigt. Einige aus meiner Bekanntschaft waren bereits DJ*anes und so wuchs das Netzwerk von Party zu Party bzw. von Shooting zu Shooting. Zusätzlich bin ich ein riesen Fan und Vertreter des Networkings und das ist auch der Schlüssel zum Erfolg.
Es gibt selten Veranstaltungen, die ich nicht besuche bzw. zu denen ich eingeladen werde und somit gibt es immer wieder neue potenzielle Kundschaft, die ich von meiner Arbeit und ihrem Mehrwert überzeugen kann. Es ist wichtig, immer wieder Präsenz zu zeigen und somit den Menschen nicht aus den Gedanken zu gehen.
Darüber hinaus versuche ich, mit allen auch gute Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Im April veranstalte ich auch den ersten „NetworkDay – Musik verbindet“ in Hamburg. Ein Netzwerktreffen für Kreative und Menschen der Musikbranche mit anschließender Party. Dazu seid Ihr auch herzlichen eingeladen.
Welche Besonderheiten gibt es bei der Clubfotografie?
Die Clubfotografie ist eigentlich nicht mein Steckenpferd, da ich mich nicht als Eventfotograf sehe, jedoch gehört sie dazu und auch macht auch eine Menge Spaß, ist aber auch super anstrengend. In Techno-Clubs ist das Fotografieren meistens verboten bzw. die Smartphonekameras werden abgeklebt und überall hängen Handyverbotsschilder. Der Grund dafür ist, dass die Menschen sich in diesen Clubs gehen lassen können und keine Angst haben müssen, dabei fotografiert, gefilmt oder generell gestört zu werden.
Finde ich eine super Sache und da mich die Gäste nicht interessieren, sondern die DJ*anes und die gesamte Atmosphäre, habe ich dadurch auch keine Einschränkungen. Die meisten Clubs sind zusätzlich noch extrem dunkel, da das Tanzen und die Musik im Vordergrund steht und nicht der Nebenmann oder die Nebenfrau. Das macht das Fotografieren wirklich schwer und so ist man meist nur auf die Lichteffekte der Spots angewiesen und auf die minimale Belichtung der Decks.
Obendrauf kommt ein tropisches Klima und irgendwann auch Schweiß, der von der Decke tropft. Du kannst Dir also sicherlich vorstellen, dass es kein leichtes Spiel ist, aber dennoch sehr spaßig und herausfordernd ist.