Auf Reisen mit Equipment
Sommerzeit ist Reisezeit und natürlich kommt die Kamera mit in ferne Länder und an Sandstrände, um all die Abenteuer und neuen Erfahrungen festzuhalten. In diesem Artikel wollen wir Euch deshalb Reisetipps und Hinweise zum Thema Kameratechnik auf Reisen geben.
Reisen mit Film
Eine der häufigsten Fragen von Fotograf*innen kurz vor einer Flugreise ist sicher, ob Filme durch das Scannen am Flughafen an Qualität verlieren. Hierzu haben wir Konstantin Mahn von der Firma macodirect befragt, die sich auf analoge Fotografie spezialisiert hat.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die „Gefährdung“ in Abhängigkeit zur Lichtempfindlichkeit des Films steht. Je höher der ISO-Wert, desto sensibler reagiert ein Film auf Röntgenstrahlen. Als unbedenklich kommunizieren wir Filme mit einer Empfindlichkeit bis ISO 800. Darüber hinaus (> ISO 800) kann man darüber nachdenken, einen Schutzbeutel zu verwenden. Zum Beispiel das Hansa X-Ray Bag. Mit diesem Schutzbeutel ist man dann auf der absolut sicheren Seite.
In den letzten Jahren haben wir aber kein einziges Mal gehört, dass ein*e Kund*in Defekte nach einem Scan am Flughafen festgestellt hat, weder bei Schwarzweiß-, noch Farbnegativ-, Dia- oder Infrarotfilmen. Auch Pakete oder Paletten, die wir per Luftfracht versenden, werden immer vom Zoll gescannt. Reklamationen durch Röntgenschäden hatten wir bisher noch nie.
Diese Aussage deckt sich auch mit unseren eigenen Erfahrungen. Unsere Korrektorin Aileen hing einmal mehrere Tage auf dem Flughafen von Mexico City fest und musste dadurch sehr oft durch Sicherheitskontrollen. Die Filme (Kodak Tri-X 400) haben die zigfachen Scans ohne sichtbare Schäden auf den Bildern überlebt.
Reisen mit dem Stativ
Ein Reisestativ sollte leicht sein, damit man es auf Wanderungen mitnehmen kann und stabil, damit es bei starkem Wind oder unebenem Boden die Kamera sicher trägt. Wer an den Küsten der Welt Langzeitbelichtungen machen möchte, wie unser Gastautor Nicolas Alexander Otto in Portugal, braucht zudem ein Stativ, das vor Korrosion geschützt ist, denn selbst wenn man es nicht direkt ins Wasser stellt, kommt es durch die Seeluft in Kontakt mit salzigem Meerwasser.
Welches Stativ diesen Anforderungen am besten entspricht, haben wir einige Expert*innen gefragt, jedoch keine konkreten Stativempfehlungen bekommen, denn wir wünschten uns eine eierlegende Wollmilchsau, die es so nicht gibt.
Carbonstahl hält am meisten aus und ist kaum rostanfällig. Das Problem sind jedoch oft die Verschlüsse der Stative, die aus Kunststoff oder anderen Metallen bestehen und leichter zu Schaden kommen. Durch diese Verschlüsse kann zudem das Salzwasser auch in das Innere der Stativrohre fließen und noch lange nach der Reise das Stativ schädigen.
Stative, die längere Zeit mit Wasser in Verbindung kommen können und keine Folgeschäden davontragen, werden kaum verkauft und wenn, befinden sie sich im vierstelligen Kostenbereich. Fündig werdet Ihr hier bei den Stativen von Gitzo. Diese sind jedoch wiederrum sehr schwer für eine Reise.
Hobbyfotograf*innen würde ich daher raten, beim Stativkauf eher auf Stabilität und Gewicht zu achten, mit dem Hinweis, dass es nach einigen Jahren eventuell durch die einsetzende Korrosion ersetzt werden müsste. Ein solches Stativ findet man bereits ab 200 bis 300 € zum Beispiel bei Cullmann.
Reisen mit Kameras
Wenn man fliegt, will man die Kameras gern im Handgepäck wissen, denn so ein Koffer kann verloren gehen. Und so muss man mit ihnen durch die Kontrollen. Legt am besten alle Kameras aus dem Rucksack heraus in eine der Schalen, auch wenn das Personal nur nach elektronischen Geräten fragt. Analoge, rein mechanische Kameras werden als solche nicht immer erkannt und lösen schnell eine leichte Panik in den Gesichtern des Sicherheitspersonals aus, wie auch unser Gastautor Lutze Wild in Israel erleben musste.
Bei der Durchsuchung unseres Gepäcks wurden die Sicherheitsleute bei meiner Mamiya 645 unruhig und mussten erst einmal telefonieren. Sie wussten nicht, um was es sich dabei handelt und riefen ihren Vorgesetzten dazu. Daraufhin wurden wir weiter aufgehalten und mussten in einem separaten Raum warten. Nach langem Hin und Her wurde glücklicherweise klar, dass es sich dabei um eine Kamera handelt und wir durften einreisen.
Ein Stein fiel mir vom Herzen, ich hatte bereits befürchtet, die Kamera dort lassen zu müssen. Bei allen Reisen hatte ich nun immer die Bedienungsanleitung zu den Kameras dabei, diesen Tipp erhielt ich von einem befreundeten Fotografen.
Dasselbe ist unserer Gastautorin Simone Betz auch in Dänemark mit ihrer SX-70 passiert. Sie hatte nur ihren Laptop und die digitale Kamera aus dem Rucksack genommen und nach dem Scan des Rucksacks fing der Beamte auf einmal an, ungefragt ihren Rucksack auszuräumen und warf die SX-70 zum erneuten Scannen unliebsam in eine Schale. Also zeigt am besten immer alle Kameras offen und nehmt bei weniger bekannten Modellen die Gebrauchsanweisung mit. Auch in Deutschland wird eine SX-70 nicht unbedingt als Kamera erkannt.
Solltet Ihr mehrere Kameras und Objektive dabei haben, seht Euch unbedingt auch die Angaben zum Handgepäck der Linien, mit denen Ihr fliegt, an. Je nach Airline können die erlaubten Maßen und das Gewicht variieren und eine Überschreitung kann teuer werden.
Wer aus bestimmten nordafrikanischen und nahöstlichen Ländern in die USA startet, darf seine Kamera seit Kurzem leider nicht mehr als Handgepäck mitführen. Egal, ob sie aufgrund dieser Bestimmung oder weil sie nicht mehr ins Handgepäck passt, in den Koffer muss: Legt Eure Kameras in einer Kameratasche am besten möglichst mittig und gut gepolstert zwischen die Kleidung, denn der Umgang mit den Koffern ist nicht sonderlich sanft, wie einige Videos auf Youtube zeigen.
Reiseversicherung
Sollte doch beim Transport oder auf der Reise etwas mit der Kamera passieren, ist die Frage nach der Versicherung groß. Wie man sich am besten absichert, sollte vor der Reise geklärt werden. Wir haben Andreas Matthiessen von Kameraversicherung.de nach grundlegenden Tipps befragt:
Bei Amateur-/Hobbyfotograf*innen mag die eine oder andere Hausratversicherung auch Schäden an Technik außer Haus decken, dies ist bei Berufsfotograf*innen in der Regel nicht der Fall. Wir bieten für dieses spezielle Segment eine „Allgefahren-Deckung“ an, über die neben Kameratechnik, Optiken und Licht sowie allem erdenklichen Zubehör auch Smartphones, Tablets, Rechner, Bildschirme, Notebooks etc. versichert werden können.
Der Vorteil der Allgefahrendeckung: Es handelt sich hierbei um den umfangreichsten Versicherungsschutz, den Sie bekommen können. Mehr Leistung geht nicht. So sind zum Beispiel folgende Schäden und etliche weitere versichert: Diebstahl, Raub, Plünderung, Einbruchdiebstahl, Stoß- und Fallschäden, Bedienungsfehler, Ungeschicklichkeit, Kurzschluss, Über- oder Unterspannung, Wasser, Überschwemmung, Feuer, Vorsatz Dritter, Vandalismus.
Versicherungsschutz besteht selbstverständlich auch während des Transports im Auto, im Flugzeug (auch als aufgegebenes Gepäck), im Zug und auch auf dem Schiff. Wichtig ist uns, dass es sich um eine Neuwertversicherung handelt und der Kunde einfache und transparente Versicherungsbedingungen erhält.
Schutz vor Diebstahl
Egal ob in der Heimatstadt oder im Urlaub, überall kann die Kamera gestohlen werden, egal wie gut man aufpasst. Es gibt jedoch ein paar Tipps, die einen Diebstahl schwieriger machen. Zum Beispiel Kamerarucksäcke, bei denen der Reißverschluss für die Kameratasche hinten am Rücken liegt. So kann Euer Equipment in Menschenmengen nicht einfach entnommen werden. Ich habe zwei dieser Rucksäcke für Euch ausgesucht:
Links seht Ihr den Vanguard Skyborne 51 SLR-Kamerarucksack anthrazit über den es auf Gwegner einen ausführlichen und sehr positiven Produkttest gibt. Rechts ist der Fotorucksack Getaway Kampe Burgundy von Designstraps zu sehen, der zudem den Vorteil hat, dass er wie ein normaler Tagesrucksack aussieht und nicht nach teurem Kameraequipment.
Wer bereits einen Rucksack mit einem Kamerafach vorn besitzt und auf Nummer sicher gehen will, kann sich auch mit einem einfachen Kofferschloss aushelfen. Dank des Zahlenschlosses muss man auch nicht immer nach einem Schlüssel suchen, wenn man an die Kamera möchte.
Für sehr hochwertiges Equipment ist auch ein GPS-Tracker denkbar, den man versteckt in einen Kamerakoffer legen kann. Erfahrungen konnten wir damit bisher (zum Glück) nicht machen, aber wer so etwas schon einmal genutzt hat, kann ihre oder seine Erfahrungen gern in den Kommentaren ergänzen.
Wir hoffen, dieser Artikel konnte Euch weiterhelfen. Wenn Ihr noch weitere Fragen und Ergänzungen habt, schreibt sie gern in die Kommentare.
Das Titelbild stammt von Ashim D’Silva. Danke dafür!
Wir hatten über Nacht ein Datenbankproblem und mussten ein älteres Back-up nutzen, weshalb die Kommentare für diesen Artikel leider auch verloren gingen.
Das hatte ich auch schon bemerkt und mich darüber gewundert. Danke für die Erklärung.
«Egal, ob sie aufgrund dieser Bestimmung oder weil sie nicht mehr ins Handgepäck passt, in den Koffer muss: Legt Eure Kameras in einer Kameratasche am besten möglichst mittig und gut gepolstert zwischen die Kleidung, denn der Umgang mit den Koffern ist nicht sonderlich sanft, wie einige Videos auf Youtube zeigen.»
Bloß nicht die Kamera ins Checkin-Gepäck packen. Niemals. Auf vielen Flughäfen sieht man die sonst garantiert nicht wieder. Von der Airlines bekommt man das auch nicht (vollständig) erstattet. Gepäckverluste, -schäden, -diebstähle werden von den Airlines gemäß Montrealabkommen nur bis zu einem bestimmten Wert erstattet. Das Entschädigungslimit ist in IWF-Sonderziehungsrechten definiert, was je nach Wechselkursen stark schwankt und aktuell ungefähr 1.400 EUR entspricht. Schon der Nachweis, das überhaupt teure Kamerausrüstung im Gepäck war, fällt aber in der Praxis schwer. Es nützt auch wenig, wenn man eine zusätzliche Versicherung abgeschlossen hat. Wenn man primär zum Fotografieren reist und dann eben ohne die gestohlene Kamera vor Ort ist, dann ist die Reise umsonst. Eine Fotoversicherung erstattet ggf. gestohlene Kamera und Objektive, aber nicht die Reisekosten, die je nach Ziel auch viele tausend Euro betragen können.
Man muss das Handgepäcklimit ausschöpfen. Schon bei der Buchung drauf achten: Einige Airlines erlauben nur 6kg Handgepäck. Andere 10 oder 12kg. Einige Airlines haben gar kein Gewichtslimit sondern nur ein Volumenlimit – man muss das Gepäck nur selbst ins Gepäckfach bekommen. Wenn man mit Partner reist, dann kann man die Kameraausrüstung auf 2 Personen verteilen. In der Business-Class mit typischerweise 2 Handgepäckstücken hat man auch kein Problem mit der Ausrüstung. Wenn das alles nicht geht und das Handgepäck zu schwer ist, hängt man sich den schwersten Body mit dem schwersten Objektiv um den Hals oder steckt sich Objektive in Jackentaschen.
Bezüglich der Taschen, kann ich auch empfehlen vor allem Marken zu nehmen, die nicht „Foto-Equipment“ nach außen schreien. Bei Lowepro kann man oftmals die Logos ohne Probleme entfernen. Wer auf Nummer sicher gehen will kann auch Pacsafe nehmen, die so einige clevere Features anbieten (schnittsicher, schwer zu öffnende Reißverschlüsse)
Ich benutze momentan einen Super-Security Turnbeutel von Loctote in den ich einfach einen Kamerataschen-Insert von Monochrome habe. Damit kann man jede andere Tasche zur Kameratasche machen :)