Mental Cleaning
„Mental Cleaning“ ist die Abschlussarbeit von Dennis Zorn, in der es um die Reflexion der eigenen Person geht. Die Serie ist bewusst unpersönlich gestaltet. Sie wirkt strukturiert, klinisch und hinterlässt damit ein Gefühl der Isolation. Der Protagonist findet sich in verschiedenen Situationen wieder, bleibt aber unnahbar und unerkennbar.
Die Serie wurde im Juni 2016 im Rahmen der Abschlussausstellung „ZWISCHEN GESTERN + MORGEN“ der Abschlussklasse 2016 der Fotodesignabteilung des Lette-Vereins Berlin ausgestellt.
Dennis Zorn hat im Rahmen seiner Zeit beim Katastrophenschutz zunächst eine Ausbildung zum Sanitäter gemacht und anschließend die Zeit im Heimatort mit Nicht-Dingen verbracht. Die Kleinstadt, in der er heranwuchs, wurde immer mehr zu einem schwarzen Loch, aus dem er ausbrechen musste, um wieder zu Atem zu kommen. Langeweile, exzessiver Alkoholkonsum und der Tod des Vaters forderten in ihm eine Veränderung. In der Serie beschäftigt er sich mit dem Prozess zwischen der Person, die er war, und der Person, die er sein möchte.
Die Serie zeigt den Prozess vom Chaos, der Isolation, dem Schockzustand hin zur Realisierung und dem Aufbruch, der inneren und äußeren Reinigung. Das Ablegen alter Gewohnheiten und Denkweisen und dem Anlegen frischer Kleider.
Die Bilder sind als Prolog der Serie zu verstehen, sie ist längst noch nicht abgeschlossen. Das letzte Bild stellt die Frage: „Wer bin ich jetzt nach der Selbstreinigung, nach dem Ausschütten des ganzen Giftes, was bleibt übrig?“
Interessanterweise ist es das Bild, das Monate vorher fertiggestellt wurde und zunächst als Einzelportrait ohne Seriengedanken entstand. Es bildet für den Fotografen das eigentliche Anfangsbild – die Arbeit kann so in zwei Richtungen gelesen werden.
Das zweite Bild zeigt als einziges keine Person. Die durchsichtige Tüte enthält das Herz eines Schweines, einen Granatapfel und Litschis und darf als Stimmungsbild verstanden werden.
Während meiner Fortbildung zum Sanitäter hatte ich ein Schweineherz in der Hand. Ein Muskel, der bis zum Tod 24/7 arbeitet. Diese Kraft, diese Resilienz, spürt man, wenn man versucht, jenen Muskel in der Hand zur Faust zu ballen.
Der Granatapfel steht für Fruchtbarkeit und ist aber auch aus ästhetischen Gründen gewählt. Die Litschis stehen für Augäpfel, für das Sehen, aber Nicht-nach-außen-tragen-Können. Die Tüte umschließt das Innere einer Person, schließt es nach außen hin ab, zeigt aber die Möglichkeit, mit dem, was einen mitgegeben wird, den Charakter auszubilden.
Die Serie darf als Anleitung verstanden werden. Sie ist auf jeden anwendbar, der einen Blick zurück und in sich selbst wirft.