Von der Idee zum Bild mit Maren Klemp
Ich fühle mich in letzter Zeit sehr stark von Musik inspiriert und denke, die Violine ist eines der schönsten Instrumente. Sie hat eine so elegante und schöne Ästhetik. Ihr Klang ist sehr dramatisch und ich wollte diese Dramatik im Bild zeigen. Das Foto heißt „Running from silence“ und ich wollte damit auch Gefühle vermitteln, die Menschen mit psychischen Erkrankungen erfahren.
Die Person im Bild versucht einer eindringlichen Stille mit Hilfe der Violine zu entkommen. Mein Ziel ist es, das Bewusstsein für psychische Erkrankungen zu verstärken. Ich verstehe meine Fotografie dabei als das Eintauchen in die dunkleren Seiten des menschlichen Geistes und viele meiner Bilder sind Repräsentationen von Befindlichkeiten, die mit Geisteskrankheiten assoziiert werden. Meine Bilder erzählen von denen, die von Dunkelheit, Trennung und Trauer betroffen sind.
Mir war dieses Konzept so wichtig, dass ich mir die Geige nur für das Bild kaufte. Ich habe überall nach einem Instrument gesucht, dass ich mir leisten konnte und als ich diese fand, griff ich sofort zu.
Ich wollte das Bild an einem nebligen Tag auf einem Feld fotografieren. Ich habe wochenlang nach einem passenden Ort gesucht und eines Tages fuhr ich an diesem alten Golfplatz etwas außerhalb von Oslo vorbei. Das große Feld war genau das, wonach ich suchte. Ich wollte das Bild zudem als Selbstportrait aufnehmen, denn ich finde es immer einfacher, die Gefühle, die ich vermitteln möchte, selbst darzustellen. Ein weiterer Vorteil an Selbstportraits ist, dass man selbst immer verfügbar ist.
Nach wochenlangem Warten kam endlich dieser eine neblige Tag und ich fuhr zu dem alten Golfplatz. Das Licht und der Nebel waren genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich rannte mit meiner Kamera über das Feld und stellte schnell mein Stativ auf. Ich bin beim Fotografieren immer ein bisschen gestresst, aus Angst, das perfekte Licht zu verpassen.
Wenn man Selbstportraits macht, weiß man nie genau, wie das Foto aussieht. Also rennt man ständig vor und zurück zur Kamera, um die Komposition, Licht und den Fokus zu überprüfen.
Währenddessen kam auch noch der Besitzer des Golfplatzes wütend auf mich zu, weil ich mein Auto falsch geparkt hatte. Obwohl das Gelände aufgegeben war und mein Auto das einzige im Umkreis von Meilen! Ich versuchte, ihn zu beruhigen und ihm zu sagen, dass ich gleich ferig wäre. Da stand er nun und sah mir zu, wie ich meine Haare nach hinten warf, alles mit einer Violine in der Hand. Es war sicher ein seltsamer Anblick.
Das Schwierigste an dem Bild war es, die Haare in einer passenden Bewegung zu werfen und ich habe dafür verschiedene Versuche gebraucht, bis es so war, wie ich es wollte. Ich brauchte auch eine Weile, eine passende Haltung für die Violine zu finden. Ich habe einige Posen versucht, aber sie wirkten alle unnatürlich und seltsam. Am Ende fielen endlich meine Haare richtig und ich fand eine gute Haltung für die Violine. Ich packte meine Sachen und fuhr nach Hause, um das Bild zu bearbeiten.
In der Nachbearbeitung habe ich das Bild schwarzweiß konvertiert, es beschitten und die Helligkeit und den Kontast angepasst. Ich wollte, dass das Bild ein wenig wie ein Gemälde wirkt, weshalb ich am Ende eine Vignette und Textur über das Bild legte.
Insgesamt ist dies eines meiner Bilder, das genau so geworden ist, wie ich es geplant habe. Auch wenn mich mittlerweile das Wasser in der linken unteren Ecke etwas stört. Heute würde ich deshalb einfach ein paar Schritte zur Seite gehen.
Dieser Artikel wurde für Euch von Katja Kemnitz aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.