24. November 2014 Lesezeit: ~7 Minuten

Positionen zur Landschaftsfotografie

Zu Beginn eine Behauptung: Die Landschaftsfotografie ist derzeit ein stinkender Haufen kitschiger Müll, sich nie verändernder überdramatischer, pittoresker Reproduktionen. In Anbetracht gängiger und populärer Umsetzungen denkt man eher an billigen Plastik-Techno der 90er Jahre, als an anspruchsvolle, Geist und Seele berührende Singer-Songwriter-Musik.

Natürlich muss hier sofort die Frage beantwortet werden, was eigentlich mit Landschaftsfotografie gemeint ist. Das Wort erklärt sich zwar von selbst, doch es gibt wohl tausende Fotografen, die nicht identische Ergebnisse liefern.

Gemeint ist das, was ich zu sehen bekomme, wenn ich das Genre im Exposé von 500px besuche oder die englische Version des Begriffes auf Flickr eingebe. Weitere Paradebeispiele brauche ich nicht zu nennen und auch die Google-Bildersuche unterstreicht den Befund.

An dieser Stelle könnte ich diesen Artikel beenden, denn eigentlich ist alles gesagt. Doch ich sehe keinen Sinn darin, auf ein Thema derart einzuprügeln, ohne ansatzweise konstruktive Gedanken hinterlassen zu haben.

Buntheit, Dramatik und HDR

Doch dazu muss ich weiter ausholen: Als Herausgeber dieser Internet-Zeitschrift bin ich sehr, sehr oft auf Streifzügen durch Foto-Communities jeglicher Art. Seien dies nun Flickr, 500px, Behance oder gar bei aller Verzweiflung die FC.

Dort halte ich Ausschau nach ungesehenen Talenten aller Art, unter anderem auch aus dem Teilbereich der Landschaftsfotografie. Was mir dort jedoch an Bildmterial entgegenwuchert, halte ich häufig keine zehn Minuten lang aus.

Die perverse Buntheit, übertriebene Dramatik und (oh, boy) HDR-fetischistische Aufregung dreht mir, wie man so schön sagt, den Magen um. Ich muss mich schon sehr zusammenreißen, um auch mal ein Portfolio zu finden, das annähernd innovativ ist und sich keiner dieser vorgekauten Techniken bedient.

Natur in „natürlichen“ Farben? Ganz, ganz selten. Und meist fernab von jeglichen Popularisierungs-Algorythmen. Fernab von vielen Favs, Kommentaren oder gar Lobeshymnen.

Landschaften ohne Weitwinkeldrama im Sonnenuntergangslicht? Landschaftsfotos, die nicht immer die gleichen, seit 30 Jahren totfotografierten Locations zeigen? Es gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Natürlich, jede_r soll frei Schnauze fotografieren, was und wie es der Person selbst gerade gefällt. Ich will und kann niemandem vorschreiben, wie ein Genre zu fotografieren ist.

Da ich aber dieses Magazin gegründet und einer großen, (meist) intelligenten Leserschaft dankbar bin, möchte ich diese Plattform nutzen, um diesem Missstand Aufmerksamkeit zu verleihen.

Was mir heutzutage im benannten Genre fehlt, sind Innovationen, Bezug zur Natur und ein frischer Mut zum Normalen.

Innovationen? Es ist äußerst mühsam über die gängigen Kanäle Menschen zu finden, welche die Landschaftsfotografie neu denken und die Sache mit einem (zumindest) klitzekleinen Fünkchen Erfindergeist angehen. Die sich weigern, Kopien von Kopien von Kopien zu machen.

Bezug zur Natur? Den vermisse ich sogar sehr, denn das, was ich auf diesen Bildern meist sehe ist nicht natürlich und ist auch nicht Natur. Es ist eine völlig überdrehte Maximierung jeglicher Schönheitsvorstellungen unserer Gesellschaft und sie brüllt quasi den Sinn eines jeden Bildes förmlich heraus.

Doch wo bleibt das Stille? Das Zurückgenommene? Das Subtile? Natürlich kann Natur gewaltig sein, aber sie ist es nicht die ganze Zeit. Natürlich können Landschaften bunt sein, sind es jedoch nicht immer.

Mut zum Normalen? Wer traut sich schon eine grau-grüne Wiese so abzubilden, wie er (oder sie) sie vorfindet?

Nein, es muss immer Weitwinkel sein. Die Farben müssen knallen oder der Himmel ist dramatisch bewölkt. Alles andere wird selten tatsächlich umgesetzt und schon gar nicht „populär“. Normal ist langweilig und Langeweile ist nicht auszuhalten. Es muss krachen.

Von der ersten Begegnung

Auf mich wirkt ein Gutteil dieser Publikationen wie die Formulierung einer ersten Begegnung des Großstädters mit der Natur.

Der ist nur feinsäuberlich gemähte Parks, Baustellenlärm und U-Bahnromatik gewohnt. Für ihn (oder sie) wirkt ein Blick auf einen Gebirgszug, den sie (oder er) zum ersten Mal sieht, natürlich unfassbar intensiv.

Boah, wie derb.
Ist. Das. Krass.
Megageil!

Doch dieser Eindruck verliert sich irgendwann. Auch wenn man (oder frau) nach jahrelanger Zuwendung einen tiefen Respekt vor ihrer Schönheit hat, werden Momente in der Natur seltener, in denen man komplett aus allen Wolken fällt.

Das nennt man Gewohnheit und sie hat nichts Verwerfliches, sondern – da ist es wieder, das Wort – normal. Denn wir können nicht in einem ständigen Rausch der Sinne leben. Müssen wir auch nicht.

Es ist keine Seltenheit, dass Fotoeinsteiger ebensolche Landschaftsfotos wahnsinnig toll finden. Sie überfluten mit Bildgewalt, Pathos und leidenschaftlicher Glut. Jedoch nutzt sich das – ich wiederhole mich – nach einiger Zeit ab.

Mir stellt sich die Frage, warum in der Landschaftsfotografie der Bezug zum Trivialen nur selten Raum bekommt. Meine Annahme ist, dass sich Pathos und Kitsch gesellschaftlich immer stärker durchsetzen werden, als das Ruhige, Besonnene und Stille.

Weit verbreitete Beliebtheit von Schundblättern wie der Bild-Zeitung, Kinofilme wie „Transformers“ und die meist schwache musikalische Leistung von trendiger Charts-Musik unterstreichen das. RTL und Helene Fischer erledigen den Rest.

Und genau das ist es, was Landschaftsfotografen, die ihren eigenen Weg gehen, als erstes wissen müssen: Abseits knallig kitschiger Ausdrucksformen wird der Erfolg relativ gering ausfallen – ein dauerhaftes Anstreben eigener Ideen abseits des Mainstreams wird in sozialen Netzwerken kaum beachtet oder honoriert.

Geschmacksache?

Ich bin mir darüber im Klaren, dass die hier von mir angeprangerten Stilmittel gänzlich meinen persönlichen Vorlieben und meiner eigenen kulturellen Prägung geschuldet sind.

Wenn man so will, kann man meine Kritik vernichtend mit dem Satz „Ist halt alles Geschmacksache“ hinfortfegen. Jedoch muss sich jeder, der diesem Sujet zugewandt ist, fragen, ob er oder sie auf Dauer das machen möchte, was alle machen. Dazu kann ein Ja oder ein Nein fallen.

Ich möchte Mut machen, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen, in sich hineinzuhören und mit allen Kapazitäten zu experimentieren – sowohl mit den eigenen, als auch mit denen der Fotografie. Neue Ansätze, Themen und Projekte zu erforschen, sich auch mit der recht kurzen Historie der Fotografie auseinanderzusetzen, aus ihr zu lernen und dann und dem Kitsch einen Tritt in den Hintern zu verpassen.

Was dann entsteht muss mir, Martin Gommel, nicht gefallen. Die hier kritisierten Techniken können verschoben, umgedreht oder bis ins Extreme durchexerziert werden. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass alles besser ist, was anders ist als der Mainstream.

Epilog

Als ehemaliger Landschaftsfotograf begewege ich mich heute weit abseits des Themas, habe aber dennoch das Interesse daran nicht verloren – was für mich persönlich auch ein Grund ist, sie weiter zu verfolgen.

Vielleicht liegt mir so viel an diesem Thema, weil ich als junger Fotograf selbst furchtbaren Kitsch produziert, diesen Ansatz dann aber überdacht und hinterfragt habe und hinter dem Mainstream-Horizont eine fotografische Freiheit entdeckt habe, die ich anfangs nicht für möglich gehalten hätte.

Und deshalb werde ich als Herausgeber dieses Magazins weiter unterstützen, dass Andersarbeitende hier zu Wort und Bild kommen.

Damit meine ich Fotografinnen und Fotografen, wie Kathrin Loges und Jan D. WunderlichBernd Uhde und Lotta Heinz, um den Artikel nicht ohne lobenswerte Beispiele zu beenden. 

168 Kommentare

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      • Ich weiß auch nicht. Ich verbinde mit diesem enormen Kitsch irgendwie „Klebriges“. Wie bunte angelutschte Bonbons oder diese grässlichen, bunten Cupcakes mit nem Kilo Deko auf dem Gebäck. Kitschig-Klebrig halt.

      • Achso…Und der Vergleich bezieht sich übrigens auch auf den Erfolg von Frau Fischer. Genau wie auf den Erfolg dieser kitschigen Landschaftsbilder.
        Man könnte ja jetzt sagen: „Der Erfolg gibt dem ganzen Recht.“
        Man kann aber auch sagen: „Die Masse ist halt einfach geschmacklos.“

    • Naja, es ist halt auch gerade total angesagt, alles Scheiße zu finden, was die Mehrheit gut findet. Mich persönlich nerven zB eher die Bilder, die aus reiner Bokehgeilheit gemacht wurden, oder die durch „verwackelte Motivlosigkeit“ den einzigartigen Intellekt des Fotogrtafen betonen sollen.

    • Das würde ich so nicht unerschreiben. Ich glaube eher, dass die allermeisten fotografischen Genres ähnlich vom Kitschvorwurf betroffen sein dürften. Möglicherweise entsteht dieser Eindruck bei der Landschaftsfotografie dadurch, dass es ein sehr beliebtes fotografisches Feld ist, mit erstmal niedrigeren Schwellen als andere Genres (hat nichts dagegen, ist immer verfügbar, braucht keine Releases jedweder Art, kostet nichts,…). Das könnte ja durchaus zu einer unkritischeren Haltung beitragen, Ist aber auch nur eine Idee dazu.

  1. Danke für den inhaltlich, wie ich finde, sehr treffenden Artikel. In unserer überbeschleunigten Zeit überträgt sich das „von allem zu viel“ irgendwie auch auf die Fotografie… Was nicht übertrieben bunt oder gephotoshoped ist, geht oft unter. Dabei sollten doch z. B. Bildaussage, Komposition, Licht etc. viel mehr im Fokus stehen.

  2. Ich bin eigentlich Leser der nahezu ersten Stunde von kwerfeldein. Ich kenne die Seite noch lange bevor sie zum Magazin wurde.

    Seit einiger Zeit, vielleicht seit 1 oder 2 Jahren, gewann zuerst unterschwellig, nun immer präsenter, ein Gefühl Oberhand. Sei es nun bei kwerfeldein oder anderen Projekten einzelner Redakteure: eine unglaubliche Überheblichkeit und Arroganz.

    Auch dieser Artikel strotzt, für mich persönlich, davon. Das macht auch ein kleiner 3-Zeiler („Natürlich, jede_r soll frei Schnauze fotografieren, was und wie es der Person selbst gerade gefällt.[…]“), der völlig unglaubwürdig auf mich wirkt, nicht wett.

    Ich empfinde beim Lesen solcher „Artikel“ eine Intolleranz, Unverständnis und Respektlosigkeit des Autoren gegenüber viele andere.

    Landschaftsfotografie ist für mich in erster Linie die Abbildung von Landschaft. Ihr versucht an anderen Stellen darüber zu sinnieren inwiefern Fotografie Kunst ist bzw. versucht ihr den Diskurs darzustellen, der seit einem Jahrhundert anhält.

    Nun steht man vor einem Genre, welches davor strotzt, dass der Fotograf dem Bild eine Atmosphäre einhaucht, die er im Kopf hatte. Einem Genre, welches näher an der traditionellen Kunst ist als kaum ein anderes. Und bei dem die Fotografen dank Lightroom und PS mehr denn je in die reine Abbildung der Wirklichkeit eingreifen, um Phantasieräume zu erschaffen, Gefühle darstellen und versuchen zu erwecken – und es gelingt ja ganz offenbar!

    Und genau das ruft direkt Neider(?) hervor. Manchmal hat man das Gefühl ein Bild wird primär anhand seiner Kommentare gemessen und bewertet. Ein Bild, welches viele „Boah, wie derb.“ „Ist. Das. Krass.“ „Megageil!“-Kommentare hat, erweckt bei dem ein oder anderen instinktiv Abneigung, wie bei anderen eine grundsätzliche Abneigung ggü. Harry Potter- und Herr der Ringe-Filmen besteht, aufgrund des Hypes der um sie gemacht wird.

    Wenn es einem gelingt, sich von dieser instinktiven Abneigung zu lösen, dann entdeckt man vielleicht sogar in diesen Filmen Aspekte, die einem gefallen oder die einem Respekt abringen.

    Ich finde in Bezug auf die Landschaftsfotografie, welche man so bei flickr und Co findet, eine andere Frage interessant: Was liegt soziologisch und psychologisch zugrunde, dass viele Landschaftsfotos sich so ähneln? Warum haben so viele ähnliche Phantasien? Und ist das kulturell übergreifend? Macht ein afrikanischer Fotograf ähnliche Aufnahmen wie ein Nordamerikanischer? Oder der tibetianische ähnliche wie der italienische? Haben wir alle eine ähnliche Vorstellung von einer „heilen Welt“? Von „Schönheit“?
    Das wäre doch mal eine intelligente Herangehensweise an einen solchen Artikel („[…](meist) intelligenten Leserschaft dankbar bin[…]“ – OH BOY!).

    Aber hier wurde meiner Meinung nach nicht versucht die Intention die hinter solchen Bildern steckt zu verstehen. Und im Anschluss daran sie zu tolerieren und respektieren. Hier sehe ich primär die Aufwertung des eigenen Geschmacks durch Abwertung des Geschmacks vieler anderer. Das ist mir persönlich zu einfach (und überheblich) und erfüllt für mich nicht den Anspruch, den ich an ein professionelles Magazin hege.

    • Diesem Kommentator kann ich nur beipflichten.

      Vielleicht bliebe noch zu ergänzen wie unverholen der Begriff „Mainstream“ gebraucht wird, um eben diesen zu diffamieren. Es hätte hier doch nur dem Blick über den Tellerrand hinaus bedurft, um festzustellen, daß jede Epoche seinen Mainstream hervorbrachte, weshalb man Expressionismus, Impressionismus usw überhaupt erst als Epochen bezeichnet. Und alleine die Tatsache, daß ein Stil großen Anklang findet, ist kein Qualitätsmerkmal.

      Diese „500px-Stilrichtung“ mag nicht eines jeden Geschmack treffem, es sie zu entwerten, zeigt nicht unbedingt den Weitblick des Autors – vielmehr gibt es einem Anstoss, die übrigen Artikel des Autors mit Vorsicht zu genießen.

      • Hallo HoFe. Ich bitte darum. Gerade kritische Stimmen, die das, was ich sage hinterfragen, finde ich wichtig und ich lerne gern davon. Ich lese jeden Kommentar und denke darüber nach – was nicht zwingend bedeuten muss, dass ich jedem kritischen Argument zustimme.

        Und wenn wir schon dabei sind, empfehle ich Dir die Lektüre „Kitsch – Texte und Theorien“ , daran lässt sich wunderbar nachvollziehen, dass Kitsch auch in anderen Epochen in der Kritik stand.

      • Beiden Vorrednern kann ich im Allgemeinen zustimmen. Ich bin etwas erschrocken über die klar formulierte Intolleranz. So sehr sogar, dass ich hier erstmalig kommentieren muss. Ich bin bestimmt kein Landschaftsfotograf und finde bestimmt auch nicht jedes Panorama klasse. Jedoch gibt es immer wieder sehr schöne Bilder, die einem zum Teil zeigen, was man auf der Welt alles noch nicht gesehen hat oder eben einen daran erinnern, was man einst schon mit eigenen Augen als schön empfand. Eine schöne Landschaft kann man live vor Ort schön finden oder eben auf einem Bild. Das stempelt einen nicht gleichzeitig als geistig minderbemittelt oder als Foto-Dilletanten ab. Viele derartiger Motive verkaufen sich sogar gut, so dass man unweigerlich davon reden kann, dass sie einen Mehrwert geschaffen haben.

        Obendrein finde ich es nicht verwerflich, dass sich manche Fotografen ihres Talentes bedienen und innerhalb von Photoshop eine Licht- und Farb-Situation wiederherzustellen, wie sie live nur das Auge wahrnehmen konnte, hingegen aber die Technik nicht. Klar wird auch hier oft übertrieben, aber das verteufelt die Unmengen an leidenschaftlich geschossenen Bildern nicht, die nur geringe Korrekturen erfuhren.

        Es gibt bestimmt auch andere Genre der Fotografie, welche für die breite Masse, wie auch für sehr erfolgreiche Fotografen keine Begeisterung oder Faszination hervorrufen. Wenn man sich als Autor selbst in einem dieser Genre befindet und akzeptiert wird, sollte man eher analytisch gegenüber anderer Genre sein- aber der Hass erzeugt einen faden Beigeschmack.

        Bewegt man sich auf flickr, so findet man in fast allen Genren Bilder unbekannter Fotografen, die einerseits sensationell in allen Bereichen sind und dennoch auf ihren ersten Like warten. Andere Bilder hingegen lassen sich auf hochprofessioneller Ebene in allen Belangen demontieren und haben unerfindlicher Weise eine nicht-vertretbare Anzahl an Likes. Das sollte man nicht so pauschal in gut oder böse stecken.

    • Danke Mario!! Du bringst es auf den Punkt. Wir leben in einer Zeit in der wir die Bilder die wir im Kopf haben entstehen lassen können. Die großen Landschaftsmaler haben zu ihrer Zeit auch nicht die Realität 1:1 abgemalt.
      Dieser Artikel ist mal wieder sowas von daneben und respektlos….
      Wenn ich auf diesem Niveau argumentieren würde, könnte ich das gleiche über deine Art der „Reportage“ Fotografie sagen Martin: Beliebig, tausend mal gesehen, dass immer gleiche Thema. Kein Bezug zum eigentlich Menschen. Das oberflächliche Abbilden einer Situation.

  3. Mein lieber Scholli. Die Tatsache, dass die Autoren hier häufiger Positionen beziehen, die, vorsichtig ausgedrückt, Einsteiger-feindlich sind, ist nun wirklich kein Geheimnis. Aber die Arroganz, mit der hier propagiert wird, dass „dass alles besser ist, was anders ist als der Mainstream“ ist für mich der Grund, die Seite aus meinem News-Aggregator zu schmeißen.
    Gerade als Herausgeber ist es natürlich gutes Recht, auch einmal kritisch Themen anzugehen. Wenn ich als o.g. Fotoeinsteiger aber das Gefühl bekomme, dass jemand, der noch nie ein einziges Foto von mir gesehen hat, der Meinung ist, dass meine Bilder schlecht sind, sollte sich besagter jemand vielleicht doch einmal Gedanken machen, ob a) er nicht etwas über’s Ziel hinausschießt und b) wer denn die Mainstream-Werbung auf seiner Seite anklickt.

  4. Absolut lesenswert. Da lässt sich so einige Aussagen auch auf andere Bereiche (… und nicht nur in der Fotografie) anwenden. Ich glaube, ich muss auch mal meine letzten Fotos aus dem Bereich kritisch überdenken.

  5. Schön provokativ geschrieben, aber gut entschärft. Bin schon gespannt ob hier eine (hoffentlich sachliche) Diskussion ausbricht, da der Artikel trotzdem deutlich polarisiert. ;)

    Mit deinem Gedankengang gehe ich aber mit. „Leider“ könnte man sagen, denn es ist echt schade, dass es schon soweit gekommen ist, dass man sich einfach nur „normale“ Fotos wünscht, die nicht mit Effekten erschlagen. „Zum Glück“ sage ich aber, denn es ist erfreulich zu wissen, dass auch andere ähnlich empfinden.
    Ich sehe es so, dass die meisten dieser megatoll-Bilder einfach der Standard sind, wobei es wie immer Ausnahmen gibt die wirklich gut sind und nicht übertrieben (trotz bunt und Drama). Das gibt die Technik her (ohne großen Aufwand und ohne großes Wissen und Können) und die mit jedem Atemzug zu hunderten wo auch immer veröffentlichten Bilder schreien förmlich „Mach es noch besser, sonst kannst du nicht mithalten“. Und wer will schon hintenan stehen…
    Die natürlichen Fotos, mit Inhalt, jene die nicht in 5 Sek (inkl. Bearbeitung) entstanden sind, die nicht die Netzhaut verbrennen sondern zum länger Anschauen einladen und durch Idee, Stil und Detail begeistern – das sind die Besonderheiten, die es zu finden lohnt. Auch wenn, wie du sagst, die Suche heutzutage recht mühsam ist.
    Meiner Ansicht nach kann man die Kritikpunkte auch gut in andere Fotobereiche übertragen, bei Landschaft ist es nunmal am deutlichsten. Mich beruhigt aber der Gedanke (gemischt mit heimlicher Hoffnung), dass auch dieser Trend einmal zu ende gehen wird, dass die Anzahl an Menschen die diese Bilder langweilen stetig wachsen wird und es früher oder später „out“ sein wird solche Bilder zu erstellen, geschweige denn irgendwo zu posten. Ich denke durch die rasend wachsende Masse solcher Bilder und dem entgegen stehenden Streben nach „anders sein“ wird sich das Problem mehr oder minder von selbst lösen.
    Nur… was kommt dann? :)

    • Vielen Dank für Deinen Kommentar, Tom. Kitsch (versuch das mal zu definieren, da tun sich bis heute die Fachleute schwer) ist ein Phänomen, das es ja nicht erst seit der Landschaftsfotografie gibt und deswegen glaube ich, dass diese Form des Ausdruckes immer Bestand haben wird…

      • Kitsch zu definieren ist sogar relativ einfach… Man lese hierzu Illing, Liessmann, Moles, Sontag (oh ja…), Flusser, von Lucke, Voss, Engell, Seeßlen, Hickethier, Bolz…. da gibt es sehr viele, die gute Definitionen von Kitsch anbieten.

      • Hey Martin. Ich habe bewusst nicht „Kitsch“ verwendet oder andere schwer definierbare Begriffe (wobei „schwer“ relativ sein mag). Es ist nämlich nicht der „Kitschfaktor“ der ausschlaggebend ist, denn auch „Kitsch“ kann durchaus was Interessantes an sich haben. Es ist die Masse die es ausmacht; die unüberschaubare, mit menschlichem Vorstellungsvermögen kaum fassbare Menge an Material, entstanden durch die technischen Möglichkeiten und die Beschleunigung unseres Lebens. Das Phänomen fällt heutzutage mehr auf und deutlicher ins Gewicht, da immer mehr Menschen mit immer besser werdenden Kameras und immer einfacher werdenden Software in immer kürzer werdenden Zeit und mit immer mehr Möglichkeiten der Veröffentlichung Bilder erstellen und nicht mehr den Hürden ausgesetzt sind, die noch zum Ende des letzten Jahrtausends die Fotografen sozusagen ausbremsten. Zeitlich gesehen erscheinen heutzutage mehr Fotos im Netz, als ein einzelner Mensch anschauen kann. Ich vergleiche das gern mit dem Überschallflug, wobei der Mensch der Schall ist, der der Technik hilflos ausgeliefert hinterherrast. Die Masse an Bildern hat unsere menschlich begrenzten Kapazitäten längst überholt und der Knall ist noch gar nicht so lange her – erschreckend. Jedenfalls resultiert aus der Masse (die für jedermann jederzeit zugänglich ist, dank Internet) der Druck mitzuhalten oder gar besser zu sein. Der Kreis dreht sich sozusagen immer schneller (sieht man auch bei den Herstellern des Equipments)…
        Es soll nicht den Eindruck erwecken, als würde ich der „guten alten Zeit“ (vor dem Knall) todesunglücklich hinterhertrauern, es hat alles seine Vor- und Nachteile. Es ist nur deutlich anstrengender geworden aus der Masse das herauszufiltern, was man mag. Dadurch gehen viele wirklich gute Werke, womöglich auch sehr talentierte Fotografen, einfach unter.

  6. Die Seite hat sich hier aber mit der Kritik an dieser Art Landschaftsfotografie, ich erinnere mich da an die eine Deutschland – Serie, auch sehr schwer getan.
    Für mich ist das Fotomagazinfotografie. Da geht es eher um die technische Unsetzung, als um einen individuellen Zugang zum Thema. Find ich dann erstmal gut, dass man Fotografien auch so betreiben kann. Lernt man ja auch viel bei.

  7. Erstmal ein Lob an Martin, ich finde deine Artikel so gut wie immer die besten hier auf der Seite. Vielleicht einfach, weil ich diese offene Art und Diskussionen so liebe.

    Auch hier finde ich es sehr gut, dass etwas angesprochen wird, was viele Kommentare hier auf Kwerfeldein auch schon öfters bemängelt haben. die knatschbunten Landschaftsbilder, welche wohl doch so einige schon nicht mehr sehen können.

    Ich selbst bin etwas zwiegespalten: Ich schaue mir doch gerne ab und an „solche“ Bilder an, aber vor allem wegen dem Aufwand der dahinter steckt. Viele der Bilder sind wirklich an entfernten Orten zur morgendlichen Stunde aufgenommen und man sieht, dass der Fotograf also sein Handwerk von der technischen Seite und von der planerischen Seite (zu welcher UUhrzeit an welchem Ort) versteht. Das muss ich neidlos anerkennen. Ich meine mir einzubilden, dass viele Kritiker „Angst“ haben, dass man 20kg Equipment, den Jahresurlaub und Stitching- Rendering- Nachfürhungsphotoshopprogramme braucht um wirklich beliebte Bilder zu machen und alles andere nichts ist. Dann schaut man sich die monumental wirkenden Bilder an und denkt sich: Na toll, werde ich je 1 Million likes dafür bekommen? ;-)

    Insgesamt hat sich der Effekt bei mir aber auch abgenutzt und ich bin froh, diesen Artikel hier zu sehen. Bin gespannt was andere dazu meinen.

    PS: Übergeordnet führt uns diese Diskussion irgendwo in den Bereich von „MAINSTREAM“ und alle Phänomene die damit zu tun haben – egal in welchem Genre.
    Einerseits ist da die Masse, die etwas liebt und den Anschein weckt, dass das was fast alle toll finden, muss dann auch das Beste sein VS dem Mainstream, welcher oberflächlich und schnelllebig ist und die Frage aufwirft wie gut kann Mainstream sein, wenn sich die meisten davon nicht mit der Materie richtig auseinandersetzen?

    • Danke für Deinen konstruktiven Kommentar, Simon. Wenn ich Deinen Faden aufnehmen darf, dann würde ich behaupten, dass Mainstream nicht zwingend auf qualitativ miserablem Niveau sein muss – wenngleich das meiner Meinung nach in der Landschaftsfotografie der Fall ist.

      Der Mainstream sieht auch in jedem Teilbereich der Gesellschaft (also auch in der Fotografie) anders aus. Ich wage zu diesem Zeitpunkt hierzu noch keine Meinung zu haben, aber ich werde es mal im Hinterkopf behalten.

      • Hallo Martin,

        ich wollte auch nicht implizieren, dass der Mainstream nur oberflächlich und qualitativ miserabel ist. Er bringt oft ganz andere Dinge ans Tageslicht und lässt einem noch mal überlegen inwieweit die Masse ja vielleicht einfach Recht hat und inwieweit die Masse geblendet ist von Dingen wie Effekthascherei.

        Vielleicht ist es einfach so, dass jemand der sich weniger mit z.B. Fotografie beschäftigt, eben stärker auf Eyecatcher anspringt wie bonbonfarben und monumentale Bilder, als jemand der schon jahrelang fotografiert und mehr auf Details achtet oder einfach Ermüdungserscheinungen hat. Und dann entsteht diese Diskrepanz zwischen Mainstream vs „Szenenkenner“

        :-)

  8. Wow! So früh in der Woche ein echter Schenkelklopfer ;-) Oder: „Wir Landschaftsfotograf(In)en treten seit 11 Jahren auf der Stelle:

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28415145.html

    Es scheint sich ja nichts geändert zu haben ;-) Zu den „Kopien von Kopien von Kopien…“ Wenn man im Urlaub ist und vor Ort alles mitnimmt, sollte man konsequent ausblenden, dass da fast immer schon 1000 Leute vor dir auf den Auslöser gedrückt haben. Immerhin zwingt einen ja keiner, das Superweitwinkel und – noch schlimmer (später, zu Hause) – die Bonbontüte auszupacken. Bei HDR krieg ich Herpes. Wenn ich gekonnte Fotos, die in der Frühzeit dieser Technik entstanden und denen man das nicht ansieht, gegen diese unsägliche Amateur… vergleiche. Es gibt aber ein – teures – Gegenmittel. Für einige Leute ist sie mit ihrer angeblich total negativen Art das berühmte rote Tuch, aber nach Studium der Bücher von Frau Dr. Martina Mettner verkauft man entweder seine Ausrüstung oder fängt an sich wenigstens zu bemühen, bessere Bilder zu machen. Sollte einem mal das in einem unsäglichen Schweinchenrosa/Pink und wenig glücklichen Layout gehaltenen „Wie man ein großartiger Fotograf wird – Wegweiser in eine Fotopraxis mit Zukunft“ über den Weg laufen, unbedingt mal reinsehen. Ansonsten: Lotta Heinz und Kathrin Loges und Jan D. Wunderlich – Thumbs up!!

    Ralf

    PS.: NICHT mit Frau Mettner verwandt, bekannt oder befreundet!

    • Hallo Ralf. Dieses Buch von Martina Mettner hat mir schon vor Jahren viele gute Gedanken mitgegeben. Die Empfehlung kann ich also gut und gerne unterschreiben (ich bin auch nicht mit ihr verwandt oder verschwägert). :P

  9. Der Artikel bringt interessante Denkanstöße. Übertriebene Effekthascherei ist mir auch zuwider, dennoch hat die gekonnte Übertreibung bestimmter Merkmale auch in der Lanschaftsfotografie für mich ihren besonderen Reiz. Das Herausarbeiten dieser Merkmale ist für mich eine Verbeugung vor der Schönheit der Natur. Sei es ein dramatischer Himmel oder das besonders saftige Grün einer Wiese, letztlich haben auch die Maler früherer Epochen selten versucht, die Natur eins zu eins wiederzugeben. Was bleibt ist die Wirkung des Bildes, und da liegt es am Können des Fotografen und Bildbearbeiters, dem Bild den richtigen Schliff zu verleihen.
    Steht der Effekt jedoch zu sehr im Vorderdergrund und hat das Bild ansonsten wenig zu bieten, dann wirds schnell fade.

  10. überdenkenswert… doch „das Normale“ will ja keiner mehr knipsen…. erst dann wieder wenn „dieses Normale“ exotischer wirkt als all die massenhaft lauten bunten übertriebenen dramatischen Fotos… ach jeh… als Anfang machen und stellen wir doch mal schnelle ein paar natürliche schwarz-weiß mit Silver Efex Pro bearbeitete Landschaftsaufnahmen ins Internet. Heureka!

  11. Das ist ja ein grundsätzliches Phänomen. Und betrifft nicht nur die Landschaft als Gegenstand der Fotografie. Ich hatte da mal an einem anderen Text von Dir aufgedröselt (http://www.kritische-masse.de/blog/huflaikhan/kritik-und-foto). In kurzen Worten, Bilder, die keine Beziehung aufdecken, sondern ein bisschen an Selbstverliebtheit in den Rahmen des technisch Möglichen setzen.

    Nun aber wäre es Irrglaube, dass man Naturfotografie und Dokumentarismus zusammenzwingen könnte. Dass das „So-wie-es-ist“ herstellbar wäre. Gurskys Rheinufer ist sozusagen ein Umweg dahin. Nur durch Manipulation entsteht diese eigenartige Reinheit. Oder an einen anderen denkend: Anselm Adams.

    Das Ding ist ja, dass man geradezu versucht ist, das irgendbeste aus dem Material herauszuholen. Von der Position, der Brennweite, der Belichtung bis hin zur endgültigen Darstellung. Da sind die üblichen erfolgreichen Wege mit den Boah-Effekten naheliegend. Und das soll man ja auch machen. Aber es produziert dieses künstliche Fotoglutamat, an dem man sich irgendwann leer gesehen haben mag. Die Landschaft liegt dann hinter der Landschaft, sie verdeckt sich selbst: man sieht sie nicht mehr.

    Abrüstung wäre sicher in der Verfeinerung zu finden. Der Landschaft entgeht man nicht, außer im Studio.

    • Wunderbare Reflexion, Huflaikhan. Und ja, die Landschaft sieht man nicht mehr, aber nicht, weil sie sich selbst verdeckt, sondern weil die Justierung in eine ganz bestimmte Richtung (auch inhaltlich) das eigentliche Bild überzieht. Daran ist ja grundsätzlich nichts auszusetzen, doch in der Masse liegt für mich der Hund begraben. Es scheint rechts und links nichts mehr zu geben, was man oder Frau fotografieren möchte. Deshalb ist es für mich nicht nur eine Frage der Bearbeitung, sondern auch der Motivwahl.

  12. Sehr treffender Artikel. Vielleicht gilt es noch zu beleuchten, dass Spiegelreflexkameras so erschwinglich geworden sind, womit es fast jedem möglich ist solch ein Objekt zu besitzen. Aufgrund der niedrigen Preise, wird auch nicht mehr geschätzt was man da besitzt – ein Wunder der Technik, wovon jeder Fotograph der analog Generation geträumt hätte. Aber vielleicht auch hier der springende Punkt. Fotos sind heutzutage schnell gemacht. Ohne Überlegung wird darauf losgeknipst. Wenn das Foto nicht taugt, wird es gelöscht. Hatte man damals den Zwang den Film mit astreinen Fotos zu belichten, ist man zuvor zu Hause gesessen und hatte sich ein Konzept überlegt. Sogar noch mit Lichtmessgeräten und Formeln für die optimale Belichtungszeit gearbeitet. Daher steckte hinter jedem Foto noch richtige Arbeit. Aber nun gut. Jedem soll das seine überlassen sein. P.S.: Für mich ist ein Foto erst gelungen, wenn die Landschaft danach wie leer gesaugt ist.

    • Hallo Achim. Ich möchte hier einwenig widersprechen: Die von mir diskutierten Landschaftsfotografinnen und – fotografen arbeiten teilweise sehr an Ihren Bildern. Dass die analoge Herangehensweise anders (aber nicht: besser) ist, dem kann ich zustimmen. Doch auch digitale Fotografen arbeiten mit Konzept.

  13. Hmmm …

    vorneweg oute ich mich als jemand, der „bunt“ total gerne mag. Und weil ich schon lange fotografiere und photoshoppe bilde ich mir ein, erkennen zu können ob es sich um ein Kunstprodukt handelt, oder etwas am Bild echt ist. War der Fotograf morgens um 4.30 auf dem Berg? Wenn ja: wow, egal wie sehr es nachher in Photoshop mit ihm durchgegangen ist.

    Vielleicht ist es ein Problem der Landschaftsfotografie, dass Landschaften in echt einfach wow sind, was sie am Monitor, gedruckt, in der Galerie nie sein können. Das Gefühl lässt sich unmöglich transportieren. Die Luft, der Wind, die Ruhe, die Atmosphäre … Also greift man zu digitalen Aufputschmitteln. Ist ja auch der Klassiker auf jeder Urlaubsreise: am Strand war der Sonnenuntergang noch total „WOW!“, als man den Abzug bei dm abgeholt hat, ist es völlig rätselhaft, wieso man dieses Bild gemacht hat.

    Abgesehen davon, danke für die kritische Stimme dazu, trotz allem.

    Aber auch: in letzter Zeit hat die Menge von „blasses Mädchen halbnackt im Wald, angereichert mit Moos und Blättern, mit einem 85 1.4 fotografiert und noch durch vsco gejagt“ Serien hier massiv zugenommen. Davon ein paar weniger und stattdessen mehr techno-pop-Landschaften würde kwerfeldein ziemlich gut tun :-P

  14. Die Kluft zwischen Anspruch und Markt

    Ein Essay über die Freuden der professionellen Fast-Food-Fotografie

    Vor vielen Jahren, als Helene Fischer noch nicht den heutigen Status erreicht hatte, nannte mich ein Freund mal den „Karl Moik der Landschaftsfotografie“. Eine Aussage die mich zum Nachenken brachte, mein Werk reflektieren ließ aber mich trotzdem überzeugte, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Warum, versuche ich ein wenig im nun folgenden Essay darzulegen.

    Ich glaube, dass die Sichtweise, dass derjenige der fotografiert immer auch das fotografiert was er selbst für die ästhetische Vollendung hält zu einfach ist. Vermutlich muss man nochmal differenzieren auf welcher Ebene man Landschaftsfotografie betreibt. Lassen wir jetzt mal die ambitionierten Hobbyisten außen vor und wenden uns den Leuten zu, die versuchen mit Landschaftsfotografie ihren Lebensunterhalt zu verdienen. So wie ich das persönlich kennengelernt habe gibt es zwei verschiedene Wege die unterschiedlicher nicht sein könnten.

    Zum einen der „akademische“ Weg – der einem erlaubt auch Kunst zu „produzieren“. Durch die insitutionelle Verkettung mit Professoren und Galeristen kann es möglich sein (wenngleich auch für viele fotografische Hochschulabsolventen die sich der Landschaftsfotografie zuwenden wollten das Ganze in einer Sackgasse endet) dass man künstlerischen Erfolg und die Sicherung des Lebensunterhalt kombinieren kann. Deutschland hat ja auch eine lange Tradition in der Hinsicht – denke man an die Düsseldorfer wie Gursky und Struth oder Olaf Otto Becker und Michael Lange. Aber ohne die entsprechenden akademischen Backgrounds mit einem Kunst-Stil wirklich erfolgreich zu sein (ich spreche hier nicht von quadratischen schwarzweißen Langzeitbelichtungen) dürfte Quereinsteigern nur in seltenstem Maße vergönnt sein.

    Als Hobbyist sieht das natürlich völlig anders aus. Wenn man nur aus Liebe zum Medium fotografiert fällt die Orientierung an finanziellen Gesichtspunkten weg.

    Welche Möglichkeiten bleiben nun um „außerakademisch“ Landschaftsfotografie auf ein berufliches Niveau zu heben? Ich möchte ein bisschen von meinen Erfahrungen berichten. Die meisten Landschaftsfotografen ohne akademischen Background die ich kenne und das ganze mehr oder weniger hauptberuflich machen arbeiten für Stockagenturen, Kalender und – natürlich – Workshops. Ein Blick in die derzeit in den Büchereien aufliegenden Naturführer genügt um zu erkennen, dass der Flickr / 500px Stil längst am Markt angekommen ist. Mit Workshops verhält es sich ähnlich – die Kundschaft rekrutiert sich natürlich weitgehend aus den Communities.

    Eine Ebene darüber befinden sich dann die Möglichkeit für Unternehmen zu arbeiten – durch die Mechanismen des Internets und der oft (auch zu Recht) geschmähten Sozialen Medien – eröffnen sich internationale Märkte.

    Globalisierung der Ästhetik ist ein wichtiges Stichwort. In Deutschland herrscht aus gut nachvollziehbaren Gründen eine Abneigung gegen zu viel Heimatromantik. Landschaften in der Kunst(-fotogafie) als durch und durch emotionale Subjekte waren oder sind ein NoGo – ausgenommen entästethisierte Landschaften; oft zitiert hierbei Rhein II (und auch oft diskutiert morgens bevor die Sonne bonbonfarben über den Horizont kriecht). Aber in der heutigen Zeit – insbesondere wenn man eine berufliche Perspektive haben möchte – genügt der Scheuklappenblick innerhalb der Landesgrenzen nicht mehr. Auf internationaler Ebene bekommt Landschaft eine völlig andere visuelle Bedeutung. Gehen wir zum Beispiel in die USA in der die Urbarmachung der Landschaft Teil des „Nationalmythos“ ist. Oder gerade auch in Schwellenländer welche die Landschaft derzeit erst für sich als positiv besetzten Raum entdecken (was erst dadruch möglich ist, dass man nicht mehr von den Gütern welche die Landschaft hervorbringt abhängig ist). Diese „Märkte“ werden völlig anders bedient als die anspruchsvolle teutonische Burgeoisie.

    Und von den Märkten kommen wir zu den Unternehmen. Also dorthin wo das Geld sitzt und die verlockenden Aufträge für Fotografen liegen. Die Werbeästhetik und die Medienästhetik (also auch erwähnte Filme wie Transformers) ergänzen und befruchten sich Gegenseitig. Durch Phänomene wie Computerspiele und die Möglichkeiten der CGI lösen sich die Außengrenzen der Fotografie immer weiter auf. Fotografie ist nur noch ein Werkzeug in einem größeren Verbund um ein Gesamtergebnis zu erreichen. „Naturverkrassung“ findet sich in der Werbung an den meisten Ecken und Enden (jetzt nicht im HDR Modus aber doch deutlich bearbeitet und weit von OOC Daten entfernt). Möchte man diesen Markt bedienen, muss man den Geschmack der wirtschaftlich orientiert denkenden Entscheidungsträger treffen.

    Im Rahmen meiner Diplomarbeit hab ich mich mit der Veränderung der Darstellung von Landschaft in der Werbung in seit 1990 beschäftigt – also auch mit dem Übergang von analoger zu digitaler Fotografie. Unterm Strich kann man sagen, dass heute ein einzelnes Bild viel mehr „Schnitte“ aufweist als noch vor zwei Jahrzehten. Mit Schnitten meine ich das aus dem Bewegtmedium Film bekannte in immer höheren Intervallen Umschalten zwischen einzelnen Einstellungen. Da dies bei statischen Bildern nicht möglich ist, wird dieses „Umschalten“ durch digitale Effekte und Ausreizung der Naturferne erreicht.

    Abschließend möchte ich aber durchaus Recht geben, dass die im Internet präsente Landschaftsfotografie sich oft geschmacklich abnutzendem ästhetischen „Fastfood“ gleicht. Wenn man Landschaftsfotografie zum Beruf machen möchte und keinen kunstakademischen Hintergrund mitbringt ist der Populärgeschmack ein Schlüssel zum Erfolg. Auch wenn man dafür manchmal mit dem Teufels in Bett steigen muss. Zur Erholung von meinen eigenen Grenzüberschreitungen betrachte ich dann gerne die Werke von Bastian Kalous der sich mir vertrauten Motiven in einer völlig anderen Ästhetik zuwendet…

    • Hallo Kilian. Wunderbar. Schön, dass Du hier Deine Gedanken niederschreibst – ich habe mich sicherlich nicht in der Tiefe wie Du mit der Landschaftsfotografie auseinandergesetzt. Oder sagen wir es so: auf einer anderen Ebene. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob auch als Berufsfotograf die Möglichkeit besteht, Clichés aufzubrechen. An dieser Stelle nenne ich gerne Martin Parr, der die zu Beginn seiner Zeit bestehende Romantisierung und Nostalgie in der Fotografie hinterfragte und einen eigenen Weg ging. Heute ist er einer der wichtigsten Fotografen und seit 94 Mitglied von Magnum. Er ist für mich ein Paradebeispiel dafür, dass auch mit Kritik am Bestehenden (und das macht er mit seinen Aufnahmen) durchaus Geld verdient werden kann. Dass dies nicht so einfach und nicht jedem möglich ist, liegt natürlich auf der Hand.

      • Hallo Martin, das Beispiel Martin Parr geht ja mit meinen Aussagen relativ gut einher – durch das Fotostudium an sich hat er ja bereits andere Grundlage auf der er seine visuelle Kritik aufbauen kann als beim Quereinstieg.

        Ganz spannend find ich hinsichtlich der „Kritik am Bestehenden“, dass du am Ende deines Artikels mit Loges / Wunderlich / Heinz FotografInnen aufzählst die ich persönlich sehr schätze. Ist auf jedenfall die Art von Landschaftsfotografie die ich mir gerne „außerdienstlich“ ansehe.

        Jedoch sehe ich darin keine grundsätzliche Kritik am Bestehenden, ist doch die Naturnähe / morbide Ästhetik durch und durch romantisch veranlagt. Es ist zwar die Umkehrung der von dir kritisierten Bonbonästhetik aber der Motivgegenstand bleibt gleich: Die Emotionalisierung der Landschaft. Eine „Gefühlswelt“ die eben nur eine andere Zielgruppe anspricht. Uhde dagegen geht einen deutlichen Schritt weiter und löst Sehgewohnheiten / die Skala von Landschaft innovativ auf.

        Generell die Skala… was kann ein Landschaftsfotograf überhaupt in einer globalisierten Welt leisten. Bleibt der Blick auf das Nahe / Alltagslandschaften – oder verlässt man die Ich-Perspektive zugunsten von Luft oder gar Satellitenbildaufnahmen. Bei einem Blick in das empfehlenswerte neue Buch „Landmark“ von William A. Ewing wird einem die aktuelle Bandbreite der Landschaftsfotografie und ihrer Ausprägungen bewusst.

        Wichtig ist denke ich generell, dass man eine gewisse kritische Distanz zu seinen Arbeiten einbehält und sich nicht gänzlich anderen, auch konträren visuellen Spielarten verschließt.

    • Danke. Dieser Diskussionsfaden macht den Artikel (erst) rund.

      Du hebst auf eine professionelle Landschaftsfotografie ab. Man kann ja durchaus noch weiter gehen: Ich nehme an, die überwiegende Mehrheit der Leser dieses Magazins betreiben Fotografie als Hobby. Ich auch. Gerade dann stellt sich auch abseits der Besonderheiten der Internetöffentlichkeit die Frage: Warum fotografiere ich. Und wie möchte ich dann fotografieren.

      Und da kann man, Kitsch hin oder her, auf den Gedanken kommen, etwas Gesehenes so schön wie möglich ‚abzulichten‘. Ich bin auch jemand, der sich gerne mal ein bisschen zu lange mit dem Sinn und der Theorie, den Absichten und Zielen der eigenen Fotografie befasst, statt sie einfach zu leben. Aber oft, da muss es einfach nur schön sein. Weil ich nicht immer mit genug Schwermut und Sendungsbewusstsein herumlaufe, um grundsätzlich matt, dunkel und bedeutungsschwanger zu fotografieren.

      Spaß beiseite: Für mich erzählt ein Foto immer auch vom Fotograf. Wenn man es lesen kann. Ich habe schon bonbonfarbene Himmel vor Sonnenaufgang fotografiert, wenn ich süßlich, leicht und unbeschwert war und schwarzweisse ver- und zerrissene Straßenfotos, wenn ich mich mit mir nur noch abschleppte. Und beides ist auch gut so. Für mich. Genauso wie viele andere ‚Geschmacksrichtungen‘.

      Entscheidend für den Amateur ist in meinen Augen die Beziehung zum eigenen Bild. Wenn man sich mit seinem Bild wohlfühlt, dann hat man schon etwas richtig gemacht. Dass man dabei auf das Urteil Anderer achtet und sich diesem Urteil zuweilen mehr unterwirft als es gut ist, gehört zur Lernkurve. Ein pauschales Urteil über eine Bildsprache zugunsten einer anderen, ebenso austauschbaren Ästhetik finde ich dabei schwierig. Können und Individualität sind in jeder Sprache möglich. Mittelmaß ebenfalls.

    • @ Kilian:

      „Die meisten Landschaftsfotografen ohne akademischen Background die ich kenne und das ganze mehr oder weniger hauptberuflich machen arbeiten für Stockagenturen, Kalender und – natürlich – Workshops.“

      „Wenn man Landschaftsfotografie zum Beruf machen möchte und keinen kunstakademischen Hintergrund mitbringt ist der Populärgeschmack ein Schlüssel zum Erfolg. “

      Ich lasse auch meine Bilder bei einer Bildagentur vermarkten, jedoch wurde mir zu Beginn gesagt, dass sie Photos mit unnatürlichen, übersättigten Farben schlecht laufen. Angeblich ist das ein Grund gewesen mich unter Vertrag zu nehmen. Wie passt das jetzt mit deinen Schilderungen zusammen?

      Übrigens: Was meinst du mit teutonischer Burgeoisie?

  15. Ich denke, dass mehr fotografieren eben nicht bessere Ergebnisse bringen muss, und es wird halt endlos viel fotografiert. Von allen, immer, mit allen möglichen Kisten. Dazu wird jeder, der sich Alltag und Medien aussetzt mit Bildern überladen, woher soll da die Sensibilität furs feine und subtile kommen?

  16. Mein Urlaubsziel 2014 war Island. Hier wird man ja überflutet von Landschaftsbildern, wenn man im Netz danach sucht. Und irgndwie haben sich gewisse Bilder im Kopf eingeprägt – so wie du sie in deinem Artikel beschreibst, HDR. Ich muss ehrlich sagen, dass ich auch auf kwerfeldein dazu genügen Futter fand, aber im positiven Sinn. Ich glaub ich habe mir im Vorfeld mehr Gedanken darüber gemacht, ob ich mir nun irgendwelche Filter anschafen soll oder nicht. Mein Stativ hatte ich dabei, aber ein Stativ ist ein Hindernis, wer will das schon die ganze Zeit mitschleppen. Ich will nicht sagen, dass ich enttäuscht über meine Bilder bin, aber es ist eben so, dass in der Realität die Landschaft dann auch mal „anders“ aussieht, als man es sich erwartet hatte. Das kann dann auch zu Enttäuschungen führen, wenn man nur solche „perfekten“ Bilder kennt. Ich finde dieses Thema lässt sich gut auch für andere Bereiche der Fotografie übertragen. Man sieht überall das gleiche, hört das gleiche (die meisten Radiosender gehören verboten!). Aber eigentlich auch nur wenn man nichts dagegen unternimmt.

  17. Im Endeffekt ist Landschaftsfotografie immer an den persönlichen Geschmack geknüpft. Meiner Meinung nach ist das Stilmittel der Übertreibung von beispielsweise der Dramatik einer Szenerie oder der Licht- und Farbstimmung durchaus legitim, da man so fotografisch Zuspitzen kann worum es einem ging bei einem speziellen Foto. Man könnte es auch eine augenfällige Verdeutlichung dessen nennen, was der Fotograf für wesentlich hält. Betrachte ich die überwiegende Zahl der Landschaftsaufnahmen auf 500px mit hohen Frequenzen sind diese oft knallig, klare Sache, aber kompositorisch meistens super aufgebaut und charaktersiert durch ein gutes Timing für die richtige Lichtstimmung. Der Planungsaufwand, der dahinter steckt, ist auch sicht- und spürbar, weswegen ich solche Art von Aufnahmen absolut respektabel finde. Ich für meinen Teil und Geschmack kann solche Art von Landschaftsfotografie absolut genießen und könnte mich an stillen und zurückgenommenen Aufnahmen nicht erfreuen. Mit einem Augenzwinkern sage ich: Ich vermisse die Bilder und Artikel von Michael Breitung hier auf kwerfeldein, da seine Bilder knallig sind und GUT ;-). Beste Grüße Pascal

  18. Als hier in diesem Blog mal ein Artikel mit Fotos von ‚Mädchen in wallenden Gewändern‘ kritisiert wurde, hat eine Redakteurin dem Kritiker geantwortet: „Wenn dir das nicht gefällt, musst du dir das ja nicht ansehen.“

    • Ihre Aussage bezog sich jedoch auf einen anderen Kontext, als meine. Dies möchte ich zu Bedenken geben. Und sie hat sehr wohl recht – weshalb ich mir solche Bilder mittlerweile nur noch sehr selten ansehe. Und dennoch gibt es ein Recht auf konstruktive Kritik. Für jeden. Was dann daraus folgt, steht auf einem anderen Blatt.

  19. Wohl wahr und auf den Punkt gebracht.
    Bin selber ein Fan von schicken bunten Sonnenuntergängen, aber die Realität sieht meist dunstverhangen aus. Oder Schwarzweiss :-)

    Wenn man in den Druckpublikationen die Bilder aus UK sieht mit immer gleichen Bildaufbauten und Farbpaletten, so fehlen mit zwei Digen um derlei Tand hervorzubringen. Ein Ultraweitwinkel und eine Reise dorthin. Beides hab ich bis jetzt umgehen können. Falsch? Vielleicht auch nicht.

    Nun denn Landschaften im Herbst und Winter haben auch ihren Reiz :-)

  20. Sehr schöner Beitrag welcher mich zum nachdenken bringt:
    Trifft die Kritik (Kitsch, Pathos, Übersteigerung) nicht auf alle Bereiche der Fotografie zu? Hat jemand der Fotografiert um Aufmerksamkeit und Anerkennung zu bekommen ev. schon von Anfang an verloren? Fährt man besser, wenn man den Ego beim fotografieren abschaltet? Sollte man nicht mit Fotografieren aufhören, denn es ist ja schon alles fotografiert worden? Müsste man dann nicht mit denken aufhören, denn es könnte sein, das tausend andere Leute schon das gleiche gedacht haben…?

  21. Vielleicht sind bei den Fotografen, die auf schreiende, effekthaschende, bunte Bilder stehen, auch einfach mehr, die damit an die Öffentlichkeit gehen. Ich glaube nicht, dass die Auswahl im Netz repräsentativ ist. Weder bei veröffentlichten Fotos, noch bei Kommentaren wozu auch immer in FB usw. (zumindest hoffe ich das…). Ich fotografiere seit ich 16 bin (seit 25 Jahren), habe aber kaum private Fotos im Netz, weil ich sie in erster Linie für mich mache. Ich stelle einfach mal die These auf, dass Leute, die „ruhigere“, „normalere“ Fotos machen, im Durchschnitt weniger Geltungsdrang haben. Bezogen auf die breite Masse – nicht auf die, die wirklich was auf dem Kasten haben. Wenn die nicht veröffentlichen würden, wäre das natürlich blöd.

  22. Gut gebrüllt Martin. Habe mir die Seite gleich mal „gebookmarked“, damit ich mir das heute abend mal in Ruhe durchlesen kann. Wird ja sicher noch einiges kommen.

    Stehe vor der gleichen Problematik. Mag meine eigenen bonbonbunten Landschaften nicht mehr sehen und habe zuletzt nur noch mit dem iPhone oder in sw fotografiert. Danke für Deinen Denkanstoß.

    Mich würde ja auch mal interessieren was euer ehemaliger Redakteur Michael dazu schreibt :-)
    http://kwerfeldein.de/2014/06/05/michaels-equipment-fuer-landschaftsfotos/
    Er hat aber nicht wegen Dir das Handtuch bei kwerfeldein geworfen, oder?

  23. Hallo Martin,
    dein Artikel beschreibt meine momentane Situation ganz gut (auch wenn ich es weniger radikal ausdrücken würde): Landschaftsphotographie ist das, was mir Spaß macht, aber irgendwie bin ich mit meinem bisherigen, photographischen Schaffen unzufrieden. Mir fehlt da zum einen der rote Faden, zum anderen ein eigener Stil.
    Was Plattformen wie 500px angeht: Meine Erfahrung ist, dass wenn ein Bild nicht der Ästhetik der Plattform entspricht, wird es kaum Beachtung finden.
    Aber ich finde, das Problem eines vorherrschenden Stils trifft nicht nur auf die Landschaftsphotographie zu. Z.B. in der Street-Photographie herrschen nicht die gesättigten Farben, sondern SW vor. Wenn ich mir die Street-Photo Gruppen auf Flickr anschaue, habe ich oft das Gefühl, dass jemand bei einem Bummel durch die Innenstadt ein paar Passanten abgelichtet hat, die Aufnahmen in hochkontrastige SW Bilder umgewandelt hat und fertig ist die „artsy“ Social Documentary.
    Auch wenn ich dem Artikel persönlich in den meisten Punkten zustimme, würde ich selbst es niemals so allgemein gültig formulieren: Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Daher gibt es Bilder, die mir gefallen und welche, die es nicht tun. Aber das ist völlig wertungsfrei. Sobald ich werte, setze ich meinen Geschmack über den meiner Mitmenschen – und das finde ich schwierig.

  24. Na Herr Gommel, schön wär’s, wenn dieser kritische Blick auch in kwerfeldein-Bereiche dringen würde. Der heutige Ausblick hat es wieder gezeigt: Fräuleinkitsch. Wie oft gibt’s das zu sehen bei euch? Es ist deutlich an der Zeit, dass die Moderation der Website auch andere Impulse zu spüren bekommt als Hieronimus und Kemnitz. Denn was hier an der Landschaftsphotographie kritisiert wurde, lässt sich so gut wie 1 zu 1 auf ebenjene Ästhetik übertragen. Holt euch neue Leute dazu, mit abseitigem Interesse, zur entsprechenden Horizonterweiterung. Es kann einfach niemand einen Artikel wie diesen hier tatsächlich ernstnehmen, wenn er nicht auch die Selbstreflektion beinhaltet.

    • Genau! Um bei den Musikvergleichen zu bleiben: Sich nur Singer/Songwriter-Herzschmerz-depri-Gefühlsduselei zu beschränken, führt automatisch zur Wiederholung und Reproduktion von schon Dagewesenem.

    • @ec: Schön, dass Du anonym schreibst, sonst hätte ich ein Problem mit der Anrede. Nun zu Deinem Ratschlag an unser Magazin: Darf ich fragen, mit welcher Expertise an Magazin-Führung Du hier schreibst? Übrigens: Ich bin zwar der Herausgeber, aber nicht der Bevormunder aller Redakteure. Wir haben auf kwerfeldein ein sehr demokratisches Miteinander, so können Artikel durchaus wiedersprüchlich sein.

      • Eigentlich ein guter Artikel, der in weiten Teilen deckungsgleich mit meinen Ansichten ist. Aber trotzdem zu genrespezifisch. Diese knallbunte, möglichst einfache und möglichst gefällige Art des Fotografierens findet sich nicht nur im Bereich der Landschaftsfotografie, sondern nahezu überall. Ohne schönes Motiv und tolle Farben geht nichts. Man fotografiert, was andere sehen wollen. Die Belohnung besteht dann aus wunderschönen Kommentaren zu den wunderschönen Abbildungen wunderschöner Motive.

        Prinzipiell stört mich das alles rein gar nicht, soll doch jeder fotografieren was und wie er möchte, ich muss es mir ja nicht anschauen. Zumindest nicht länger als unbedingt notwendig. Störend wird es dann allerdings, wenn sich die Anhänger derartiger Fotografie dazu berufen fühlen, alles anders aussehende als belangloses Geknipse völlig unbedarfter Kamerabesitzer zu bezeichnen. Und wehe man hinterfragt solche Äußerungen, dann ist man mit einem nicht antwortenden Gegenüber noch gut bedient. Schlimmstenfalls kommen nur noch Frechheiten als Antwort.

        Weil: Gut ist, was alle machen und alle gut finden, auch wenn dabei sehr vieles auf der Strecke bleibt, was Fotografie ausmacht.

      • Dass sich der Herausgeber nicht gleichzeitig als Chefredakteur begreift, mag gleichermaßen akzeptabel wie auch ungewöhnlich sein, warum auch nicht. Nur ist es eben erstaunlich, dass die benannten Aspekte sich so offenkundig einen hausinternen Makel ansprechen. Dass ich kein Magazin herausgeben wollte, welches meinen eigenen Vorstellungen widerstrebt – und das tut es auf offenkundige Weise, vergleiche ich diesen Artikel mit der von mir angesprochenen Problematik, verstünde sich von selbst. Oder wo siehst du hier die entsprechenden Unterschiede? Ich hab’s schon oft angesprochen.

        Meine Expertise im Bereich der Online-Magazine ist schlichtweg nicht vorhanden, aber leitender Kurator einer Galerie für zeitgenössische Kunst zu sein, hat sicher nicht viel Distanz zu dieser Position, wenn es darum geht, eine gerade Linie in die Gegebenheiten bringen zu wollen.

    • Ganz meine Meinung.
      Sich darüber auszulassen was dem persönlichen Geschmack vielleicht missfällt finde ich anmaßend und disfamierend. Ich kann gewisse Stile, egal in welchem Bereich, auch nicht mehr sehen oder sie entsprechen einfach nicht meinem, Achtung, persönlichen Geschmack.
      Trotzdem sehe ich darin keinen Anlass dies öffentlich breitzutreten und Leute, die wahrscheinlich sehr viel Arbeit in ihre Werke stecken (und im Zuge dessen oft auch sehr viel Neues dazu lernen), zu verletzen und zu beleidigen. Fotografie hat, für mich zumindest, immer noch sehr viel mit Empfinden zu tun und das Empfinden anderer Leute in Frage zu stellen ist mir arg befremdlich, zu verkopft und intolerant. Vielfalt ist das Stichwort. Wie beim Fernsehen gibt es schließlich auch immer noch die angenehme und leichte Option: Weiterschalten. ;)
      Mich würe mal interessieren, was der „Autor“ denn für eine Meinung zum, von mir sehr geschätzten, kwerfeldein-Schreiber Michael Breitung hat? Dieser wäre mit seinem Stil, dem Geschreibsel nach zu urteilen, doch ein prädestiniertes Ziel für diese Sätze….

      • Hallo „ok“. Danke für Deinen Kommentar. Ich sehe das ganz anders: Ich finde es überhaupt nicht anmaßend und diffamierend, meine Meinung zu sagen oder meinen Geschmack auszuformulieren. Dass meine Kritik Menschen trifft, ist ja der Sinn der Sache. Und nur, weil sie viel Arbeit investieren, heißt das meiner Meinung nach noch lange nicht, dass sie nicht kritisiert werden dürfen. Nach dieser Maxime wäre jeder Politiker von Kritik befreit.

        Außerdem ist es in der Theorie der Fotografie schon immer eine Tradition gewesen, dass sich Künstler, Philosophen, Schriftsteller und Fotografen zur Fotografie äußerten. Ich empfehle hierzu die Lektüre „Theorie der Fotografie Band I-IV 1839-1995“, die einen sehr breiten Einblick in dieses Ritual gibt (und auch zeigt, dass besagte Autoren sehr deutlich argumentierten).

      • Hallo „Martin“, mit deiner Antwort zu meinem Kommentar hast du gezeigt das du den Kern meines Anliegens nicht verstanden hast: Du stellst dich über andere und verletzt Menschen in ihren Gefühlen. Was soll das? Hast du sowas von zuhause als gute Umgangsform mitbekommen? Mir ist es auch Wurscht ob andere das auch schon taten und dies in irgendwelchen Büchern festhielten, ich empfinde das menschlich betrachtet einfach als widerwärtig. Einen Fotografen, welches Stils auch immer, mit einem Politiker gleichzusetzen ist mir schon sehr an den Haaren herbei gezogen. Es geht hier um persönlichen Ausdruck/Verarbeitung und dort sollte einem jedem eine freie Entfaltung gestattet seit, ohne das jemand beschämend und unangebracht darüber urteilt. Um einen anderen Vergleich an den Haaren herbei zu ziehen: Das is ungefähr so als würdest du dich herablassend über jemanden äußern, der deine Sprache nicht sprechen kann.

      • Hey Du. Aus Deinem Kommentar lese ich heraus, dass Dich mein Artikel verletzt hat. Das tut mir leid, denn das war nicht die Intention hinter meiner Meinungsäußerung. Ich weiß, dass ich mich sehr deutlich ausdrückt habe und würde das jeder Zeit wieder so tun – Dich persönlich damit angreifen, das wollte ich jedoch nicht. Wünsche Dir das Beste.

  25. Pathos und Kitsch war immer Bestandteil der bildenden Kunst. Und die Leute mögen es. Die Fotografie führt diesen Ansatz konsequent weiter. Der Unterschied zur Malerei ist jedoch der, dass das einzelne Bild in der Sintflut der ähnlichen Bilder untergeht. Das ist das Dilemma der modernen Fotografie. Und darum mühen sich so viele FotografInnen ab, ohne jemals entdeckt zu werden. Plattformen, wie flickr, sind für Leute mit Ambitionen ziemlich sinnlos.
    VG, Henry

  26. „Natürlich, jede_r soll frei Schnauze fotografieren, was und wie es der Person selbst gerade gefällt. Ich will und kann niemandem vorschreiben, wie ein Genre zu fotografieren ist.“
    Oh, sehr großzügig. Vielen Dank. :)
    Mit Helene Fischer und HDR Fotografie kann ich persönlich nicht viel anfangen.
    Mit diesem vor Arroganz strotzendem Artikel leider aber auch nicht.

  27. Gut geschriebener Artikel, regt zum Nachdenken an – aber er fordert auch einiges an Kontra :)

    Schon lange bevor ich selbst mit der Kamera unterwegs war, habe ich mich für Landschaftsfotografie interessiert und stundenlang in den Bildergalerien von DeviantART herumgeblättert. Das war zu einer Zeit, in der die intensive Nutzung von HDR Operatoren wie Mantiuk gerade „modern“ war. Da gab es genug übertriebene und meiner Meinung nach schon durch den Effekt zerstörte Fotografien zu bestaunen. Da konnte ich jedem zustimmen, der behauptet hat: „HDR ist einfach Mist“.

    Das hat sich aber in den letzten Jahren stark verändert. HDR wird sehr gewissenhaft und vorsichtig eingesetzt, nicht mehr zu vergleichen mit den übersteuerten Ergebnissen von damals. Den schlechten Ruf scheinen aber einige nicht verdrängt zu haben und alles, wo HDR draufsteht, ist automatisch unkreativ, langweilig, unnatürlich.

    Gerade das letzte Wort macht mir in dem Zusammenhang immer Bauchschmerzen. Wann ist ein Foto natürlich, wann unnatürlich? Ich war vor einigen Wochen wieder in den Alpen unterwegs und habe den für mich beeindruckendsten Sonnenaufgang bisher erlebt. Richtung Osten haben sich zahlreiche Schäfchenwolken gebildet, die tiefrot angestrahlt wurden. Die unteren Kanten waren fast schwarz, an der Oberseite hellrot bis orange. Der Kontrast und die Farbenstärke waren so abartig, dass ich es für unmöglich gehalten hätte, sowas in freier Natur zu sehen. Trotz allem: das war „natürlich“. Was würden die Kritiker sagen, wenn ich diese Szene – unbearbeitet – vorlege? Sie erfüllt all die üblichen Kritikpunkte: starke Sättigung, zu bunt, zu hoher Kontrast usw. Ist es nun schlechte Kunst, weil ich was Natürliches fotografiert habe, das aber in den Augen einiger unnatürlich wirkt?

    Manchmal kommt es mir so vor, die Kritiker (die fast ausschließlich auch selbst fotografieren) haben sich einmal zur Mittagsstunde auf einen Berg gestellt, ein Foto geschossen und später das eher langweilige Resultat betrachtet. Und alles was nun bunter oder spektakulärer aussieht, wird als unnatürlich abgetan. Dem Verfasser des Artikels kann ich das freilich nicht vorwerfen, denn er war ja schon als Landschaftsfotograf tätig und weiß es sicherlich besser. Aber den Aspekt finde ich eigentlich uninteressant, denn es gibt einen viel wichtigeren, allgemeinen Punkt.

    Für mich gibt es in der Fotografie einen entscheidenden Unterschied: will ich etwas dokumentieren – oder meine Sicht einer Szene festhalten. Das, was die Kritiker zumeist verlangen, ist eine Dokumentation des Gesehenen. Komisch finde ich daran: das wird doch in keinem anderen Zweig der Fotografie verlangt? Prüfen wir mal. Portrait-Fotografie: ohne ordentliche Ladung von Frequenz-Trennung und Haar-Retusche wird kaum ein Foto veröffentlicht. Makrofotografie: mit speziellen Objektiven, Lichtquellen und Fokusstacking werden Dinge abgelichtet, die in dem Maßstab uns eher verborgen bleiben. Astrofotografie: da wird stundenlang belichtet, meist jeden Farbkanal einzeln bzw. einzelne Wellenlängen und aus den Schwarzweißdaten ein kunterbuntes Foto gemixt. Street Fotografie: Die werden farbig aufgenommen, dann zu schwarz-weiß umgewandelt, weil das die anderen ja auch alle machen. Aktfotografie: Lowkey im Studio oder Offenblende in der Natur, dann wird’s schon was!

    Ich hab das extrem überspitzt dargestellt, das ist mir bewusst. Für mich bleibt aber eines Fakt: In jedem Bereich wird sehr selten dokumentarisch gearbeitet, dafür umso mehr kreativ, um nicht so sagen: was nicht passt, wird passend gemacht. Warum sollten für uns Landschaftsfotografen andere Regeln gelten? Ich will nichts dokumentieren, ich will meine Sicht auf die Szene umsetzen, ja manchmal sogar lieber eine fiktive Welt erschaffen (diesen Satz könnte ich nicht fett genug unterstreichen).

    Dabei greifen wir natürlich alle zu bewährten Methoden. Das, was erfolgreich war, wird kopiert, angepasst, weiterentwickelt. Ich persönlich sehe diesen Trend, auch bei der Landschaftsfotografie. Gerade die Neueinsteiger, die mit ihrer ersten Kamera draußen unterwegs sind, werden sich genau ansehen, was der aktuelle Trend vorgibt und mit ganz ähnlichen Fotos die Fotoplattformen überschwemmen. Aber jeder wird mit der Zeit seinen eigenen Stil entwickeln und damit auch den allgemeinen Trend, auch wenn das nicht für alle erkennbar ist.

    Dass es eine Schwemme von Landschaftsfotos gibt, die allesamt einen ähnlichen Look haben, hat aber auch andere Gründe. Vereinfacht gesagt: wir sind zu viele und haben nur einen Planeten. Wenn ich das fünfte Foto vom Kirjufell auf Island in der Woche auf 500px sehe, verdrehe ich auch die Augen. Aber nicht weil es eines von diesen „unnatürlichen, knalligen, übersättigten“ Fotos ist – das meiste davon ist absolute kreativ und gekonnt umgesetzt – sondern weil man mittlerweile (fast) jeden Winkel der Erde schon gesehen hat und das Motiv selbst nichts mehr hergibt. Und wer will schon den dumpfen, langweiligen Wald vor der Haustür fotografieren. Ein viel passenderer Aufruf als „Fotografiert mal anders“ wäre daher „Fotografiert mal was anderes“.

    Ich bin mir sicher, in ein paar Monaten, spätestens in ein paar Jahren, wir jemand einen neuen kreativen Gedanken haben und neue, technische Möglichkeiten zu Verfügung stehen und die Landschaftsfotografie verändern, vielleicht nur ein bisschen. Aber der Prozess ist kontinuierlich und es wird nicht lange dauern, dann ziehen andere nach und aus der ursprünglichen kreativen Idee wird wieder Mainstream – das haben gute Ideen so an sich.

    Das ist auch mein größter Kritikpunkt am Artikel. Der Autor kritisiert eine Situation, deren Ursachen absolut vorhersehbar und schlüssig sind. Das wäre nicht weiter tragisch, wenn der Artikel nicht gerade dort enden würde, wo man Anregungen und Vorschläge erwartet, um die Situation zu ändern. Das, was der Autor als Mainstream bezeichnet, soll man hinter sich lassen und mit der Kreativität beginnen. Aber wie? In sich hineinhören, experimentieren? Diese abgedroschenen Sätze helfen wenig weiter. Ich hoffe, dass kein Neuling diesen Artikel liest, denn der Konsens ist relativ traurig. Wer statt Urlaubsfotos nun richtig in die Landschaftsfotografie einsteigen möchte, kann sich nicht mal an den beeindruckenden Fotos auf flickr, 500px und Co. orientieren – zu schnell würde man doch in die Kitsch-Schublade gesteckt.

    Als ich damals auf Kwerfeldein gestoßen bin, waren die tollen Berichte der Landschaftsfotografen der Hauptgrund (die ganz ähnliche Bilder gezeigt haben wie auf die sich die Kritik des Autors bezieht). Mittlerweile sehe ich nichts mehr zu diesem Thema, was ich absolut schade finde. Trotzdem gibt es viele andere Artikel, die inspirierend sind und interessante Werke präsentieren. Aber auch da wirkt auf mich vieles mittlerweile wie Einheitsbrei. Um Joe’s Kommentar aufzugreifen: Nur blasse Mädchen im Wald bei f/1.8 fotografiert ist auch nicht gerade kreativ. Einmal ja. Aber bei neuen Artikeln blättere ich einfach gelangweilt weiter und könnte auch einen Frustartikel wie der Autor verfassen. Die meisten Fotos die ich in letzter Zeit auf Kwerfeldein gesehen habe verbinde ich mit den Begriffen: Düster, Nebel, Trüb, Dunkelheit. Kwerfeldein könnte ruhig mal wieder ein paar bunte, knallige Fotos vertragen. Ich habe mir die letzten Artikel jetzt absichtlich nicht nochmal angesehen, da ich das wiedergeben wollte, was an Eindrücken über die letzten sechs Monate hängen geblieben ist. Das muss nicht zwingend den Tatsachen entsprechen :)

  28. Ich würde die These wagen, dass es sich dabei nicht mehr um Fotografie handelt. Zwar ist das abgebildetet Motiv (in vielen Fällen) ein reales, aber der Wert und das Interesse dieser Bilder liegt ja eigentlich in der Postproduktion.
    Mit dem klassischen „Zeichnen mit Licht“ hat das nichts mehr zu tun. Oder andersrum: Mit einer Filmknipse und ohne digitale Bildbearbeitung kann ich solche Bilder doch gar nicht nicht erzeugen.

    Meine Theorie hilft mir seit längerem, diese Art von Darstellung gelassen zu ignorieren. Gebe man ihr ein eigenes Genre und tummle sich darin, wer will.

  29. Eigentlich lohnt es sich nicht über die kitschigen Landschaftsbilder im Fotomagazin- oder CloFo-Stil zu diskutieren. Inhaltlich gebe ich dem Autor aber recht.

    Allerdings sollte man nicht mit Steinen werfen, wenn man im Glashaus sitzt. Es gibt auch einen „Kwerfeldein-Mainstream und -Kitsch“. Grob verallgemeinert kann man zwei Richtungen ausmachen: Stereotype Streetfotografie und „Märchenbilder“ (also die ganzen melancholischen, schwermütigen, düsteren „Künstlerbilder“ mit traurigen Mädels an verlassenen Orten, die zerbrechliche Sachen in den Händen halten).

  30. Ich sehe hier als Kunstform der Landschaftsfotografie die japanische Kunstform des Wabi Sabi. Hier wird bewusst auf das vergängliche, ja einfache und unspektakuläre der Fokus gelegt. Sucht mal nach diesen Begriffen und ihr werdet wahre Kunst und Kunstwerke finden. Einer der Top-Fotografen ist hier Hiroshi Sugimoto.

  31. Hier ist ja eine spannende Diskussion entbrannt. Da sieht man einmal mehr, dass Deine Artikel, Martin, häufig ordentlich polarisieren und gerne das ein oder andere Gemüt erhitzen. Ich finde ein solches Hinterfragen fotografischer Arbeiten und Ansichten sau-interessant! Wenn man sich einmal durch Fotoforen und soziale Netzwerke durchblättert sind schon klare Tendenzen bzw. Trends in den unterschiedlichen Richtungen zu sehen. Diese auch zu hinterfragen sollte jederzeit erlaubt sein. Für mich ein richtig interessanter Artikel, vielen Dank dafür! :)

  32. Lieber Martin, deinem Artikel liegt eine wesentliche Fehlannahme zu Grunde. Und zwar, dass jeder da draußen in den sozialen Netzwerken den gleichen Anspruch an Fotografie und den gleichen Erfahrungsschatz hat wie du.
    Realistisch betrachtet ist für den weitaus größten Teil der Kamerabesitzer da draußen Fotografie ein Freizeitbeschäftigung die vor allem Spaß machen soll. Wenn man jedoch ein höheres Ziel vor Augen hat und sich theoretisch und praktisch der Verbesserung seiner Fotografien widmen will, geht das schnell über den reinen Spaßfaktor hinaus und bedeutet schnell Arbeit, die nur noch ein Bruchteil der Leute bereit ist zu investieren.
    Nichtsdestotrotz gibt es diese Leute. Und auch sie gliedern sich in ihren Ansprüchen und Ambitionen auf. Was deine vermehrte Wahrnehmung bestimmter Techniken und Stile in den sozialen Netzwerken angeht, ist das der Konstruktion dieser und dem menschlichen Streben nach Anerkennung geschuldet. Wer einmal erfahren hat, wie es ist, wenn ein eigenes Bild viele Likes / Kommentare erhält, fällt es demjenigen schwer sich dieser Anerkennung zu entziehen und sich in seinem zukünftigen Schaffen vom erlernten Erfolgsrezept loszusagen.
    Weiterhin sei erwähnt, dass das beste Erfolgsrezept in sozialen Netzwerken eben solche Bilder sind, die auch auf Postkarten und Kalendern zu finden sein könnten. Und das liegt in erster Linie daran, dass dort immer noch mehr Menschen unterwegs sind, die nicht so tief in Fotografie drin stecken wie du. Und für viele Hobby-Fotografen ist es höchst befriedigend am Jahresende den Liebsten einen selbst erstellten Kalender zu schenken der gefällt. Dazu hat Ansel Adams mal einen guten Satz geprägt. Zwölf gute Fotos und so. Und was nun jeder für gut erachtet liegt nun wirklich sehr an dessen Können und Anspruch.

  33. Hallo Martin,

    hmm, sich ab und zu mal provokant zu äußern, ist immer gut für eine anregende Diskussion ;-).

    „Zu Beginn eine Behauptung: Die Landschaftsfotografie ist derzeit ein stinkender Haufen kitschiger Müll, sich nie verändernder überdramatischer, pittoresker Reproduktionen. In Anbetracht gängiger und populärer Umsetzungen denkt man eher an billigen Plastik-Techno der 90er Jahre, als an anspruchsvolle, Geist und Seele berührende Singer-Songwriter-Musik.“

    Ist das so? Aha, wo treibst du dich denn herum, dass du zu dieser Erkenntnis kommst?

    „Natürlich muss hier sofort die Frage beantwortet werden, was eigentlich mit Landschaftsfotografie gemeint ist. Das Wort erklärt sich zwar von selbst, doch es gibt wohl tausende Fotografen, die nicht identische Ergebnisse liefern.“

    Aha, ja, so sehe ich da auch.

    „Gemeint ist das, was ich zu sehen bekomme, wenn ich das Genre im Exposé von 500px besuche oder die englische Version des Begriffes auf Flickr eingebe. Weitere Paradebeispiele brauche ich nicht zu nennen und auch die Google-Bildersuche unterstreicht den Befund.“

    Ja, dann geht es dir wohl so ähnlich wie mir, wenn ich mir People/Portraits ansehe und finde, dass da nur „sexy“ ;-) Mädels abgebildet werden und geliked werden. Selektive Wahrnehmung nennt man das auch. Etwas nervt dich so unendlich, dass es dir quasi aus den Augen wächst. Es hat also durchaus damit zu tun, wo und wie wir schauen.

    Geben wir uns Mühe, suchen wir danach, dann finden wir, wonach wir suchen. Was wir unter Landschaftsfotografie oder Portrait verstehen, aber vielleicht nicht unbedingt i m Mainstream, sondern eher etwas abseits. Was Trend in den fotografisch orientierten sozialen Netzwerken ist, hat einen ganz anderen Grund, als das, was in der künstlerischen Szene „in“ ist, denn auch da gibt es Angesagtes und Trends. Auch da musst du hipp sein, um wahrgenommen zu werden, nur sind die Kriterien andere.

    Die Frage ist also eher warum sind diese Bilder dort so trendy und warum suchen wir, obwohl wir es besser wissen, dort nach anderen? Letztere Frage sagt doch auch viel über uns aus. Wir schwimmen im Mainstream und suchen das Besondere? Das passt wohl nicht.

    In den Kommentaren wurde schon vieles angesprochen. Den Anspruch von Künstlern/Profis vs. Amateuren, die sich einfach über viele likes und darüber freuen, ein solches Bild überhaupt hinbekommen zu haben. Darüber, dass ihr da ansonsten nicht so pieselig seid und entsprechende Fotografen pusht oder von ihnen profitiert. Auch darüber, dass ihr auch Gefahr lauft, einen Tunnelblick zu entwickeln und es euch gut tun würde, eine frische Brise in die Redaktion zu bringen. Dem stimme ich zu. Und last but not least schaue ich mir grundsätzlich die Bilder derjenigen an, die eine solche Diskussion anstoßen. Du hast der Landschaftsfotografie komplett den Rücken gekehrt, warum auch immer. Schade eigentlich, denn du könntest es besser machen oder? Das sage ich jetzt ohne jede Ironie.

    Ich mag diese bunten Bildchen auch nur selten, aber es gibt die, die ich großartig finde, Kitsch hin, Kitsch her. Aber ich mag viel lieber die subjektive Wahrnehmung, die leisen und selten auf den ersten Blick „schönen“ Bilder. Und auch gern die ohne Mädchen im Nachthemd im Wald ;-) Aber danach muss ich suchen. Kein Aufreger.

    LG!

  34. Hier nun – nach Mitternacht – wohl der 100ste Kommentar zum Thema. Bin gespannt ob Martin den noch „packt“….

    Man kann über die Art und Weise der polarisierenden Darstellung von Martin geteilter Meinung sein, und natürlich auch über „Geschmack“ und Mainstream oder eben das genaue Gegenteil davon, speziell in der Landschaftsfotographie.

    Es ändert sich jedoch nichts an der m.E. grundsätzlich zutreffenden Beobachtung:
    Erfolgskonzepte werden kopiert, wiederholt, neu aufgemischt, usw.
    Als langjähriger (professioneller) Beobachter sehnt man sich jedoch nach Abwechslung und/oder Erneuerung, Wieterentwicklung, „Frischem Wind“, Inspiration,….

    Nur findet man die nicht oder nur schwer auf Fotocommunities. Es liegt in der Natur einer jeden Community, dass sich ein Durchschnittsgeschmack, ein Mainstream, herausbildet. Das Phänomen ist übrigens nicht neu und keineswegs auf Soziale Netzwerke, Internet-Communities, o.ä. beschränkt. (Siehe auch die verstaubte Artikelserie von Manfred Kriegelstein, „Auf einen Pfau folgen immer Pfauen“
    http://www.manfred-kriegelstein.de/artikel/MK_Artikelsammlung_aus_Fotopraxis.pdf

    Ähnliches beobachtet man auch in anderen Formen der unterhaltenden oder darstellenden Kunst (u.a. auch Popmusik, Kinofilm, TV-Serien, Fantasyromane, aber auch sog. ernsthafte moderne Malerei….)
    Warum ?
    Weil jeder Fotograf/Künstler (ambitionierter Künstler oder Amateur, spielt keine Rolle) dem Drang nach Anerkennung und Erfolg – auch und nichtzuletzt finanziell – nachgibt, und „Erfolgsbilder“ zunächst versucht nachzuahmen, bevor er/sie dann –hoffentlich – den Mut aufbringt die eigene Kreativität, Inspiration und Persönlichkeit und Erfahrungswelt zu kombinieren. Positv ausgedrückt ist das zuerst eine notwendige Phase der Selbstfindung und des „unter Beweis Stellens“ der eigenen technischen Fertigkeiten, nach dem Motto: “Ich weiss doch auch wie das geht und ich kann das auch.. voila“. Und früher oder später, nach entsprechender Übung und Ausdauer bekommt man eben seine „favs“ auf Flickr, 500pix usw. Viele sind damit dann auch “ein Leben lang“ zufrieden, und daran gibt es nichts auszusetzen.

    Manche (zu wenige?) haben auch den Mut den nächsten Schritt , den eigenen Weg, zu gehen.

    Im wahrsten Sinne am „augenfälligsten“ ist dieses Phänomen der „Kopie von der Kopie von der Kopie“ natürlich in der „klassischen“ , auf plakative Wirkung ausgelegten Landschaftsphotographie. Hier ist die Flut an „vielgesehenen“ Motiven und Gestaltungen schon gewaltig.
    Warum ?
    Die Motive laufen nicht davon und stehen jedem früher oder später ohne viel Aufwand zur Verfügung. Sonnenaufgang/Untergang findet täglich statt, und oft ist auch noch schönes Wetter (nur nicht in Süd-West-Schottland). Die heute verfügbare perfekte Technik hilft, nach ein wenig Übung, entsprechend zu reproduzieren und das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Anleitungen zur Aufnahmetechnik, Locations, Lichtgestaltung und Postprocessing finden sich im Überfluss im Internet und in der gedruckten Literatur. Die erfolgreichen Vorbilder gibt es zu Hauf. Fleiss wird mit sicherheit belohnt, zumindest vom „Mainstream“ Fotogucker, der eben mit dem plakativen Bildeindruck schon (noch ?) zufrieden ist. Erfolgserlebnis, garantiert. Gutso.

    Für alle anderen gibt es Magazine wie kwerfeldein

    (und viele andere ähnliche online-publikationen und die entsprechenden Rubriken mit grossartigen „erfrischenden“ neuen Landschaftskünstlern).

  35. Ich kann das auch nur unterschreiben – wenngleich ich es vielleicht nicht ganz so drastisch ausgedrückt hätte. Aber die überbunten, übersättigten, überscharfen Fotos gibt es ja nicht nur in der Landschaftsfotografie. Manchmal habe ich den Eindruck, es ist vielen ganz egal, WAS auf dem Foto ist. Hauptsache bunt, satt und überscharf – oder gaaaaaanz kreativ unscharf.

    In diesem Sinne freue ich mich auf die nächsten Artikel vom immer gern gelesenen Blog kwerfeldein.

    • Könnte es nicht auch folgendermaßen sein :
      Vor 50 Jahren gab es in zigtausenden deutschen Wohnstuben röhrende Hirsche, feurige Spanierinnen, Spitzwegs und Dürers betende Hände in Zinn getrieben. Das blieb aber in seiner Gesamtheit unsichtbar.
      Heute sieht die Welt mit „Internet“ und „smartphones “ deutlich schicker und cooler aus, aber der Durchschnittsmensch mit seinen Schwächen, seiner geringen Geschmacksbildung und Urteilskraft und seinem tragisch-komischen Hang zum Kitsch ist immer noch derselbe – nur hat er jetzt eine Plattform um in geballter Form, also jetzt auch quantitativ wahrnehmbar in Erscheinung zu treten. Ich finde es auch lästig, unter tausenden von Bonbonfotos nach dem nahrhaften, kleinen Stückchen Schwarzbrot zu suchen, aber so ist das eben.
      Besserung ist kaum zu erwarten und wenn sie doch angestrebt werden soll, dann muss sie über die Schulen in Gang gebracht werden, um dann über mehrere Generationen in die Familien zu gelangen, die dann den Staffelstab übernehmen müßten.
      Aber das System nachdem der Kitsch weiterlebt, kennt auch Edelformen – oben wurde es schon gesagt: auch die street- und die Märchenabteilung auf dieser Seite wird offenbar zunehmend zur Massenware, weil sooo viele nach Rezepten suchen. Ok – nicht übelnehemen – auf jeden Fall muss man vorsichtig sein, wenn man glauben will, dass Kitsch immer ein Problem der anderen ist. Der röhrende Hirsch sieht heute anders aus.
      Ich selbst benötige immer sagen wir mal 5% Kitsch als Störfaktor um ich herum, sonst wird es mir zu klösterlich, tugendhaft, stylisch und langweilig.
      Finde ich….

  36. Das Ziel ordentlich content zu generieren hat der Autor mit seinem „polemischen“ Artikel ja schon erreicht. Ich möchte mich aber dennoch bei allen hier auf der Seite bedanken. Dafür, dass ich mal wieder viele neue Denkanstöße gefunden habe.
    Ich kann die grundsätzliche Verurteilung des Mainstreams zwar nicht teilen, ich bin aber dankbar dafür, dass es Menschen gibt, die abseits dieser Pfade nach „Schätzen“ suchen! Ich bin kein Fotografieanfänger, aber auch mir gefallen „kitschige Landschaftsbilder“. Dennoch spüre ich in mir das Gefühl, dass es da doch noch mehr geben muss! Wie gesagt, ich teile nicht die Meinung des Autors nicht, aber der Artikel tut was er soll, nämlich eine Diskussion anstoßen.
    Danke!

  37. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Kommentatoren für die ausführlichen und auch die kürzeren Wortmeldungen bedanken. Die Diskussion hier hat mir gezeigt, dass mein Beitrag relevant ist und Ihr alle daran interessiert seid, hier einen guten Umgang zu finden.

    Ich werde weiter über die Thematik nachdenken und vielleicht in einem Jahr wieder dazu Stellung beziehen. Eure Gedanken und Argumente haben mich bereichtert und ich bin froh darum, dass wir hier eine so produktive Kommentarkultur haben.

    Danke!

  38. Fühle mich ein wenig an das Video der Rocket Beans auf youtube erinnert, die sich beklagen, dass sie ihre Vision nicht auf yt monetarisieren können. Und dann zu einem wenig nachhaltigen Spendenkonzept aufrufen (ja, mir ist bewusst, dass der Vergleich in Bezug auf die Konsequenz hinkt, dafür passt der Tenor).

    Vielleicht sollte der Herausgeber einfach akzeptieren, dass die Masse (wahrscheinlich) in eine andere Richtung tendiert. Schließlich stellt auch niemand den Analogfetischismus des Autors an den Pranger. Zumindest soweit mir bekannt.

    Umgekehrt steht ihm jedoch frei, sich von den ihm Leid verursachenden Communities fern zu halten. Ist dann wahrscheinlich auch förderlich für das Allgemeinwohl – sowohl des eigenen als des der Masse. #undauchnichtjedermaghipster ;)

  39. Ich finde den Artikel unsachlich, was an reinen persönlichen Meinung des Autors geschuldet ist.
    Natürlich folgt in Kommentaren eine Kritik zur geschriebenen Kritik. Auch diese wird unsachlich beantwortet.
    Meiner Meinung wäre das ein Artikel für einen persönlichen Blog oder etwas für den Stammtisch.

    Natürlich finde ich auch nicht alles gut was fotografiert wird. Natürlich sind einige Bilder mit Unwissenheit oder aus „Probierlaune“ entstanden. Es wäre allerdings eher angemessen eine gute Kritik an den Fotografen zu formulieren, anstatt alles was einem nicht gefällt als „Mainstream Missstand“ zu bezeichnen. Das bringt den Fotografen weiter und kann von Erfahrungen anderer profitieren.
    Möchte man das nicht, lässt man die Meinung stecken.

    Gleichzeitig aber zu formulieren, das die Leserschaft HIER die gehobenere Schicht ist und Mainstream nur vom dummen Volk ausgeht, halte ich schlicht für arrogant.

    Mir fehlt jetzt nur noch eine Artikelbewertung in den Kategorien „LACHEN, WEINEN, WUT, STAUNEN, WOW“

  40. http://nouse4photography.wix.com/photo#!iceland-2014/c6iz

    Zerreißt mich, bitte !
    Dann weiß ich wenigstens, woran ich bin.
    Habe auch genug davon, ewig auf 500px Bilder zu stellen und immer diesselben Kommentare zu bekommen oder auch nicht.
    Dann eben hier, aber bitte ehrlich !

    Kurz zur Entstehehung:
    Bis auf ein paar wenige Fotos („Wasserfall von hinten“ und die „Surfer“) wurden alle Fotos für mein Projekt „35mm Island“ mit einer Fuji X100 und ihrer 35mm Festbrennweite aufgenommen.
    Ja, die Fotos sind bearbeitet – und zwar so, wie ich die Umgebung für mich gefühlt habe.
    Das versuche ich, mit den Bildern zu vermitteln.
    Kommt es rüber ?? Ich kann es nicht sagen – was meint ihr;
    Freue mich über jede Antwort…

  41. Lieber Martin, liebe Mitstreiter,
    über den Kommentar von Ronny Ritschel zu diesem Artikel bin ich dazu gekommen den Artikel und auch die meisten der Kommentare zu lesen.

    Ich kann mich vielen der Kommentatoren anschließen, welche den Artikel von Dir, Martin, arrogant und entwertend finden, auf der anderen Seite kann ich mich aber auch Deinem Artikel anschließen, obschon ich die Art deutlich überzogen finde. Inhaltlich ist dieses Thema ganz klar diskutabel.

    Für mich stellt sich hier ganz deutlich die Frage, warum das knallige, oder wie Robert Häusser gesagt hat: „das Geschwätzige“, so gut ankommt.
    Meines erachtens ist hier eine Verdrängung zugange, welche dazu dient dem Hässlichen im Leben zu entfliehen.

    Überall gibt es Strömungen welche von Menschen unterstützt werden die ähnlich empfinden und von ähnlichen Motiven des inneren kreativen Ausdrucks geleitet werden.
    Hier im Magazin ist es in der letzten Zeit zu einer Anhäufung von, und hier möchte ich Joe zitieren „“blasses Mädchen halbnackt im Wald, angereichert mit Moos und Blättern, mit einem 85 1.4 fotografiert und noch durch vsco gejagt” Serien..“ Bildern gekommen. Welche für mich auch zunehmend befremdlich ist. Auch hier habe ich das Gefühl, dass eine Kopie die Andere jagt.

    Ich fotografiere seit vielen Jahren und habe nach dem ich lange nachgeahmt habe und von knalligen Farben in wunderbaren Landschaften begeistert war, mich auf die Suche nach meinem eigenen kreativen Ausdruck gemacht.
    Ohne Wertung gegenüber anderen Fotografen, gehe ich davon aus, dass sie ähnliche Prozesse kennen und selbst auf der Suche sind, naja oder auch nicht.
    Ich bin ja nur für meine Suche verantwortlich.

    Was ich definitiv nicht mag ist die Massenentwertung von Bildern und deren Fotografen, bzw. die Beleidigung von Menschen die in Foren „dumme“ Fragen stellen.

    Das was mich auf meinem Weg und in meiner Ausbildung weiter gebracht hat war die klare, konkrete kritische Rückmeldung von Menschen die etwas zu sagen haben, da sie schon lange Fotografen sind und für sich das Zusammenspiel von Motiv, Bildkomposition und Licht verstehen. Diese Rückmeldungen haben immer meinen Selbstwert gestärkt, vor allem dann, als ich meiner Fehler nicht mehr als Frustration missverstanden habe, um mal Ralph Gibson zu zitieren.

    Sicher ist es wichtig, die Entwicklung der Fotografie, kritisch zu begleiten und zu beleuchten. Und eine Diskussion der Motive der plötzlich auftretenden Fotografenflut ist der Rede wert.
    Jedoch möchte ich im Netz nicht in dieser Art entwertet werden. Diese kritische, wertschätzende Haltung würde ich mir auch von einem Magazin wie kwerfeldein wünschen. Nur so wäre ich bereit mich als Kreativer auch zu zeigen und mit anderen Menschen in Kontakt zu gehen.

  42. Hallo zusammen!
    Echt spannende Diskussion… Ich denke das Meiste wurde bereits gesagt! Und doch juckt es mich in den Fingern. Stehen doch endlich die Landschaftsfotografen so richtig in der Kritik (zumindest die meisten :-))! Da kann ich mich nun mal nicht zurückhalten…

    Ich kann durchaus verstehen, dass sich viele Leute angegriffen fühlen durch diesen Artikel von Martin.
    Der Titel sag wohl alles und das gewählte Titelbild ist sehr passend… Wer keine Kritik verkraften kann oder die Meinung eines einzelnen nicht interessiert, sollte früh genug merken, dass dies der Falsche Artikel für ihn ist.
    Ich finde aber auch, dass Martin sich doch sehr viel heraus nimmt, hier seine eigenen Vorlieben der Landschaftsfotografie als richtig darzustellen. Werden doch genau in diesen grauen Herbstmonaten endlos viele, melancholische, Nebelbilder (ich liebe sie) auf Flickr, 500px, etc. gepostet. Dein Beispiel Martin, sieht mir doch sehr danach aus (http://kwerfeldein.de/2014/11/07/subjektive-landschaften/) . Ist diese Fotografie nun ehrlicher, persönlicher?
    Die Serie „Fotogenes Deutschland“ unterstreicht meiner Meinung nach genau deine Kritik, Martin. Für mich sahen diese Bilder irgendwann einfach immer gleich aus. Eine Stellungnahme von dir zu dieser Serie würde mich durchaus interessieren!

    Für mich hat Landschaftsfotografie sehr viel mit Übung und Erfahrung zu tun. Ich denke die wenigsten Landschaftsfotografen haben die „HDR Phase“ nicht durchgemacht oder versucht ein dunstiges, flaues Bild (welche eigentlich wunderschön währe) in ein Feuerwerk der Farben umzuwandeln. Dies ist das Lehrgeld das man bezahlen muss…

    Momentan studiere ich Fotodesign. In meiner Klasse bin ich der einzige Landschaftsfotograf. Ausnahmsweise (wieso eigentlich?) bestand eine Prüfung darin, den Postprozess einer Landschaftsfotografie bis zur Druckausgabe durchzuführen. Hier sollte der Himmel so bearbeitet werden, dass dieser dem Bild eine angemessene Dramatik verleiht. Die Resultate waren zum Teil haarsträubend… Hier muss ich anmerken, dass mich andere Arbeiten dieser Personen umgehaut haben.
    Die meisten wollten es zu perfekt machen, genau so wie man eine geile Landschaft halt so im Kopf hat…
    Dies zeigt mir wie stark die Landschaftsfotografie doch immer unterschätzt wird.

    Und doch gibt es sie… diese Momente… Der Himmel explodiert, du siehst Farben die du noch nie gesehen hast und du möchtest Purzelbäume schlagen vor Freude. In diesem Moment nicht auf den Auslöser zu drücken, dass nenne ich Körperbehrschung ;-)…

    Wenn ich raus gehe zum fotografieren, bin ich auf der Suche nach einem gewissen Kick. Ich liebe das Gefühl einen Gipfel zu erreichen, ein Bier im Schnee zu kühlen, abschüssige Grate zu begehen und den Wechsel des Lichtes zu beobachten. Ein Gewitter zu fotografieren über dem sich der Sternenhimmel öffnet, meine Güte, dass war unglaublich. Betrachtet euch doch einmal dieses Bild (https://www.flickr.com/photos/82443005@N08/14910354202/), kitschig, nicht?

    Ich denke Landschaftsfotografie sollte vor allem echt sein. Sonst wird sie sehr schnell langweilig. Ständig den gleichen Postprozess anzuwenden bringt eine gewisse Routine in die Bilder. Sofort verlieren sie an Spannung.
    Dies fällt mir öfters bei meinen Bildern auf… Meistens wenn ich nicht wirklich motiviert durch die Gegend streife oder nur aus Prinzip irgendwelche Bilder bearbeite und auf Flickr stelle.

    Je anstrengender der Weg bis zum Bild ist, umso besser werden sie… Kalte Hände, eine unbequeme Matratze oder schlaflose Wochenende, all dies gehört für mich zur Landschaftsfotografie. Und genau diese Gefühle bringen auch heute noch viele Fotografen in ihren Bildern rüber. Sei dies in kitschigen Sonnenaufgängen, Nebligen Wäldern oder an stürmischen Küsten.

    Und nein, ich bin nicht eingeschnappt wenn mich jemand kritisieren will…
    Bitte nur zu, so lernt man am meisten!

    Viel spass weiterhin auf Kwerfeldein!
    Schöne Grüsse aus der Schweiz…

    • Ich finde „ehrliche“ Landschaftsfotografie ist die „langweiligste“ Art der Landschaftsfotografie. Warum soll ich mir ein Bild ansehen, dass die „Realität“ zeigt? Die kann ich mir doch auch selbst angucken. Ich will sehen, was der Fotograf gesehen hat, wie er die Realität interpretiert. Sonst ist Fotografie doch reine Abbildung, das fände ich langweilig.

      • Ich wünsche Euch einen sonnigen Novembermittwoch, denn wie es mir scheit,
        sehnen sich viele hier nach grauen und tristen, zu dieser Jahreszeit passenden
        Landschaftsfotos.

        Lange habe ich überlegt, ob ich als Fan den kritisierten klickiebunti Landschaftsfotos
        meine Meinung hierzu kund tun soll.

        Der Beitrag von Daniel Vogelbacher trifft meine Meinung und ich möchte doch meine
        Sichtweise dazu schreiben.

        Im neimem beruflichen Alltag sitze ich den ganzen Tag in einem Raum mit Kunstlicht.
        Ich werde mit Musik aus einem Einkaufsradio vollgedudelt und habe viele Menschen um mich. Wenn ich dann in meiner Freizeizeit zum Fotografieren gehe und mich zu den Zeiten des weichen Lichtes in der Natur bewege, spüre ich oft die Einzigartigkeit und die Schönheit unserer Erde.
        Im Urlaub suche ich das Meer, ich liebe es mit dem Stativ in der warmen Adria zu stehen.
        Ich suche a) die Ruhe und Entspanntheit einer Location, die nicht von Wanderern oder Touristen überfüllt ist und ich suche die Flucht aus dem Alltagslärm, b) erfüllt es mich zu tiefst wenn ich hinter meinem Stativ stehe und seit einer Stunde auf das Drama im Sonnenaufgang warte, dann streicht mit der Wind um die Nase, ich rieche den Herbst, es schreien Käuze und Schafe blöken aus der Ferne, der Morgen erwacht.
        Und das habe ich oft erlebt, das ist eins zu eins so! Punkt.
        Pathos, Kitsch! Mir wurscht, weils mir gefällt, und ich versuche das Erlebte mit meinen Fotos auf den Sensor zu bannen und wie in Schraubgläsern zu konservieren. Später erfeue ich mich an diesen Fotos und es macht mir Spaß, das erlebte dann mit anderen Menschen zu teilen. Warum sollte ich eine graue Wiese fotografieren? Was ist daran so spannend? Der Alltag ist grau genug.

        Wer sich die Mühe macht die Landschaften nicht im Mittagslicht zu fotografieren, sondern sich früh aus dem Bett quält, die Komfortzone verlässt wird feststellen, das die Natur so aussehen kann. Wie oft habe ich schon gehört, solche Farben in dem Foto gibt es nicht, das hast Du doch in Photoshop gedreht.
        Da gebe ich Martin recht, ich mag ebenfalls diese verunglückten HDR Fotos nicht, bei denen die Regler bis zum Anschlag ausgereizt wurden. Doch wer sauber fotografiert und die Technik beherrscht wird es nicht nötig haben, Sättigungsregler zu vergewaltigen. Ich hatte Situationen, bei denen es schlicht technisch nicht möglich war, das
        Blutrot eines Himmels mit einer Aufnahme auf den Sensor zu bekommen. Der Rotkanal lief über. Das ist nicht vorgegaukelt, das sind keine erzeugten Scheinwelten. Ich versuche mit meiner Fotografie, das Foto so gut wie möglich in der Kamera fertig zu haben. Da hilft mir der Einsatz von Grauverläufen bestens. Es geht, es muss nicht erst in Photoshop entstehen, ich brauche kein HDR.

        Da stellt sich mir die Frage, wie Martin Natur in „natürlichen Farben“ definiert. Sind also Landschaftsfotos dann natürlich, wenn ich am Morgen bei grauem Himmel einen Baum fotografiere, der alleine auf dem Feld steht? Wem´s gefällt, der solls machen.
        Ich würde es nicht kritisieren, weil Gusto.

        Neulich las ich einen Artikel bei Wikipedia zur Romantik, jener Stilepoche, deren große Maler wie Friedrich damals genau das
        malten, was Du heute bei 500px findest. Wenn ich diese erfolgreichen Maler mit meiner Fotografie vergleiche stelle ich fest,
        Martin hat recht, keine Innovation.

        Grüße
        Raik

  43. Blogartikel dazu: Budapest - abgelichtet.org

  44. Du beziehst Dich in Deiner Kritik vornehmlich auf die kitschige Ausarbeitung der Landschaftsfotos. Vielleicht sollte man noch einen Schritt weiter gehen und das Sujet an sich unter die Lupe nehmen. Wieso bedeutet gute Landschaftsfotografie in den Augen der meisten Menschen Fotos von unberührten, natürlichen, idealisierten Landschaften? Wieso werden gerne Spuren der Zivilisation, der Kultur, wie z.B. Hochspannungsleitungen oder Kondensstreifen weggestempelt?
    Setzt hier nicht schon die Verkitschung an? Das Ausblenden der Realität zugunsten einer idealisierten, perfekten Traumwelt. Eine Flucht aus dem täglichen, visuellen Einerlei einer technisierten Lebensraums. Diese Flucht, diese Idealisierung gibt es überall, schau Dir gängige Portraitfotos an. Hiermit meine ich nicht nur übliche Werbefotos, sondern eben auch diese entsättigten, verloren dreinblickenden, aber immer hübschen Mädchen, möglichst analog aufgenommen (und hinterher digital weiterverarbeitet, hihi). Auch das ist Kitsch, Kitsch für Fortgeschrittene.
    In all diesen Fotos fehlt mir meist die Auseinandersetzung mit der Realität, mit dem tatsächlich umgebenden Lebensraum.

    Landschaftsfotografie kann auch spannend und gut sein, aber man sollte sich mit Landschaften auseinandersetzen, die man kennt, in denen man lebt und zu denen man eine Beziehung hat. Wer hat schon eine Beziehung zu Island? Wer kann behaupten, daß er nach 3 Wochen Urlaub auf Island die Landschaft kennt und fotografische Interpretationen liefern kann, die der Landschaft gerecht werden? Was bleibt sind stereotype Wiederholungen beliebter Bildschemata, häufig eben nur Kitsch.

    Wenn ich hier gegen die Mainstream-Landschaftsfotografie anrede, beziehe ich mich also primär nicht auf die häufig kitschige Bildästhetik, sondern auf die zugrundeliegende Flucht vor der eigenen Umwelt, das nicht vorhandene Interesse am eigenen Environment.

    Kay

    • Das Ausblenden der Realität führt sicher zum Kitsch, wenn es das Bild gefälliger machen soll. Ein kitschiges Bild ist übermäßig eitel, will unbedingt gefallen und geliebt oder bewundert werden, schätzt den eigenen Wert aber eher gering ein – zu Recht: meistens ist es ja auch wenig originell, um das Risiko des Nichtgefallens zu minimieren. Deswegen muss es bluffen, eine möglichst effektvolle Oberfläche präsentieren und alles, was abstoßend oder bloß fade wirken könnte, verbergen, glätten oder mit Pathos aufladen.

      Andererseits läuft auch eine Gegenbewegung zum Kitsch in Form von gewollt Grellem, Groben und Schmuddeligen Gefahr, zur eitlen Pose zu werden, wenn es vorrangig darum geht, sich vom Kitsch abzugrenzen und Beifall von der „richtigen Seite“ zu bekommen, ebenso wie eine Gegenbewegung in Gestalt des Stillen, Feinen und Subtilen Gefahr läuft, in Kitsch zu münden – Bescheidenheit ist schließlich die höchste Form von Eitelkeit.

      In der Kitsch-Falle ist man also immer, sobald ein Bild zu sehr gefallen will (oder aus kommerziellen Gründen muss), Abgrenzungsversuche nutzen da auch nichts.

    • Wir sehen jeden Tag unglaublich häßliche Landschaften: Als ich letztens (im Mai war es, glaube ich), eine Landschaft hier in der Umgebung gesucht habe, die ich fotografierenswert finde, bin ich fast verzweifelt: Ein Feld schließt sich dem anderen an. Natürliche Wälder sucht man vergebens, statt dessen findet man sterile Waldwirtschaft mit Pfaden drin. Der industriellen Landschaft wird jegliche Schönheit geopfert. Mitten in der Landschaft häßliche Scheunen, Industriecontainer und, und, und… Kurz und gut: Es ist unansehlich, trübe und deprimierend. Wer will das schon in den Fotos haben? Und wenn ich dann eine Landschaft sehe, die ich faszinierend finde – wieso sollte es mir dann nicht erlaubt sein, dieses der Welt mitzuteilen.
      Vieles ist sicherlich Effekthascherei, vieles ist aber sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass die meisten Leute eben nicht so kreativ sind, dass sie in der Lage sind, etwas komplett Neues zu schaffen und einen komplett neuen Weg einzuschlagen. Vielen reicht auch nur das Zeigen ihrer technischen Virtuosität. Klar bleibt es dann bei der leeren Zurschaustellung hübscher Bilder. Die wenigsten Künstler sind dazu in der Lage. Kitsch tut keinem weh. Als Fotograf kann man im besten Falle versuchen, darüber hinauszuwachsen. Weh tut einfach nur die Menge der Bilder, es ist der Overkill, der auf die Nerven geht. Und das gilt für die meisten fotografischen Genres, inklusive der verhuschten Mädchen mit sehnsuchtsvollen Kuhaugen, die man überall sieht. die gehen mir nämlich am meisten auf die Nerven :-)

  45. Ich erinnere mich hier noch an einen Landschaftsfotografredakteur der so Knallbonbon HDR Fotografien machte, sehr im oben kritisierten „mainstream“ look. Die wurden dann zu ihrer Zeit gelobhudelt und Kritik am Knallbonbonlook niedergeschmettert. Oh tempora, Oh mores…

  46. Als älterer Hase habe ich mich mit der anscheinend aktuellen Auffassung einiger Kollegen von Naturfotografie abfinden müssen. Ohne Bigstopper, HDR und viel Photoshop geht da gar nichts. Aber ihr Glück sei ihnen belassen und ich ziehe mich zurück auf die wenigen, deren Fotos mich inspirieren und wo man vielleicht zweimal genau hinschauen muss, um sie zu entschlüsseln: Tim Parkin, David Ward, Julian Barkway, Joe Cornish…

  47. Hallo Martin,
    Kannst du nach deinen Ausführungen und Statements nicht mal dem Wunsch vieler Leser nachkommen und deine Meinung zu „Fotogenes Deutschland“ kundtun? Du schreibst ihr seid eine demokratische Redaktion, aber wie kann es sein dass du als Herausgeber in deinem Magazin Beiträge veröffentlichen lässt, die absolut den Einheits-Kitsch den du hier anprangerst zeigen und ihr den Schrott damit auch noch pusht? Das passt doch nicht zusammen!

  48. Interessanter und provokativer Artikel… Lustig, wie ich auf diesen gekommen bin, denn ich schaue nur sporadisch hier vorbei. Ich schrieb die Tage gerade für meinen Blog einen Beitrag, der sich damit beschäftigt, dass die meisten nur noch den Klicks und Likes hinterher hecheln. Dazu machte ich ein Foto von meinem Handy mit der geöffneten Facebook-Seite. Eben sah ich noch mal das Foto genauer an und fand dadurch den Weg zu diesem Beitrag.
    Und ich denke da liegt der Hund begraben: Wenn eben ein solches Bild (im kritisierten Stil UWW, satte Farben, etc.) z.B. bei 500px über Tage eine Pulse von über 90% hat, macht der Rest das hinterher. Und ich muss zugeben, dass ich auch einige Male zum „Rest“ gehöre oder gehörte. Aber das geht auch in das, was Kilian bereits schrieb: Wenn du Bilder verkaufen möchtest, wirst du teilweise gezwungen, einem Mainstream hinterher zu laufen. Das bewiesen schon die alten Maler.
    Grundsätzlich finde ich es richtig und gut, auch mal so provokativ (fast) alles nieder zu machen. Ich finde es aber gerade von dir bzw. hier auch gewagt….
    Aufmerksam geworden auf kwerfeldein bin ich durch einen Beitrag von Michael Breitung hier – weil ich zum Thema Luminanzmasken etwas suchte. Das war, glaube ich, vor etwa drei Jahren. Und genau dieser Stil wird hier jetzt kritisiert. Das ist für mich, als ob man sich selbst als ARTE ausgibt und RTL im Programm hat….
    Nur durch die guten und konstruktiven Kommentare relativiert sich der Artikel für mich wieder.
    Nebenbei glaube ich, dass man das Genre Landschaftsfotografie nicht neu erfinden kann. Alles ist schon da gewesen wie jedes Wort bereits schon einmal gesprochen wurde.

  49. Danke für den Ohrwurm lieber Holger…:P

    Ich muss gestehen meine Landschaftsfotografie beschränkt sich meist auf Urlaube, Wanderungen oder Ausflüge. Dabei ist dann meine Prämisse (ähnlich wie bei meinen Hochzeitsreportagen) das gesehene möglichst originalgetreu wiederzugeben. So wie es war!

    Aber du hast tatsächlich recht. Der Großteil der Landschaftsfotos knallt unheimlich und ich frage mich oft unterbewusst „Wo kommen alle die beeindruckenden Bilder her?“…

    Nun ja…schon länger trage ich mich mit dem Gedanken eine Tour durch unsere schöne Heimat zu machen und dabei zu fotografieren. Vielleicht kann man dabei einfach mal eine Bilderserie machen die durch ihre natürliche Schönheit und Ruhe glänzt.

    Fände ich toll! Und ist notiert :)

    Schönen Tag Dir lieber Martin!

  50. Hallo Martin

    Normalerweise würde ich den Text zerreissen. Anfangen würde ich damit, dass Landschaftsfotografie in meinen Augen viel schwieriger ist als die hochgelobte Portraitfotografie. Was meiner Ansicht nach einfach daran liegt, dass es auch des passenden Wetters bedarf um alles aus einem Motiv herauszuholen – ohne PS übermässig bemühen zu müssen. Vielleicht hat man das Wetter dazu in Deutschland an 10 Tagen im Jahr. Aber ich möchte auf das weitere zerreissen verzichten und dir nur eine Frage stellen. :-)

    Bist du der gleiche, der damals meinte er müsste sich in einem Projekt diesem Handyfototrend widmen? Du weisst schon, dieses minimalistische, unperfekte Trashzeug als Kunst usw. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht und extra danach gesucht.

    Sollte ich mich richtig erinnern, so möchte ich darauf hinweisen, dass ich von A wie Architektur über P wie Portrait bis hin zu Z wie öh, was auch immer, deine Landschaftstext darauf mit der gleichen Aussage umschreiben kann.

    Das Problem sind nicht die Fotos in welchem Stil auch immer und wer dieses oder jenes mag. Nein, das eigentliche Problem sind die Millionen Veröffentlichungen. Der Zwang seine Werke zeigen zu müssen, weil es doch alle tun. Die zig Kritiken die man einstecken muss und die völlige Ignoranz das ein eigener Stil Jahre zur Entwicklung braucht. Was du ansprichst, ist die Nadel im Heuhaufen. Die Suche zwischen der Arroganz einer überschaubaren fotografischen Internetelite und der breiten Masse. Um deine Beispiel aufzugreifen, einer Masse wo man eigentlich froh sein sollte ein kitschiges HDR zu sehen, was wenigstens technisch gut gemacht ist. Als Gegensatz sonstigen Bilderflut. Mögen muss man es nicht, aber respektieren sollte man es schon. Ich selbst hatte in diesem Sommer versucht ein Model zu finden, sogar mit Honorar. Nach knapp 30 (!) erfolglosen Anfragen habe ich aufgehört, weil der Sommer vorbei war. Ich glaube, du hast keine Vorstellung davon wie schwierig es ist eine Nadel für diesen Heuhaufen hinzubekommen – ohne eine Fortbildung in Selbstvermarktung, Social Media und Webdesign um sich erstmal von der Masse zu unterscheiden. Danach kannst du jeden Mist fotografieren, die Masse wird dem Trend folgen und alle finden es toll, weil es neu ist. Ist es vorher neu, wird es zerrissen werden.

    • Bei aller Kritik an den tausendfach reproduzierten Landschaftsschinken dürfen wir aber eines nicht vergessen: Der Ursprung íst (zumindest bei vielen, wie ich annehme) die Begeisterung für die Unfassbarkeit und Schönheit der Natur, oder auch der Schöpfung. Dieses Staunen und Nicht-fassen-können ist eine archaische und und beinahe unwillkürliche Regung. Diese Momente dennoch fassen zu wollen, bewahren zu wollen und mit allen teilen zu wollen, ist eigentlich universell und so alt wie die Menschheit. Seit der Romantik quält man sich damit herum, dass dieser Gefühlsüberschwang völlig ehrlich, aber im Abbild schnell ungeniessbare Duselei zu werden droht.
      Dass diese Natur, die ehemals ja zugleich und im nächsten Moment bedrohlich sein konnte dann im Wortsinn „ver-göttert“ wurde ist nachvollziehbar und davon steckt etwas in jedem -na OK in vielen Landschaftsfotographen, die dann eben auch solche Bilder anfertigen, wie es hier ganz weit oben voransteht.
      Bei all der Begeisterung mit der Bildbearbeitung dann noch einen draufzulegen ist eine allzumenschliche Schwäche.
      Und natürlich kommt dann bei denen, die so wie wir jetzt hier im Trockenen am Bildschirm sitzen und die gepuderte Richterperücke tragen, nichts mehr von dem ehrlichen und natürlichen Ursprung der das Bild verursacht hat, an.
      Insofern finde ich persönlich die Eingangs-Behauptung :
      „Die Landschaftsfotografie ist derzeit ein stinkender Haufen kitschiger Müll, sich nie verändernder überdramatischer, pittoresker Reproduktionen….“ als zu kurz gefasst und nicht ganz fair.
      Sicher gibt es auch den anderen Typ, bei dem der Antrieb nicht aus der Natur, sondern vom einem Bildeffekt her kommt, den er kopieren will – den Typus würde ich dann nicht in Schutz nehmen wollen..
      Grüße

  51. „…ein stinkender Haufen kitschiger Müll, sich nie verändernder überdramatischer, pittoresker Reproduktionen…“ – sehr gut!
    Viele sogenannte „Landschaftfotografen“ warten einfach nicht auf gutes Licht, weil sie keine Geduld (oder keine Ahnung) haben, sie suchen keine interessanten Landschaften, sondern gehen dorthin, wo schon jeder war (weil sie faul sind), manche stehebn erst um 8 Uhr auf und gehen um 10 Uhr fotografieren, um dann die miesen Ergebnisse mit Photoshop zu pushen.
    Umso besser, dass ihr ein paar zeigt, die wirklich gute Bilder machen und zeigen … danke!

  52. Lange schon gehöre ich zu den stillen Lesern von kwerfeldein. Viele der sorgfältig ausgearbeiteten und oftmals schönen und anmutigen Arbeiten gefallen mir ausgezeichnet. Für mich sind es die vielen leisen Töne und der behutsame und sanfte Stil, welche das Besondere von kwerfeldein ausmachen.

    Oder sollte ich besser schreiben ‚ausmachten‘? Beim Lesen der „Positionen“ bin ich erschrocken. Wie kann man nur so laut dreinschlagen? Ich verstehe das echt nicht. Und zwar deswegen, weil kwerfeldein durch die Selektion der vorgestellten Arbeiten und die redaktionellen Beiträge lange schon still und gleichzeitig machtvoll definiert, was Fotografie ist und was sie sein kann. Warum dann jetzt noch mit Mitteln der „schwarzen Pädagogik“ reinprügeln? Wo Ihr durch Eure Vorbildfunktion sowieso schon subtil und hochwirksam vorspurt, was „gut“ ist in der Fotografie und was nicht. Und damit Einfluss nehmt auf das, was junge Fotografinnen und Fotografen erarbeiten und wie sie sich entwickeln.

    Meinem Empfinden nach ist dieser Beitrag total „daneben“. Daneben, weil er so gar nicht zu kwerfeldein passen will. Wenn es Dir Martin im benannten Genre an Innovationen, Bezug zur Natur und an Mut zum Normalen fehlt, dann zeigt doch auf kwerfeldein einfach mehr Arbeiten zur Landschaftsfotografie, welche Deinen Ansprüchen genügen. Damit (und nicht mit Schlägen) hat kwerfeldein bisher dazu beigetragen, dass die Fotografie sich weiterentwickelt. Und ich würde mir wünschen, dass dies so bleibt.

  53. Ein interessanter Artikel und eine ebenso interessante Diskussion, die du hier losgetreten hast.

    Was Fotografie angeht, und das sehe ich nicht nur in der Landschaftsfotografie, habe ich den Eindruck, das technische Spielereien immer mehr ein fehlendes Grundwissen an Bildgestaltung ersetzen ( müssen). Panoramen, HDRs , Time Lapse und neuerdings diese Graufilterei sollen die Mittel dazu sein, aus gestalterisch armen , oftmals regelrecht banalen Aufnahmen noch irgendeinen WOW-Effekt herauszuholen. Photoshop tut ein Übriges dazu, man denke nur an die bis zur Unkenntlichkeit bearbeiteten Porzellanpüppchen aus der Beauty-Fotografie.

    Das Ganze wird befeuert von einem in weiten Teilen vor fotografischer Unkenntnis geprägtem Publikum, das dieser Effekthascherei aufsitzt.

    Aber so ist es nicht nur in der Fotografie, wie das Beispiel Helene Fischer zeigt.

    Umso wichtiger ist es für mich, einen eigenen Stil zu entwickeln, nicht jedem Trend hinterher zu laufen und sich nicht von diesem ganzen Technik-Gedöns blenden zu lassen.

    • Danke Michael!

      Ich habe diese Tage aus einer Liste im Internet diverse Videos zahlreicher bekannter Fotografen aus Youtube für den privaten Verbrauch auf DVD gebrannt, um auf dem größeren TV-Schirm anzusehen, was diese FotografInnen konnten. Ansel Adams, Richard Avedon, Diane Airbus, Robert Capa, Duffy (die rockigen 1960er), Gursky, Vivian Maier, Lee Miller, Bert Stern (Marilyn Monroe: The last Sitting) und Sebastiao Saldago sind „nur ein paar“ FotografInnen, die dort gelistet sind. Parallel dazu, und um nicht in dem Papierberg zu ersaufen, habe ich in den letzten Wochen diverse Foto-Magazine der 1950er bis 1960er Jahre – NEIN, nicht das deutsche Photo- oder Fotomagazin (!) – auf die mir wichtigsten Sachen gefleddert und archiviert. Gibt es im www alles so nicht! Im Urlaub warten weitere Jahrgänge 1963, 64 und 65 auf mich. All diese Hefte und die Videos bergen eine ziemliche „Gefahr“. Gefahr? Brutal wird dir vor Augen geführt, wie schlecht du selbst als Fotograf bist, was für eine gigantische Menge SCH…-Fotos heute das www und die Welt zumüllt. Diese völlig wertlosen „Likes“, die sinnlosen „+“ Wertungen und die gegenseitigen verbalen Dauerbelobigungen in Communities. Gerade ist mir bald die Goldkrone abgefallen, als ich das erste HDR-Foto von einem x-beliebigen Weihnachtsmarkt sah. Versehen mit über 100 „Plussen“ :-( Da verweise ich doch gerne noch mal auf die angefeindete Frau Mettner, die vielen den Spiegel vors Gesicht hält: „Es ist bestimmt eine schöne Erfahrung, für den, der ES zum ersten Mal fotografiert. Aber bitte nicht zeigen! Das „ES“ kann ganz nach Wusch durch das fotografische „Fachgebiet“ ersetzt werden. Da „ertrage“ ich doch gern den Frust, kaum ein Foto zu haben, dass dieser (alten) Foto-Magazin-Klasse genügt, von den oben genannten FotografInnen ganz zu schweigen. Aber daran kann man ja arbeiten! Diese verdammt späte Erkenntnis war wichtiger, als die viel zu häufigen Besuche bestimmter Profi-Bloggerseiten mit ihrem Hofstaat aus Claqueuren und gegenseitiger „Wässerung der Schuhe“…

  54. Ich finde den Artikel zwar etwas provokativ, aber insgesamt völlig zutreffend.
    Nirgends ist der Himmel so blau und das Gras so grün wie auf vielen Landschaftsfotografien.
    Manchmal ist die Realität ja auch so, aber eben selten. Und das darf ja auch sein, und ist auch „schön“. Schade ist aber doch, wie beschrieben, dass andere Sichtweisen, die normaler, alltäglicher, unaufgeregter sind, hintenrunterfallen, wenig Wertschättzung und Aufmerksamkeit ( in der Breite) erhalten. Vielleicht ist es auch eine Nebenwirkung der noch jungen Digitalisierung, dass die Möglichkeit zu (zu) kräftigen Farben eine Art Emanzipationsakt des Amateurs auf den Profi bezogen ist. Wie auch immer, ich kann mir gut vorstellen, dass der andauernde Gebrauch von reichlich Farbe dem Herausgeber den Genuß an der Bildersuppe versalzt.

  55. Vielen Kommentatoren möchte auch ich zustimmen.

    Für mich wirft der Artikel vor allem eine Frage auf, die ich mir beim Lesen ähnlicher Artikel und Forenbeiträge immer wieder stelle:
    Warum muss man sich als Hobbyfotograf von anderen abheben?

    Was ist schlimm am Mainstream – also daran, Bilder machen zu wollen, die man so ähnlich schon gesehen hat, aber vielleicht bisher noch nicht so fotografieren konnte?

    Insbesondere: Was ist schlimm daran, wenn man weder Kunststudent noch Fotojournalist etc. ist?
    Warum haben anscheinend viele Hobbyfotografen das Gefühl, besondere Bilder machen zu müssen, andere Bilder, noch nie Dagewesenes zeigen zu müssen, sich abheben zu müssen???

    Das führt ggf. schnell zu einer verkrampften „ich MUSS es unbedingt ANDERS machen!!!“-Fotografie.
    Und der Angst vor dem Mainstream.

    Kann man mal darüber einen Artikel schreiben?
    Über die Entfermdung des Fotografen von seinen eigenen Interessen, seiner Intuition, seinem Geschmack, um nicht „dem Mainstream“ anzugehören, kein Klischee zu fotografieren, „andere“= bessere (???) Bilder zu machen.

    Es gibt sicher verschiedene Motivationen, Lanschaftsfotos zu machen.
    Sicher auch künstlerische.

    Aber viele kommen doch durch die Liebe oder das Interesse an der Natur zur Landschaftsfotografie – sie wollen zeigen, was sie sehen und ggf. empfinden. Oder manchmal auch, was sie gern gesehen hätte.
    Seien wir ehrlich: Die meisten Menschen genießen die Landschaft, wenn dieses irgendwie attraktiv ist: Durch schönes Wetter, besondere Farben, besondere Stimmung.
    Man macht also Bilder mit strahelend blauem Himmel, im Nebel, bei niedrigem Sonnenstand, Bilder der Leere oder der Naturveränderung..
    Die wenigstens genießen den tristen Novembernachmittag.
    Und von den wenigen haben nicht alle eine Kamera bzw. das Interesse, diese Tristesse nicht nur festzuhalten, sondern daraus noch ein Bild zu machen, das eine Aussage hat und sich von den anderen abhebt.

    Meiner Ansicht nach hat ein Klischee seine Berechtigung: Es wird erhalten, weil es vielen Menschen etwas gibt.
    Wenn diese vom reinen Konsumieren (der Bilder anderer Fotografen) zum eigenen Tun kommen, sind sie doch schon einen Schritt gegangen und sagen mit ihren zahlreichen Bildern auch etwas aus: Dass diese Bilder für viele eine Berechtigung haben, ihnen etwas geben (wie jemand schrieb: Interessant wäre, zu erforschen, was genau), dass sie das Bedürfnis haben, diese Stimmung und diese Landschaft noch einmal festzuhalten.

    Die meisten Menschen trinken Wasser und essen Brot. Viele sind stolz auf ihr selbstgebackenes Brot. Auch, wenn sie es täglich essen und schon lange das Gleiche backen, aber es schmeckt ihnen immer wieder sehr gut. Und sie wissen, dass sie Brot essen und keine ausgefallene Haute Cuisine.
    Mit den Landschaftsfotos mag es ähnlich sein: Das, was man täglich sieht und was man vielleicht nur hin und wieder auf besondere Weise wahrnimmt, möchte man festhalten und vielleicht auch anderen zeigen – ohne den Anspruch, etwas Einzigartiges geschaffen oder gezeigt zu haben.

    Warum soll man das verurteilen?

    In der Musik wird heutzutage oft der Interpret gefeiert – seltener der Komponist.
    Der Landschaftsfotograf ist vielleicht meist auch mehr Interpret als Komponist – das aber oft mit Inbrunst.
    Und offenbar gibt es doch noch genug Zuhörer bzw. Bildbetrachter – also Interesse am Banalen, Alltäglichen, Nicht-Innovativen.
    Brot kann auch sehr lecker sein!

  56. Hej Martin,
    interessanter Artikel! Lädt ein zum Nachdenken und Innehalten. Fast passend zur g‘staden Zeit. Hab einige Deiner „Feststellungen“ über den aktuellen Stand Deiner Erkenntnisse zur Landschaftsfotografie aufgegriffen…

    …auf Streifzügen durch Foto-Communities jeglicher Art…
    >>> Der Mainstream gefällt Dir nicht? Komisch – aber durchaus nachzuvollziehen. :-)) Werden doch täglich über 1,3 Milliarden Bilder veröffentlicht. Bleibt die Frage warum Du Dich nicht abseits der Massenfotografie umschaust? Oder Themen zu neuen Techniken vorstellst: Viele Schimpfen über HDR’s. Was kaum einer erwähnt, ist die Tatsache, dass sich HDR’s hervorragend zur ‚moderaten‘ Kontrastverstärkung anbietet ohne sich dabei im Tone-Mapping-Wahnsinn zu verlieren. Filter – totgesagt im digitalen Zeitalter. Fehlanzeige sie haben ihren Atem noch lange nicht ausgehaucht – wenn man(n und Frau) wissen wie sie eingesetzt werden können. Stattdessen beklagt sich die Community dass es zu Farbstichen kommt. Klar könnte man(n und Frau) sich stattdessen auch mal mit dem Weißabgleich auseinandersetzen. Doch scheint der Weg des geringeren Widerstandes (sprich mit dem Strom zu schwimmen) der leichtere zu sein…

    …Landschaften ohne Weitwinkeldrama im Sonnenuntergangslicht…
    >>>solange „der Mainstream“ der Meinung ist, dass er mit dem Weitwinkel mehr auf sein Bild bekommt, wird sich daran wenig ändern! Sonnenuntergang wie auch der Sonnenaufgang bieten mit ihren Dämmerungsphasen nun mal das interessanteste Licht. Alternativ wären da die Momente vor und nach Unwettern – sie bieten ebenfalls gute Möglichkeiten für ungewohnt Farbaspekte. Ungewohnte Perspektiven brauchen Zeit und Spieltrieb – abgesehen davon führt dieser nicht immer zum gewünschten Ziel. Also kein schnelles Lob oder gar Lobeshymnen.

    …Landschaftsfotos, die nicht immer die gleichen … totfotografierten Locations zeigen…
    >>> Karl Valentin brachte es vor langer Zeit auf den Punkt: „Es gibt keinen Flecken auf derer Welt, der noch nicht fotografiert wurde. Nur no net von an Jeden“.
    Werfen wir einen Blick auf „die“ Insel für die Landschaftsfotografie: Island. Doch mal ehrlich, wo bleibt die Zeit zum Erkunden und Entdecken, wenn selbst auf privat organisierten Reiserouten in zwölf Tagen die Ringstraße absolviert werden „muss“. Anstelle sich Zeit für den Ort zu nehmen wird angedacht wahlweise die Vestfjorde zu integrieren oder sich auf einem Abstecher nach Grönland abzuhetzen.
    Es scheint mir vielmehr eine gesellschaftliche Unsitte zu sein, dass in möglichst kurzer Zeit möglichst viel gesehen, erlebt bzw. absolviert werden muss. Für anspruchsvolle Bilder bleibt auf einer solch kompakten Reiseplanung selten die Gelegenheit sich Zeit für’s Licht zu nehmen oder auf den Ort einzulassen. Stattdessen werden dann flaue Bilder gerne mal in Schwarz-Weiß umgewandelt und als „Schick“ angepriesen.
    Okay, die Insel ist vielleicht etwas nach dem Olymp gegriffen. Warum in die Ferne schweifen – Deutschland bietet eine Fülle von Motiven. Wenn ich bereit bin mir Zeit zu nehmen und mich darauf einzulassen. Gleiches für die umliegenden Nachbarländer.

    …Innovationen – Landschaftsfotografie neu denken // Kopien von Kopien…
    >>> Was verstehst Du unter „Landschaftsfotografie neu denken? Das Rad neu erfinden? Egal ob Landschaften analog oder digital fotografiert werden, die Herausforderung oder nennen wir es kreative Vision hat sich seit den Anfängen der Fotografie keines Wegs verändert. Es geht nach wie vor darum mit Linien, Formen, Farben, Tonwerte, Belichtung, Schärfentiefe usw. Stimmungen zu vermitteln. Verändert haben sich lediglich die Werkzeuge.
    Du wirst es nicht glauben wollen – doch viele Fotografen sind „dankbar“ über die vermeintlichen Motivvorgaben (sprich die totfotografierten Kopien) und Fotografieren diese begierig ab. Wenn das Motiv in einem Bildband Erwähnung findet – dann „muss“ das etwas „Schönes“ sein!!!
    Praxistest: Stell Dich mit dem Stativ an einen Wanderweg und tu so als würdest Du fotografieren. Wahlweise wird über Deine Schulter hinweg grob in Deinen Bildausschnitt fotografiert. Oder aber Du wirst gefragt, ob bzw. was es da Besonderes zu sehen gibt. Ich antworte bei solchen Fragen gerne mit „ schnöde Landschaft, nix besonders“. Aber, das lässt den fragenden Menschen zweifeln, weshalb sicherheitshalber noch ein Bild mit einem ähnlichen Ausschnitt aufgenommen wird – Sicher ist Sicher. Der moderne Mensch entpuppt sich auch hier wieder als simpler „Jäger und Sammler“.

    …Bezug zur Natur?
    >>>Wandelst Du jetzt auf altbiblischen Pfaden „vom Saulus zum Paulus“? Ich erinnere mich da an die Serie „Fotogenes Deutschland“. Da ist „häufig“ wenig von der ursprünglichen „Natürlichkeit“ die dort Transportiert werden soll übrig geblieben. Praktischer Bezug zur Natur: Gehe mal auf die Zugspitze oder auch ans Wattenmeer und beobachte die Besucher – interessante Sozialstudie. Dann weißt wie es um den Bezug unserer Gesellschaft zur Natur steht! Ich habe den Eindruck, dass hier die Landschaft selbst zur Ware geworden ist.

    …natürlich kann Natur gewaltig sein…
    >>>Kann…? Nein! Sie ist es schlicht und ergreifend – vorausgesetzt ich bin bereit mich darauf einlassen!

    …grau-grüne Wiese so abzubilden … vorfindet?
    >>> Klar kann auch mal eine Wiese grau-grün abgebildet werden. Doch liegt der Reiz der Landschaftsfotografie nicht auch daran diese Wiese im passenden Licht abzubilden? Dazu muss ich mir halt Zeitnehmen, evtl. Auskundschaften und Probieren. Dabei laufe ich auch Gefahr zu scheitern, dass die Wiese sich eben nicht so ablichten lässt wie ich mir das Vorstelle. Vielleicht ist das auch der Weg zur Erkenntnis, dass eben nicht alles Fotogen ist?

    …Gewohnheiten…
    >>>Wie wäre es mit einem Perspektivenwechsel? Versuch doch einfach im alltäglichen das Besondere hervorzuheben (ich weiß blöder Vorschlag, wo doch über Jahre hinweg alles erfolgreich unter den Teppich gekehrt wurde, soll ich jetzt genau hinschauen – doof!). Gerade in Deiner direkten Umgebung kannst Du schnell auf sich verändernde Licht- und Witterungssituationen reagieren. Abgesehen davon, sind die bleibenden Eindrücke meistens die leisen und stillen, selten die lauten…

    …warum in der Landschaftsfotografie … Bezug zur Ruhe, Besonnene und Stille fehlt…
    >>>Aus meiner Sicht ist das eher ein Reifeprozess…

    …Bild- Zeitung – trendige Charts-Musik – RTL und Frau Fischers Auftritte…
    >>>Im alten Rom war diese Form der Volksbelustigung als „Brot und Spiele“ bekannt. Daumen hoch oder runter und Du weißt was gespielt wird.

    …Geschmacksache – warum begeistern Landschaften überhaupt … wie sehen andere Kulturen Landschaften (kulturelle Prägung)…
    >>>Ein Blick zur Philosophie wie Soziologie bietet hier ähnlich wie die Geisteswissenschaften reichlich Lesestoff, weit über die dunklen Rauhnächte hinaus.
    …> Landschaftswahrnehmung und Landschaftserfahrung | ISBN: 978-3825826826
    …> Die Idee der Landschaft | ISBN: 978-3837619430
    …> Soziologie der Landschaft | ISBN: 978-3531144429
    …> Ort und Landschaft | ISBN: 978-3531151021
    Wer es nicht so trocken vom Lesestoff mag:
    …> Landschaft Heimat Wildnis | ISBN: 978-3406541520
    …> Landschaftsästhetik | ISBN: 978-3800132171
    …> Biotope für die Seele | ISBN: 978-3525633670

    …Stichwort Technik…
    >>>Leider sind immer wieder Fotobegeisterte (wobei das nach meiner Erfahrung eher Männer wie Frauen betrifft) der Auffassung, dass sie (also „er“) mit dem Kauf hochwertiger Technik auch deren Handhabung mit einkaufen. Ganz gleich ob das Kameras und Optiken betrifft, ebenso wie Filter.

    …Dem Sujet Landschaft zugewandt…
    >>>Landschaftsfotografie kann weitaus mehr sein als die nüchterne Dokumentation des uns umgebenden Raumes darstellen. Sie ist selten der schnelle Schnappschuss, stattdessen erfordert sie Ausdauer und konsequentes Vorgehen. Ernsthaft Betrieben hat sie durchaus das Potential sich zu verselbständigen und zu einer Philosophie zu entwickeln. Wenn ich mich denn darauf einlassen will…

    Unschwer zu erkennen – mich begeistert Landschaft – nah oder fern – still und laut – wild oder auch urban seit Kindertagen…

    Servus Mark ;-)

  57. Es ehrt die Kommentatoren, daß sie diesen Artikel ernsthaft und inhaltlich diskutieren. Für mich klingt er jedoch weniger nach einer seriösen Auseinandersetzung mit dem Thema als nach einer einzigen Selbstdarstellung und Lobhudelei auf sich selbst. Dies bezeugen rhetorische Tricks und Immunisierungsstrategien wie der Hinweis auf die Intelligenz der Leserschaft, der dauernde Verweis auf sich selbst (ich als Herausgeber, ich, der ich den Kitsch überwunden habe u.s.w), vor allem aber die verächtliche Abwertung anderer, die doch nur der eigenen Aufwertung dient. Vielleicht tue ich ja dem Autor unrecht, aber er erweckt den Eindruck, ihn gar nicht erreichen zu können, da er seine unverrückbaren Überzeugungen auch noch als konstruktive Dialogbereitschaft feiert. Da lobe ich mir doch die Landschaftsphotographien auf 500px, die wenigstens nur die Landschaft und nicht den Photographen feiern.

  58. Ich liebe die Natur, die Weite und die unglaublichen Perspektiven, die sich einem immer wieder zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten bieten. Dieses Einzufangen ist für mich eine hohe Kunst. Wer es mag, mag es. Wer nicht, mag es nicht.

  59. Kitsch oder Mainstream oder wie auch immer man das zu diffamieren versucht ist genauso wenig ein (negatives) Qualitätsmerkmal wie Individualität! In beiden Richtungen gibt es viel Müll, wenig herausragend Gutes, und noch weniger Highlights – ähnlich wie bei einem Eisberg der größte Teil unter der Wasserlinie ist. Über die eine oder andere Richtung zu schimpfen oder lästern finde ich daher ausgesprochen beschränkt.

    • Grüß Gott in die Runde!

      Ich bin eher zufällig über diese Seite/Artikel „gestolpert“ und dann beim Lesen gleich nochmals „gestolpert“, so, dass ich dann doch eine Anmerkung machen möchte.

      Die angerissenen Aspekte finde ich nicht neu, aber durchaus interessant.

      Was mich aber ungeheuer stört, bei aller Meinungsfreiheit oder Anders-Denken ist die für mich herauslesbare Arroganz sowohl des Artikels als auch manchen Kommentars. Ich habe mir nicht alle Kommentare durchgelesen, dies war mir zu viel, bin im Text gesprungen, aber nur zwei Aspekte aus meiner Sicht:
      – Warum setzt so mancher (s)einen Maßstab und erwartet, dass sich andere daran halten? Können nicht auch andere „ihren eigenen Maßstab“ setzen, ohne gleich angegriffen oder gegeißelt zu werden? Und so manche Vokabel des Artikels oder des Kommentars zeugt schon von nicht übermäßig ausgeprägter Toleranz.
      – Was ist falsch daran, wenn der Nerv von Millionen getroffen werden, die sich gern auch an einem unschuldigen Landschaftsfoto erfreuen können, und von mir aus auch gern an Helene Fischer (auf die Dame wird ja mittlerweile schon eine Art Hetzjagd verübt).

      Alles in allem:
      Ein wenig mehr Toleranz täte gut – und zugegebener Massen meiner eigenen Meinung nach auch manchmal ein wenig weniger Farbe…., aber wem’s gefällt….?!

      • Die Diskussion über gute oder schlechte Fotografien im allgemeinen führt nur zur Verunsicherung der meisten Hobbyfotografen.
        Jeder der einen Fotoapparat in die Hand nimmt und damit Bilder macht, erhofft sich von dem gemachten Bild in seiner Kamera, dass das Ergebnis so ausfällt, wie er das Motiv gesehen hat. Er würde wahrscheinlich nicht abdrücken wenn er kein für ihn gutes Bild erwartet, es sei denn, er hat keine Zeit für Überlegungen wie das Foto gestaltet werden sollte. Damit sind Schnappschüsse gemeint. Jeder hat seinen eigenen individuellen Geschmack was fotografische Ergebnisse anbelangt. Einfach zu sagen das Bild ist schlecht oder das Bild ist gut wäre zu einfach. Es sei denn man beurteilt nicht den Inhalt oder das Motiv sondern das technische Ergebnis. (Belichtung, Schärfe u.s.w.) Auch der Erinnerungswert von gemachten Fotos ist für die Beurteilung maßgebend. Und ob das Foto jetzt als gut oder schlecht von den Betrachter bewertet wird ist für den der das Foto gemacht im Normalfall uninteressant. Anders ist die Situation, wenn mit Fotos Geld verdient werden muss. Da gibt es dann natürlich alle Varianten der berechtigten oder unberechtigten Kritik und Beurteilung. Es ist wie in der Kunst, was ist gut und was ist schlecht oder was ist teuer oder was ist billig. Ja ich weiß, das ist sehr allgemein, hat aber sicher für die breite Masse Gültigkeit.
        In den ganzen Forenbeiträgen gibt es kaum ein Wort darüber, was ist eine gute oder schlechte Landschaftsaufnahme. Sicher gibt es kein Rezept, aber allgemeine gültige Aussagen könnte man in diesem Forum ja erwarten.
        Gerhard

  60. Danke.
    Die kontroverse Diskussion finde ich sehr bereichernd.
    Ich mag den Artikel sehr, weil er mir Mut auf die Landschaft der stillen Töne macht.
    Ich dachte fast, man müsse auf die Klatschfarben noch mehr türmen, die Dramatik noch übertreffen, die Location müsse noch abgefahrener sein. Ein Wettlauf, der nicht zu gewinnen ist.
    Wenn es überhaupt ein Wettlauf ist.
    Ich muss nicht so Fotos machen, wie die da… sondern halt einfach nur meine.

  61. Blogartikel dazu: Ein bisschen “Kitsch” muss sein | Blog - Fotografie Michael Arndt

  62. Blogartikel dazu: Die künstlerische Analogfotografie von Michael Hummel › kwerfeldein - Fotografie Magazin | Fotocommunity

  63. Du schreibst mir hier total aus der Seele. Ich persönlich habe die kunterbunten ultralangzeitbelichtungs HDR Landschaften satt. Ich kann mir keinen Namen dieser Fotografen merken, denn ihre Fotografien sind komplett austauschbar. Dein Artikel hat den Nagel schlicht und einfach auf den Kopf getroffen. Vielen Dank dafür!

  64. Na ja die Kritik ist nicht neu und teilweise zumindest berechtigt. Zumuindest dann wenn der Effekt, sprich Farbtopf überzogen wird. Das ist in der Tat Geschmackssache. Der heutige ist eben mehr auf bunt aus. War abr zu analoger Zeit mit dem Velvia 50 doch auch schon so. Der Standardfilm der Naturfotgrafen hat die Farben auch überzogen und nicht so dargesellt wie sie wirklich sind.
    Ich möchte aber daran erinnern, dass manche Farben um die Magic Hour durchaus in der Realität vorkommen, wenn auch nur sehr selten. Ist es nicht schon eine Kunst zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein? Die Flut der identischen Fotos entsteht aber eher aus der Flut der Fotografen. Wenn an jedem Tag des Jahres etwa 1 Million Menschen Fotos von Landschaften machen, dann wird halt alles was halbwegs fotogen ist Tausende Mal im Jahr fotografiert.
    Landschaften lassen sich eben nicht beliebig vervielfältigen, ihre Anzahl ist begrenzt.

    Ich für meinen Teil habe daraus die Konsequenz gezogen, dass ich mir Einzelfotos nicht mehr so gerne ansehe. Vielmehr interssieren mich „Geschichten über die Landschaft“ oder ein Portfolio eines überschaubaren Bereiches. Mein Steckenpferd ist die kleine Flußlandschaft vor der Haustür. Darüber gibt es kein Buch und keine Ausstellung. Noch nicht. Aber vielleicht bald.

  65. Ich sehe Fotos von Landschaften, mit leuchtenden Farben, und frage mich: Muß mir das gefallen? Müssen meine Fotos so aussehen? NEIN, das hat, für mich, mit Natur nichts zu tun. Ich möchte das, was ich sehe, auch so festhalten. Manchmal etwas düster, dann wieder die Harmonie der Farben ohne aufdringlich zu wirken. Den Aussagen in diesem Artikel stimme ich somit hundertprozentig zu. Wer es mag, soll sich eine Torte mit bunten Fondant und viel Schnickschnack kreieren. Mir ist ein einfacher Käsekuchen lieber.

  66. Im Sinne des Artikels: Ich würde ja auch mal etwas spenden, aber warum muss immer Paypal damit ihm Spiel sein? Es genügt mir, wenn ich die Bankverbindung kenne, an die der Betrag überwiesen werden soll.

  67. Hm, aus meiner Sicht passt Natur und Kitsch nicht zusammen. Wenn ich irgendwo weit draußen nach einer mehrtägigen Wanderung oder Kanutour tief in der Wildnis sitze und einen Sonnenuntergang in grandiosen Farben miterleben darf, das ist das null Kitschig, sondern GENAU DAS IST DAS ECHTE LEBEN. Ungefiltert und direkt am Campfeur sitzen und das erlebte nachglühen lassen, was gibts schöneres. Es gibt diese extremen Farbmomente ja wirklich in der Natur, nur dass sie nicht so häufig auftreten wie es ein Fotograf gerne hätte. Wer das nicht selbst erlebt hat, der weiss halt gar nicht das die Natur im richtigen Moment keine Photshop Filter notwengig hat! Wenn dann Fotografen , die genialen, echten Bilder von Naturfotokünstler in Photoshop nachzustellen versuchen, weil die halt so am besten wirken ist das natürlich schade. Farben hochgedreht Himmel ausgewechselt, auf zig Ebenen die Schärfe verändert oder Kontraste verstellt, Highlight gestezt…… Leider sind einige photoshopper mittlerweile so gut, dass man den Unterschied zum „echten Moment “ nur noch vermuten kann, oder das man bei echten genialen Bildern sofort vermutet, dass dort auch getürkt wurde. Fazit ist, dass man irgendwie gezwungen ist auch selbst mal mehr am Regler zu drehen als man eignetlich möchte, weil man weiss das es so besser ankommt und sich das besser verkaufen lässt. Mögen tut man das nicht.
    Aber Kitsch in der Natur; Bullshit sowas gibts nicht!

  68. guter Artikel, aber…

    … welches Thema ist nicht schon zu „Tode“ fotografiert? Von der Landschaftsfotografie, Streetfotografie, Akt, Portrait, etc. sind es eigentlich alle Bereche der Fotografie, die schon irgendwie abgelichtet worden sind.

    Einfach mit der Kamera raus, ein Foto „richtig“ belichten, ohne Filter oder sonst was arbeiten UND dann nicht im LR oder PS alle Regler wieder so drehen, dass ein Einheitsbrei rauskommt, dass wär dann mal wieder ein richtig gutes Foto.

    Ich hab mir eine Ausstellung von Joel Meyerowitz angesehen. Es wurden auch Notizbücher von ihm ausgestellt. Er hat sich bei seinen Aufnahmen Notizen zum Licht bei den Aufnahmen gemacht und dies bei der Entwicklung des Negativs einfliessen lassen. Die Fotos waren einfach nur g..l. Fotos mit Aussage.

    Aber das ist eine andere Geschichte;)

  69. Blogartikel dazu: Blogparade: Wie weit darf Bildbearbeitung gehen?

  70. Interessanter Artikel, der 2021 weiter an Bedeutung gewonnen hat, da Programme mit sogenannter „Künstlicher Intelligenz“ diese Art der Bildbearbeitung nun noch fördern und fordern, da man die Funktionen ja bezahlt hat. Zum Marmeladisieren und zum Austausch suboptimaler Bildteile gibt es viele Stunden YouTube Material. Am Ende steht ein farbenfroher Einheitsbrei, der von Hinz und Kunz erst gemacht und dann beklatscht werden kann. Bleibt die Frage wie man diesem weltweiten Trend entgegenwirken kann? Ich mache wieder mehr Schwarz-Weiß-Fotografie und habe 2020 auch den klassischen Film wieder für mich entdeckt.