Alter
„Alte Menschen sind so geil.“ Wenn es einen Satz gibt, den ich meinen Freunden im Büro sehr, sehr oft gesagt habe, dann ist es dieser.
Irgendwann Mitte zwanzig muss es angefangen haben. Oder war es später? Ich kann mich nicht richtig daran erinnern, aber irgendwann habe ich damit begonnen, mich für alte Menschen zu interessieren.
Vielleicht liegt es auch an meiner grundsätzlichen Zuneigung Menschen gegenüber. Ja ja, ich weiß, das klingt dermaßen kitschig. Hipster sind ja eher die, die sagen, dass alle Menschen scheiße sind und sie am liebsten allein in der Natur leben würden.
Und das schreiben sie dann den lieben langen Tag ins Internet. Ist das nicht irgendwie süß?
Süß, genau, das Wort hat mir gefehlt. Alte Menschen sind süß. Wie sie mit ihrem Rollator durch die Innenstadt trippseln, ab und zu halten und in aller Ruhe Fensterläden anschauen, ach, das ist doch nur der Anfang!
Ich fucking liebe es, wie Senioren die Hände hinter dem Rücken verschränken. Das machen nur die. Nur die! Kein Jungspund würde auf die Idee kommen, so herumzulaufen! Ist das nicht toll?
Ihre herrliche Gleichgültigkeit allem gegenüber, was mit Etikette zu tun hat. Es ist ihnen egal, wer wer ist.
Und dann ihre Launen. Alte Menschen können so schön scheiße drauf sein. Motzen. Weil ihnen irgendwas quer liegt. Die Dinge nicht so laufen, wie sie bisher gelaufen sind.
Und ihr Style! Hüte! Rosenblusen! Weiße Sandalen! Cordhosen! Stoffhosen mit Bügelfalte! Hornbrillen! Ja verdammt, eine Dauerwelle!
Es tut mir leid, aber ich finde das gut. Ich finde das großartig.
Was ist das Allertollste? Wenn alte Paare Händchen haltend durch die Fußgängerzone galoppieren. Das ist – meiner Meinung nach – nicht zu toppen. Das spricht so viel.
Von Treue.
Von Liebe.
Von Zweisamkeit.
Nein, ich finde alte Menschen nicht perfekt. Sie haben ihre Schattenseiten. Klar. Sie haben vielleicht Dinge erlebt, die sie niemandem erzählen würden.
Ich möchte gar nicht den Verdacht aufkommen lassen, ich würde alte Menschen idealisieren. Auch sie haben Charakterschwächen, oh ja, das haben sie. Wer hat das nicht?
Doch ihre Eigenheiten, die haben es mir einfach angetan. Noch ein Beispiel? Ihr Dialekt. Viele alte Menschen sprechen Dialekt. Sie haben das Hochdeutsch abgelegt und unterhalten sich oft im allerderbsten Dialekt.
Und dann die Phrasen! „Na, wie?“
„Na, wie?“
Zwei Worte! Mit zwei Worten beginnen sie eine Unterhaltung mit allen Menschen, die ihnen begegnen! Na, wie?
Antwort, wieder zwei Worte: „Es muss.“ Das höchste der Gefühle ist dann ein „Und selber?“
Manche Konversation besteht nur aus diesen Zwei-Wort-Phrasen. Das ist zum einen trist, traurig und fühlt sich oft leer an. Aber es ist eine Strategie. Eine Strategie, die immer funktioniert. Damit umzugehen, schon über alles gesprochen zu haben. Never change a running system.
Ich kann mit ihnen. Ich kenne die Floskeln und ich mag es, darauf einzusteigen. Ich mag diesen Trashtalk. Small-Talk. Yeah.
Schon wieder so etwas, was man ja eigentlich nicht mag, oder? So als tiefgründiger Emo, da steht man auf tiefgründige Gespräche. Ja ja. Tief.
Das kann aber auch nerven. Und ja, ab und zu ein Small-Talk mit Augenzwinkern? Sehr gut. Das Beste.
Und dann gibt es die, die nicht bei C&A einkaufen, sondern sich mit Geschmack sehr individuell anziehen. Sie stellen einfach jeden Achtzehnjährigen mit Pseudo-Iro, Karottenhosen und Alibikamera (aber Bushido hören) in den Schatten.
Sie legen immer noch Wert auf ihr Äußeres. Sie haben nicht aufgehört, sich fein zu kleiden und wenn es nur für einen kurzen Einkauf in der Stadt ist.
Sie tragen feine Halstücher, hübsche Hüte und achten darauf, dass alles farblich zusammenpasst. Sie tragen feine Schuhe, nicht diese „neumodischen Dinger“, und oft müssen sie schlimme Schuhe wegen der Gesundheit tragen.
Aber was andere davon halten, ist ihnen mittlerweile völlig Banane.
Die meisten älteren Damen und Herren entschuldigen sich bei mir, wenn sie mir – ihrer Meinung nach – ins Bild gelaufen sind. Wenn ich Ihnen dann sage, dass ich genau auf sie gewartet habe, können viele es gar nicht glauben.
Viele raten mir, doch junge Menschen zu fotografieren. „Die sind doch schöner!“ Doch ihre Augen beginnen, leuchtend aufzuflackern, wenn ich ihnen sage, dass die jungen mich nicht interessieren und ich lieber alte Menschen fotografiere.
Wenn ich ihnen dann das gemachte Foto zeige, müssen sie schmunzeln. „Ja, doch! Das bin ich!“ Was sie nicht wissen: Ich bin es, der diese Momente am meisten genießt.
Alte Menschen. <3
Vor kurzem liefen eine Bekanntin und ich nach dem Elternabend im Gepräch zu mir nach Hause und uns entgegen kam ein älterer Herr, der gerade seinen Hund ausführte. Plötzlich sagte er zu uns „Stimmt nicht“! Wir guckten ihn verdutzt an. Er lachte laut und erklärte uns, „Damit kann man immer eine Diskussion eröffnen“. Wir haben uns kurz mit ihm über Sinnloses unterhalten und als meine Bekanntin den Smalltalk mit „Stimmt nicht“ unterbrochen hat, lachte er laut, sagte „Mit der eigenen Waffe geschlagen“ und ging weiter.
Bin ganz Deiner Meinung – alte Menschen sind süß (die meisten zumindest :)).
:-)) Schön!
An sich finde ich es gut sich für ältere Menschen zu interessieren. Habe auch schon mal mit dem Gedanken gespielt ein Projekt in einem Altersheim zu machen.
Bei diesen Bildern finde ich aber, dass es kein echtes Interesse ist. Bei mir ist es zumindest so, dass wenn ich mich für einen Menschen wirklich interessiere, dass ich diesen Menschen dann auch kennenlernen will, mit ihm/ihr sprechen will.
Heimlich beim Vorbeilaufen oder direkt von hinten zu fotografieren zeugt für mich persönlich daher nicht vom echten Interesse. Das ist für mich so, als würde man z.B. angeben sich für Bücher zu interessieren, tatsächlich aber immer nur das Einband der Bücher lesen.
Hm, dem würde ich nicht ganz zustimmen. Man kann sich meiner Ansicht nach für das Verhalten, die Marotten, die sympathischen oder unangenehmen Eigenschaften, das Aussehen, die Mode etc. alter Menschen interessieren – auch ohne, dass man zwingend jedes Individuum persönlich kennenlernen muss. Bei Streetfotografie geht es ja auch nicht um das Kennenlernen der abgebildeten Personen, sondern um das Festhalten von typischen oder ungewöhnlichen Szenen im Alltag.
Ich finde die Idee daher sehr interessant, gerade auch deshalb, um mal einen Kontrapunkt zum überall grassierenden Jugendwahn zu setzen. Man mache sich bewusst: Es gibt immer mehr ältere Menschen in unserem Land. Ausgerichtet wird fast alles (Fernsehprogramm, Immobilien, Autos, Kameras, Handys, Werbung etc.) jedoch immer stärker auf jüngere.
Da es mittlerweile auch schon zum Klischee geworden ist, die bisher untypischen neuen Alten zu zeigen (Opa auf der Harley Davidson, Oma mit iPad), finde ich hier interessant, einmal liebevoll die uns bekannten alten Menschen mit ihren Maröttchen ins Bild zu rücken.
Dann interessierst Du dich aber nicht für die Menschen an sich, sondern, wie Du schon geschrieben hast, für Situationen und Szenen in denen sich Menschen befinden.
Die Menschen auf den Bildern sind austauschbar. Ob da (überspitzt gesagt) nun Opa Fritz oder Opa Willi auf dem Bild zu sehen ist, ist für die Aussage des Bildes irrelevant. Das was zählt ist die Situation und bei die speziell in Kombination mit dem Alter.
Ich bin im Allgemeinem immer sehr skeptisch, wenn Streetfotografen erzählen, dass der Grund für ihre Arbeit Interesse an den abgebildeten Menschen ist. Vielleicht bin ich da etwas komisch, aber wenn die Menschen auf den Bildern austauschbar sind, dann kann es mit dem Interesse nicht weit her sein.
Der Fotograf wird zu einer Art voyeuristischem Geist. Er ist zwar da, macht das Bild, steht aber selbst in keiner Beziehung zum Motiv. Er ist nicht mal Teil der Situation.
Ich habe mir vor kurzer Zeit zu dem Thema schon einige Gedanken gemacht und einen eigenen Blog-Beitrag (natürlich nicht hier) geschrieben.
Was für eine schöne Einstellung zu den Fotos :) Vielen Dank für den Beitrag.
Das liest sich so, als würdest Du ältere Menschen im Zoo besuchen. Ältere Menschen sind keine besonderen, ausstellungswürdigen Mitbewohner deiner Umgebung, sondern das bist du in xx Jahren, schon mal drüber nachgedacht. Möchtest Du in xx Jahren als Bildunterschrift zu einem Foto von Dir lesen „…ach ist das nicht süss, wie der so krumm an der Bushaltestelle steht, und erst die geilen Klamotten…“. Wenn Du Menschen, egal welchen Alters, als das begreifst was sie sind, werden Deine Fotos erst richtig gut werden :-)
So sehe ich das auch!
Ja, ich dachte auch, es fehlt nur noch das Adjektiv ‚possierlich‘ :-)
Sehe ich genauso !!
Einspruch:
Alte Menschen sind doch zuerst einmal Individuen, über die sich schwerlich Verallgemeinerndes sagen lässt – wozu denn auch ?
Alte Menschen als „so geil“ oder „süß“ zu bezeichnen, finde ich entwürdigend. Das eine mag für langbeinige Models gelten, das andere für Pudel hier hat das alles nichts zu suchen.
Alles vielleicht sogar gut gemeint aber ich persönlich finde das, mit Verlaub etwas unreif und nicht durch Meinungsfreiheit gedeckt.
Wahrscheinlich bin ich schon zu alt für kwerfeldein.
So alt und keine Ahnung von Meinungsfreiheit.
meinungfreiheit ist viel wichtiger als das hier. erklärte nun endlich http://xkcd.com/1357/
abgesehen davon: keine ahnung, wie man in dem zusammenhang hier auf das stichwort kommen kann. ist der text eine strafbare beleidigung? verleumdung? ein aufruf zu einer straftat?
geschmacklos? naja, wems nicht gefällt, der kann das gern so sagen. aber das hat dann auch nichts mit meinungsfreiheit zu tun.
Sehr interessanter Artikel mit guten Fotos drin, über ein Thema, das ich auch fotografiert habe.
Aber, ganz ehrlich? Menschen im Alter sind keine andere Spezies. Irgendwie kommt das bei mir so rüber.
Du solltest nicht vergessen… Es sind nur noch ein paar Jahre und dann bist Du in der gleichen Situation und ein anderer, viel jüngerer amüsiert sich dann über Deine Marotten, die Du Dir über die Jahre angewöhnt und lieb gewonnen hast.
Think about it. Ansonsten, keep up the good work.
Kann ich sehr gut nachvollziehen. Gerade diese Gespräche. In Köln hab ich schon mehrfach 2 „alte Buddys“ in der Bahn gesehen. Die saßen da so hintereinander. Beide guckten nach vorne in Fahrtrichtung. Keiner guckt den anderen an.
„Un? Wie is et?“
„Joa. Et muss.“
„Un sons? Wat maachen de Kinder?“
„Arbigge.“
„Joa.“
Dann 5 Minuten ohne ein Wort. Der Eine muss aussteigen.
„Jupp, mach et joot“
„Mach et besser.“
Großartig.
Ich find ja auch die total geil, die einfach so an ner Straßenecke stehen, und gucken. Mehr nicht. Einfach nur da stehen und gucken. :)
Ich verfolge deine Bilder nun schon länger auch auf Instagram, mir gefällt es wie du mit dem Thema umgehst und auch spielst. Bitte mehr davon.
Ich muss sagen, dass mir dieser Beitrag überhaupt nicht zusagt. Vielleicht bin ich mit Ende dreißig schon zu verschlossen zur derzeitigen Jugendsprache, aber bei Beiträgen wie „geil“ (das war zu meiner Zeit sexuell anziehend), „süß“ (das habe ich immer auf Tiere und Babies bezogen und verwende das Wort auch nicht mehr, seitdem ich aus der Teenager Zeit herausgewachsen bin) und „fucking liebe es“ verdrehen mir den Magen.
Ich finde Fotos von alten Menschen sehr interessant, deren Gesichter voller Emotionen und Geschichten ist. Aber vor allem sind es Menschen, die viel erlebt haben, meist grosse Verluste im Leben erlitten haben und teilweise von Schmerz gezeichnet sind. Und vor allem sind es Individuen die man nicht über einen Kamm scheren kann.
Ich werde in Zukunft abstand von Martins Straßenbeiträgen nehmen und bin sehr endtäuscht, wie seine Beiträge sich in den letzten Jahren entwickelt haben.
Naja, Sprache wandelt sich und deine genannten Beispiele sind eigentlich alltäglich. „Geil“ assoziiert so gut wie niemand mehr mit „sexuell anziehend“, wenn es nebenbei erwähnt wird um auszudrücken, dass etwas gefällt.
Oh mein Gott!
Finde den Artikel gelungen, auch irgendwie rührselig und emotional.
Denke mal, wenn man, wie wohl die meisten hier, schon öfter Artikel von Martin gelesen hat, dann sollte einem doch klar sein, dass er ältere Menschen NICHT als eine Art „Zootiere“, „ausstellungswürdige Mitbewohner“ oder als „andere Spezies“ sieht. In einen geschriebenen Text lässt sich viel hineininterpretieren, aber was ich hier so lese, verwundert mich schon sehr.
Bin auch Ende 30, aber scheinbar haben wir doch in unterschiedlichen Zeiten gelebt.
Das Wort „geil“ hatte bei uns auch schon nicht mehr den Begriff oder die Bedeutung von „sexuell anziehend“, klar die Bedeutung war noch allen bewusst, aber die wenigsten haben es in diesem Zusammenhang verwendet! Sich jetzt an diesen kleinen Begrifflichkeiten aufzuhängen, finde ich schon sehr in den Krümeln gesucht.
Vielleicht steh ich mit meiner Meinung hier alleine, aber ich denke Martin wollte einfach mal seine Meinung freien Lauf lassen und sagen wie toll er ältere Menschen findet!
Ohne diese irgendwie als Außenseiter, besondere Spezies, „Zootiere“ oder sonstige ausgegrenzte Gruppe anzusehen. Wenn jemand ältere Menschen ausgrenzt, dann doch die Gesellschaft an sich, aber wohl kaum ein Fotograf wie Martin, der uns Menschen, junge, aber eben auch sehr gerne alte, zeigt wie sie sind: ungeschminkt, natürlich, unverfälscht, lebendig und sympathisch, oder eben auch manchmal nicht sympathisch.
Eben genauso Menschen wie du und ich!
Ja, dem kann ich nur zustimmen.
Ach je. Aus welcher Gegend kommst du denn? ;-) Ich bin Mitte 40 und „geil“ hatte schon in meiner Jugend keine andere Bedetung mehr als toll, genial, klasse, super, spitze …
Gut, dass ich mich mit Ende vierzig noch daran erinnern kann, dass wir den Begriff „geil“ auch früher nicht in einem ausschließlich sexuellen Kontext benutzt haben.
Ich persönlich finde diese generelle Verallgemeinerung nicht sehr ansprechend.
Die Bilder sind natürlich schön anzuschauen, wenn auch nicht mein Geschmack aber das ist ja nebensächlich.
Aber zu schreiben „ach die süßen alten Menschen“, die „Hipster“ oder „Emos“ finde ich etwas geschmacklos.
Ich würde mich sehr angegriffen fühlen wenn jemand so über mich spricht, du nicht?
Denke mal wenn du erst mal in dem alter bist, willst du auch nicht das jeder nur noch „Süß“ zu dir sagt. Immerhin hat man als alter Mnesch viel erlebt und ist vielleicht alles andere als süß.
Das nur mal zu deinem Text ;)
Voll geiler Scheiß, der süße Text ;-) (ich dachte erst, es sei Ironie. Und ganz ehrlich, mir passt diese Art des Ausdrucks nicht zu den Bildern – irgendwie klingt das so gewollt böse/prollig)
Sehr schön!
Ich habe einmal eine alte Dame mit Rollator gesehen, die im DAUERLAUF mit dem Ding zur Bahnhaltestelle lief.
Kein Scherz, ich werde dieses Bild nie vergessen und fand es großartig!
Diessen bemüht hippen Text werden leider die alten Menschen nicht verstehen.
Ich mag die grundsätzliche Aussage des Textes, bzw. eben einige davon, auch ich habe schon mit großer Bewunderung auf viele ältere Menschen geblickt, die scheinbar so ohne Selbstzweifel durchs Leben gehen (dafür aber mit anderen großen Zweifeln). Einen ganz interessanten Hinweis darauf, dass das auch noch mit etwas ganz anderem zutun haben kann, habe ich heute auch in „die Errettung der modernen Seele“ von Eva Illouz gelesen. (S149 im suhrkamp taschenbuch)(…)
Was genau jetzt „fucking“ in einem Text zu suchen hat habe ich mich schon beim letzten Auftauchen des Wortes gefragt, noch dazu, ob ich spießig würde. Die Ansammlung jetzt, auch die Bezüge auf Hipster etc. finde ich völlig überflüssige Effekthascherei, weil das Thema ein total schönes (und auch tragisches) ist, das man zwar auch noch differenzierter betrachten kann, muss man aber auch nicht.
Naja, weder die Fotos noch der Text haben mich überzeugt … beide wirken etwas überheblich.
In jedem Fall ein interessantes Thema, auch wenn ich alte Menschen in Portraits lieber eingebettet sehe, als in Streetart. Aber das ist reine Geschmacksache, passt hier aber auf jeden Fall zum Text (ist ja auch wichtig :-))
Ich habe den Text in seiner Pauschalisierung ebenfalls für ironisch gehalten und mich bei „Auch sie haben Charakterschwächen, oh ja, das haben sie“ erinnert gefühlt an Loriot: „Frauen haben auch ihr Gutes!“
ich kann die ganze Diskussion um ein paar Wörter hier nicht verstehen. ich habe deutlich den respekt von Martin für die Senioren gespürt, nur dass er es in seine sprachwelt reingepackt hat. er schreibt nun mal nihct wie ein Senior, weil er keiner ist. aber er hat deutlich rübergebracht, wie sehr er alte menschen mag.
und das hat meinen respekt verdient. denn wir jüngeren sind schnell mal eben genervt, wenn die Oma an der Kasse wieder gefühlte stunden nach ihrem Kleingeld wühlt, wenn die Senioren sich an den Busschlangen vordrängeln oder ähnliches. ich finde dieser artikel trägt dazu bei, die ältere Generation mit einem liebevollen blick zu betrachten, ihre Macken als positive Individualität zu sehen und ein Lachen der Seniorin im Kaffee, ich sags jetzt auch mal in neudeutsch, einfach geil zu finden. Danke Martin!
Meine Frau + ich (wir alten Zausel 70+) haben uns köstlich amüsiert. Wir haben uns keinesfalls „wie im Zoo“ dargestellt gefühlt. Die Verhaltensweisen sind einfach so – und Martin, dass du dich dafür erwärmen kannst, wunderbar. Das Wort geil kannte ich auch anders, bis mich unsere Enkel mich eines Besseren belehrt haben. @ Victoria: mit Rollator zu galoppieren ist keine Grosstat, nur schiere Verzweiflung.
Hi Mitch, über deinen Kommentar „wir alten Zausel 70+“ musste ich etwas schmunzeln. Meine Eltern sind 81+79 und wirken weder optisch noch charakterlich oder geistig alt. Im Gegenteil: Für sie sind die anderen „die Alten“ und alle Klischees über diese anderen Alten stecken auch in ihren Köpfen – treffen halt nur nie auf sie selber zu. ;-)
Alter, was für ein Artikel! :)
Finde das Thema auch sehr spannend. In diesem Maß bin ich dem leider noch nicht nachgegangen, aber meine Oma zum Beispiel musste schon für einige Aufnahmen herhalten.
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Neben den Fotos mag ich total Deinen Schreibstil. Er beinhaltet alles, um diesen Artikel einfach mögen zu müssen. DANKE!
Guten Abend, liebe Leser.
Mit großer Aufmerksamkeit habe ich heute das Eintrudeln Eurer Kommentare beobachtet und freue mich darüber, dass hier schön heiß darüber diskutiert wird. Ich habe kein Problem damit, missverstanden zu werden, das passt schon.
Alte Leute sind etwas ganz besonderes, und es war mir wichtig, darauf die Aufmerksamkeit zu legen. Und wenn ich mir das Feedback so anschaue, dann habe ich das auch geschafft.
Mit anderen Worten: Sehr geil. ;)
Was mich wirklich störrt an unserer Gesellschaft, ist die zunehmende Unsichtbarkeit Alter Menschen. Wir haben sie an den Rand gestellt. Dieser Beitrag holt sie wieder zurück.
Und das Titelbild, das ist der wahre Rock’n Roll. Großartig
Interessanter Bericht mit interessanten Bildern und einer ungewöhnlich großen Resonanz.
Und weißt du, was das Beste ist? Du wirst bald selber dazu gehören ;-)
Ich bin in gut vier Wochen sechzig Jahre jung! Das Jung habe ich bewusst gewählt. Sechzig ist ja auch kein besonderes Alter ( Jedenfalls für mich ! ). Alte Menschen habe ich bisher wenig fotografiert. Das kommt sicherlich daher, dass ich irgendwie Respekt vor dem Alter und Erfahrungen dieser Menschen habe.
Aber warum sollte man sie nicht doch fotografieren?
Vielleicht kann man das genau festhalten, warum ich sie bisher nicht so gerne abgelichtet habe!
Wenn ich die Siebzig drauf habe, darf man mich fotografieren. Aber bitte mit Würde. Niemals in einer peinlichen oder hilflosen Situation.
respektlos finde ich an dem Artikel gar nichts- ganz im Gegenteil, ich mag den Humor den Martin hier zeigt. Respektlos finde ich es eher, alte Menschen in einer Form zu verteidigen, als ob es kleine Kinder wären, die nicht selber für sich sprechen können- dass finde ich unwürdig! Ich habe schon von alten Menschen gehört, die sogar Humor haben- ich kennen sogar einigen, die in der Lage sind über sich selber zu lachen…
Hallo Matz, was ist denn das für ein Satz:“ ich habe schon von alten Menschen gehört die sogar Humor haben.“
Ja um Gottes Willen warum sollte man nur weil man alt ist keinen Humor mehr haben?
@Oliver: dass nur die Anderen alt sind, das ist doch klar-das ist auch meine eigene Erfahrung. Das Erschrecken kommt, wenn das wahre Alter der „Anderen“ offenbart wird :-)
ich freu mich auch schon lange drauf, irgendwann mal „ungestraft“ wunderlich, am mir über gewordenen bullshit in der welt uninteressiert und exzentrisch sein zu dürfen. hier wird mir das zum ersten mal nicht durch krankheitsberichte und armutsprognosen vermiest.
Ältere Menschen sind, wie jüngere, eben doch und gerade heute eine sehr heterogene Gruppe, die sich schwer in nur ein paar Fotos in all ihrer Vielfalt darstellen lässt.
Von den Junggebliebenen, den Fitten, den Geselligen über die ärmeren und wohlhabenden, die Abgestumpften und die Interessierten, die Aktiven und die den Ruhestand wörtlich Genießenden, diejenigen, die bis ins hohe Alter freiwillig oder aus Not arbeiten, die politisch Aktiven, die „Familienhelfer“ bis hin zu den Gebrechlichen, Verbitterten oder gar Pflegefällen gibt es so viele Facetten des Alters, dass man eine Menge Bilder bräuchte, um „*die* älteren Menschen“ darzustellen.
Und dann gibt es sicher auch noch kulturelle Unterschiede, die die Bildervielfalt wieder vergrößern würden… ;-)
Ich dachte lustiger Weise zuerst, Du beziehst die Attribute [ungestraft wunderlich, exzentrisch] auf Martins Art hier zu schreiben. Aber leider nicht.
Der Text liest sich für mich auf jeden Fall eher ironisch und distanziert.
Ich lese da nur wenig Respekt raus.
Insgesamt fände ich das Projekt interessant, wenn zwischendurch auch ein paar intimere Bilder gezeigt würden.
So liest sich der Artikel für mich eher wie der Bericht eines Außerirdischen, der die wunderlichen Menschen heimlich beobachtet hat und jetzt über ihre Marotten berichtet.
Allein schon der Absatz über „die Floskeln“ zeugt von einer größeren Distanz zum Motiv.
Wie definiert sich alt? Ab wann wird hier der Mensch als „alt“ betrachtet: 50? 60? 70? Ab 80 Jahren? Ab einer bestimmten Haltung, dem Angewiesensein auf Hilfsmitteln, wenn Falten sichtbar sind, wenn Einschränkungen sichtbar sind, nach Eintritt der Rente?
Ältere Menschen können gerade sehr tiefgründige Gespräche führen, sie haben viel erlebt, meist auch viel mehr durchdacht als jüngere, haben einen anderen Blick auf die Welt als jüngere, der interessant zu erfahren und ggf. auch auf Fotos zu zeigen wäre.
„Floskeln“ gibt es zwar auch, aber entweder bei bestimmten Menschen, die vielleicht wenig Kontakt haben, depressiv sind oder ein sehr eingefahrenes Leben haben und mMn eher unter Bekannten (man unterhält sich immer über das gleiche, weil man schon viel voneinander weiß und nichts Neues erzählen kann).
Gerade mit älteren Menschen können sich also lange und intensive Gespräche mit überraschenden Ansichten und Informationen ergeben, und oft erzählen auch ihre Haltung, ihre Kleidung, Accessoires oder persönliche Gegenstände viel von ihrer Lebensgeschichte oder Einstellung.
Das auf einem Foto festzuhalten ist sicher eine Kunst, erfordert viel Zeit, eine persönliche Begegnung, direkte Erlaubnis des Fotografierten und ein intensiveres persönliches Kennenlernen.
Auf diesen Fotos sehe ich auch eher Street, eher „heimliche Aufnahmen“, die größtenteils ebenso jüngere Menschen zeigen könnten, Konservative oder Behinderte (je nach Aspekt).
Wenn das Interesse am Alter, an älteren Menschen vorhanden ist, so zeigt sich mir dies nicht speziell auf diesen Fotos.
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Schöner Beitrag…
Sehr inspirierende Fotos, toller Beitrag und kurz gefasst, einfach in allem stimmig . Dies veranlasste mich dazu, einen Bericht zu schreiben, indem ich ihren Beitrag anpries und kurz über ihn berichtete.
Man kann nur auf eine Fortführung hoffen….