Die Realität ist interessant genug
Fotografie ist nur ein Medium. Wenn Du etwas sagen willst, kannst Du es malen, singen, aber Du kannst auch fotografieren. Es ist nicht wirklich wichtig, welches Medium Du wählst, viel wichtiger ist der Inhalt Deiner Arbeit.
Mein Interesse an der Fotografie begann recht unspektakulär mit dem Fotografieren meiner Familie. Nachdem ich erste Erfahrungen gemacht hatte, las ich mich ins Thema ein und entwickelte ein wachsendes Interese für den Fotojournismus.
Zu dieser Zeit fand ich die Arbeiten von Magnum-Fotografen wie Alex Webb, Paolo Pellegrin und Henri Cartier-Bresson spannend. Durch das Studium ihrer Bilder lernte ich einiges über Bildkomposition, Bildgestaltung und die Wichtigkeit des Lichtes.
Des Weiteren begann ich, Fotobücher zu kaufen, was zu einer Erweiterung meiner Interessen beigetrug. Ich bemerkte, wie mich dokumentarische Fotografie mit einem stark persönlichen Bezug mehr und mehr anzog.
Für mich sind Fotos vor allem dann ansprechend, wenn sie erst auf den zweiten Blick ihre volle Tiefe offenbaren, den Betrachter langsam in sich hineinziehen und die Vorstellungskraft anregen – und das alles, ohne sofort die komplette Geschichte zu erzählen. Beispiele solcher Wirkung finden sich bei Joel Sternfeld, Alec Soth, Guy Tillim oder Clare Richardson.
Ich glaube ganz stark daran, dass ein Fotograf so viele Arten der Fotografie wie möglich ausprobieren sollte, um die zu finden, die zu seiner Persönlichkeit passen. Und ich meine, dass dies nicht mit logischem Denken erreicht werden kann.
Man muss einfach versuchen, herauszufinden, welche Art der Fotografie einen am zufriedensten macht. Außerdem kann man von jedem dieser Experimente etwas für die zukünftige Arbeit lernen.
Da ich meine Freiheit sehr wichtig finde, ist der optimale Weg für mich, herumzulaufen und ganz langsam nach Bildern zu suchen. Geschichten in meinem Kopf zu spinnen und darauf zu warten, bis alle Elemente des Bildes zusammenpassen, um ein gutes Foto zu kreieren.
Ich bin eine visuelle Person, achte stark auf eine sorgfältige Komposition und schätze den Wert facettenreicher Farbschattierungen. Ich bevorzuge natürliches Licht und vermeide eine exzessive Nachbearbeitung der Aufnahmen.
Für mich ist die Realität interessant genug. Und wenn man Geduld hat, auf eine spannende Szene zu warten, wird man mit einem großartigen Foto belohnt.
Dieser Artikel wurde von Martin Gommel aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.