Tide
Die Idee für meine Arbeit war, anhand von Bildern eine Geschichte über Menschen zu erzählen, die abseits der Norm leben. Dabei war es mir wichtig, einen für so eine Geschichte geeigneten Ort in Deutschland zu finden.
Bei meiner Recherche stieß ich auf die Halligen. Ich merkte sehr schnell, dass es zwar viele Fotos von diesem Ort gibt, sich in den letzten Jahrzehnten jedoch niemand mit den Bewohnern fotografisch auseinandergesetzt hatte.
Eine wunderbare Arbeit über diesen Ort stammt von Albert Renger-Patzsch. Die Veröffentlichung liegt allerdings schon sehr lange zurück (Die Halligen, Albertus-Verlag, Berlin, 1927). Also dachte ich, es wäre an der Zeit, das Thema einmal neu aufzugreifen.
Meine ersten Reisen zu den Halligen waren nicht sehr erfolgreich. Häufig musste ich mir von den Bewohnern anhören, sie hätten keine Lust, sich fotografieren zu lassen. Weniger des Fotografierens wegen, sondern viel mehr, weil sie in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen, zumeist mit Filmteams, gemacht hätten.
Trotzdem blieb ich dran, bin sehr oft zurückgekehrt und habe immer das Gespräch gesucht. Irgendwann merkte ich, dass das Fotografieren für mich zweitrangig geworden war.
Viel mehr mochte ich es, den Geschichten der Menschen dort zuzuhören, zu sehen wie sie leben, wie ihr Alltag strukturiert ist. Die Fotografien entstanden dann fast nebenbei.
Auch die Landschaft war sehr wichtig für meine Arbeit. Da man aber nicht besonders viel Spielraum für die Komposition hat, wenn das Land flach ist, kam ich auf die Idee, ebenso flache Bilder zu machen.
Ich stellte die Kamera senkrecht zum Boden und fotografierte Strukturen. Vor allem solche Stellen, an denen sich Wasser und Erde trafen. Es ist faszinierend, was man alles entdeckt, wenn man mal etwas genauer auf den Boden schaut, auf dem man sonst bloß läuft.
Das Schwierigste war, fand ich, während der Arbeit nicht dem Kitsch zu verfallen. Ich habe es bewusst vermieden, die dort lebende Tierwelt zu fotografieren, weil ich sie für die Geschichte nicht interessant fand.
Irgendwann ging ich aber einen Kompromiss ein, das Thema der Tierwelt kurz aufzugreifen, als ich vor einem Haus auf einen umherkreisenden Schwarm von Brutgänsen traf.
Des Öfteren wurde ich schon gefragt, wie es mir gelungen sei, so nah an den Schwarm heranzukommen. Ich habe mich sehr vorsichtig angenähert und hatte bei jedem Schritt die Kamera für den Fall der Fälle fertig positioniert. Nach über drei Stunden langsamen Annäherns habe ich drei Bilder schießen können, bevor alles vorbei war.
Die Arbeit habe ich mit der Mittelformat-Kamera Hasselblad 501 C/M auf Kodak Portra Farbnegativfilm fotografiert. Auch, wenn die Bilder die Abschlussarbeit meines Fotostudiums sind, ist das Projekt für mich persönlich noch nicht abgeschlossen. Ich habe mich entschlossen, im nächsten Jahr weiter daran zu arbeiten.
Es gibt so viele tolle Menschen dort, die meine Freunde wurden und die ich unbedingt noch fotografieren möchte. Zudem will ich gern die Entwicklung der Halligen weiterverfolgen.
Eine super Projekt-Idee, Antony! :)
Vielen Dank für die schönen Einblicke in Deine Arbeit und in die Welt der Abgeschiedenheit auf den Halligen :).
sehr gut!!!
Absolut klasse die Bilder und der Hintergrund dazu.
Ich freu mich vor allem, dass jemand auch die besonderen Seiten von Deutschland zeigt. Viel zu oft wird der Süden oder die Mitte Deutschlands gezeigt. Der Norden wird sehr selten dargestellt. Vor allem die Menschen sind doch meist sehr interessant und anders, was auch die Bilder zum Ausdruck bringen.
Jo! Bannig gut!
Habe selber mal ein paar Jahre auf einer Insel gewohnt – nicht soo klein, aber immerhin. Da ist das mit den Touristen immer so ne Sache.
Toller Beitrag, klasse Fotos!
Wunderschöne sprechende Fotos!
Schönes Projekt. Interessant dazu sind wahrscheinlich die ganzen Geschichten, welche die Bewohner zu erzählen haben. Die Menschen auf deinen Bildern machen auf mich ein eher traurigen Eindruck.
Ich kann gar nicht sagen was, aber irgendwas fesselt mich an den Bildern.
Gratuliere, auch zu den anderen Bildserien. Sie schaffen es, durch die Serien etwas zu transportieren, das anspricht. Alles Gute!
Wirklich ein sehr schönes Projekt. Es ist immer wieder erstaunlich, wie die eher »stillen« Arbeiten
aus der Masse heraustreten. Respekt für den »langen Atem«. Danke für den tollen Artikel.
Gruß, Susanne
Große Klasse die Serie. Mir gefallen die abstrakten Einschübe. Schön, dass
hier Mensch, vom Menschen Gemachtes und Natur zusammen eine Geschichte
erzählen.
Sehr schön, es kommt in den Bildern wunderbar die nordische Melancholie und der Stolz der Menschen rüber.
Danke
Alexander
Großartig und „echt“! Danke und Gruß,
Gerhard
Hallo Antony,
ich ziehe meinen Hut für deinen Aufwand für das Brutgänsefoto, soviel Geduld hätte ich definitiv nicht. Und selbst ohne die Gänse wäre das Foto mehr als nur einen Blick wert.
Noch besser gefallen mir aber die formatfüllenden Portraits der beiden Männer. Herrlich, wie hier die ausdrucksstarken Motive mit dem Hintergrund eine farbliche Symbiose bilden.
Da du planst, das Projekt nächstes Jahr fortzusetzen, kann ja nichts mehr schiefgehen – denn es beginnt bereits in drei Wochen :-)
Grüße,
Christian
Hallo Ihr Lieben,
vielen Dank für die netten Worte und den Lob.
Ich freue mich sehr, dass es euch gefällt.
Wenn nächstes Jahr alles klappt, gibt es hier sicherlich einen zweiten Bericht ;-)
Liebst,
t.
Brilliant! Insbesondere die ungewöhnliche Art z.B. des alten Pärchens oder der Gastwirtin transportiert die Stimmung und ist mal was Anderes finde ich.