Ivan Nava im Gespräch
Nachdem wir unser Magazin einem Relaunch unterzogen hatten, war meine Lust groß, unsere Automobil-Kategorie mit einem guten Interview zu befüllen. Jedoch bin ich ehrlicherweise mit diesem Genre nicht so sehr vertraut und so begann ich, ein wenig herumzusuchen.
Vornehmlich nach Portfolios mit Autobildern, die mir selbst gefallen könnten. Und 500px sei Dank – bamm – da war es: Ivan Navas Autobilder gefielen mir sofort. Sehr sogar. Und das… passiert mir eher selten.
Hey Ivan! Bitte erzähl doch zu Beginn etwas über Dich. Wer bist Du und was machst Du?
Ich fotografiere nun seit acht Jahren. Ich begann meine Karriere mit einem Studium als Computer-Ingenieur, aber ein Freund bat mich, ihm zu helfen, einige Fotos von einem Rennwagen zu machen. Nach dem Projekt verliebte ich mich in Autos und Fotografie gleichzeitig und es stellt sich heraus, dass das Leidenschaften sind, die perfekt zueinander passen.
Dieser Moment hat völlig meine Perspektive verändert und so wechselte ich zu einem anderen College und erhielt meinen MBA in Visual Communication. Ich bin zur Zeit kommerzieller Fotograf als auch Senior Art Director für eine digitale Werbeagentur.
Das klingt ziemlich genial, Ivan. Hast Du noch Zeit, freie Arbeiten mit Autos zu machen oder sind es derzeit nur noch Aufträge?
Für Autos habe ich immer etwas freie Zeit… Es ist etwas wirklich Starkes in meinem kreativen Kern, das ich für das nächste Autobild suche. Ich habe meine Kamera ziemlich oft dabei, wenn ich unterwegs bin, sodass ich immer, wenn ich ein Auto vor’s Gesicht bekomme, eine Aufnahme machen kann.
Als Visual Communicator glaube ich, dass weniger mehr ist – ich bin sehr angezogen von geraden Linien und Geometrie. So versuche ich meist, die Einfachkeit und die klaren Linien jedes Autos einzufangen, die mehr über die Essenz des Autos erzählen. Texturen und Farben ebenso, also die Grundlagen des Designs. Ich weiß viel über Autos und deshalb versuche ich ebenfalls, ihre einzigartigen Eigenschaften einzufangen.
Ich versuche mal direkt auf den Punkt zu kommen: Warum Autos? Warum nicht Menschen oder Landschaften? Was ist an diesen Maschinen, das Dir den Kick gibt?
Warum Autos? Nun, darüber habe ich noch nie nachgedacht, aber als kommerzieller Fotograf fühle ich mich wohler mit diesen Subjekten wegen ihrer leblosen Natur. Aus diesem Grund bin ich wohl eher ein Stillleben-Fotograf. Ganz tief in meinem Herzen liebe ich Landschaften und Autos – was man auch in meinen Aufnahmen sieht. Und das ist ein Prozess, an dem ich hart arbeite: Den besten Ort zu finden, der zur Schönheit des Autos passt.
Aber das beantwortet Deine Frage nicht. Warum Autos? Seit meiner Kindheit war ich immer neugierig, wie etwas funktioniert. Computer, Geräte, Autos, alles mit bewegten Teilen wirkte hypnotisch auf mich. Und Autos sind für mich die schönste, erstaunlichste und perfekteste Mischung zweier völlig unterschiedlicher Welten: Kunst (Design) und Technik (Mechanik).
Das macht Sinn, Ivan. Wie viel Zeit investierst Du in die Nachbearbeitung Deiner Fotos? Ich bin mir sicher, dass sich das von Bild zu Bild unterscheidet, doch: Gibt es so etwas wie einen durchschnittlichen Prozentsatz?
Ich würde sagen im Durchschnitt sechs bis acht Stunden, manchmal ein bisschen mehr.
Hast Du computergenerierte Bilder (CGIs) in Deinem Portfolio? Und was ist Deine Meinung zu diesem Thema?
Mit CGI meinst Du 3D-Autos oder 3D-Orte? Oder endgültige zusammengesetzte Bilder aus verschiedenen Fotografien? Wenn Du über 3D sprichst, dann nein, ich habe keine. Wenn Du über Zusammensetzungen sprichst: Dann, ja. Einige von meinen Bildern sind zusammengesetzt, jedoch versuche ich, 100% getreu der Realität mit meinen Landschaften zu bleiben, aber mit dem Automobil-Teil meiner Fotografie ist es eine andere Geschichte, wie ich schon erwähnte.
Als Künstler und Visual Communicator ist meine Inspiration, um das Auto in der attraktivsten und ästhetischsten Art zu zeigen. Und das bedeutet, dass die Auswahl, sorgfältig den Hintergrund herauszusuchen, dass das kontrastierendste und komplimentierendste Element die Schönheit des Autos zum Vorschein bringt.
Diese Fähigkeit entwickelte ich von Beginn an, denn tatsächlich war einer der ersten Funken, der meine Neugier für die Fotografie entzündete, die Mischung von Kamera und Computer. Das erste Mal benutzte ich Photoshop vor acht Jahren und ich wollte direkt die Farbe eines Autos ändern. Ha!
Ja, ich meinte es so. Wie viel Vorbereitung beinhaltet ein normales Shooting für einen Clienten?
Nun, das hängt natürlich immer vom Clienten ab, aber wenn wir über einen durchschnittlichen Clienten sprechen, beginnen wir mit einem kurzen Treffen, bei dem wir diskutieren, was die Bedürfnisse des Kunden sind und die Möglichkeiten für das Konzept sondieren.
Auch ich nehme mit meinen Ideen eine wichtige Rolle im kreativen Prozess ein. Danach beginnen wir die gesamte Vorbereitung, in der wir alles sammeln, was für das Shooting benötigt wird: Ausrüstung, Requisiten und Teams. Als nächstes haben wir den Fototag. Das ist immer ein verrückter Tag. Und zum Schluss natürlich die Post-Produktion.
Kommen wir zurück zu den Grundlagen. Was sind die wichtigsten Dinge, die Du am Anfang des Fotografierens von Autos gelernt hast?
Eine Sache hat mir zu Beginn geholfen, mehr als alles andere in meinem fotografischen Alltag – es waren die Winkel. Bei der Aufnahme eines Autos hast Du nur rund zehn verschiedene „klassische“ Winkel und Seiten… Aber wenn Du außerhalb des Üblichen denkst, findest Du eine Million verschiedene Fotografien. Jedoch musst Du fotografieren, fotografieren und danach weiter fotografieren.
Eines der Dinge, die ich zu tun pflegte, war, um das Auto zehn Mal herumzugehen, mit naher Perspektive, hohen Winkeln, verschiedene Blenden und so weiter. Zu versuchen, dieses einzigartige Bild zu bekommen, ist eine gute Übung für jedes Thema, ob nun Landschaft oder das Fotografieren einer Person. Versuche stets, einen anderen und unkonventionellen Blickwinkel zu finden.
Das sind sehr gute Tipps. Würdest Du sagen, dass die Ausrüstung in den ersten, sagen wir, drei Jahren eine große Rolle spielt?
Ich bin davon überzeugt, dass die Ausrüstung keinen großen Unterschied der Ergebnisse ausmacht, insbesondere zu Beginn. Ich bin Autodidakt, meine erste Kamera war eine 1,3-Megapixel-Kompaktkamera und ich nahm einige meiner schönsten Fotos mit ihr auf. Das Gute war, dass ich meinen erste DSLR erst kaufte, als ich wusste, dass die Kompaktkamera nicht mehr die benötite Leistung brachte.
Und klar, wenn Du beginnst, als professioneller Fotograf zu arbeiten, dann lernst Du auch Deine Grenzen kennen – und vor allem, was die Industrie bezüglich des Equipments fordert. Ich denke jedoch, dass es niemals nur um die Ausrüstung geht, sondern viel mehr um Dein Talent, eine Geschichte zu erzählen. Und die beste Kamera ist „die, die Du in der Hand hältst“.
Sprechen wir über Autos und die Umwelt, in der wir leben. Manche Leute sagen, dass Fotografen eine Art Verantwortung für das Metier, das sie bedienen und somit auch bewerben, innehaben: Welche Position vertrittst Du hierbei?
Das ist eine schwere Frage. Ich denke, mehr als gegen Fortschritt jeglicher Art zu sein, sollten wir uns darum sorgen, mehr in Balance mit allem zu sein, was wir tun. Meiner Meinung nach ist das Hauptproblem: Wenn Du als Mensch besorgt um die Umwelt bist, solltest Du jede einzelne Möglichkeit nutzen, um mit alternativen Bewegungsmitteln von A nach B zu kommen. Aber das bedeutet noch nicht, dass Du kein Auto haben darfst, um ab und zu eine gute Fahrt zu genießen.
Ich bin meistens ein sehr umweltbewusster Mensch, aber wie gesagt sehe ich Wissenschaft und Technologie als eine Kunst an und mein Ziel ist es, diese möglichst schön darzustellen. Das ist meine Passion.
Kannst Du uns einen groben Überblick über Deine Ausrüstung geben?
Ich habe eine breite Palette von Optionen:
- Nikkor 60 mm f/2.8 Makro
- Nikon 28mm f/2.8
- Nikon 70-200 f/2.8
- Nikon 24-70 f/2,8
- Nikon 50mm f/1.4 (Mein Favorit)
Manchmal brauche ich ein Hasselblad HD4-System, das leihe ich mir dann. Das Licht ist meistens natürlich und ich arbeite hin und wieder mit ein paar Modifikatoren – und wenn es sein muss, benutze ich Profoto-Packs.
Letzte Frage: Welche Musik hörst Du während den langen Stunden der Nachbearbeitung Deiner Bilder?
Ich bin ein Melomaniac und Musik spielt eine wichtige Rolle in meinem ganzen Prozess vom Anfang bis zum Ende. Das heißt, ich habe ein breites Spektrum an Musikgeschmack speziell von meinen lateinischen Eltern. Aber ich höre zu 80% klassische Rockmusik wie: The Beatles, Queen, U2, Eric Clapton … Und klar, ich nehme auch des Öfteren selbst die Gitarre in die Hand.
Danke für das Interview, Ivan!
~
Im Nachhinein bin ich sehr beeindruckt von Ivans Einstellung zur Fotografie. Es war gut, ein Interview mit jemandem zu führen, der von meinen Sujets – Street, Portrait – etwas weiter entfernt ist und so auch eine komplett andere Sichtweise hat. Jedoch fand ich, dass es einige Überschneidungen gibt und ich werde in den nächsten Monaten immer wieder reinschaun und spicken, was er Neues hochgeladen hat. Auf Twitter folgen wir ihm schon.