01. November 2016 Lesezeit: ~4 Minuten

Im Gespräch mit Marta Bevacqua

Marta Bevacqua ist gebürtige Italienerin und lebt zur Zeit in Paris. Sie erschafft Bilder jenseits des klassischen Portraits, erzählt mit ihnen Geschichten und erweckt Emotionen. Ich durfte mit ihr über ihre Bilder und Inspirationen schreiben und darüber was ein gutes Bild ausmacht. Das Interview wurde mit ihr per E-Mail geführt.

Eine Frau liegt im Moos mit Lichtern

Marta, ich freue mich, mehr über Dich und Deine Fotografie zu erfahren. Du fotografierst hauptsächlich emotionale Portraits mit einem verträumten, fast surrealen Look. Woher kommt dieser Stil?

Der emotionale, verträumte Stil war eigentlich schon immer da. Ich war von klein auf ein großer Fantasyfan, egal ob Bücher, Filme oder ähnliches. Ich liebe fantastische Welten und Kreaturen. Manchmal kreiere ich „nur“ Bilder von Menschen in natürlicher Umgebung, aber ich versuche, immer etwas zu erreichen, was darüber hinausgeht.

Portrait mit Mehl

Schöpfst Du daraus auch Deine Inspiration?

Ja, genau, Fantasy ist ein wichtiger Teil meiner Inspiration, aber auch aus der Welt um mich herum ziehe ich viel. Zum Beispiel laufe ich einfach durch die Stadt und kann jeden Moment etwas Interessantes entdecken. Das kann einfach nur eine schöne Lichtstimmung, ein schöner Ort, die Bewegung von Blättern, die vom Baum fallen oder ähnliches sein. Inspiration ist überall.

Frau mit Bär als Schatten

Kam die Inspiration für Deine letzte Serie „The animal box“, in der sich Schatten von Tieren mit Portraits vermischen, ebenfalls von etwas, das Dich umgibt? Und wie sah Dein Arbeitsprozess von der Idee bis zur fertigen Serie aus?

Für „The animal box“ habe ich etwas anders gearbeitet. Das war ein Kundenauftrag für das Magazin Mia Le Journal. Das Thema war vorgegeben: Tierwelt. Hier habe ich mich einfach vom Thema inspirieren lassen. Manchmal ist es so simpel.

Meist arbeite ich zu Beginn mit einem Moodboard. Das kann auch nur in meinem Kopf entstehen und muss nicht zwangsläufig zu Papier gebracht werden. Dann wähle ich ein passendes Modell, den Ort und das Team für die Zusammenarbeit aus. Bei Portraits ist dieser Prozess etwas einfacher, hier arbeite ich meist nur mit dem Modell allein und wähle das Set und die Requisiten selbst.

Frau mit Schwan als Schatten

Wie sieht denn dann ein typischer Tag in Deinem Leben als Fotografin aus?

Was ich am meisten an meinem Job liebe, ist, dass jeder Tag sich vom anderen unterscheidet. Manchmal bearbeite ich einfach nur Bilder bei mir zuhause oder anderswo, manchmal begebe ich mich auf die Suche nach neuen Orten oder versuche, Genehmigungen zu bekommen. Ich treffe neue Kooperationspartner oder fotografiere natürlich. Manchmal dauert so eine Fotosession einen Tag, manchmal auch mehrere Tage lang.

Hast Du auch noch Zeit für freie Arbeiten? Und hast Du hier vielleicht eine Lieblingsarbeit?

Für freie Arbeiten habe ich noch Zeit oder besser gesagt: Ich nehme mir die Zeit, um an meinen eigenen Projekten zu arbeiten. Mich für ein Lieblingsprojekt zu entscheiden, ist schwer, es sind einfach sehr viele, die mich begeistern.

Zwei Frauen tauchen mit Kleidern

Das kann ich gut verstehen. Vielleicht kannst Du uns verraten, was Du generell an Bildern magst und was für Dich ein gutes Bild ausmacht?

Für mich ist es wichtig, dass ein Bild gut komponiert ist. Aber das Wichtigste ist die Emotion hinter einem Bild, die Atmosphäre, die es versprüht. Wenn die Betrachter*innen etwas länger mit ihrem Blick auf der Fotografie verweilen, dann ist es ein gutes Bild.

Hast Du einen Tipp für Fotograf*innen, die gerade erst angefangen haben, wie man das erreicht oder um sich zu verbessern?

Die Straße ist endlos. Niemals aufgeben und einfach weitermachen.

Frau Unterwasser

Eine letzte Frage, die mich immer brennend interessiert: Was ist Dein innerer Antrieb? Warum fotografierst Du?

Zunächst war es ein Spiel für mich, dann wurde es zu meinem Beruf. Warum ich fotografiere? Ich habe dieses dringende Bedürfnis, etwas zu erschaffen. Das ist wie eine Droge, ich kann einfach nicht aufhören. Und dabei geht es mir nicht um die Bilder an sich, sondern es geht darum, etwas zu erschaffen.

Vielen lieben Dank, Marta, für das Interview!

Das Interview wurde auf Englisch geführt und von Simone Betz für Euch aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.

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