Fotos vom geliebten Altmetall
Viele Autos haben Namen. Christine ist ein 1958er Plymouth Fury, ein rachsüchtiges Auto, das in einer amerikanischen Kleinstadt mordet. In einem Roman von Stephen King restauriert ein anfangs schüchterner Junge den Oldtimer und verändert sich nach und nach in beunruhigender Weise.
Im Nachwendefilm „Go Trabi Go“ heißt die Rennpappe Schorsch und die ganze Familie erlebt in Italien Abenteuer. Und dann gibt es auch noch den kultigen Käfer Herbie, der selbst fahren kann – und das lange, bevor es Michael Knights Wunderauto K.I.T.T. gab.
Bestimmt kennt jeder einige Menschen, die ihren (ersten) Autos Namen gaben. Viele erinnern sich gern an ihr allererstes Auto zurück und viele identifizieren sich stark mit ihrem Fahrzeug: „Indem Besitzer ihren Autos Namen verpassen, verstärken sie den persönlichen Bezug zu ihnen“, so Technologie-Forscherin Käte Meyer-Drawe.
Gleichzeitig biete sich damit die einfache Möglichkeit, das eigene Fahrzeug aus der Masse hervorzuheben. „Mit einem selbstgewählten Namen lässt sich das Auto individualisieren, es wird zu etwas Besonderem“, so Meyer-Drawe. Das Automobil sei eben eine Maschine, die viel Zuwendung bekomme. Anderen Gebrauchsgegenständen werde eine solche Ehre eher selten zuteil: „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der seinem Staubsauger einen Namen gegeben hat.“
Ich denke auch, dass Autos eine Seele haben. Vielleicht keine boshafte, wie Christine, aber mit ein bisschen Fantasie haben Autos tatsächlich ein Gesicht mit Augen, Ohren und Mund, wenn man vor ihnen steht. Es gibt welche, die wegen der engen, katzenartigen Scheinwerfer eher grimmig dreinschauen oder auch welche, die einen mit Kulleraugen neugierig betrachten.
Manche Oldtimer haben zudem auch interessante Farben, die es bei neuen Fahrzeugen kaum noch gibt: Ein 70er Jahre Himmelblau oder ein frühes 80er Jahre Moosgrün. Wieder andere Oldtimer haben schicke geschwungene Formen, sie sehen aus wie eigenwillige Diven zwischen den neuen aerodynamischen Wagen. Manche haben ein Fließheck, das vor 50 Jahren noch sonderbar wirkte. Andere haben eine elegante Innenraumgestaltung. Mit ihren eigenwilligen Farben und Formen passen die Oldtimer manchmal so gar nicht in das heutige Straßenbild.
Mit meiner Sympathie bin ich offenbar nicht allein, denn laut einer Allensbach-Umfrage von 2013 freuen sich 53 Prozent der Befragten, wenn sie einen Oldtimer auf der Straße sehen. Und fast ebenso viele geben an, dass Oldtimer technisches Kulturgut sind.
Besonders bei der Göttin, der Citroën DS, stelle ich mir oft vor, dass gleich hinter einer Häuserecke einige Gangster vom Schlage eines Alain Delon oder Jean Gabin mit gezückter Pistole hervorkommen, in die Oldtimer einsteigen und mit quietschenden Reifen davonjagen.
Alte Autos haben Charme und ich freue mich immer, wenn ein Oldie am Straßenrand steht. Die besondere Beziehung zwischen Mensch und Auto hat auch schon die Gruppe „Dorfcombo“ besungen:
Wenn ich morgens früh aus dem Hause geh’
und in Deine runden Kulleraugen seh’,
dann wird mir wieder klar, wie sehr ich Dich brauche
und ich streichle ganz zärtlich Deine Motorhaube.
Und dann steig’ ich ein und mach mich breit in Dir
und dann fühl ich mich wieder so ganz bei mir.
Seit Du bei mir bist, find ich auch nachts wieder Ruh,
denn die Karre meines Nachbarn ist nicht so schnell wie Du.
Ein sehr schöner poetischer und humorvoller Text zu sehr schönen Bilder! Danke von jemandem, der einst einen 1500er Käfer besaß – er lebte leider nicht lange genug, um getauft zu werden…
leider ist der Opel Kadett B auf dem ersten Bild ein Ford Escort 2 … ;-)
Vielen Dank. Wir waren uns selbst nicht ganz sicher ob Opel oder Ford. Geändert!
mea culpa
:) wunderbar
tolle Bilder
Ja, genau. Es gibt PKWs und es gibt noch echte Autos. ;-)
Ich habe da so meine Zweifel, dass jemand, der seinem Auto einen Namen gibt, vor dem Staubsauger Halt macht.
Ich kennen ein Paar, das ihren Küchengeräte Namen gegeben hat. Also dem Kühlschrank, dem Herd, dem Dunstabzug u.s.w….
Schöne Idee mit den Autos. Vor allem gefällt mir, das sie nicht so kalendermäßig fotografiert sind.
Staunend grüßt
Petra
Toller Bericht. Tolle Autos. Allerdings ist der Käfer auf keinen Fall ein 1303, der hatte als einziger Käfer eine gewölbte Frontscheibe!
könnte es denn ein 1300 sein?
Ist aus der Perspektive schwer zu sagen. Die Stosstangen gab es serienmäßig nur bis 1967 mit der Ausnahme der Sparkäfer, die noch bis in die 70er so ausahen. Ich würde schätzen, dass dies hier ein Sparkäfer ist. Allerdings hat ihn sicherlich schon jemand restauriert oder optimiert in der Zwischenzeit. Bei Käfern ist das sehr schwer zu sagen wenn man nur ein Bild hat. Es gibt kaum noch naturbelassene Originale…
Tolle Bilder, nur der König der Oldtimer fehlt. Mein 67′ Ford Mustang. Gerne schicke ich ein Foto durch ;)
Kwerfeldein gefunden zu haben, ist für mich schon alleine bzgl. der Fotographie ein echter Glücksfall, und dann hier auch noch über meinen Herzblut-Bereich „Oldtimer“ zu stolpern…genial. Ich kann die Beschreibungen und Schwärmereien super nachempfinden. Als Besitzer eines alten VW Busses braucht man da nicht viel Phantasie, wenngleich der meine jedoch keinen Namen trägt… ;-)
Roll on, stay happy, Dirk