Oldtimer
25. Februar 2016 Lesezeit: ~3 Minuten

Fotos vom geliebten Altmetall

Viele Autos haben Namen. Christine ist ein 1958er Plymouth Fury, ein rachsüchtiges Auto, das in einer amerikanischen Kleinstadt mordet. In einem Roman von Stephen King restauriert ein anfangs schüchterner Junge den Oldtimer und verändert sich nach und nach in beunruhigender Weise.

Im Nachwendefilm „Go Trabi Go“ heißt die Rennpappe Schorsch und die ganze Familie erlebt in Italien Abenteuer. Und dann gibt es auch noch den kultigen Käfer Herbie, der selbst fahren kann – und das lange, bevor es Michael Knights Wunderauto K.I.T.T. gab.

Ein altes orangenes Auto in der Stadt.

Ford Escort II

Bestimmt kennt jeder einige Menschen, die ihren (ersten) Autos Namen gaben. Viele erinnern sich gern an ihr allererstes Auto zurück und viele identifizieren sich stark mit ihrem Fahrzeug: „Indem Besitzer ihren Autos Namen verpassen, verstärken sie den persönlichen Bezug zu ihnen“, so Technologie-Forscherin Käte Meyer-Drawe.

Gleichzeitig biete sich damit die einfache Möglichkeit, das eigene Fahrzeug aus der Masse hervorzuheben. „Mit einem selbstgewählten Namen lässt sich das Auto individualisieren, es wird zu etwas Besonderem“, so Meyer-Drawe. Das Automobil sei eben eine Maschine, die viel Zuwendung bekomme. Anderen Gebrauchsgegenständen werde eine solche Ehre eher selten zuteil: „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der seinem Staubsauger einen Namen gegeben hat.“

ein silbernglänzenes Auto

Citroen DS, gebaut 1967–1970

Ich denke auch, dass Autos eine Seele haben. Vielleicht keine boshafte, wie Christine, aber mit ein bisschen Fantasie haben Autos tatsächlich ein Gesicht mit Augen, Ohren und Mund, wenn man vor ihnen steht. Es gibt welche, die wegen der engen, katzenartigen Scheinwerfer eher grimmig dreinschauen oder auch welche, die einen mit Kulleraugen neugierig betrachten.

Manche Oldtimer haben zudem auch interessante Farben, die es bei neuen Fahrzeugen kaum noch gibt: Ein 70er Jahre Himmelblau oder ein frühes 80er Jahre Moosgrün. Wieder andere Oldtimer haben schicke geschwungene Formen, sie sehen aus wie eigenwillige Diven zwischen den neuen aerodynamischen Wagen. Manche haben ein Fließheck, das vor 50 Jahren noch sonderbar wirkte. Andere haben eine elegante Innenraumgestaltung. Mit ihren eigenwilligen Farben und Formen passen die Oldtimer manchmal so gar nicht in das heutige Straßenbild.

ein schwarzes Auto auf der Straße

Käfer, wahrscheinlich VW 1300, gebaut 1967–1970 oder ein VW 1303, gebaut 1972–1975

Mit meiner Sympathie bin ich offenbar nicht allein, denn laut einer Allensbach-Umfrage von 2013 freuen sich 53 Prozent der Befragten, wenn sie einen Oldtimer auf der Straße sehen. Und fast ebenso viele geben an, dass Oldtimer technisches Kulturgut sind.

Besonders bei der Göttin, der Citroën DS, stelle ich mir oft vor, dass gleich hinter einer Häuserecke einige Gangster vom Schlage eines Alain Delon oder Jean Gabin mit gezückter Pistole hervorkommen, in die Oldtimer einsteigen und mit quietschenden Reifen davonjagen.

AMC-Pacer

Alte Autos haben Charme und ich freue mich immer, wenn ein Oldie am Straßenrand steht. Die besondere Beziehung zwischen Mensch und Auto hat auch schon die Gruppe „Dorfcombo“ besungen:

Wenn ich morgens früh aus dem Hause geh’
und in Deine runden Kulleraugen seh’,
dann wird mir wieder klar, wie sehr ich Dich brauche
und ich streichle ganz zärtlich Deine Motorhaube.
Und dann steig’ ich ein und mach mich breit in Dir
und dann fühl ich mich wieder so ganz bei mir.
Seit Du bei mir bist, find ich auch nachts wieder Ruh,
denn die Karre meines Nachbarn ist nicht so schnell wie Du.

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