Menschen neigen dazu, ihr Innerstes in ungewohnten Konstellationen und an ungewohnten Stellen zum Ausdruck zu bringen. Manche Details des Alltagslebens zeichnen Psychogramme und rufen Aha-Erlebnisse bei den Betrachtenden hervor. Genau diese Dinge sind es, die mich als Fotograf interessieren und faszinieren.
In den zurückliegenden sechs Monaten habe ich mich viel auf schwedischen Parkplätzen herumgetrieben, mir dabei auch so manchen verwunderten und argwöhnischen Blick von Vorrübergehenden eingefangen, um einem eigentümlichen Phänomen auf den Grund zu gehen.
Wir alle kennen die gute alte Anhängerkupplung. Sie ist ein bewährtes und nützliches technisches Detail in Sachen Fortbewegung und Transport, ganz besonders hier in Schweden. Beinahe jede*r Schwed*in hier in Nordschweden hat mindestens einen Anhänger. Die Schneemobile und das Feuerholz wollen schließlich transportiert werden und ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung nennt einen Wohnanhänger sein Eigen. Über Anhängerkupplungen habe ich mir aber ehrlich gesagt noch nie tiefere Gedanken gemacht. Bis zu jenem Tag, an dem mir der Elch auf einer Anhängerkupplung aufgefallen ist.
Hand aufs Herz: Wer achtet schon auf Anhängerkupplungen? Unser Alltagswissen beschränkt sich normalerweise auf den Umstand, dass die Kupplungskugel stets gut gefettet sein sollte und deswegen thront auf ihr normalerweise ein schlichtes Käppchen. Aber eine Anhängerkupplungskappe als künstlerischer Ausdruck? Eine neue Welt eröffnete sich. Und so begann ein mehrmonatiger Beobachtungsmarathon auf Parkplätzen, der erstaunliche Ergebnisse zutage förderte.
Es scheint viele Autobesitzer*innen zu geben, für die die Anhängerkupplung weit mehr als nur ein technisches Detail ist. Das Spektrum ist breit und reicht von „Superpower“ bis zum „traurigen Tausendfüßler“. Auffällig sind die vielen gelb-schwarz gestreiften Kappen (mit oder ohne „Bommel“). Sie bringen die Sympathie gegenüber dem Skellefteå AIK, einem der Top-Eishockeyvereine in Nordschweden, zum Ausdruck.
Haha !
Sehr gut :)
Wir hatten damals nur einen ordinären halben Tennisball drübergestülpt.
haha … Superman ist witzig!
„Beinahe jede*r Schwed*in hier in Nordschweden…“
Wie liest man diese Textstelle laut? Hat jemand ne Idee?
Hallo Anke, der Gendergap, also in diesem Fall das Sternchen, wird für gewöhnlich als Glottisschlag gesprochen, also so etwas wie eine ganz kurze Aussprache-Unterbrechung im Wort. Beispiele für den Glottisschlag in der deutschen Sprache sind etwa zusammengesetzte Worte wie Spiegelei oder Hebamme – vor „ei“ und „amme“ unterbricht man bei der Aussprache kurz die Stimme.
Das Beispiel oben funktioniert natürlich eher geschrieben als gesprochen, das einzelne „r“ nach dem Glottisschlag bekommt man ohne Übung wohl kaum elegant hin. Gesprochen würde man dann eher auf andere Konstruktionen wie „Beinahe alle Schwed*innen …“ ausweichen. Hätten wir in diesem Text auch machen können, aber man denkt beim Lektorieren nicht jedes Mal an „sternchenärmere“ Lösungen.
Sorry Aileen,
so sehr ich Kwerfeldein schätze, aber der Gendersprech hier geht mir schon lange auf den Geist. Hier lies mal das
http://www.belleslettres.eu/content/deklination/genus-gendersprech.php