Herz.eigen
Meine Anfänge, leise, still und weit weg von allen Menschen. Es galt, meine Umgebung zu erkunden, nach einem Umzug war alles neu für mich, mir fehlte das Gefühl von Zuhause. Doch ich fand etwas, das mich bei diesem Umherirren und der Suche begleiten konnte, das für mich die schönen und hässlichen Dinge aufnahm, die ich sah und das Licht aus den Momenten für immer speicherte.
Es war eine Exa 1a, die ich auf einem Flohmarkt in Berlin fand und die mich seither an die analoge Fotografie gebunden hat. Das war vor vier Jahren und von da an wusste ich, dass einen die Welt durch einen Lichtschachtsucher gesehen verzaubern kann, dass man gar nicht mehr wegschauen mag und man so viele Dinge wahrnimmt, beobachtet, an denen man früher, einfach so, vorbeigelaufen wäre.
Dabei ging es mir auch gar nicht darum, die Realität abzubilden, sondern vielmehr einen Weg zu finden, der mich an einen Ort brachte, mir einen Ort zeigte, an dem ich bleiben konnte, wo ich mich wohlfühlte.
Bald schon habe ich dann meine Liebe zum Mittelformat entdeckt und vor allem zu diesem wundervollen dunklen knirschenden Klicken, das ertönt, wenn ich den Auslöser drücke.
Irgendwann begann ich, nicht mehr nur Dinge um mich herum zu fotografieren, sondern den Sucher auf mein Spiegelbild zu richten. Das fiel mir am Anfang sehr schwer, doch nach und nach schwanden die Distanz und das Gefühl von Unsicherheit und ich begann, mit Selbstportraits mein Inneres nach außen zu lassen, träumen in Bildern. Wie viel Gefühl man damit doch transportieren konnte, dachte ich, viel mehr als mit Worten.
„Mein Herz schämt sich vor dir fast seiner tauben Narben.“ – Else Lasker-Schüler
Doch dabei umgeben Worte meine Bilder schon von Anfang an, umhüllen sie beinah. Es sind entweder Liedtexte, die mich sehr berührt oder durch eine wichtige Zeit im Leben begleitet haben oder Gedichte, von Mascha Kaléko oder Erich Fried, aber auch bestimmte Romane, deren Worte einen fesseln.
Ganz egal, wenn mich eine Zeile bis tief ins Innere berührt, genau das widerspiegelt, was ich fühle, dann greife ich zur Kamera. Ich möchte all das umsetzen, festhalten, damit ich es entweder jederzeit wieder aufrufen kann oder um es dort für immer auf Film gebannt zu haben. Und um zu wissen, dass es dort ruhen kann und sich nicht mehr in mir aufwühlt.
Meine Bilder sind kleine Geschichten aus meinem Leben, Gefühlsmomente vielleicht, eine unperfekte Welt in schwarzweiße Träume getaucht. Ich liebe es, wenn sie kontrastreich sind, voller Weltschmerz und Hoffnung, die sehr viel von mir und meinem Innersten zeigen.
Sie bieten mir Schutz und Sicherheit und ich weiß, dass ich nie mehr die Kamera aus der Hand legen werde. Ich möchte noch viel Neues entdecken, schöne alte Kameras in den Händen halten, Drucktechniken erlernen und auch andere Menschen vor meiner Kamera haben. Somit wird es immer weiter gehen und meine Anfänge werden wohl nie ein Ende finden.