24. August 2012 Lesezeit: ~6 Minuten

Tipps zum Fotografieren von Konzerten mit Kitobjektiven

„Konzertfotos ohne lichtstarke Objektive sind nicht möglich.“ So lautet wohl die hinlänglich bekannte Meinung zum Thema Konzertfotografie. Doch auch mit üblichen Objektiven und Lichtstärken, die sich meist um Blende f/4 bis f/5.6 bewegen, lassen sich recht akzeptable Ergebnisse erzielen.


110 mm, 1/250, f5.6, ISO 3200

Probleme und Technik

Beim Fotografieren von Konzerten gibt es im Allgemeinen zwei Hauptprobleme:

  • Wenig Licht mit stark wechselnden Lichtverhältnissen
  • Viel Bewegung auf der Bühne

Hier sind dann in der Regel lichtstarke Objektive das erste Mittel der Wahl. Die sind aber aus unterschiedlichsten Gründen nicht immer zur Hand. Was jetzt? Auf den ersten Blick unterbelichtete oder verrauschte Fotos lassen sich im Nachinein durch gezielte digitale Nachbearbeitung zu einem guten Ergebnis korrigieren. Die digitale Nachbearbeitung der Fotos erledige ich fast ausschließlich mit Lightroom 3.


55 mm, 1/160, f4.0, ISO 3200

Meine eigene Ausrüstung

  • Nikon D5000
  • Objektive 18-55 mm (Blende f/3.5 – f/5.6)
  • 55-200 mm (Blende f/4 – f/5.6)

Je nach Lichtsituation (Open Air mit Tageslicht, Hallenkonzert, Clubkonzert, etc.) und dem eigenen Standort (im Publikum oder im Fotograben) fange ich meistens mit ISO 800 an und erhöhe diesen Wert dann entsprechend der Lichtverhältnisse schrittweise weiter nach oben (1200, 1600 oder 3200). Im Extremfall gehe auch schon einmal auf ISO 6400, aber dann rauscht es meistens doch sehr stark.

Die Blende habe ich normalerweise immer so weit wie eben möglich geöffnet. Wenn es das Licht erlaubt, blende ich aber trotzdem ein wenig ab. Somit besteht nicht die Gefahr, dass man die falschen Stellen fokussiert.


110 mm, 1/200, f7.1, ISO 3200

Die Kamera ist im manuellen Modus, sodass ich dann die Belichtungszeit während des Fotografierens wählen und kontrollieren kann. Dabei versuche ich, eine Verschlusszeit von 1/125 oder 1/100 Sekunde möglichst nicht zu unterschreiten. Ich habe aber auch schon mit Belichtungszeiten von 1/30 Sekunde recht akzeptable Ergebnisse erzielt. Es kommt nun einmal immer darauf an, wie ruhig das Motiv vor der Kamera ist. Allerdings braucht das ein wenig Übung und vor allem eine ruhige Hand.

Die Belichtung darf auch, falls nicht anders möglich, schon einmal eine bis drei Belichtungsstufen unter dem vom Belichtungsmesser vorgeschlagenen Wert liegen. Da ich immer im Raw-Format fotografiere, lässt sich diese Unterbelichtung in der Nachbearbeitung zumeist in gewissem Maße recht gut wieder ausgleichen.


165 mm, 1/30, f5.6, ISO 6400

Nachbearbeitung mit Lightroom 3

Nachdem ich die Fotos in Lightroom 3 importiert habe, geht es ans an die eigentliche digitale Nachbearbeitung. In der Regel verändere ich dann hier hauptsächlich die folgenden Werte, um einem Foto mehr Farbe und Ausdruckskraft zu geben, um Unterbelichtungen auszugleichen und um gegebenenfalls einen Grauschleier zu entfernen.

  • Belichtung
  • Aufhelllicht
  • Schwarz
  • Luminanz zur Rauschentfernung

Bei Fotos mit einem sehr starken Orangestich, der meist dann entsteht, wenn das Foto zu stark unterbelichtet wurde, versuche ich, diesen durch Anpassung der Farbtemperatur im Bereich Grundeinstellungen im Entwicklungsmodul in Lightroom 3 auszugleichen. Bei Aufnahmen mit starkem Rauschen entferne ich dieses anschließend über die Luminanz im Bereich Details im Entwicklungsmodul von Lightroom 3. Hier ist aber Vorsicht geboten, damit das Foto dabei nicht zu sehr seinen natürlichen Charakter und Schärfe verliert.

Ein Bearbeitungsbeispiel aus der Praxis

Das Originalfoto öffne ich in Lightroom und wechsle in das Modul „Entwickeln“. Das hier gezeigte Foto ist mit den Einstellungen 82 mm, ISO 2500, 1/100 sek., f/4.2 entstanden.

Zuerst habe ich die Farbtemperatur von 2950 auf 2092 reduziert, um den deutlich sichtbaren Orangestich zu reduzieren.

Im nächsten Schritt habe ich nun die Belichtung für etwas mehr Helligkeit auf + 0,40 erhöht.

Die Erhöhung des Schwarzwertes auf 24 bringt etwas kräftigere Farben und reduziert einen möglicherweise bestehenden Grauschleier. Das Aufhelllicht auf 43 hellt die durch den vorherigen Schritt zu sehr abgedunkelten Stellen wieder auf.

Durch Erhöhung der Rauschreduzierung auf 24 in der Luminanz wird das Rauschen im Foto reduziert.

Um den Blick mehr auf den Mittelpunkt des Fotos zu lenken und dabei den Musiker noch mehr in den Fokus des Interesses zu stellen, habe ich hier zum Schluss noch „Vignettierung nach Freistellen“ auf -43 eingestellt.


82 mm, 1/100, f4.2, ISO 2500

Die ausgewählten Werte der einzelnen Einstellungen sind keine festen Werte, die ich bei jedem Foto so verwende, sondern ich wähle diese individuell von Foto zu Foto immer wieder neu, frei nach Augenmaß. Der grundsätzliche Weg der Bearbeitungsschritte ist aber fast immer der oben gezeigte.

In Fällen, bei denen die Beleuchtungsverhältnisse vor Ort sehr ungünstig sind – beispielsweise, wenn die Bühne dauerhaft in orange oder rot ausgeleuchtet wird oder wenn ich sehr hohe ISO-Werte verwendet habe – lässt sich durch Konvertierung nach Schwarzweiß auch aus diesem Material in vielen Fällen noch ein sehr ansprechendes Ergebnis machen. Hier gibt das Rauschen, das ich dann auch nicht versuchen würde, vollständig aus dem Foto zu entfernen, diesem zusätzlich noch einen gewissen künstlerischen Reiz.


200 mm, 1/160, f5.6, ISO 6400

Nehmt doch beim nächsten Konzert Eure Kamera mal mit und probiert das oben Gezeigte ein wenig aus. Mit etwas Geduld solltet Ihr dann recht schnell zu wirklich brauchbaren Ergebnissen kommen. Mit der Zeit findet man auch immer wieder neue kleine Tricks heraus, um aus den Fotos noch ein klein wenig mehr herauszuholen.

Wenn Ihr zu dem Thema noch Fragen oder selbst weitere Tipps auf Lager habt, so würde ich mich freuen, wenn Ihr diese hier als Kommentar hinterlasst. Bei Interesse findet Ihr weitere Konzertfotos von mir auf meinem Fotoblog.

Viel Spaß beim Bearbeiten Eurer Konzertfotos!

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