Das Tütü-Projekt
Aufmerksamen Lesern unserer browserFruits wird „The Tutu Project“ bereits etwas sagen. Und weil wir das Projekt absolut großartig finden, stellen wir es hier noch einmal ausführlicher vor.
Also, was steckt hinter dem Mann, der sich an verschiedenen Orten immer wieder in einem rosa Tütü fotografieren lässt? Der Mann heißt Bob Carey und fotografierte sich 2003 erstmals im Tütü, zuerst noch als Scherz.
Damals wurde bei seiner Frau Linda Brustkrebs diagnostiziert. Daraufhin wurde das Tütü-Projekt geboren. Denn dadurch, dass Bob den Scherz zum Konzept machte, wird die Idee zu einer Marke.
Das irritierende Moment des Anblicks erhöht die Aufmerksamkeit beim Betrachter, die Bob für sein Anliegen nutzt, auf Brustkrebs aufmerksam zu machen.
Die bisher mehr als 100 Fotos der ständig weiter wachsenden Fotoserie des Projektes sind als limitierte, großformatige Drucke verfügbar.
Durch den Kauf eines der Bilder kann man das Projekt unterstützen und sich gleichzeitig ein nicht nur lustiges, sondern auch fotografisch sehr gutes Bild an die Wand hängen.
Im Herbst erscheint außerdem das Fotobuch „Ballerina“, das Bob im Selbstverlag herausgeben wird und das man bereits vorbestellen kann.
Dort werden nicht nur viele Fotos der Serie versammelt sein, sondern auch die Geschichten und Anekdoten eines Typen in seinem pinken Tüllrock.
Für kleinere Geldbeutel gibt es außerdem die Option, das Projekt durch den Kauf eines T-Shirts zu unterstützen oder einen selbst gewählten Betrag zu spenden.
Alle Erlöse des Tütü-Projektes fließen dabei an Organisationen, die den von Brustkrebs betroffenen Frauen helfen.
Warum funktioniert dieses Projekt? Weil es so lustig ist, trotz der Ernsthaftigkeit des Themas, das hier damit assoziiert wird. Genau das ist auch beabsichtigt. Selbst Bobs Frau Linda sagt dazu:
„Es braucht jedes Mal eine große Portion Liebe für ihn, dieses Tütü anzuziehen. Und es bringt uns zum Lachen.“
Linda hat den Brustkrebs zwischenzeitlich einmal besiegt, bis er 2006 wieder auftauchte. Bis heute hat sie fast fünf Jahre Chemotherapie hinter sich gebracht.
Sie betont aber, dass sie sich gut fühlt, denn an den meisten Tagen geht es ihr in der Tat gut.
Diese hoffnungsvolle Grundhaltung teilt sie mit ihrem Mann Bob und gemeinsam übertragen sie sie auf die Menschen, die von ihrem Projekt erfahren.
Was mir besonders am Tütü-Projekt gefällt, ist die Tatsache, dass Bob und Linda nicht bemüht auf die Tränendrüse drücken, wie es viele Projekte tun, die auf Krankheiten oder Missstände aufmerksam machen und dafür (bzw. dagegen) Geld sammeln.
Sondern sie zeigen mir, dass die Krankheit einen Menschen nicht reduziert, dass es immer noch das Leben und alles andere drum herum gibt.
Dass man auch mit Witz und Kunst helfen kann.
Ich gestehe: Ein simpler Spendenaufruf, wie man ihn inzwischen an jeder Ecke für gute Zwecke findet, rüttelt mich nicht mehr auf. Meistens schaue ich wieder weg, denn die Ohnmacht gegenüber den vielen Baustellen auf unserer Welt ist einfach zu groß.
Das Tütü-Projekt zeigt, wie man aus dieser Masse der beklemmend machenden Hilfsprojekte hervorstechen kann.
Ohne das rosa Tütü wäre mir nicht klar geworden, dass die Frage für mich gar nicht ist, ob ich bereit bin, eine größere Summe für einen guten Zweck zu spenden – sondern viel mehr, welches der Motive ich haben möchte.