100 leerstehende Häuser
Der Titel ist eine glatte Untertreibung. Denn allein auf der Seite zur Serie „100 Abandoned Houses“ von Kevin Bauman finden sich momentan schon 103. Und es werden noch viel mehr werden, denn Kevin fotografiert leerstehende Häuser in Detroit. Und dort gibt es etwa um die 12.000 davon, weil die Bevölkerung in der Region seit 1950 um mehr als die Hälfte geschrumpft ist.
Die Serie entwickelte sich eher zufällig in den 90er Jahren, als Kevin begann, seine Nachbarschaft fotografisch zu erkunden. Dabei ging es um Neugierde und ein kreatives Ventil. Inzwischen ist daraus aber eine eingehende Beschäftigung mit den soziografischen Problemen seiner Heimat geworden.
Wer hatte nicht schon einmal den Eindruck, dass die Fassade eines Hauses durch die spezifische Anordnung der Fenster und Türen wie ein Gesicht wirkt? Jedes hat einen eigenen Charakter, gerade so wie wir Menschen. Die verlassenen Häuser in Kevins Fotos sehen einen leer und traurig an, wenn sie überhaupt noch schauen können, denn viele haben verbarrikadierte, blinde Augen oder Narben von Bränden und Einstürzen.
Kevin arbeitet mit einer alten Hasselblad und einem einzigen Objektiv sowie einen Fuji-Farbfilm. Diese Kombination hat sich nach einer gewissen Zeit für ihn herauskristallisiert, als die Serie einen dokumentarischen Charakter entwickelt hat.
Die Arbeiten kann man in Form von Drucken in limitierter Auflage auch erwerben, dabei geht ein Teil der Einnahmen aus dem Verkauf an gemeinnützige Organisationen, die daran arbeiten, Detroit wieder aufzubauen.
Außerdem arbeitet Kevin Bauman auch an weiteren Serien und Projekten, in denen er sich winzigen Kirchengebäuden, Türen oder Nebel widmet – meistens ebenfalls mit direktem örtlichen Bezug zu Detroit.