Uncommonplace: Die Neuinterpretation der Welt
Ich denke an meine Kindheit zurück: Damals konnte ich alles erschaffen und hatte alle Details meiner Kreationen immer vollkommen unter Kontrolle. Heute erkenne ich, dass ich früher Szenerien und Welten erschaffen habe, die für mich alternative, aber ebenso notwendige Realitäten waren.
Mit meiner Weiterentwicklung zum Künstler hat sich daraus die Gelegenheit entwickelt, das Spielerische wiederzubeleben, um implizit Geschichten zu erzählen. Denn: Die erfundene Welt hat ein unbegrenztes Potential.
In meinen Arbeiten findet sich immer wieder meine anhaltende Faszination für die Konstruktion erfundener Welten, die unsere Realität verzerrt widerspiegelt. Diese fiktiven Bilder sind Reflexionen innerer Seinszustände und Reaktionen auf die aktuellen Probleme der Welt, in der wir leben.
Dabei benutze ich die Kamera und ihre Fähigkeit, tatsächliche visuelle Informationen aufzunehmen, um so eine vertraute Ebene als Grundlage anzulegen. Anschließend verwende ich eine ganze Palette verschiedener Collagetechniken, die schon beim Aufbau der Szene ansetzen, die ich fotografiere oder auch erst in der Nachbearbeitung.
In jedem Fall spiele ich meistens mit Verschiebungen der uns bekannten Größenverhältnisse der Dinge um uns herum und mit beunruhigenden Perspektiven. In der Serie „Grief Encounters“, die „Uncommonplace“ vorausging, habe ich Miniaturen benutzt, um psychologische Dramen oder Traumata anzudeuten. In „Uncommonplace“ nutze ich nun Landschaften und Architektur, also Elemente, die größer als wir Menschen sind, um unsichere Umgebungen zu kreieren.
Ich kombiniere Fotos, die ich in unterschiedlichen Teilen unserer Welt aufgenommen habe, um diese alternative Realität zu erschaffen. Eine, die unserer Welt ähnelt, aber genug Abweichungen von ihr hat, um das Gefühl von Unsicherheit heraufzubeschwören.
Diese Bilder sehe ich als eine Art Klartraum, der unsere eigenen Verzerrungen und Interpretationen dessen, was wir sehen, reflektiert. Evolutionär bedingt treffen wir Menschen Annahmen oder sogar Urteile basierend auf dem, was wir auf den ersten Blick wahrnehmen.
Diese Umgestaltung von Landschaften und Architektur resultiert in Objekten und Gebäuden, die in einem leicht verzogenen Raum treiben. Wenn man die Realität basierend auf der Erfahrung unterschiedlicher Orte neu zusammensetzt, entstehen neue Räume, die an erkennbare Grenzen stoßen, sich aber einer Definition entziehen.
Dieser Prozess der Neuinterpretation der Welt ist etwas, das ich tue, um mich in dieser Welt stärker zuhause zu fühlen. Doch die neue Welt, die wir so kreieren, spuckt uns auf der falschen Seite des Spiegels wieder aus, sodass wir auf die Reflexion unserer sich stetig verändernden Psyche blicken.
Dieser Artikel wurde für Euch von Aileen Wessely aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.
Fotografie macht sichtbar…auch wenn sie nicht unmittelbar die Realität wiedergibt…tolle Fotoserie
Ich bevorzuge beiweitem Fotografen, die neue Perspektiven intensiv suchen und dann auch finden, statt sie zu photoshoppen.
Es ist schön und hilfreich, dass M Bartkiw sich selbst als Künstler, und nicht als Fotograf beschreibt, denn das trifft´s am Besten, wie ich finde. Ein paar wirklich „schräge Perspektiven“ haben sich da entwickelt, krass.