SALEM ALEIKUM – Portraits des ländlichen Marokkos
Hallo oder besser gesagt SALEM ALEIKUM. Das bekannte arabische Grußwort ist auch der Name unserer Portraitstrecke, für die wir im Frühjahr des letzten Jahres nach Marokko aufgebrochen sind. Zwölf Tage, eine Reiseroute, viele Gesichter. Wir wollen Euch auf diese Reise mitnehmen, Euch zeigen, welche Herausforderungen der Trip durch Marokko mit sich brachte und wie genau die Portraitserie entstanden ist.
Marokko ist bekannt für seine Lebendigkeit. Gerade das bunte Treiben auf dem „Djemaa el Fna“, dem Marktplatz im Herzen der Hauptstadt Marrakesch, ist für viele Reisefans ein Muss. Aber was gibt es vor den Toren Marrakeschs zu entdecken? Welche Menschen trifft man dort? Diese Fragen haben wir uns gestellt und ein passendes Konzept entwickelt.
Am Anfang stand dabei für uns die Recherche. Wir informierten uns klassisch mit Reiseführern und online ausgiebig über Landschaft und Kultur, touristische Hotspots und abgelegene Orte. Angefangen in den Gebirgszügen des Atlas, durch massive Schluchten, hin zur Sahara ging es anschließend durch blühende Oasen weiter in Richtung Atlantischer Ozean. Über 2.000 Kilometer legten wir mit dem Mietwagen zurück. Am Rande der Straßen entstanden dabei unsere Portraits.
Als Werbefotografen liegt es in unserer Natur, Motive im Vorfeld zu planen. Licht, Komposition und die erforderlichen technischen Besonderheiten werden entwickelt und zielstrebig ausgeführt. Für uns war es daher besonders spannend zu sehen, welche Begegnung uns der Zufall präsentiert und wie wir selbst in spontanen Situationen die Menschen binnen weniger Minuten in Szene setzen würden.
Eine Herausforderung beim Fotografieren war die Kommunikation mit den Portraitierten. Die vorherrschenden Sprachen in Marokko sind Arabisch und Französisch. Englisch wird meist nur in den Herbergen und touristennahen Regionen gesprochen. Mit wackeligem Schulfranzösisch auf fremde Menschen zuzugehen und sie um eine Fotografie zu bitten, war jedes Mal eine aufregende Erfahrung.
In den meisten Fällen versuchten wir letzten Endes, mit Händen und Füßen zu erklären, um was es uns geht. Eine zeigende Geste auf die Kamera reichte dabei oft, um die Leute zu überzeugen. Nachdem wir die ersten Portraits im Kasten hatten, haben wir die Bilder oft auf unseren Smartphones gezeigt, um ein besseres Gefühl für unsere Arbeit vermitteln zu können.
Die Herzlichkeit und Offenheit der marokkanischen Menschen kam uns beim Fotografieren der Serie sehr entgegen und hat uns nachhaltig beeindruckt. Nur so konnten wir auf unserer Reise über 22 fremde Menschen für unser Projekt gewinnen.
Einige Momente bleiben dabei besonders in Erinnerung. Wir fuhren an einem Vormittag mit unserem Auto durch die Thodra-Schlucht in der Provinz Tinghir. Am Ende der Schlucht entdeckten wir in einem kargen, ausgetrockneten Flussbett einen roten LKW. Kurzerhand parkten wir am Straßenrand, packten die Kameras und kletterten ins Flussbett. Wir trafen dort auf vier Männer, die gerade dabei waren, den LKW mit großen Steinen zu beladen.
Einer der Männer trat sofort vor unsere Kamera und ein zweiter hatte viel Spaß dabei, den Blitz für das Portrait zu halten. Danach wurden wir von einem der Männer in sein Dorf eingeladen. Dort saßen wir dann bei Minztee und Fladenbrot, während der Mann uns stolz seine Familie vorstellte. Ein tolles Erlebnis.
Da wir es uns zur Aufgabe gemacht haben, Menschen und Landschaft in einem Bild darzustellen, ergaben sich auf der technischen Seite einige Besonderheiten. Für den charakteristischen Look der Fotos wählten wir eine Kombination aus geringer Tiefenschärfe und zusätzlicher, künstlicher Ausleuchtung. Dabei setzen wir auf Festbrennweiten und auf den Akkublitz Profoto B1 mit einer 90-cm-Softbox.
Die starke Sonne des afrikanischen Kontinents im Zusammenspiel mit der Blitzsynchronzeit war eine große technische Herausforderung. Felix setzte bei seinen Fotografien auf ND-Filter, um das Spiel aus Offenblende und Licht zu kontrollieren. Stephan arbeitete mit High-Speed-Synchronisation und nutze dabei den Blitz bei Verschlusszeiten von bis zu 1/6400 s.
Zurück in Deutschland ging es dann an die digitale Aufbereitung der Fotografien. Die Bearbeitung und Farbgestaltung erfolgte am heimischen Rechner mit Photoshop und Wacom Grafik-Tablet. Neben dem gezielt eingesetzten Blitzlicht und der konsequenten Komposition werden die Bilder durch die digitale Nachbearbeitung einander angepasst, sodass ein einheitlicher Bildlook entsteht. Dadurch harmonieren die vielfältigen Motive miteinander – unabhängig davon, ob das Foto in einer grünen Oase oder einer staubigen Wüste aufgenommen wurde.
Marokko war für uns eine tolle Erfahrung, wir sind nach wie vor begeistert von der Vielfalt des Landes und seinen Bewohner*innen. Wir freuen uns daher, in Kooperation mit der Botschaft des Königsreiches Marokko unsere Bildstrecke vom 25. Juni bis 6. Juli in Berlin ausstellen zu können und heißen alle kwerfeldein-Leser*innen herzlich willkommen.
Ausstellung
„Salem Aleikum“ von Felix Will und Stephan Ortmanns
Zeit: 25. Juni – 6. Juli 2018
Ort: Marokkanische Botschaft, Niederwallstraße 39, 10117 Berlin
Bei der Umsetzung der Ausstellung werden wir freundlicherweise von unseren Partnern Wacom, Photography in Berlin und Wallstyle unterstützt.
Sehr schöne Bilder. Ich hätte gerne auch ein Bild von dem Treffen mit der Familie gesehen. War bestimmt super spannend.
Liebe Grüße
Phil
Hi Philipp,
vielen Dank!
Es gibt tatsächlich ein paar Bilder zu der Geschichte (leider kann ich hier keine Fotos anhängen?!). Wir saßen bestimmt eine Stunde mit der Familie bei Tee und Fladenbrot zusammen. Zwischendurch wurde uns auch mal der kleine Sohn in die Arme „gedrückt“. Auch wenn die Kommunikation wirklich schwierig war, war das ein tolles Erlebnis.
Beste Grüße
Felix
Immer irritierend, wenn die Gesichter hell ausgeleuchtet sind, der Schatten aber zeigt, dass die Sonne es nicht sein kann, die das Gesicht ausleuchtet.
Hi Wanderer,
der spezifische Bildlook gehört zum Konzept der Serie. Wir haben die Portraits ganz bewusst mit dem künstlichen Blitzlicht inszeniert.
Das mag im ersten Moment evtl. irritierend wirken. ;)
Beste Grüße
Felix
Das war mir bewusst, dass ihr die Porträts ganz bewusst mit dem künstlichen Blitzlicht inszeniert habt (wäre ja auch merkwürdig, wenn ihr das nicht bewusst gemacht habt) – aber hätte man dann nicht versuchen sollen, den Körperschatten nicht mit ins Bild zu nehmen?
Hallo,
darüber bin ich auch gestolpert. Den Look mag ich aber sehr. Gerade weil es nicht dieser krasse Porty-Look ist.
Saubere Arbeit!
Irgendwie schade, dass ihr nur alleinstehende Männer fotografiert habt.
Hi dub,
meinst du im Gegensatz zu Frauen oder im Gegensatz zu „Gruppen“?
Zum Thema Frauen:
Für zwei männliche Fotografen war es in dem muslimisch geprägten Marokko eigentlich nur in dieser Form möglich. Gleichzeitig waren die meisten Menschen, die wir am Wegesrand getroffen haben einfach Männer.
Zum Thema Gruppen:
Wir haben ganz bewusst immer einzelne Personen herausgenommen und inszeniert. Das gehört für uns zum Konzept der Serie…Die Bilder sollen neugierig machen, welche Geschichte hinter den Menschen und Bildern steht. Die Umgebung (sei es z.B. der Verkaufsstand oder der rote Lastwagen) gibt dabei die entsprechenden Hinweise.
Beste Grüße
Felix
„…Für den charakteristischen Look der Fotos wählten wir eine Kombination aus geringer Tiefenschärfe…“
gerade DIE vermisse ich etwas auf den Bildern… vom Look her erinnert mich das eher an meine Ricoh GR II
Abgesehen davon finde ich es toll, dass es auch heute noch möglich ist, auf diese Weise Länder zu bereisen und von den Einheimischen spontan eingeladen zu werden. Kenne ich aus meinen Reisen in Afrika und Reunion und Mauritius, allerdings schon in den 80ern…
Hi Finny,
die Tiefenschärfe ist tatsächlich deutlich geringer als es die Bilder hier in Webauflösung zeigen können. Die Drucke im 60cm x 40cm Format sehen nochmal anders aus! :)
Wir waren von der Gastfreundlichkeit und der Hilfsbereitschaft der Marokkaner wirklich begeistert.
Beste Grüße
Felix
Schön, dass hier mal (wieder) auf unsere Kommentare geantwortet wird. Das empfinde ich als sehr nett/fair/freundlich, zeigt es mir doch, dass es es mehr ist, als einfach nur irgendwelche Facebook Kommentare.
Danke dafür!
Ich mag den Stil der Bilder gerade wegen des Kunstlichts!
Schönen Gruß
Marc
Hallo Marc,
dankeschön, freut uns sehr, dass dir unser Bildstil gefällt.
Wenn du die Möglichkeit hast, komm doch zu unserer Ausstellung in Berlin.
Wir würden uns freuen.
Viele Grüße
Stephan
eine wunderbare Bildstrecke! Für mich perfekt, sowohl was das „posing“ betrifft, als auch die Nachbearbeitung am PC! Ich liebe diese Farbgebung- zurückhaltend und gerade deswegen sehr ausdrucksstark!
Großes, großes Kompliment!!!
Hallo Susanne,
vielen Dank für dieses schöne Kompliment.
Wir versuchen immer – sowohl beim Fotografieren vor Ort als auch in der Nachbearbeitung – das Beste herauszuholen! Freut uns sehr, wenn die Bilder dann gut ankommen.
Beste Grüße
Felix
…. Tja interessante Serie, die gängigen Vorurteile und Klischees einer
Männer dominierten Gesellschaft zu bestätigen scheint…
Hallo Hector,
wir wollen mit der Serie auf keinen Fall den Anspruch erheben, dass wir Marokko in seiner Gänze abbilden können. Unsere Portraits zeigen eher das ländliche Marokko. In den Städten kann es schon wieder ganz anders aussehen.
Wie oben schon gesagt: Für uns war der Zugang zu den Männern einfach deutlich unkomplizierter. Im Islam ist ja teilweise schon das Fotografieren als solches recht ungern gesehen…
Am besten macht man sich immer ein eigenes Bild. Wir waren wie bereits erwähnt begeistert von Marokko, der Kultur und den Menschen dort.
Beste Grüße
Felix
Wow, die Bilder sind wirklich sehr besonders. Ausdrucksstark und intensiv.
Wir sind schon immer aufgeregt, wenn wir fremde Menschen in Deutschland ansprechen, um ein Foto von ihnen zu machen, aber in Marokko…!? Sehr stark und mutig. Aber die Mühen haben sich gelohnt!