Mit dem Smartphone durch Marokko
Warum ich angefangen habe, mit dem Smartphone zu fotografieren? Nun ja, das kann ich relativ einfach und ehrlich beantworten: Weil ich faul bin. Aber versteht mich bitte nicht falsch, ich meine faul eher im pragmatischen Sinn.
Ich hatte einfach genug davon, die ganze Zeit eine recht große und schwere Kamera mit mir herumzuschleppen und gleichzeitig zu versuchen, unauffällig und nicht wie ein Fotograf auszusehen, nur um dann schon von Weitem als solcher erkannt und gemieden – oder in manchen Fällen – von seltsamen und sehr neugierigen Menschen angesprochen zu werden.
Allerdings war das nicht immer so, meine jetzige Haltung zu diesem Thema hat sich erst während meiner Reise durch Marokko – und das innerhalb kürzester Zeit – entwickelt.
Eine Kamera, zwei bis drei Objektive, ein paar Speicherkarten oder Filmrollen, ein Laptop und eine gut gesicherte, externe Festplatte waren die Dinge, die ich normalerweise immer eingepackt habe, bevor ich auf eine neue Reise aufbrach und natürlich zusätzlich zu meinem sonstigen Gepäck mit mir herumtragen musste.
Eigentlich machte mir das auch überhaupt nichts aus. Ganz im Gegenteil, denn irgendwie mochte ich es sogar. Es war ein wenig so, als würde dieses ganze Gewicht meiner Reise eine gewisse Dringlichkeit oder Wichtigkeit verleihen. Ich fühlte mich wie ein Entdecker, der bereit war, die Welt zu erobern und sich so gut es ging auf jedwede Widrigkeit vorbereitet hatte. Genau so trat ich dann auch meine jüngste Reise an.
Als ich schließlich in Marokko angekommen war und in einem Taxi vom Flughafen an die Medina von Fez fuhr, nahm ich spontan mein Handy aus der Tasche und fing an, zu fotografieren. Durch diese wunderschöne Landschaft zu fahren, war sehr erfrischend und inspirierend. Die Sonne ging unter, ich sah ein paar kleinere Dörfer, Autos und Menschen, die an mir vorbeizogen, das Atlasgebirge in der Ferne liegend.
An meinem vorläufigen Ziel angekommen, fotografierte ich weiter mit meinem Smartphone. Das Gewicht meines Gepäcks und meiner Kameratasche an meinem Körper spürend, machte ich mich zu Fuß auf den Weg in Richtung Unterkunft. Dies war auch der Moment, in dem ich irgendwie genervt davon war, so viel mit mir herumtragen zu müssen und dann noch nicht einmal die Kamera griffbereit zu haben. Mein Frust allerdings, der schnell durch meine Faszination für diesen Ort verdrängt wurde, hielt nicht sehr lange an und ich fotografierte einfach weiter.
In meiner Unterkunft angekommen und mir später am Abend die Ergebnisse ansehend, war ich sowohl überrascht als auch sehr zufrieden mit der Fotografietauglichkeit meines Telefons, hatte ich doch vorher noch nie so wirklich versucht, mit der dort verbauten Kamera ernsthaft zu fotografieren.
Ich entschloss mich dazu, noch etwas länger dabei zu bleiben und nutzte eine Zeitlang sowohl meine konventionelle Kamera als auch mein Handy, bis ich mich dann irgendwann dazu entschied, zum Fotografieren ausschließlich letzteres zu verwenden.
Beim weiteren Erkunden der Stadt fiel mir relativ schnell auf, dass sich die Menschen mir gegenüber irgendwie anders verhielten als sonst. Es war generell wesentlich einfacher, Gespräche zu beginnen oder Fotos von Menschen und Dingen an Orten und in Situationen zu machen, in denen man grundsätzlich immer auffallen und das Fotografieren eventuell leicht angespannte Reaktionen hervorrufen würde.
Es war mir nun möglich, andere nicht störend und selbst ungestört umherzustreifen und all die kleinen und großen Dinge, die um mich herum passierten, zu beobachten und festzuhalten. Ich denke, die Menschen fühlten sich einfach durch meine unaufdringliche Art weder beobachtet noch in irgendeiner Weise beeinträchtigt – wirkt man doch mit dem Handy in der Hand wesentlich unauffälliger.
So reiste ich also durch Marokko. Von den engen, labyrinthartigen Straßen in Fez und der roten Stadt Marrakesch durch die wundervoll helle und farbenfrohe heilige Stadt Moulay Idriss bis hin zur erfrischend ruhigen und schönen Hafenstadt Essouira. Ich benutzte nur mein Telefon, um meine Reise durch dieses beeindruckende Land zu dokumentieren.
Obwohl ich offensichtlich nicht einfach aufhören kann, eine konventionelle Kamera zu nutzen – ist sie doch ein wesentlicher Bestandteil meines Berufes – habe ich dennoch in unbeabsichtigter Weise eine Lösung für zwei immer wieder auftretende Probleme gefunden: Gewicht und Auffälligkeit.
Letzten Endes war es eine wirklich erfrischende Erfahrung und sicher nicht die letzte, da ich gerade erst angefangen habe, das Potential meines Smartphones zu erkennen und so richtig zu nutzen. In Zukunft werde ich dann bei der Vorbereitung privater Reisen wohl zwei Mal darüber nachdenken, ob ich wieder mein ganzes Equipment einpacken oder vielleicht doch lieber nur mein Telefon zum Fotografieren nutzen sollte, das ich ja sowieso immer dabei habe.