Seien Sie gegrüßt! – Postkarten aus der Zukunft
Francesco Romoli liebt Science-Fiction. Und er liebt die Fotografie. Für seine Serie „Postcards from the Future“ hat der ehemalige Punkmusiker aus Pisa beides kombiniert. Romoli muss viel Zeit vor dem Fernseher verbracht haben. Gefühlt hundert Mal liefen Klassiker wie Zurück in die Zukunft, Star Wars oder E. T. auf der Flimmerkiste seiner Eltern, sagt er.
„Statt viereckiger Augen hab’ ich davon vielleicht eine Gehirnwäsche abbekommen“, versucht sich der Italiener an einem Erklärungsversuch für sein surreales Projekt. Gehirnwäsche hin, Gehirnwäsche her: Was auf jeden Fall blieb, war ein nachhaltiges Interesse an Science-Fiction und historischen Bildern mit furistischem Touch.
Die Idee für sein Projekt kam Romoli, als er Bilder eines der ersten Science-Fiction-Filme überhaupt sah: „Die Reise zum Mond“, gedreht vom Franzosen Georges Méliès und ganze 116 Jahre alt. Warum also nicht das Thema „Künstliche Intelligenz“ mal in einem Vintage-Look darstellen? Gefragt. Getan. Es war also ein Sci-Fi-Film von 1902 die Inspiration.
Entstanden ist daraus die achtteilige Serie „Postcards from the Future“. Der Titel ist angelehnt an eine Dokumentation über den US-amerikanischen Schriftsteller Chuck Palahniuk. Der ist Urheber des 1999 mit Brad Pitt und Edward Norton verfilmten Romans „Fight Club“ und einer der erfolgreichsten Autoren, wenn es darum geht, Unkonventionelles, Anti-Soziales und Nihilistisches in Bücher zu verpacken.
Romolis Hang zu Science-Fiction entstand also ziemlich geradlinig. Zur Fotografie hingegen gelangte der Italiener erst mit 29 Jahren und über etliche Umwege, die seine Arbeiten jedoch bis heute beeinflussen: „Ursprünglich wollte ich Musiker werden, habe mich als Teenager intensiv damit auseinandergesetzt und war Mitglied einer Punkband.“ 1998 stand dann plötzlich ein PC auf seinem Schreibtisch. Prompt stürzte sich der damals 21-Jährige in die Welt von Hacking und Net Art, also der künstlerischen Auseinandersetzung mit digitalen Netzwerken und Internetdiensten. Was folgte, war ein Informatik- und Mathestudium an der Universität Pisa.
Dann schenkte ihm seine Mutter eine Canon Powershot a720 zum Geburtstag. Eine neue Liebe war geboren. „Meine ersten Aufnahmen waren trivial. Ein paar Blumen und Bäume, das Meer. Nichts Besonderes“, erinnert sich Romoli. Bald darauf kaufte er sich seine erste eigene Spiegelreflexkamera, eine Canon 1000D . Inzwischen absolvierte Romoli auch eine Fotografieausbildung am Fondazione Studio Marangoni in Florenz.
Als er Photoshop für sich entdeckte, wurde Romoli klar, dass er endlich einen Weg gefunden hatte, um seine Fantasiewelt zu verbildlichen. Eine Welt, die bis dato nur in seinem Kopf existierte und von technischen und wissenschaftlichen Konventionen losgelöst war. Mittlerweile hat er neben „Postcards from the Future“ fünf weitere Serien geschaffen. Alle eine Kombination aus Fotografie und Grafikdesign und mit einer Stimmung, die längst verblichene Erinnerungen an Marty McFly und den schlohweißen Doc Brown wieder aufleben lassen.