Die Arbeiten der Mixed-Media-Künstlerin Anna Malina sind vielschichtig, einzigartig und handgemacht. Allein schon durch ihren analogen Entstehungsprozess entziehen sich ihre Werke der Kopierbarkeit und gewinnen dadurch eine auratische Wirkung, deren cineastisch-surreale Ästhetik Traum und Wirklichkeit verschmelzen lässt.
Walter Benjamin nennt die Aura eines Werkes die „einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein mag“.1 Bei der Betrachtung eines Kunstwerks wird es gleichsam lebendig und ermöglicht so, andere Perspektiven einzunehmen. Das Kunstwerk erhält dadurch eine Autorität, die über bloße ästhetische Zuweisungen hinausgeht.
Mit ihren abstrakten Kompositionen gelingt Anna Malina eben dies mühelos und das in einer Zeit, in der die meisten sich damit begnügen, das Immergleiche ständig neu aufzulegen und auf das bereits Dagewesene zu verweisen, ohne diesem etwas Neues oder Eigenes hinzuzufügen. Dafür bedient sich die Künstlerin verschiedenster Prozesse, die sie auf ihre eigene Weise miteinander verbindet:
Seit ich die digitale Fotografie gegen die analoge eingetauscht habe, hat sich meine Neugierde analogen Verfahren gegenüber stetig erweitert. Von Versuchen in Klein- und Mittelformat ausgehend, entdeckte ich immer wieder neue Möglichkeiten, das Bild des Negativs auf einen Bildträger zu übertragen, denn die anfängliche Spannung, rein analog zu fotografieren, erschöpfte sich für mich sehr bald und ließ den Wunsch zurück, das Bild zu manipulieren, die Materialität haptisch fassbarer Dinge einzubeziehen.
So versuchte ich mich an Edeldruckverfahren, baute mir zuhause eine Dunkelkammer auf, entdeckte die Möglichkeiten der Polaroids und unterschiedlicher Transferarten und kam auf diesem Weg auch wieder bei den spezifischen Möglichkeiten modernerer Geräte wie VHS-Kamera, Scanner, Drucker und der Digitalkamera an. Inzwischen nutze ich jegliches Verfahren und Material, das mir für die jeweilige Idee richtig erscheint. Die Materialität des Bildträgers und die dadurch mögliche Erweiterung des Bildes spielt dabei aber immer eine zentrale Rolle.
Die wundersame Vorstellungskraft Anna Malinas schöpft dabei aus vielen Quellen, zu denen auch die Cinematografie gehört. Zuweilen mögen sich die Betrachter gar an David Lynchs surrealen Film Noir erinnert fühlen, der flackernd vor dem geistigen Auge vorbeizieht. Dieser flüchtige Eindruck speist sich aus der Hochzeit von Verfahren und Stil, Handwerk und Ästhetik:
Filme sind ein sehr wichtiger Teil meines Lebens und sorgen immer wieder für die Erweiterung meines Denkens und meiner Wahrnehmung. Deshalb sind sie eine große Inspirationsquelle, aber eine unbewusste, da sie ein wenig wie Erinnerungen funktionieren. Ganz direkte Inspiration bringt mir oft die Materialität einer Sache, die ich in ihrem Charakteristikum verwenden möchte und dafür Bildideen suche.
Oft sind aber auch Zufall und Scheitern meine größten Helfer und ich lande irgendwo abseits der ursprünglichen Idee, in etwas Interessanterem, das ich selbst auch entdecken kann.
Wer mehr über Anna Malina erfahren und in ihre vielseitige Welt eintauchen möchte, kann dies auf Fabebook und Tumblr tun.
1 Walter Benjamin, „Das Kunstwerk im Zeitalter technischen Reproduzierbarkeit“; in: Gesammelte Schriften, hg. v. Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, Frankfurt/M. 1978, Bd. I.2, S. 479.