Mehrere ältere Kameramodelle auf einer Holzunterlage. Dazwischen ein Buch mit Titel Repro Kameras.
07. Mai 2018 Lesezeit: ~4 Minuten

Rezension: Retro-Kameras von John Wade

Retro-Kameras: Modelle – Technik – Design von John Wade ist ein Sammelband als Nachschlagewerk für Kameraliebhaber*innen und Kamerageschichtsfreund*innen. Das Buch ist vor Kurzem im Verlag Prestel erschienen. Es versammelt eine Vielzahl alt-bekannter und weniger geläufiger Kameramodelle mit vielen Hintergrundinformationen zu Geschichte, Design und Funktionen. Zusätzlich werden verschiedene Fototechniken erläutert und technisches Basiswissen sowie Tipps für die verschiedenen Kameramodelle versammelt.

Seitenansicht eines geschlossenen Buches auf Holzfußboden.

Dieses wuchtige quadratische Fotoschwergewicht beginnt mit einer gut sortierten Inhaltstabelle. Man kann also gezielt spezielle Kameramodelle nachschlagen. Sortiert wird hier nach Spiegelreflexkameras, Kleinbild-Messsucherkameras, Kleinbild-Sucherkameras, Rollfilmspiegelreflexkameras, Klappkameras für Plan- und Rollfilm, Zweiäugigen Spiegelreflexkameras, Pocketkameras, Stereokameras, Panorama- und Weitwinkelkameras, Miniaturkameras und Sofortbildkameras. Diese Übersichtlichkeit und Gradlinigkeit gefällt mir an diesem Buch sehr. Für alle im Buch vorgestellten Kameras kann man noch bzw. wieder passendes Filmmaterial erwerben.

Ein aufgeschlagenes Buch auf Holzboden mit Kameraabbildung und Text.

Wie der Titel verrät, handelt es sich um eben jene Kameras, die wir vielleicht aus heutiger Sicht mit dem Begriff „Retro“ – neben vielen anderen – umschreiben würden. Auch wenn das natürlich längst nicht bedeutet, dass nicht die eine oder andere Kamera, die im Buch vorgestellt wird, noch Verwendung finden würde. Klassiker wie die Canon F-1, Hasselblad 500 C/M oder die Polaroid finden ebenso Platz wie eher unbekanntere Namen: Petri Flex V, Ilford Advocate oder Horizont. Viel mehr geht es um einen Sammelband, der durch die Jahre hinweg die spannendsten, beliebtesten oder auch skurrilsten Kameras in einem Nachschlagewerk zusammenfasst und die Historie der Kameraentwicklung beleuchtet. Deutlich wird das auch durch die zugeschriebenen Skalen von „Wert und Seltenheit“. Preislagen werden visualisiert dargestellt und zudem gibt es zu jeder Kamera „Tipps für den Kauf“.

Ein aufgeschlagenes Buch auf Holzboden mit Kameraabbildung.

Vor der großen Abhandlung der Kameras beginnt das Buch jedoch mit einer Einführung zu technischen Grundlagen. Verschiedene Verschlussarten, Filmformate und Brennweiten sowie Zeit- und Belichtungszusammenspiel werden mit Bildmaterial erläutert. Generell enthält das gesamte Buch sehr viele hochwertige Fotografien der jeweiligen vorgestellten Kameramodelle, häufig mit verschiedenen Ansichten und Aufnahmen des Innenlebens. Allein diese lohnt es sich zu betrachten. Dass es sich hier nicht um typische Verkaufsabbilder handelt, sondern wirkliche Kameradarstellung, finde ich gut. Man bekommt so eine wirkliche Vorstellung der jeweiligen Kamera. Die „Hinweise zum Fotografieren“, die zu jedem Kameratypus angeführt werden, sind hilfreiche, technisch beschreibende Texte, die die Besonderheiten eben jenes Kameratyps verdeutlichen und erläutern.

Ein aufgeschlagenes Buch auf Holzboden mit Kameraabbildung.

Zu jedem Modell wird zudem ebenfalls angeführt, welche spezifischen Vorteile diese oder jene Kamera hat. Gibt es Wechselobjektive? Kann ein Hochformatgriff angebracht werden? Wie gestaltet sich die Handhabung? Welche Einstellungen bietet dieses Modell? Wie groß ist der Blendenumfang und für welche Zielgruppe wurde diese Kamera konzipiert? Solche und ähnliche Fragen werden im Vorstellungstext zur jeweiligen Kamera beantwortet. Dazu gibt es verschiedene Fakten als Hintergrund. Welche Kamera die erste ihrer Art mit dieser oder jener speziellen Eigenschaft war oder welche Nachfolgemodelle entwickelt wurden und wie diese im Vergleich eingestuft werden können.

Ein aufgeschlagenes Buch auf Holzboden mit Kameraabbildung.

Durch Angaben dazu, welche weiteren ähnlichen Modelle es gibt, kann man schnelle Vergleiche heranziehen. Über Nachteile wird in den Kameravorstellungen weniger geschrieben – doch sollte eine Kamera sehr schwer sein oder zum Beispiel nicht ohne Batterien notauslösen können, wird dies erwähnt. Eine schlussendliche Einschätzung, wie man selbst zur jeweiligen Kamera steht, wird den Leser*innen selbst überlassen. Die Vorstellungen der Kameras sind neutral, technisch und historisch sachlich verfasst. Das Bildmaterial ist klar freigestellt und strotzt nur so vor Detailreichtum – manchmal könnte man meinen, die Kameras seien feine Handzeichnungen.

Ansicht eines Buchcovers, Rückseite. Mit vielen Abbildungen von Fotokameras.

Dieses Buch bietet einerseits eine Übersicht, andererseits wird jedoch bei den beschreibenden Texten auch deutlich, dass dieses Buch ebenfalls als Kaufhilfe verstanden werden kann. Es schließt mit einer kleinen Zubehörliste, die Filter, Zubehör für Stereoaufnahmen und Zubehör für Nahaufnahmen kurz thematisiert. Ein umfangreiches Glossar und ein alphabetisches Register vervollständigen dieses durchdachte, präzise Buch.

Informationen zum Buch

Retro-Kameras: Modelle – Technik – Design von John Wade
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Seiten: 288
Maße: 22 x 20 cm
Verlag: Prestel
Preis: 28 €

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