Notizbuch
10. Januar 2017 Lesezeit: ~19 Minuten

Das Zonensystem ist tot

Als ich in die Schwarzweißfotografie einstieg, maß ich die Belichtung und belichtete den Film traditionell. Wie so viele Fotograf*innen vor mir war ich mit meinen Ergebnissen oft nicht wirklich zufrieden. Es schien eher eine Frage des Glücks zu sein, ob ein technisch einwandfreies, astrein belichtetes Negativ ein ansprechendes Bild lieferte.

Im Laufe der Zeit passte ich meine Belichtungsmethode an, wodurch sich die Ergebnisse enorm verbesserten. Je höher die Dichte meiner Negative war, desto besser wurden meine Scans. Statt flach und leblos wirkten meine Schwarzweißbilder auf einmal lebendig und hatten einen wunderschönen Tonwertumfang, ohne in den Lichtern oder Schatten an Qualität zu verlieren.

Eine Szene in einem Diner

Leica M2 + Leica Summicron-M 50 mm f/2 (Kodak Tri-X 400 in XTOL, Belichtung und Entwicklung je +1 Blende)

Zunächst belichtete ich meinen Schwarzweißfilm wie einen Farbnegativfilm, stellte die Filmempfindlichkeit am Belichtungsmesser also auf die Hälfte der angegebenen Empfindlichkeit ein. Die Messung selbst richtete ich auf die Schatten aus. Ich unternahm sogar den Versuch, Kodak Tri-X 400 um fünf Blenden überzubelichten und um drei Blenden überzuentwickeln, nur um herauszufinden, wozu dieser Film tatsächlich im Stande war. Und meine Ergebnisse waren durchaus brauchbar.

Denn in der Tat, je stärker ein Schwarzweißfilm überbelichtet wird, desto mehr verändert sich sein Aussehen. Abgesehen von einem ausgeprägteren Korn und höherem Kontrast waren meine Ergebnisse jedoch immer gut. Bis zum heutigen Tag habe ich kein einziges Bild verloren, trotz höherer Belichtung oder sogar enormer Überbelichtung. Meine Entdeckung führte dazu, dass ich die Grundlage dessen, wie wir heute über die Fotografie denken, in Frage stellte.

Seitdem habe ich mich gründlich mit dem Thema auseinandergesetzt, Hunderte Rollen Schwarzweißfilm verschossen und mit allen möglichen Belichtungseinstellungen, Chemikalien sowie Rezepten zur Entwicklung herumexperimentiert. Außerdem habe ich viele Stunden in meiner Dunkelkammer verbracht und Abzüge erstellt. Daneben diskutierte ich meine Ergebnisse mit erfahrenen Fotograf*innen und Expert*innen der Druckkunst, darunter Paul Caponigro und Gary Briechle.

Alle meine Bemühungen schienen meine Theorien nur zu bestätigen und brachten mich zu einer einfachen, aber einigermaßen erschreckenden Erkenntnis:

Das Zonensystem ist tot.

Was zunächst witzig und schnippisch klingen mag, ist tatsächlich sehr ernst gemeint: Ich denke, dass Ansel Adams’ Zonensystem – der Heilige Gral der traditionellen Schwarzweißfotografie – fundamentale Fehler aufweist.

Die gute Nachricht ist, dass Ihr dieses System von nun an getrost vergessen dürft (falls Ihr es ohnehin nie ganz verstanden oder angewendet habt), weil es einen sehr viel einfacheren und zuverlässigeren Weg gibt, gute und überaus gleichmäßige Ergebnisse zu erzielen.

Portrait eines Polizisten

Leica M2 + Leica Summicron-M 50 mm f/2 (Kodak Tri-X 400 in XTOL, +2 Blenden Belichtung, +1 Blende Entwicklung)

Das Zonensystem

Lasst uns jedoch zunächst einen Schritt zurücktreten, um zu betrachten, worum es beim Zonensystem eigentlich geht. Es handelt sich dabei um eine fotografische Technik, mit der man für einen gegebenen Film die bestmöglichen Belichtungs- und Entwicklungszeiten berechnen kann.

Die Technik basiert auf sensitometrischen Untersuchungen des späten 19. Jahrhunderts und bietet Fotograf*innen eine systematische Methode, das Verhältnis eines fotografischen Motivs, wie wir es vor uns sehen, und des endgültigen Resultats zu ermitteln. Das klingt kompliziert, bedeutet aber nur, dass man seine Belichtung am Tonwert ausrichtet, um die Tiefen eines Bildes auch wirklich schwarz und nicht mittelgrau erscheinen zu lassen. Idealerweise sollte dies ohne Manipulation möglich sein.

Obwohl das Zonensystem ursprünglich bei Schwarzweißgroßformatfilm zum Einsatz kam, wird das Zonensystem inzwischen üblicherweise auch bei Mittelformat (Farbe und Schwarzweiß), Kleinbild und sogar bei der Digitalfotografie angewendet.

In den letzten 100 Jahren hat sich alles weiterentwickelt

Und das ist das Problem. Das Zonensystem wurde nie auf den neuesten Stand gebracht, obwohl die Fotografie und ihre technischen Grundlagen sich in den letzten 100 Jahren weiterentwickelt haben. Viele technische Missverständnisse halten sich bis heute.

Offenbar wiederholen Fotograf*innen diese goldenen Regeln, ohne jemals Ansel Adams’ Ideen in Frage zu stellen oder zu bedenken, wie neue Filmemulsionen und Papierarten die technischen Gegebenheiten veränderten, auf denen das Zonensystem basiert.

Belichtungsspielraum bei verschiedenen Formaten

Großformatfilm hat beispielsweise einen sehr viel größeren Belichtungsspielraum als Mittelformatfilm. Mittelformatfilm hat wiederum einen sehr viel größeren Spielraum als Kleinbildfilm, der sich wiederum vollkommen von modernen Digitalsensoren unterscheidet. Die Größe eines Negativs hat großen Einfluss auf den Tonwertumfang und somit auf das endgültige Ergebnis, sei es bei einem Scan, einem traditionellen Abzug oder beidem.

Jedes Bild in zehn identische Zonen zu unterteilen, ist eine fragwürdige Methode, weil ein großformatiges Negativ und ein sehr viel kleineres Kleinbildnegativ hinsichtlich der Tonwerte sehr unterschiedlich auf ein und dieselbe Belichtung und ein und dieselbe Lichtsituation reagieren.

Schwarzweiß gegen Farbnegativ gegen Dia

Außerdem muss man sich vor Augen halten, dass Farbnegativfilm und echter Schwarzweißfilm sich jeweils anders verhalten. Für Diafilm gilt das sogar umso mehr. Je nach Kontrastumfang eines Motivs kann der Diafilm nicht mehr als sieben bis acht Blenden einfangen; zudem büßt er in den Lichtern enorm ein, wenn die Belichtungsmessung nicht korrekt vorgenommen wird.

Digitalkameras kappen bei zu großer Überbelichtung einfach die Lichter, weshalb sie nicht zart auslaufen wie beim Film. Eine digitale Reaktionskurve ist sehr viel steiler, allerdings braucht man sich dabei keine Gedanken um die Schattenzeichnung machen.

Aufnahme eines Autos

Leica M-A + Leica Summicron-M 50 mm f/2 (Kodak Tri-X 400 in XTOL, Belichtung +4 Blenden, Entwicklung +1 Blende)

Variable Belichtung gegen Fixwert

Einer der wichtigsten Aspekte der Filmfotografie, den ich in meinem letzten Artikel über die Belichtungsmessung erwähnte, ist die Arbeit mit Belichtungsspielräumen und nicht mit „Fixwerten“, die ein perfekt belichtetes Bild liefern. Die angegebene Filmempfindlichkeit zeigt den Minimalwert an, bei dem man ein anständig belichtetes Negativ erhält.

Bei einem Kodak Tri-X 400 etwa muss die Filmempfindlichkeit auf mindestens ISO 400 (also den auf dem Film angegebenen Wert) eingestellt werden, um bei der Messung eine korrekte Belichtung zu erzielen; der Film kann aber auch von ISO 800 bis ISO 25 (-1 Blende bis +4 Blenden) belichtet werden und dennoch sehr gute Ergebnisse liefern, ohne dass die Entwicklungszeit angepasst werden müsste (bei einer Normalentwicklung ohne Pushen oder Pullen).

Richtwert

Das häufigste Problem bei der Filmfotografie ist die Unterbelichtung. Das liegt nicht etwa daran, dass die Belichtungsmessung mit Analogkameras komplizierter wäre als mit Digitalkameras, sondern daran, dass alle Belichtungsmesser auf Mittelgrau als Richtwert geeicht sind. Wie viele Zonen ein aufzunehmendes Motiv tatsächlich hat, ändert sich aber je nach Lichtsituation und Kontrastumfang einer Szene.

Wenn die Belichtungsmessung auf Mittelgrau ausgerichtet ist, fallen die Schatten oft in den falschen Bereich oder, wenn man so will, in die falsche Zone. Bei sehr vielen Motiven wird der Tonwertumfang am unteren Ende des Histogramms (die ersten zwei bis drei Zonen) auf das falsche Ende des Histogramms gelegt, wodurch die Belichtung zu schwach ausfällt, um Informationen auf der chemischen Emulsion zu hinterlassen.

Das resultiert in sehr dünnen Negativen ohne ausreichende Dichte, wodurch die entstehenden Bilder flach und trüb erscheinen. (Ja, die einst so beliebten verwaschenen Tiefen der digitalen Nachbearbeitung basierten auf falsch belichtetem Film.)

Zwischen der Belichtung und den Tonwerten gibt es keinen Zusammenhang

Das größte Missverständnis, das sich aus der Verwendung des Zonensystems ergibt, ist der vermeintliche Zusammenhang zwischen den Tonwerten eines abzubildenden Motivs und den Tonwerten des finalen Abzugs oder Scans. Diesen Zusammenhang gibt es schlicht und ergreifend nicht.

Wer sich in der Schwarzweißfotografie einen dunklen, atmosphärischen Look wünscht, muss sein Negativ immer noch korrekt belichten und dann die Einstellungen am Scanner oder Vergrößerer entsprechend anpassen. Sobald man zwei Blenden dunkler belichtet, um das Mittelgrau in eine andere Zone zu bringen, erhält man zwar ein dunkleres Bild, versaut sich aber mit verblassten und verwaschenen Schatten und Tiefen das Negativ.

Eine dunkle Straße mit hell leuchtenden Straßenlaternen

Leica M2 + Leica Summicron-M 50mm f/2 (Kodak Tri-X 400 in XTOL, Belichtung -2 Blenden, Entwicklung +1 Blende)

Dunkelkammerabzüge sind subjektiv

Ebenso stimmt es nicht, dass Abzüge aus der Dunkelkammer die echten, unmanipulierten Ergebnisse wären, bei denen sich die gemessenen Tonwerte eines abzubildenden Motivs eins zu eins vom Negativ aufs Positiv übertragen. Die Fotograf*innen entscheiden mit jedem Abzug, wie das Endergebnis aussehen soll. Dafür können sie die Helligkeit und den Kontrast eines Abzugs Stück für Stück anpassen, so wie es ein professionelles Labor bei einem Scan tut.

Jedes Bild stellt eine Interpretation des Negativs dar, unabhängig davon, ob es sich um einen Abzug oder einen Scan handelt. Ansel Adams spricht in seinen Büchern über diesen Sachverhalt. Er erwähnt auch Zonen XI und XII; in der Dunkelkammer war er ein Meister der Manipulation. Sein bekanntes Bild „Moon over Hernandez“ (auch bekannt als „Moonrise“) veränderte sich im Laufe der Zeit ebenso wie seine persönlichen Vorlieben, während die bei der Aufnahme des Negativs vorgenommene Belichtung offensichtlich gleich blieb.

Was ist die Alternative?

Orientiert man sich bei der Belichtungsmessung an den Schatten, indem man den Messer auf die dunkelsten Stellen des Bildes richtet und die Lichter dorthin fallen lässt, wohin sie wollen, dann nähern sich Zonen II bis IV an Zone V an, je nach Kontrastumfang des Motivs. Geht man davon aus, dass es sehr viel mehr Zonen gibt, als das Zonensystem ursprünglich suggerierte, dann wird eine auf die Schatten ausgerichtete Belichtungsmessung Belichtungsprobleme unabhängig von der jeweiligen Lichtsituation und dem Kontrastumfangs eines Motivs lösen.

So stellt man sicher, dass auf dem Negativ stets genug Zeichnung in den Schatten vorhanden ist. Das Negativ kann dann je nach persönlichem Geschmack ganz normal weiterverwendet und gescannt (unter Verwendung des Histogramms) oder abgezogen werden (auf Fotopapier mit variabler Gradation).

Triptychon dreier Portraits

Von links nach rechts:
Leica M2 + Nokton 50 mm 1,5 ASPH VM (Kodak Tri-X 400 in XTOL, Belichtung +2 Blenden)
Leica M2 + Leica Summicron-M 50 mm f/2 (Kodak Tri-X 400 in XTOL, Belichtung +1 Blende, Entwicklung +1 Blende)
Leica M-A + Leica Summicron-M 50 mm f/2 (Kodak Tri-X 400 in XTOL, Belichtung +2 Blenden, Entwicklung +2 Blenden)

Das Negativ ist nicht die Grenze

Als ich mich das erste Mal mit anderen Fotograf*innen über mein Ergebnis unterhielt, entgegneten sie meist, dass mein Vorgehen in der Kamera für den Scanner funktionieren mag, in der Dunkelkammer jedoch nicht. Damals hatte ich noch nie selbst einen analogen Abzug erstellt, weshalb ich diese Behauptung weder bestätigen noch verneinen konnte. Mir blieb also keine andere Wahl, als meine Hausaufgaben zu machen und das Ausbelichten in der Dunkelkammer zu lernen.

Am Anfang führte ich unzählige hitzige Diskussionen mit meinem Lehrer, der meinen Ideen vehement widersprach, bis ich meine Endergebnisse vorlegte. Diese bestätigten, dass die Überbelichtung eines Schwarzweißfilms ganz hervorragend funktionierte, ob beim digitalen Scan oder beim traditionellen Dunkelkammerabzug.

Eine meiner wichtigsten Lektionen lautete, dass Überbelichtung den Kontrastumfang verdichtet, während sie den Tonwertumfang bedeutend hebt. Hochkontrastige Negative sind tatsächlich sehr viel einfacher zu drucken und zu scannen, wenn sie eine hohe Dichte aufweisen und überbelichtet sind, solange die Schatten ausreichend belichtet wurden.

Die Grenze ist nie das Negativ selbst, sondern stets das Druckverfahren oder der Scanner. Sehr dichte Negative bedürfen im Vergrößerer einer längeren Belichtungszeit und benötigen einen Scanner, der zur Dichtekorrektur fähig ist (wie der Fuji Frontier SP-3000). Die Ergebnisse sind aber unglaublich gut und die Mühen auf jeden Fall wert. Leider habe ich keine Möglichkeit, Packfilm aus den 1930ern zu belichten, um zu beweisen, dass es auch damals nicht anders war.

Außerdem machen Ansel Adams’ Ergebnisse natürlich Sinn, wenn man sie nur auf das traditionelle Verfahren in der Dunkelkammer beschränkt und nie mit einem Scanner oder Gradationswandelpapier gearbeitet hat.

Ein tollender Hund im schneebedeckten Wald

Leica M2 + Leica Summicron-M 50 mm f/2 (Kodak Tri-X 400 in XTOL, Belichtung +5 Blenden, Entwicklung +1 Blende)

Diptychon zweier Aufnahmen eines Dunkelkammerabzugs

Traditioneller Dunkelkammerabzug vom oberen Negativ in 16 x 20 (Ilford MGFB-Papier, 9 Minuten Entwicklung, Filter 2,5)

Ein dichtes Negativ ist ein gutes Negativ

Ich weiß sehr wohl, dass ein Großteil der Informationen, die ich in diesem Artikel gebe, dem widersprechen, was in den Büchern steht. Durch Erfahrung habe ich jedoch gelernt, dass ein dichtes Negativ ein gutes Negativ ist. Je stärker man ein Negativ belichtet, desto mehr Informationen wird es enthalten. Alle meine Negative sind überbelichtet; ich liebe satte Tiefen in meinen Schwarzweißbildern. Unabhängig davon, ob Ihr Eure Schwarzweißbilder lieber in dunkel und atmosphärisch oder hell und luftig habt: Ein dichtes Negativ kann beides.

Bei Schwarzweißfilm gibt es viele Faktoren, die das endgültige Ergebnis beeinflussen: Wie man sein Negativ belichtet, entwickelt und scannt oder druckt. Man kann sich beim Scannen eines perfekt belichteten Negativs an den Lichtern orientieren und laut Histogramm sieht das Bild unterbelichtet aus. Oder man orientiert sich an den Schatten und erhält ein leichtes, luftiges Bild.

Die Belichtung sollte stets nach dem ausgewählt werden, was sich der*die Fotograf*in für das Aussehen eines Bildes wünscht und nicht nach technischen Vorgaben. Modernes Filmmaterial, ob in Farbe oder Schwarzweiß, kann mit jedem halbwegs vernünftigen Belichtungsspielraum umgehen – außer mit Unterbelichtung.

Mein persönlicher Umgang mit Schwarzweißfilm

Ich benutze genau dieselbe Messmethode für Farb- wie für Schwarzweißfilm, die in zwei bis drei Blenden Überbelichtung resultiert. Bei der Entwicklung nutzte ich zunächst den Kodak-Entwickler D-76, der weiche Kontraste und ein wunderschönes Korn liefert. Dann stieg ich auf Kodak XTOL um, der größere Schärfe und feineres Korn aufweist.

Zusätzlich zur Überbelichtung verlängere ich die Entwicklungszeit meines Schwarzweißfilms um eine Blende, um den Kontrast zu erhöhen und dem feineren Aussehen, das für XTOL so typisch ist, ein wenig entgegenzuwirken. Auf diese Weise habe ich das Beste aus zwei Welten: sehr feinen Kontrast und viel Durchschlagskraft. Als willkommener Nebeneffekt sorgt dieses Vorgehen außerdem für eine zusätzliche Blende bei Aufnahmen in schwachem Licht oder in der Nacht, was Kodak Tri-X 400 effektiv zu einem ISO-800-Film macht.

Mittlerweile ist es mir deshalb möglich, mit ein und derselben Rolle Film bei grellem Sonnenschein und bei schwachem Licht zu fotografieren sowie für ein und denselben Film dieselben Entwicklungszeiten und dieselben Einstellungen am Scanner oder am Vergrößerer zu nutzen.

Stilleben mit Notizbuch, Schwarzweißabzug, Kamera und Film

Spickzettel für die korrekte Belichtung eines Kodak Portra 400 und eines Kodak Tri-X 400 (bei Schwarzweißbildern kann die Entwicklung um +1 Blende verlängert werden, um den Kontrast zu erhöhen)

Ich verwende Kodak Tri-X 400, weil ich seine Vielseitigkeit, seinen Look und sein Korn mag. Seit ich regelmäßig in der Dunkelkammer Abzüge erstelle, gefällt mir der Film sogar noch besser. Alle meine Tipps funktionieren auch mit anderem Filmmaterial (getestet habe ich unterdessen u. a. mit Tri-X 400, T-Max 400, Delta 100, Delta 400, FP4, HP5, Delta 3200, Acros 100 und Pan-F 50); ich empfehle jedoch, lieber zu ISO 400 als zu ISO 100 zu greifen. Filme mit dieser Geschwindigkeit sind sehr viel nachsichtiger.

Lernt, Licht zu sehen und kennt Euren Film

Noch wichtiger als die Belichtung selbst ist die Fähigkeit, Licht zu sehen und zu wissen, wie das eingesetzte Filmmaterial auf dieses Licht reagiert. Schwarzweißfilm betont Licht, so dass alles, was in großartigem Licht aufgenommen wurde, auf Film noch sehr viel besser aussieht als in Wirklichkeit, während alles Mittelmäßige oftmals schlechter erscheint.

Der Schlüssel zu hervorragenden Ergebnissen in der Schwarzweißfotografie liegt nicht nur in der Belichtung oder in der Wahl des Filmmaterials. Er liegt auch darin, sich für einen Film zu entscheiden und bei diesem zu bleiben, bis man ihn von vorne bis hinten auswendig kennt.

Der Entwicklungsprozess und die verwendeten Chemikalien haben ebenfalls einen enormen Einfluss auf das Ergebnis und sein Aussehen, ebenso wie das Filmmaterial selbst. Ich kriege oft mit, wie Fotograf*innen, die mit Schwarzweißfilm arbeiten, über verschiedene Filmmaterialien sprechen, während sie in Wirklichkeit nur verschiedene Belichtungszeiten und Chemikalien diskutieren.

Portrait eines Mannes auf offener Straße

Leica M-A + Leica Summicron-M 50 mm f/2 (Kodak Tri-X 400 in XTOL, Belichtung + 1 Blende, Entwicklung + 1 Blende)

Traditionelle gegen moderne Arbeitsweise

Was Ansel Adams uns und der Fotografie gegeben hat, war ein großes Geschenk. Es ist ganz und gar nicht meine Absicht, sein Erbe mit diesem Artikel auch nur ansatzweise zu schmälern. Ich habe seine Bücher „Das Negativ“ und „Das Positiv“ gelesen und ich bin der Ansicht, dass er fundiertes technisches Expertenwissen besaß, wahrscheinlich mehr als die meisten der großen Fotograf*innen, die heute noch leben.

Dennoch meine ich, es ist an der Zeit, unsere Bücher auf den neuesten Stand zu bringen und zu akzeptieren, dass Adams’ Methode einzig und allein für die traditionellen Druckverfahren in der Dunkelkammer gilt – musste er doch einen Weg finden, die 15 Blendenstufen Kontrastumfang eines gut belichteten Großformatnegativs an die nur 8 Blendenstufen Kontrastumfang des Fotopapiers anzupassen.

Nichts hält für die Ewigkeit

Seit den 1930er Jahren hat sich alles weiterentwickelt, auch der fotografische Film, die chemischen Emulsionen und das Fotopapier. Mit der Renaissance der Analogfotografie müssen wir uns in meinen Augen an diese Veränderungen anpassen und dadurch das Leben aller etwas einfacher gestalten. Es gibt so viele Faktoren, die das Aussehen eines Schwarzweißfilms bestimmen: Film, Belichtung, Entwickler, Entwicklungszeiten, Scanner, Kontrastfilter, Fotopapier. Wir müssen die Belichtung nicht mehr messen wie noch vor 100 Jahren.

Lernt Ihr, wie Ihr die Belichtung auf die Schatten ausrichtet und wendet Ihr diese Methode gleichmäßig auf alle Eure Bilder an, werdet Ihr in jedem Licht regelmäßig gute Ergebnisse mit Farbnegativ- und Schwarzweißfilm erzielen. Mit genug Übung werdet Ihr die korrekte Belichtung sogar erraten können, was alle technischen Schranken aufhebt. Für mich bedeutet das die absolute Freiheit. Nichts steht mehr zwischen Euren Vorstellungen und Eurem Bild.

Bleibt hungrig

Jeden Tag verliebe ich mich mehr in die Schwarzweißfotografie, seien es die zarten, feinen, bei ursprünglicher Filmempfindlichkeit aufgenommen Bilder einer Mittelformatkamera, die ich gern mit klassischer Musik vergleiche, oder die durch eine Überbelichtung rau, körnig und hochgepeitscht wirkenden Kleinbildaufnahmen, die mich an Rock’n’Roll erinnern.

Was immer Ihr bei Eurer Arbeit auch bevorzugt: Ich möchte Euch dazu ermutigen, hungrig zu bleiben, viel zu experimentieren und hin und wieder auch traditionelle Konzepte und Gedanken auf den Kopf zu stellen. Eine Menge Tipps, die ich in diesem Artikel gebe, sollten laut den Büchern gar nicht funktionieren. Sie tun es trotzdem, sogar ganz wunderbar.

Dieser Artikel wurde für Euch von Laura Su Bischoff aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.

49 Kommentare

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  1. „Großformatfilm hat beispielsweise einen sehr viel größeren Belichtungsspielraum als Mittelformatfilm. Mittelformatfilm hat wiederum einen sehr viel größeren Spielraum als Kleinbildfilm…“

    Wie kann das sein? Die verschiedenen Formate werden bei der Herstellung doch nach der Emulsionsbeschichtung aus ein und dem selben Rohformat zugeschnitten.

    • Ich kann das auch nicht bestätigen! Ich habe Sowohl Groß, Mittel als auch KB.
      Ein Hersteller gießt eine Film Emulsion und schneidet daraus unterschiedliche Formate.

    • Je größer das Fiilmformat, desto größer der Belichtungsspielraum des optischen Systems, beim 35mm Format geht es z. B. von f/2 bis zur begrenzenden Blende von f/22.
      Im Mittelformat liegt die begrenzende Blende schon bei f/32 und im Großformat ist f/2 bis f/128 möglich; auch wenn das Filmmaterial identisch ist, und vielleicht nur einen Belichtungsspielraum von 6 Blendenwerten/EV/BW/Zonen zulässt.

  2. Danke für den ausführlichen Artikel. Er beinhaltet u. a. etwas, was ich auch stets weiter gebe: Der Film ist wie ein Schwamm: Gib ihm viel Licht, mehr als dein Belichtungsmesser evtl. veranschlagt. Dann erhältst du fein abgestufte Negative bis hinein in die Schatten.
    Ich hatte dazu einmal etwas verwandtes geschrieben: http://analoge-fotografie.net/belichtungsmessung/belichtung-verbessern/
    Allerdings würde ich später nicht länger sondern etwas kürzer bzw. „genügsamer“ entwickeln (insbesondere bei direktem Sonnenlicht).

    • @ Thomas

      Auch wenn Du es u.a. auf deinem Blog ständig wiederholst. Die Aussage mit dem Schwamm und dem Licht bleibt Quatsch!

      Richtig ist dass man auf die Schatten bei Negativfilmen belichten sollte.

      Weiter ist richtig dass man, wenn man sehr großzügig belichtet, wohl eher kürzer als länger entwickeln soll.

      Alles andere ist aber esotersicher Unsinn. Es tut mir leid es so direkt ausdrücken zu müssen. Überbelichtung schadet dem Bild. Dichte Negative neigen zu Korn, sie sind extrem schwer zu vergrößern und erzeugen Lichthöfe. Weiter verliert man in den Hochlichtern u.U. Zeichnung.

      Aussage von mir (Beate): Richtig ist auch, dass wohl alle Filmhersteller von Schwarzweißnegativfilmen die Empfindlichkeiten sehr großzügig angeben. Meist liegt sie gut eine Blende unter den Angaben auf den Schachteln.

      Wer also prinzipiell dazu neigt seinen Filmen (in bestimmten Grenzen) mehr Licht zu geben kommt eventuell der tatsächlichen Filmempfindlichkeit nahe. So könnte die These von Thomas stimmen. Aber nur so. Wer es noch doller treibt, treibt mit dem Teufel den Belzebub aus.

  3. Ein Kernaspekt in Ansel Adams „The Negative“ ist ein Prozess, den er Visualisierung nennt. Dabei geht es darum schon vor der Aufnahme eine Vorstellung vom fertigen Bild zu haben. Also abzuschätzen, wie hell die Lichter werden, wie dunkel die Schatten und was in den Mitten landet. Und da hilft ungemein, den Dynamikumfang einer Szene mit einem Spotmeter zu beurteilen. Ob man das nun Zonensystem nennt oder nicht…

    Noch eine Anmerkung zu dichten Negativen: pauschal gesagt, ist ein dichtes Negative zwar besser als ein zu dünnes, aber es ist auch zu berücksichtigen, dass das Filmkorn mit Überbelichtung in den Highlights auch prominenter wird. Weiterhin nimmt durch Überbelichtung – vor allem gepaart mit Überentwicklung – der Umfang an Graustufen ab. Was der Author hier als „Rock’n’Roll“ bezeichnet.
    Was der Author hier beschreibt, ist meines Erachtens ein Weg einen bestimmten Look zu erzielen, aber kein allgemein gültiger Ansatz für SW Fotografie. Gerade SW Film ist ein sehr gutmütiges Medium – was aber nicht heißt, dass man mit dem Box-Kamera-Ansatz die besten Ergebnisse erzielt.

    Den oben gezeigten Spickzettel verstehe ich nicht ganz… Auf welche Blende beziehen sich die Belichtungszeiten?

      • Das hatte ich auch vermutet. Für die Nacht könnten die Werte bei viel Kunstlicht vielleicht hinkommen. Mit Sunny Sixteen würde ich die Belichtungszeiten für „Sunny, Cloudy und Shade“ eher Blende f/11-f/16 zuordnen (der Tri-X hat laut Author in XTOL eine Empfindlichkeit von ISO 800). Für mein Empfinden entsprechen diese Werte einer Überbelichtung von mindestens 5 Blenden bei den genannten Blenden.

    • Jo, da kann ich nur zustimmen. Der Autor des Artikels hat offensichtlich das Zonensystem, und auch manch anderes, nicht verstanden. Aber macht nichts, Film verzeiht viel und in der Dunkelkammer läßt sich alles mögliche retten. Ich zitiere sinngemäß Andreas Feininger, der sagte: Aus einem „guten“ Negativ kann man zwischen 30 und 40 verschiedene Bilder herausholen. Und die abgebildeten s/w-Fotos, nebenbei bemerkt, sind schön – besonders das mit dem Dalmatiner im Schneewald. Schöne Grüße!

  4. Die Aussage „Das Zonensystem ist tot“ ist viel zu absolut und vollkommen übertrieben.
    Wie auch David schon schreibt, ist die Methode des Autors funktional wenn man diesen/seinen Bildstil erreichen möchte.

    Seit ich analog fotografiere habe ich diverse Messungsmethoden versucht und erziele eben für meinen Stil mit dem Zonensystem&Spotmessung die besten Ergebnisse.

    Andere Fotografen schwören auf eine Lichtmessung und nicht auf die Reflektionsmessung und kommen auch zum Ziel.

    Letztendlich muss man vor dem Fotografieren wissen was man am Ende am Bild haben möchte, wie der Film auf Höhen und Tiefen reagiert und das im Zusammenspiel mit der Entwicklung.

    Hier eine absolute Aussage zu treffen ist in meinem Augen falsch

  5. danke für den sehr ausführlichen artikel…die nächste dunkelkammersession
    steht schon in den startlöchern … und die informationen werden gleich mit verarbeitet. dem resumee »bleibt hungrig« kann ich mich auch anschließen.
    gruss susanne

  6. Also zunächst meine Bewunderung, sich so ausführlich damit auseinander zu setzen. Chapeau

    Ich denke allerdings, dass -ausgenommen ein paar freaks- noch viel mehr tot ist.

    Dank raw und Lightroom

    • Ich glaube das da gar nichts tot ist.
      Ansel Adams System bedeutet im Kern, wie oben auch schon beschrieben, das man sich bei der Aufnahme mit Kontrast und der hellsten Stelle in der man noch Zeichnung haben möchte und der dunkelsten Stelle in der noch Zeichnung sein soll, auseinander setzt.

      Auch bei Digital ist dieser Prozess nicht von Nachteil.

      Der gravierende Unterschied von Negativ zu RAW ist,
      das RAW = DIA ist und belichtungstechnisch kein Negativ.

  7. Ich denke, der Autor hat Sinn und Zweck des Zonensystems nicht ganz verstanden.
    Es geht darum, möglichst gleichförmig negative zu erhalten und den Spielraum eben nicht auszunutzen, sondern jedesmal auf das Optimum zu kommen.

    Zu dem gibt es wohl moderne Literatur zum Thema, sehr gut ist zum Beispiel das Buch von Dr. Otto Beyer:

    https://www.amazon.de/BELICHTUNG-FILMENTWICKLUNG-Schwarz-Weiß-Fotografie-Otto-Beyer/dp/3735720080

  8. hello….
    als in der analogzeit sozialisierter lichtbildner (lehrzeit von 1963 bis 1967) und nunmehrig ausschließlich digial tätiger unruheständler behaupte ich:
    alles, was analog geht, geht digital auch.
    und ich gehe jede wette ein:
    aus einem konvolut von analogen bzw digitalen schwarzweißbildern wird NIEMAND die jeweiligen belichtungstechniken auseinanderhalten können.
    schwarzweiß analog ist zwar schon retro, haptisch naturgemäß anders, aber letztlich photographieromantik, vergleichbar mit dem wesensunterschied von damp- zu elektrolokomotive.
    erstaunlich, mit welchem elan kodak mit dem neuen, alten TRI X in die kurve geht; bald wird es einen hype hochelaborierter analogkameras geben.
    servus,
    werner aus der hochsteiermark

    • Haben sie den gsamten digitalen Workflow bis hin zum FineArt Inkjet-Printer zu Hause rumstehen und aktualisieren sie diesen Maschinenpark regelmäßig um gute Bilder zu machen?

      Beim Analogen Arbeiten stehen Geräte seit 40 Jahren unverändert herum, Objektive, Entwicklungsmaschine. Außer Wasser, Strom und Chemie brauchen sie nichts Besonderes. Ich finde das ist Elektro und Digital ist Dampfzeitalter, wenn man mal drüber nachdenkt.

  9. mit welcher Selbstsicherheit der Autor dieses Textes hier einen Unfug verbreitet, dass es wirklich weh tut, den geistigen Erguss bis zu Ende zu lesen. Offensichtlich hat der Auto selbst niemals Filme derart überbelichtet, entwickelt und dann selbige Negative zu Papier gebracht, sonst würde er all das hier nicht schreiben.

    1. Das Filmformat kann gar keinen Einfluss auf den Kontast haben, da im Werk grosse Rollen begossen werden, aus denen das jeweilige Fomat herausgeschnitten wird.

    2. Mit Änderern der Belichtung (von mir aus Überbelichtung) ändert sich nicht der Kontrast wie behauptet. Wie auch, der Kontrast wir vom Motiv vorgegeben und kan nur durch Belichtung UND Entwicklung verändert werden.

    3. Das Filmkorn kann nicht schwärzer als schwarz werden. Durch das Übertreiben der Belichtung werden die Schatten (welche dann schon zu Mitten werden – wie sinnvoll) mit Unnötigen Inormationen gefüllt, während die Höhen (Lichter) an Informationen verlieren. Film hat, wie alle andere Medien (Papier, Monitor) auch nur einen begrenzten Kontrastumfang. Durch die Überbelichtung, werden die oberen Zonen aus selbigen heraus ‚geschoben‘ und siind für immer verloren.

    Für den restlichen Unfug fehlt mir schlichtweg die Zeit.

    Bitte erst mal mit der Materie befassen, als solchen Schwachsinn zu verbreiten.

    In diesem Sinne!

    • Der Autor sprichz nivht über komtrast als abhängig vom Negativdormat, sonder vom Tonwertumfang. Und hat völlig recht damit. Mit der Emulsion hat das nichts zu tun, die ist für einen Film selbsbtverständlich identisch, unabhängig von der Konfektion. Einer der Gründe, warum ich SW nur mit 120er Rollfilm mache. Den er übrigens auf nennempfindlchkeit beleichtet.
      Ich habe noch nie Tri-X fünf Blenden überbelichtet, kann aber nicht glauben, dass mir das Ergebnis gefallen könnte

      • Hallo Frank,

        Tonwertumfang und Kontrast sind ein und das Selbe. Spricht: er Abstand zwischen zwischen schwarz und weiß. Großer Abstand, viele verschiedene Grautöne dazwischen (hoher Tonwertumfang = grosser Kontrast), kleiner Abstand, wenig verschiedene Grautöne dazwischen (kleiner Tonwertumfang = kleiner Kontrast).

    • Kontrast ist Kontrast und sonst nichts. Dann gibt es noch Kontrastumfang, aber auch der hat nichts mit Tonwerten zu tun. Er bezeichnet nur die hellste und dunkelste Zone eines Motivs.

    • beim analogen Blow Up ist abhalten und nachbelichten usus. Da werden auch ausgefressene Lichter noch einen Hauch Zeichnung erhalten, wenns der Kunde wünscht. Als Laborratte war man ja nicht bei der Aufnahme dabei und wird sich hüten, dem Kunde reinzureden. Beim Vergrößern müssen wir leider oft falsch belichtete Negative durch unser Kulturhandwerk ausbügeln.

    • Ja de Autor verbreitet stellenweiße Unfug in seinem Artikel. Aber sie genau so !

      Natürlich hat das Filmformat Einfluss auf das Kontrastverhalten. Jedem Profi ist das bekannt.

      Das offizielle Maß für die Gradation ist der Gammawert. Der Gammawert ist die Steigung des geraden Kurvenstücks (Gamma= Tang. Alpha). Je steiler die Gradationskurve, d.h., je höher der Gammawert, um so härter arbeitet das Material.
      Durch die Entwicklung kann die Gradation eines Aufnahmematerials in weiten Grenzen beeinflusst werden. Unterentwicklung bewirkt eine flachere Gradationskurve, während durch Überentwicklung ein höherer Gammawert erreicht wird.

      Man unterscheidet drei Arten des Kontrastes: den MAKRO- Kontrast, den LOKALEN -Kontrast und den MIKRO- Kontrast.

      Der Kontrast, den wir mit einem Densitometer messen oder der in den Kurven der Hersteller wiedergeben wird, ist der Makro-Kontrast.
      Er gibt den Kontrast in großen Flächen des Negativs wieder. Üblicherweise werden zur Messung hier 2,8mm² Fläche des Negativs herangezogen. Der Mikro-Kontrast wird über eine vielfach kleinere Fläche gemessen. Seine Kurve ist immer wesentlich steiler. Der Tonwertumfang in einem kleinen Bereich wird immer höher ausfallen als in einer größeren Fläche.
      DESHALB IST DIE FLÄCHE EINES MIKRO-KONTRASTES IN EINEM KLEINBILDNEGATIV SCHON EIN MAKRO-KONTRAST IN EINEM 18X24CM NEGATIV BEI DER GLEICHEN DETAILWIEDERGABE.

      Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Großformatnegative und –Bilder bessere Reproduktionen der Mikro-Details wiedergeben. Der Mikro-Kontrast kann wesentlich durch die Wahl des Entwicklers und durch die Bewegung während der Entwicklung beeinflusst werden.

  10. So ganz hab ich das nicht verstanden.
    „Ich benutze genau dieselbe Messmethode für Farb- wie für Schwarzweißfilm, die in zwei bis drei Blenden Überbelichtung resultiert.“

    Kann mir den Satz bitte wer erklaeren?

      • Der Belichtungsmesser schlägt ja das vor, was ihm anhand der eingestellten ISO vorgegeben ist.
        Ist die Nennempfindlichkeit des Films 400 und du stellst 200 an der Kamera ein, liefert der interne Belichtungsmesser die Werte für 200 ISO. Du simulierst quasi nur eine andere Filmempfindlichkeit.
        Zumal die angegebene Empfindlichkeit des Herstellers ja prinzipiell nur als Vorschlag zu sehen ist. HP5+ bspw. ist eher ein ISO 320 Film.

  11. Herrlich, wie immer die Leute verwirrt werden, das geht schon seit 100 Jahren so… Wie viele Schreiberlinge mit solchen Sprüchen schon Ihren Nachwuchs durchgefüttert haben: „auf die Lichter belichten“, „nein, auf die Schatten“, nein, auf die Mitteltöne und zwei Blenden zugeben“, „ich belichte auf Zone IV und stelle bei ISO die Hälfte ein“, „nichts geht über Spotmessung und Bestimmung des Kontrastumfangs“, „auf die Schatten belichten und auf die Lichter entwickeln“, das geht einfach auf keine Kuhhaut… :-)
    Die Sache ist ganz einfach: zu einer bestimmten Lichtmenge gehört eine bestimmte Entwicklungsintensität.
    War die Lichtmenge größer darf die Entwicklungsintensität geringer sein, und umgekehrt. Die Entwicklungsintensität bestimmt die Steilheit der Wiedergabekurve. Kontrastarme Motive will man meist aufsteilen, kontrastreiche komprimieren, um sie in den Wiedergabebereich des Filmmaterials zu pressen, ähnlich HDR.
    Ausgehend vom Motivkontrast bzw. der Gestaltungsabsicht legt man also die notwendige Entwicklungsintensität fest, und daraus wiederum ergibt sich die notwendige Lichtmenge.
    Die Lichtmenge ist immer das Resultat von Öffnung und Einwirkzeit, also immer ein Blenden-/Zeitpaar oder auch der Lichtwert. Nach welcher der eingangs erwähnten „magischen Methoden“ man die zum Motivkontrast, Gestaltungsabsicht und zur Entwicklungsintensität passende Lichtmenge ermittelt ist vollkommen irrelevant, solange sie stimmt. 1/250s f8 ist immer gleich, egal wie es ermittelt wurde. Warum wird das so selten verstanden?
    Und davon abgesehen hat der freundlichen Autor des obigen Artikels keine Ahnung vom Zonensystem :-)

  12. Der Autor legt hier eklatant sein umfassendes Unwissen über die technischen (sensitometrischen und densitometrischen) Grundlagen der schwarzweiß Fotografie offen. Offensichtliche Schwächen im Folgerungs- wie Argumentationsprozeß führen somit zu einer völlig irrigen Annahme über die Obsoledität des Zonensystems, ohne das der Autor die Zusammenhänge versteht.

    Letztendlich sind im die typischen Charakteristika der verschiedenen s/w File ebenso unbekannt, wie der Einfluß von Belichtung und kontrastangepasster Entwicklung auf die Tonwertwiedergabe und den Tonwertumfang.

    Folgerichtig, aber völlig falsch verstanden, ist zum Einen die Tatsache, das etwas dichtere Negative für die hybride Verarbeitung (Scan) vorteilhafter sind, wie zum Anderen, das aufgrund der Charakteristik des hier verwendeten Tri-X eine Überbelichtung und ggf leichte Überentwicklung (wobei ich bezweifle, das der Autor gezielt aufgrund Testreihen und densitometrischer Auswertung überentwickelt) durchaus gut verträgt. Die kollidiert nicht einmal mit dem Zonensystem, sondern korreliert viel eher damit. Dies setzt aber Kenntnisse über die individuellen Eigenschaften des Films in Verbindung mit dem entsprechenden Entwickler voraus. Der hier angeführte Tri-X hat einen sehr ausgleichenden Charakter, der schon früh (ab Zone 7 bis 8) zum Abflachen der Dichtekurve neigt.

    Letztendlich zeigt der Autor hier sein völliges fachlich-technisches Unverständnis zudem noch mit der Anmaßung, ein wissenschaftlich fundiertes Modell in Frage zu stellen. Dies wäre umso unnötiger, wenn der Autor einfach nur zufrieden mit seinen Ergebnissen wäre.

    • Es zeigt aber auch anhand der Vita des Autors, das grundlegendes Unverständnis für fachliche Materie in pseudokünstlerisch-pseudowissenschaftliche Rhetorik verpackt gern in solchen (Künstler-) Kreisen hofiert wird und solche ‚Künstler‘, trotz das sie der Definition von Goethe und Schiller niemals standhalten würden, ein bereitwilliges Forum vorfinden.

  13. Mir scheint, das der Autor einen wunden Punkt getroffen hat. Er hat so ziemlich alle gegen sich aufgebracht- positiv wie negativ. Er, wie fast alle anderen Kommentare halten an ihrer Belichtungsansicht fest und verteidigen sie- sei sie richtig oder falsch- gegen diesen aus ihrer Sicht „ketzerischen und von Unwissen getragenen Gedanken“.
    Ich finde es gut, das er diesen kontroversen Artikel geschrieben hat. Damit zeigt er, das auch in digitalen Zeiten, wo jeder das fotografieren zu beherrschen glaubt die Grundpfeiler jeder Photographie, die Ermittlung der bestmögliche Belichtung, noch immer Stoff für Diskussionen liefert. Sei es analog oder digital aufgenommen oder ausbelichtet.

    • Dieser Artikel und die darauf folgende Diskussion im Forum ist ein hervorragendes Beispiel von der Ignoranz und Besserwisserei der unterschiedlichen Strömungen in der SW-Fotografie.
      Letztendlich kommt es nur darauf an, dass ich den Film/Sensor so belichte, dass der Papierabzug/Ausdruck mit einem möglichst geringen Bearbeitungsaufwand zu produzieren ist. Ob die Realität, oder meine Interpretation des Originals dabei herauskommen, ist m.E. zweitrangig. Das Ergebnis muss mir gefallen.
      Ansel Adams hat das Zonensystem in Jahrzehnten für sich entwickelt, Edward Weston, August Sander und Millionen anderer Fotografen gingen oder gehen eigene Wege, haben aber eins gemeinsam: Sie waren/sind gute Fotografen.

      Werner aus Ostwestfalen

  14. Das Zonensystem ist tot, es lebe das zonensystem.
    Der Fehler ist, es mit Kleinbild zu wollen, was nur Mühsam wäre, dort kannst du das Zonensytem gerne begraben.
    Dein Artikel gefällt mir, grundsätzlich, da er mir aussagt das Du schöne fotos magst, statt schöne filmtests. Ganz pragmatisch gesagt 5 blenden sind ok wenn, a der film alt = 1 blende verlust, fehler kamera u. Beli, = 1 Blende, dann kommst du mit messung auf den schatten auf zone 3-4, also optimal. Zudem hast du 1-2 blenden Spielraum. So gesehen kannst du mit einem Kontrastumfang von ca. 10 blenden ein optimale negativ erhalten ohne dich um das eintesten nach zonensystem zu kümmern , (Womit du dann halt auch 15blenden motiv kontrast bewältigen könntest, aber wann ist das schon nötig?) und ohne in den schmierigen Durchhang der Dichtekurve zu fallen und in den Lichtern noch Reserven hast.
    Quintessenz ist, nicht deine Leica ist tot, weils eine Kleinbildkamera halt nicht wirklich geeignet ist für das Zonensystem, sondern das Zonensytem selbst ist tot! Jedenfalls für Dich. Vorteil ist, Du kannst mit deiner Leica und deiner Methode, die ich echt cool finde, ein quasi kastriertes Zonensystem nutzen, ( besser als tot, oder?) Und Du kannst fotografieren statt Filme testen. Wenn Du noch beachtest, ob dein Lieblingsbild auf dem Film mehr oder weniger als 6 blenden Motivkontrast hat, kannst du mit der Entwicklungszeit spielen, länger od kürzer, dieses Bild noch optimieren, ohne das dem Zufall zu überlassen.
    Eigentlich genial, denn wer hat schon pro Film mehr als Ein wirklich gutes Bild? Der Rest ist ja meist Schrott, den man opfern kann. Wichtig ist nur zu wissen, Welches Bild das denn ist und welchen Motivkontrast es hat!
    Das Anselsystem für Mittel u. Grossformat, dein Rock nRoll Sytem für Kleinbild. Gefällt mir :-)

  15. Defizäre Beschreibung ohne etwas konkret zu beschreiben. Eine „Belichtung“ setzt sich meiner Erfahrung aus Blende und Zeit zusammen, dass es letzter gibt und die einen „maßgeblichen“ 50%igen Anteil wird gnadenlos vergessen. Weder wird das Zonensystem hinreichend erklärt noch ergeht sich der Verfasser in brauchbaren Erklärungen. Eigenlich nur inhaltsloser Text.

  16. Das Zonensystem ist noch sehr lebendig. Es gibt für dieses zwei Autoren welche dieses zeitgleich veröffentlicht haben, zum einen Ansel Adams, zum anderen Fred Archer. Der Film als solches ist im Zusammenhang, mit dem Zonensystem das geringste Problem, das Papier ist das Problem. Der Film kann mehr Tonwerte abbilden als dies das Papier kann, und das ist bis heute so geblieben. Und genau das ist der Kern des Zonensystem an, es kümmert sich auch um die Entwicklung des Papier, und ist ein Prozess der nicht mit der Aufnahme endet. Wir leben in einer Zeit in der man einfach etwas für tot erklärt, nur weil man aufsehen erregen will. Doch schaut man sich die Bilder des Autor an, muss man sagen er hätte besser sein Handwerk mal gelernt.

  17. Blogartikel dazu: Urlaubsfotos in schwarzweiß - Monochrom lohnt sich - BreierBlog

  18. In der Medizin heißt es : „Wer heilt, hat recht!“ So sollte es auch in der Fotografie heißen: „Wer die besseren Fotos vorlegen kann, hat die bessere Technik!“

    Aber: ich vermisse auf der Webseite aussagekräftige Vegleichsfotos. Also das selbe Motiv mal mit der Methode des Autors aufgenommen und dann zum Vergleich nochmal sauber handwerklich nach den Zonensystem.

    Bei Farbnegativfilmen kommt noch etwas anderes dazu: Überbelichtung ergibt höhere Farbdichte im Negativ, was zu satteren Farben im Positiv führt.

    • Der Artikel hat ein simple und unschlagbare Quintessenz: Was nützen mir Schatten in denen Negativen (und nur um die ging es) keine Zeichnung mehr ist! So einfach ist das Ganze gemeint. Und damit sehr überzeugend. Es gibt zwar auch Aufnahmen in denen die Schatten egal sind (z.B Silhouetten), aber die beachtet der geneigte Fotograf dann auch entsprechend. Also belichten von S/W- und Colornegativmaterial auf die Schatten und meist ein Quäntchen Überbelichtung obendrauf und man hat hinterher Reserven. Wozu diese künstlich beschränken?
      Und neu ist das Ganze auch nicht. Schon immer belichtete man auf die Schatten und Positivmateriel auf die Lichter. Der Autor packt eben noch was drauf und nutzt den enormen Belichtungspielraum der modernen Matierialien damit auch viel besser aus (Muß ja nicht immer gleich 5 Blenden sein). Ergo, Es schadet nicht, sondern nützt nur.

  19. Na ja, Die Schwarweißfilme sind die gleichen wie in den 80ern. Plus-x; Tri-x, FP4, T-Max,……
    Das Zonensystem ist für analoge Fotografie immer noch der beste Weg ein optimales Negativ zu erhalten. 2 oder 3 Blenden überbelichten ist da nicht so genau………

  20. Ich denke, der Autor dieses Beitrags hat das Zonensystem entweder nicht verstanden oder möchte es nicht verstehen.

    Vorab: das Zonensystem ist nach den Aussagen von Adams und Archer eine Neuformulierung der Sensitometrie für den Praktiker. Nicht mehr und nicht weniger! Weder fotografische Ersatzreligion noch eine Art von schwarzweißem Glaubensbekenntnis. Nein, reines Handwerkszeug.

    Auch wenn viele praktizierende Zonenjünger es anders sehen, man kann auch ohne das Zonensystem zu hervorragenden Schwarzweißfotos gelagen. Unzählige Bilder belegen das.

    Was spricht dennoch für das Zonensystem? Es macht die Fotografie steuerbar – vorhersehbar. Wessen Ziel es ist bestimmte Bildideen zu Papier zu bringen hat im Zonensystem ein Werkszeug welches es ihm ermöglicht exakt zu planen in Hinsicht auf Tonwerte, Kontraste etc. Adams nennt diesen Teilaspekt – der in der Literatur meist unerwähnt bleibt oder nur am Rande sehr knapp angesprochen wird – VISUALISIERUNG. In meinen Augen den wichtigsten Teil des Zonensystems überhaupt; weit mehr als die Einteilung der Helligkeit in Zonen (das Ding mit den Römischen Ziffern) und die Sache mit der Filmentwicklung.

    Fazit (für mich): Ich möchte empfehlen, frei nach Otto Steinert, den Text mit dem berühmten «Scheißestempel» zusammenführen. Man kann das Zonensystem aus vielen (guten) Gründen ablehnen, es aber reißerisch für tot zu erklären ist wenig, hilfreich weil man dann die gesammten Physik und die Sensitometrie dahinter für unrichtig und nicht vorhanden erklärt.

    Eine sachlich neutrale Herangehensweise wäre ratsamer und würde entschieden zu mehr Klarheit führen.