Ich habe viel Zeit damit verbracht, zu überlegen, wie ich mein erstes Kind als Fotograf angemessen fotografieren kann. Natürlich werden viele Erinnerungen mit der Kamera dokumentiert, oft auch einfachheitshalber mit dem Handy, aber man hat ja nur zeitlich begrenzte Möglichkeiten, die ersten Jahre seines Kindes auf besondere Art und Weise festzuhalten.
Wenn ich an meine eigene Kindheit denke, habe ich immer bestimmte Bilder im Kopf. Ob es von der Rücksitzbank der Blick in die Unendlichkeit der Wolken ist oder die rote Feuerwehr, mit der ich jeden Tag stundenlang gespielt habe. Fast jeder von uns kann sich an solche Situationen oder Momente erinnern.
Wie toll es wäre, wenn mein Sohn all diese Momente selbst auf Film festhalten könnte. Nach dem Motto, alles ganz einfach zu halten und nicht alles zu verkomplizieren, habe ich überlegt, wie man das Ganze umsetzen kann. Die erste Einwegkamera wurde also kurze Zeit später gekauft und Zuhause getestet. Ich kann allen die Einwegkamera von DM ans Herz legen, da der Blitz für ein Kleinkind wesentlich leichter zu bedienen ist als bei den Einwegkameras von Rossmann oder Ilford.
Für meinen Sohn ist so eine Kamera nichts Neues, daher gab es auch keinerlei Berührungsängste. Die Kamera war von da an jeden Tag mit dabei. In diesem Moment ist mein Sohn 21 Monate alt und seine motorischen Fähigkeiten sind noch nicht so weit ausgebaut, dass er auf Anhieb durch den Sucher gucken und den Auslöser drücken kann.
Am Anfang haben ich und meine Freundin noch beim Einschalten des Blitzes und beim Spulen des Filmes geholfen. Es war schon witzig, zu sehen, wie mein Sohn mit der Kamera umgeht. Die ersten Fotos wurden locker aus der Hüfte geschossen und später dann von der Stirn aus. Vorn wurde mit hinten verwechselt und der Blitz wurde auch häufiger genutzt als eigentlich notwendig. Zwei Kameras wurden sogar auf Schwimmtauglichkeit geprüft.
Im Laufe der Zeit hat sich seine Technik aber stetig weiterentwickelt. Es entstanden weniger „Selfies“ und das Auge schaute ab und an auch mal durch den echten Sucher. Die Kamerabedienung ist inzwischen auch kein Problem mehr und ich muss ihn schon beim Fotografieren zurückhalten.
Ein zweijähriges Kind mit einer Kamera in der Hand sorgte natürlich auch für den einen oder anderen Lacher in der Fußgängerzone. Vielleicht gehört er zu den jüngsten Straßenfotografen, die momentan unterwegs sind. Ganz unbefangen und mit einer erfrischenden Perspektive.
Die Serie wurde in einem Zeitraum von einem Jahr aufgenommen und ist chronologisch sortiert. Wir werden das Projekt noch auf unbestimmte Zeit weiterführen. Vielleicht kann ich meinem Sohn dann, wenn er älter ist, seine Kindheitserinnerungen in Form eines Fotobandes überreichen.