13. Juli 2017 Lesezeit: ~10 Minuten

Bergfotografie: Ein Leitfaden zum Einstieg

Ich bin seit über zehn Jahren in den Bergen unterwegs und meine Kamera war stets mein treuer Begleiter. Ich habe sie bei jeder meiner Bergtouren mit dabei gehabt. Mit diesem Leitfaden möchte ich gern meine Erfahrung in der Bergfotografie mit Euch teilen und Euch meine Tipps für gelungene Bergfotos vorstellen.

Fotografische Grundkenntnisse

Zwar sind die Automatikmodi moderner Digitalkameras wirklich schon sehr ausgereift, aber dennoch werdet Ihr ohne ein solides Wissen in der Fotografie ein Bergfoto nie so hinbekommen wie Ihr es möchtet. Eine Sprache spricht man ja auch nicht ohne Vokabeln und so ähnlich verhält es sich mit den kreativen Werkzeugen der Fotografie: Blende, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit. Ich werde diese Werkzeuge hier nicht erklären, aber es gibt zahlreiche grundlegende Bücher für Anfänger*innen und auch im Internet findet Ihr eine Vielzahl verschiedener Quellen, die Euch den Einstieg erleichtern.

Das Spiel mit diesen Elementen solltet Ihr beherrschen, denn nur so könnt Ihr die volle Kreativität in der Bergfotografie ausleben. Ebenso solltet Ihr Eure Kamera in- und auswendig beherrschen. Oft bieten sich stimmungsvolle Motive am Berg nur für eine sehr kurze Zeit, daher wäre es schade, wenn Ihr solche Momente nicht einfangen könnt, weil Ihr nicht in der Lage seid, Eure Kamera schnell genug zu bedienen.

Typischerweise wird in der Bergfotografie wie in der Landschaftsfotografie eher mit kleinen Blenden fotografiert, um eine große Schärfentiefe zu erzielen und die gesamte Berglandschaft möglichst scharf darzustellen.

Bergpanorama

Teleaufnahme (130mm) der Ortlergruppe

Die richtige Ausrüstung für Bergfotografie

Über dieses Thema könnte ich Bände schreiben und ich denke, jede*r hat hier andere Präferenzen. Gerade in der Bergfotografie spielt Kompaktheit meiner Meinung nach eine wichtige Rolle, denn niemand möchte auf einer langen oder kräfteraubenden Bergtour schweres Equipment mitschleppen.

Bergfotografie heißt aber nicht unbedingt, dass man immer auf einen Gipfel steigen muss, sondern man kann auch von bestimmten Orten, die in einem nicht allzu langen Zustieg erreichbar sind, tolle und stimmungsvolle Fotos machen. Hier kann man dann auch etwas schwereres Equipment sowie mehrere Objektive und ein Stativ mitnehmen. Es muss nicht die teuerste Ausrüstung sein. Kauft Euch eine solide Kamera, es kann auch ruhig ein Vorgängermodell sein, sofern es alle wichtigen Funktionen bietet.

Das sind meiner Meinung nach:

  • Gute Bildqualität (Kompaktkamera mit einem 1-Zoll-Sensor oder eine Systemkamera mit einem APS-C- oder Vollformat-Sensor)
  • Guter Brennweitenbereich (24–70 mm bei einer Kompaktkamera, bei Systemen mit Wechselobjektiven ist man natürlich flexibel, hier würde ich einen Brennweitenbereich von 12–200 mm abdecken)
  • Möglichkeit, im Rohdatenformat zu fotografieren
  • Kompaktheit und möglichst geringes Gewicht
  • Gute Bedienbarkeit

Eine Bergspitze spiegelt sich in einem See

Ich selbst fotografiere in der Landschaftsfotografie ausschließlich mit Systemkameras oder mit einer guten Kompaktkamera. Ich habe mich für Geräte aus dem Hause Sony entschieden, die mich aufgrund ihrer hervorragenden Bildqualität überzeugt haben. Mein Empfehlungen sind die Sony DSC-RX 100 (Mark I–IV) als kompaktes Leichtgewicht für die Hosentasche, die Systemkamera Sony Alpha 6000 als flexibler Alleskönner und die Systemkamera Sony Alpha 7 (Mark I oder II) als professionelles Equipment, die mit guten Objektiven schon einiges kostet.

Es gibt natürlich noch zusätzliches Equipment, das in der Bergfotografie Sinn macht. Ein leichtes Reisestativ erweitert Eure fotografischen Möglichkeiten, kann aber aufgrund des Gewichts nicht auf jede Tour mitgenommen werden. Ebenso verwende ich gelegentlich einen Graufilter für Langzeitbelichtungen und einen Nodalpunktadapter für die Panoramafotografie.

Bildgestaltung

Die Bildgestaltung ist eines der wichtigsten Elemente in der Fotografie. Mit ihr entscheidet sich, ob das Bild einfach nur okay oder atemberaubend wird. Der Positionierung Eures Motives im Bild solltet Ihr große Beachtung schenken. Es bietet sich oft an, Bergmotive in die Mitte des Fotos zu platzieren. Dennoch könnt Ihr mit der Anordnung des Hauptmotivs experimentieren.

Verwendet die sogenannte Drittelregel zur Positionierung interessanter Objekte. Teilt den Bildschirm Eurer Kompaktkamera oder den Sucher Eurer Systemkamera gedanklich mit jeweils zwei horizontal und vertikal verlaufenden Linien. Es entstehen dadurch jeweils neun gleich große Bereiche. Bei vielen Kameras lässt sich dieses Raster tatsächlich am Bildschirm einblenden (…im Handbuch der Kamera nachsehen).

Der Himmel sollte beispielsweise nicht mehr als ein Drittel des Bildes einnehmen. Verfahrt ebenso mit dem Vordergrund und den Bereichen in der Mitte des Bildes. Setzt das Hauptmotiv (wie die Hütte im Bild) in die Schnittpunkte der horizontalen und vertikalen Linien. Ihr werdet sehen, wie harmonisch solche Fotos wirken.

Eine Berghütte

Die Drittelregel in der Bergfotografie

Um die räumliche Tiefe auf Eurem Foto zu verstärken, könnt Ihr außerdem Bezugspunkte (wie den Weg rechts unten auf dem Bild) einbauen. Fast jede Berglandschaft bietet bei genauerem Hinsehen solche Objekte (zum Beispiel: Hütten, Stoanerne Mandln oder Wegkreuzungen). Dadurch könnt Ihr Größenverhältnisse im Bild darstellen und Berglandschaften wirken so einfach wuchtiger!

Ein Wanderweg in den Bergen

Wanderer und Wanderweg als Bezugspunkt

Ebenso können Bereiche mit unterschiedlichen Helligkeiten und Farbtönen, die gekonnt in den unterschiedlichen Bereichen des Bildes platziert werden, die Weitläufigkeit einer Landschaft verstärken und so stimmungsvolle Bergfotos entstehen lassen.

Ein Berg

Eiger-Mönch-Jungfrau: Räumliche Tiefe durch Kontraste

Das Spiel mit den Lichtstimmungen am Berg

Der Grund, warum ich so gern in den Bergen fotografiere, ist, dass sich bei jedem Wetter und bei jeder Lichtstimmung unglaubliche Motive bieten. Sonnenauf- und -untergänge erzeugen in den Bergen wunderschöne Lichtspiele. Das warme Licht am späten Nachmittag eignet sich besonders gut für harmonische Bergpanoramen. Schlechtwetter mit bedrohlichen Wolken gibt markanten Gipfeln Dramatik. An bewölkten Tagen wirkt diffuses Licht besonders gut für Portraitaufnahmen. Nebel umhüllt Motive mit etwas Geheimnisvollem.

Ein schneebedeckter Gipfel

Dramatische Wolkenstimmung an der Königspitze

Eine Berspitze in der Morgensonne

Dasselbe Motiv im ersten Morgenlicht: sanft und ruhig

Das RAW-Format

Fotografiert immer im RAW-Format! Das Rohdatenformat Eurer Kamera wird digital so gut wie gar nicht bearbeitet. Euch stehen in der digitalen Bildbearbeitung am Computer später alle Möglichkeiten zur Verfügung. Ihr könnt aus einem Foto, das im RAW-Format geschossen wurde, viel mehr herausholen als aus dem JPEG-Format. Ebenso lassen sich kleinere Fehler (zum Beispiel leichte Über- oder Unterbelichtung), die während der Aufnahme passieren, durch die RAW-Bearbeitung kompensieren.

Verwendet eine Kamera, die das RAW-Format unterstützt und kauft Euch eine große Speicherkarte für die Kamera und einige mobile Festplatten für den PC oder MAC, denn RAW-Daten benötigen viel Speicherplatz.

Bergpanorama

Schwarzweiß-Bildbearbeitung in Lightroom – in dieser Qualität nur im RAW-Format möglich

Bergpanoramen

Ich bin ein großer Fan von Bergpanoramen. Weitläufige Berglandschaften sind geradezu prädestiniert für solche Aufnahmen. Ich mache während meiner Bergtouren zahlreiche Panoramafotos und verwende dazu meist eine starke Weitwinkel-Einstellung und entweder den manuellen oder den Zeitautomatikmodus. Wichtig ist, dass alle Einzelbilder eines Panoramabildes gleich belichtet werden und mit derselben Blende (am besten f/8–11) geschossen werden, sonst entstehen beim Zusammensetzen der Fotos hellere oder dunklere Farbflecken im Bild, die gerade im Bereich des Himmels sehr störend wirken.

Für das Zusammensetzen der Fotos zu einem Panoramabild gibt es zahlreiche Programme. Ich verwende in der Regel Adobe Lightroom CC. In der aktuellen Version gibt es eine Funktion, in der ein Panorama im RAW-Format direkt in Lightroom entsteht, so müsst Ihr das Bild während des Zusammensetzen nicht in ein anderes Dateiformat umwandeln und verliert entsprechend keine Bildqualität.

Schneebedecktes Bergpanorama

Aus 13 Einzelfotos in Lightroom zusammengesetztes Bergpanorama der Schladminger Tauern

Was ich auch sehr gern mache, ist, die Gipfel eines weitläufigen Bergpanoramas zu beschriften. Mit Photoshop erhält man dabei wirklich tolle Ergebnisse. Hier ist ein Beispiel von einem beschrifteten Bergpanorama der Glocknergruppe, das ich vom Gipfel des Hohen Sonnblick am frühen Morgen aufgenommen habe. Eine genau Anleitung speziell dazu findet Ihr in meinem Blog.

Bergpanorama mit Beschriftung

Bergwelten um den Großglockner mit beschrifteten Gipfeln

Tele am Berg

Obwohl Teleobjektive manchmal groß und sperrig sind, habe ich meist eines dabei, außer ich mache eine wirklich lange und schwierige Tour. Mit einem Teleobjektiv hat man am Berg einfach zusätzliche fotografische Möglichkeiten. Ihr könnt beispielsweise weit entfernte Gipfel abbilden oder auch Details von näher gelegenen Zielen (einen Kletterer in der Wand oder einen Paragleiter) fotografieren.

Hier sind ein paar Fotos, die ich ohne mein Tele niemals hätte machen können. Es muss ja nicht unbedingt das teuerste und lichtstärkste Objektiv sein, denn gerade diese haben oft ein recht hohes Gewicht. Kauft Euch ein solides Objektiv und habt es immer dabei, wenn es Euch möglich ist!

Paragleiter an einem Berghang

Paragleiter an der Eiger-Nordwand, unmöglich ohne Teleobjektiv

Digitale Bildbearbeitung

Bei der modernen Digitalfotografie entstehen in der Kamera Rohdaten, die Ihr dann mit speziellen Programmen digital nachbearbeitet. Ich kann wirklich empfehlen, dafür Adobe Lightroom und Adobe Photoshop zu verwenden. 90 % der Arbeit findet in Lightroom statt, wo auch die Fotos am Computer organisiert werden. Das Programm ist wirklich sehr mächtig und holt viel aus den RAW-Daten heraus.

Es ist meiner Meinung nach auch nicht schwierig zu erlernen, wenn man sich anfangs ein wenig Zeit nimmt. Es gibt unzählige Youtube-Tutorials für Lightroom. In der neuesten Version gibt es auch eine wirklich brauchbare Panorama- und HDR-Funktion, die ich sehr gern verwende.

Photoshop verwende ich ergänzend! Für einen nicht allzu hohen monatlichen Beitrag von knapp 12 € kann man die Adobe Creative Cloud abonnieren und hat eigentlich schon alles, was man braucht. Übertreibt es mit der Bildbearbeitung nicht, es sollen keine unnatürlichen Berglandschaften mit übersättigten Farben und Kontrasten entstehen!

Mehr Tipps und Tricks rund um die Outdoor- und Bergfotografie findet Ihr in meinem Blog, wo ich regelmäßig über diese Themen schreibe.

Ähnliche Artikel