04. Mai 2017 Lesezeit: ~4 Minuten

Digitale Fotogramme von Clayton Bastiani

Experimentieren und Lernen haben schon immer eine Schlüsselrolle in meiner Arbeit gespielt und ich fühle mich glücklich, die Fotografie erlernt zu haben, bevor die Welt digital wurde. Meine Freizeit im Alter zwischen 16 und 25 Jahren habe ich in dunklen Räumen, umgeben von den Gerüchen der fotografischen Chemikalien, verbracht und beobachtet, wie sich Bilder langsam unter dem roten Licht entwickelten.

Während dieser Dunkelkammerjahre erkundete ich die traditionelle Fotografie, begann aber auch, Bilder ohne Kamera zu entdecken. Ich versuchte mich in Fotogrammen, bei denen Objekte direkt auf das Fotopapier gelegt werden. Und wann immer ich die Entwicklung eines Films verhauen hatte, nahm ich einen Kompass, kratzte in der glatten Oberfläche herum, legte das Ergebnis in den Vergrößerer und druckte diese Bilder, als wenn es traditionelle Negative wären.

Ein Blatt in einer GlasvaseEin Blumensamen balanciert auf einem Stein

Diese Experimente warfen Fragen auf. Wenn ich das Konzept der Kamera ignorierte, was hatte ich dann in meinen Händen? Im Grunde nur ein Stück Plastik mit Tönen von schwarz bis transparent. Ich fing an, weiter zu erforschen und begann, meine eigenen Dias und Negative zu machen. Ich brach 35-mm-Dia-Rahmen auf und füllte sie mit klarem Klebeband, Leimtropfen, Zeitungsschnipseln, Kunststoff … allem, was etwas transparent oder durchsichtig war.

Ich war nie sehr gut, wenn es um Drucke in Farbe ging, weshalb ich bei Experimenten in Farbe zu meinem lokalen Foto-Laden ging und erklärte, dass ich die Dias gedruckt haben möchte und die Maschinen eingestellt werden sollten, als wären es traditionelle Farb-Dias oder Negative.

Meine Schwarzweiß-Dunkelkammer wurde weggepackt, als ich den Sprung in die digitale Fotografie machte. Ich kaufte mir einen Computer, einen Drucker und einen Scanner. Obwohl der Scanner ein ganz einfaches Modell war, hatte er eine Funktion zum Scannen von 35-mm-Dias und -Negativen. Ich realisierte, dass ich damit einen Vergrößerer hatte, mit dem ich auch bei Tageslicht arbeiten konnte und der zudem kaum Platz wegnahm. Ich hatte schon eine Weile nicht mehr experimentiert, begann es wieder mit meinen 35-mm-Dias und ließ dieses Mal den Scanner im Glauben, es handele sich um traditionelle Fotografien.

Eine Folie mit 35-mm-Maßen zu erstellen, kann schwierig und restriktiv sein, weshalb ich mir, als die Scanner immer besser wurden und größere Negative verarbeiten konnten, einen Epson 4870 Photo kaufte. Mit diesem Scanner wollte ich mit größeren Formaten arbeiten. Da ich keine Negativführungsrahmen mehr nutzte, konnte ich den gesamten Vergrößerungsbereich verwenden und mit allen möglichen Objekten arbeiten. Auch nach all den Jahren nutze ich noch diesen Scanner.

Samen und eine Eizelle

Im Laufe der Zeit arbeitete ich mit verschiedensten Objekten und hatte dabei einiges zu lernen. Zum Beispiel, dass raue Oberflächen das Glas zerkratzen und ich nun darum herum arbeiten muss oder dass Bläschen leider nicht lang genug stabil bleiben, um ein scharfes Bild zu erhalten. Technisch versuche ich, jedes Fotogramm irgendwo zwischen 50 und 300 MB zu scannen. Das gibt mir die Flexibilität, sie später noch zuzuschneiden und zu verkleinern, wenn ich möchte. In der Bearbeitung mache ich nur grundlegende Änderungen am Histogramm.

Seit einiger Zeit sind meine digitalen Fotogramme (ich nenne sie so in Ermangelung eines besseren Namens) ganz klinisch und präzise. Stillleben, ähnlich wie Röntgenbilder, schön in ihrer Einfachheit und Kompliziertheit. Ich werde aber bei meiner fotografischen Arbeit weiter mit den Möglichkeiten spielen, Composings herstellen und verschiedene Nachbearbeitungsoptionen ausprobieren.

Eine Spinne klettert in GlasbehälterEine Spinne an einer Glühbirne

Meine jüngsten Fotogramme sind als laufende Serie unter dem Titel „Collections“ gesammelt und beinhalten meine kleine Sammlungen von Dingen. Eine seltsame Sammlung der weggeworfenen, kaputten und übersehenen Dinge. Es ist ein winziges Museum von der Naturgeschichte bis zur Verpackung, ausgewählt durch ihre oft leicht durchsichtige und transparente Qualität und ihre damit verbundene Fähigkeit, zu Fotogrammen zu werden.

Diese Dinge bringe ich in Photoshop zusammen und mit derselben Nachbearbeitung, die meinen normalen Fotografien zuteilwerden, erlaube ich ihnen, miteinander zu interagieren, bis abstrakte Geschichten anfangen, sich selbst zu präsentieren. Durch Versuch und Irrtum und etwas Geschichtenerzählen existieren sie nun auf eine neue Art und Weise.

Dieser Artikel wurde für Euch von Katja Kemnitz vom Englischen ins Deutsche übersetzt.

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