Wie soll Kinderfotografie heute sein?
Jedes Mal, wenn ich in Fotogruppen oder -foren so einen „Hilferuf“ von Kolleg*innen lese: „Wie bringe ich die Kinder dazu, zu machen, was ich will?“ oder „Das Kind hat nicht gemacht, was ich wollte und jetzt sind die Bilder nicht gut“. Jedes Mal, wenn die Leute in Begeisterungsstürme ausbrechen, weil sie Bilder sehen von „hingesetzten Kindern“, die in die Kamera gucken vor tollen Sets. Und deren Gesichter, deren Körperhaltung, deren Mimik keinerlei Rückschlüsse zulässt auf das Wesen der Kinder. In jedem dieser Momente frage ich mich: Hey, ist das unsere Aufgabe als Kinderfotograf*in?
Ist das unsere Zielsetzung? Ein Kind abzubilden ohne Hinweis darauf, wie und wer das Kind ist? Ist das wirklich unser Job? Kinder mit von uns vorgegebener Mimik zu fotografieren? Und sie damit eigentlich komplett austauschbar zu machen? Für mich kann ich das klar beantworten mit: nein. Meine Arbeit, meinen Job, den sehe ich anders. Ich sehe meine Aufgabe darin, den Menschen zu zeigen. Und nicht die Wunschvorstellung, die jemand von dessen Gesichtsausdruck hat. Wenn mir ein Mensch so lieb, so wertvoll ist, dass ich Fotos von ihm haben möchte, dann sollte das Foto doch diesen Menschen zeigen.
Die Zeit bleibt doch nicht stehen. Was heute mein Kind ist, ist in einigen Jahren ein Erwachsener. Und dann möchte man Erinnerungen haben. Und wie soll ein aufgesetztes, ein unechtes Bild eine Erinnerung hervorrufen? Wie soll ich in einem aufgesetzten Bild das Kind wiedererkennen, das es einmal war?
Wenn ich mir frühere Bilder meiner Kinder anschaue (ja, auch ich habe die Kindergarten- und Schulbilder gekauft, das ist einfach eine psychologische Sache), dann sehe ich die Gesichter meiner Kinder, aber ich sehe nicht, was meine Kinder zu dieser Zeit ausgemacht hat. Nicht ihre typischen Gesichtsausdrücke, nicht die Merkmale, die man im Alltag tausend Mal gesehen hat und doch Gefahr läuft, sie in eine hintere Ecke des Unterbewusstseins zu verdrängen.
Wenn die Kinder groß sind, werden sie sich in Verhalten und Ausdruck der Gesellschaft anpassen. Sie werden lernen, sich und ihre Emotionen zu kontrollieren. Eine Maske tragen, um im Leben bestehen zu können. Sie werden lernen, nicht immer zu lachen, wann ihnen danach ist. Werden lernen, Verzweiflung, Frust, aber auch Spaß zu verstecken, wenn es gerade nicht „in die Situation“ passt. Einen Großteil des Tages werden sie Masken tragen, die sie kompatibel machen mit der Arbeitswelt, dem sozialen Umfeld. Warum muss man ihnen diese Masken jetzt schon anziehen? Für Fotos?
Wenn Fotos Erinnerungen sein wollen, dann ist das für mich falsch. Einfach völlig falsch. Es macht für mich keinen Sinn. Für mich besteht der Sinn darin, die typischen Merkmale eines Kindes zu erfassen, sie unvergessen zu machen. Authentisch – das ist, was Kinderfotografie, Familienfotografie für mich ausmacht. Die Menschen und ihre Beziehung zueinander festzuhalten. Das sind Erinnerungen.
Und jetzt höre ich auch schon die Stimmen der Gegner*innen. Die, die sagen: „So ein Quatsch, solche Bilder können die Eltern auch selbst machen.“ Blödsinn! Natürlich können Eltern Bilder selbst machen. Aber nein, jemand, der keine Ahnung vom Fotografieren hat, kann nicht solche Bilder mit dem Punkt aufs Wesentliche und in der Qualität selbst machen.
Wer so fotografiert, weiß, dass das eine Kunst ist, die gelernt sein muss. Die ein gutes Gespür für den Menschen und Feingefühl verlangt. Die voraussetzt, dass man als Fotograf*in eine Natürlichkeit schafft, die durch die eigene Anwesenheit nicht gestört wird.
Und nein, es ist wirklich nicht einfacher, als ein Kind hinzusetzen ins richtige Licht und zu sagen: „Du musst jetzt lächeln.“ Ich habe eine Leidenschaft, einen Antrieb, einen Anspruch an meine Arbeit und mich selbst, den ich erfüllen möchte. Den Anspruch, die Kinder so zu zeigen, dass die Eltern dann sagen: „Oh ja, das war ein absolut typischer Moment“ oder „genau so hat mein Kind immer geschaut“. Und deswegen gehe ich den „unbequemen Weg“.
Ich nehme den Menschen wie er ist und bringe ihn nicht dazu, sich zu verstellen. Ich lebe damit, dass die Kinder nicht im schönen Licht stehen bleiben, sondern rumlaufen, echt und ungestellt bleiben und miteinander agieren. Ich lebe damit, dass sie aus der Sonne in den Schatten rennen, ohne mich vorher zu fragen und ich meine Technik entsprechend im Griff haben muss. Und auch damit, dass sie sich in ihrem Zuhause dort hinsetzen, wo es ihnen gerade gefällt und nicht dort, wo ich das perfekte Seitenlicht habe.
Ich nehme in Kauf, dass ich mich bei jedem Termin komplett auf den anderen Menschen einstellen muss. Mit Feingefühl. Mit Interesse. Und Zeit. Mein Job ist, daraus tolle Bilder zu machen. Ich lebe damit, vorher nicht zu wissen, wie genau meine Bilder aussehen werden. Denn jede Familie ist anders.
Was ich aber genau weiß, ist, dass sie echt sein werden. Dass die Familien sich und ihre Kinder wiedererkennen. Dass ihnen manche Sachen gar durch die Bilder erst bewusst werden. Das ist mein Weg. Wer sagt, das wäre der einfache Weg (Lieblingsbemerkung zum Thema: „Das sind ja nur Schnappschüsse, die man da macht“), der ist ihn noch nicht gegangen.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass viel mehr diesen Weg gehen werden. Weil ich glaube, dass der Wert dieser Bilder in einigen Jahren für die Familien immens sein wird. Auch wenn sie das heute noch nicht wissen. Meine Kinder sind schon etwas größer. Wir Eltern sind nicht mehr „ihr Universum“, das alleinige Zentrum ihres Lebens. Sie werden größer, gehen ihren Weg und mit jedem Tag werden die Erinnerungen an das „Früher“ kostbarer.
Mir ist bewusst, dass nicht jeder meine Ansicht, meine Auffassung von guten Bildern teilt und es natürlich genug Familien gibt, die diese Art von Fotos haben wollen, die ich nicht anbiete und liefere. Was ich mir aber wünsche, ist, dass sich der Blick der Eltern da ein bisschen wandelt. Und damit auch der Wunsch, der Anspruch der Eltern.
Ich denke, dass viele die inszenierten Bilder gar nicht hinterfragen, weil sie nicht unbedingt wissen, dass es auch anders geht. Das man auch authentische und trotzdem hochwertige Bilder haben kann, weit entfernt von Schnappschüssen oder Bildern, die jeder selbst machen kann. Nicht alle natürlich. Es wird auch genug geben, die beides kennen und trotzdem die inszenierten Bilder möchten.
Aber ich möchte für mich einfach erreichen, dass die Leute über das Thema nachdenken und sich damit beschäftigen. Welche Bilder sie möchten und warum. Wie sie sich dann entscheiden, liegt nicht in meiner Hand und das ist auch richtig so. Aber wenn ich es schaffe, dass darüber nachgedacht wird, habe ich schon viel erreicht für mich.
Letztlich gibt es auch im Bereich der authentischen Familienfotografie Unterschiede, die den verschiedenen Geschmäckern entgegenkommen. Ich denke nicht, dass die Eltern und Familien den Wert der authentischen Fotografie nicht erkennen oder es nicht genug Interesse gibt. Ich glaube viel mehr, dass die Eltern die Möglichkeiten nicht kennen, weil diese Art der Fotografie in Deutschland einfach noch nicht so bekannt ist.
Ich bin in meiner Fotografie fokussiert auf die Emotionen – gleich welcher Art. Auf die einzelne Person in der Szene, die Beziehung und Merkmale des Miteinanders und die Details. Mir sind Details unglaublich wichtig. Um es mit den Worten einer großartigen, in Deutschland lebenden, aber aus den USA stammenden Kollegin zu sagen: Up close and personal.
Die Blicke, die Kinder ihren Eltern zuwerfen in den verschiedensten Situationen; das kleine Händchen, das nach der großen Hand greift; ein Kinderarm um Mamas oder Papas Hals gelegt; ein Lichtstrahl in den Kinderlöckchen – das alles sind unfassbar wertvolle Momentaufnahmen, die mitten ins Herz treffen können.
Ein Kinderlachen aus tiefster Seele oder auch die Skepsis, die nur Kinder so beeindruckend zeigen können – das ist Kindheit und Familie, das möchte ich zeigen. Dann gibt es Kolleg*innen, die zum Beispiel nach dem Vorbild von Kirsten Lewis arbeiten und Familien mehrere Stunden begleiten, um Momente des Alltags zu dokumentieren.
Ein Merkmal dabei ist, dass die Fotograf*innen viel von der Gesamtszene zeigen, um den Betrachter*innen den Kontext der Situation zu zeigen. Also gibt es in der dokumentarischen Familienfotografie auch Angebote in verschiedene Richtungen. Die Gemeinsamkeit ist jedoch die Authentizität der Familie, der Emotionen, der Szene.
Ich wünsche mir sehr, dass es viele Eltern und Familien geben wird, die sich dafür entscheiden, ihren Kindern in einigen Jahren dieses unglaublich wertvolle Geschenk, die Entwicklung des Kindes zum Erwachsenen, die Geschichte ihrer Kindheit, die Bilder, in denen sie sich selbst erkennen und die Situation nochmal erleben können, in die Hand zu geben.
Der Artikel erschien erstmals im Online-Magazin Klick.Kind – ein Magazin zum Thema Familienfotografie. Wir veröffentlichen ihn mit freundlicher Genehmigung. Das Magazin Klick.Kind möchte Eltern Informationen und Inspiration liefern und Fotograf*innen eine Plattform zur Selbstdarstellung bieten. Artikel mit Fotografie-Tipps sollen Eltern helfen, emotionale Fotos ihrer Familien zu machen. DIY-Bastel-Tipps sollen den Leser*innen zeigen, wie sie ihre Fotos präsentieren, verbasteln und verschenken können. Zudem gibt es Interviews mit Fotograf*innen, Grafiker*innen und vielen anderen kreativen Menschen.
Ein schönes und leidenschaftliches Playdoyer, bei dem ich voll mitgegangen bin. Danke!
Vor 17 Jahren war die Geburt unseres ersten Kindes überhaupt der Anlass, mich (wieder) intensiver mit der Fotografie zu beschäftigen und mir eine gute Kamera zu kaufen, mit der ich auf kindlicher Augenhöhe zwischen Bauklötzen und Playmobilfiguren versucht habe, von dieser unglaublich flüchtigen Zeit des Heranwachsens einige Momente festzuhalten. Wenn ich diese Bilder heute betrachte, zaubern sie mir ein – von außen gesehen – womöglich ziemlich debil wirkendes Dauerlächeln aufs Gesicht. Da ist nichts gestellt, nichts „falsch“.
Ich erlebe in meinem Bekanntenkreis aber auch Leute, die nicht wissen, wie sie selbst solche Fotos machen können. Auf deren Fotos die Sprösslinge immer gerade dann aus dem Bild kippen oder den Kopf drehen, wenn der Auslöser gedrückt wurde. Von daher habe ich manchmal auch Verständnis für deren Wunsch, einmal wenigstens „gute“ Fotos von ihrem Nachwuchs zu haben, auf denen man das Gesicht – und zwar von vorne – auch erkennt ;-)
Ein anderer Punkt ist ein eher ikonographischer: ich glaube, es gibt kollektive Bilder, Ikonen, die viele von Kindsein, Babysein usw. im Kopf haben und die die oft chaotische, stressige, unaufgeräumte Wirklichkeit mit einem Kleinkind irgendwie ins Überirdische transzendieren. Dann entstehen im Rückgriff darauf Fotos, die Kinder in einen unwirklichen Babyhimmel beamen, vor Hintergrund auf rosa oder hellblauer Decke sitzend wie die kleine Ausgabe vom Engel Aloysius auf seiner Wolke: Kindheit, Kindsein als Sehnsuchtsort, enthoben von Zeit und Wirklichkeit…
Ich mag solche Bilder nicht, auch da bin ich ganz bei der Autorin. Sie haben mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Sie sagen aber sehr viel über unsere Sehnsüchte aus.
Sehr geehrte Frau Richartz,
sehr schön geschrieben und auf den Punkt gebracht. Authentizität und der Versuch denjenigen vor der Kamera in meinen Fotos so einzufangen, dass er sich auch selber wieder erkennt, ist auch mein Credo. Und das ist nicht so einfach. Denn die agierenden Personen, vor und hinter der Kamera gehen eine Beziehung ein, jeder muss ein wenig von sich preisgeben, sich öffnen sozusagen und wie im realen Leben habe ich feststellen müssen, entweder es funktioniert oder eben nicht. und das ist es was Sie anprechen, der Mensch verschliesst sich im Laufe des Heranwachsens immer mehr, um seine Verletzlichkeit, seine Seele oder sein ICH, zu schützen. Und umso schöner ist es dann vielleicht später einmal solche Fotos, wie Sie sie versuchen zu machen, in den Händen zu halten um sich zu erinnern.
Wünsche weiterhin viel Erfolg.
Grüße.
Jens Oertel
Vielen Dank, auch Sie bringen es auf den Punkt. Tatsächlich ist es so, dass man sich bei dieser Art der Fotografie sehr viel mehr auf den anderen Menschen einlassen muss, allein um ihn zu „erkennen“.
Gerade deswegen finde ich es so schade, dass unsere Art der Fotografie so oft als Zufallsprodukt, als Schnappschussfotografie angesehen wird.
Ich wünsche Ihnen auch viel Erfolg weiterhin, ich glaube fest daran, dass sich irgendwann ein Wandel einstellt und der Wunsch nach dem Echten größer sein wird als das Aufrechterhalten der strahlenden Fassaden.
Vielen Dank für dieses leidenschaftliche Plädoyer. Der Kindergarten ist ein Ort des Spielens, des Lernens und ein Wohlfühlort für die Kinder. Dieses in den Bildern festzuhalten ist eine große Herausforderung an den Fotografen. Wörter wie Sollen und Müssen sind in Bezug auf die Kinder fehl am Platz. Für die Fotografen nicht. Kinder sind lebendige, spontane Wesen mit einem natürlichen Schutzinstinkt für unbekannte Situationen. Deshalb veruche ich in meinem Fotoerlebnisstagen den Kindern einen Rahmen zu bieten , in dem sie sich frei bewegen können. Sie können zur Musik tanzen, sich verschiedene Requisiten auswählen oder mit schwebenden Luftballons spielen. Für mich besteht dann die Herausforderung die fotogenen Momente zu sehen und sie einzufangen. Dabei entstehen oft die schönsten und lebendigsten Fotos, wenn die Kinder gerade nicht in die Kamera schauen, sondern versuchen. mit vor Eifer glühenden Wangen, den Luftballon zu fangen. Die Fotografen sollten bereit sein, Ihr Zeitfenster zugunsten des Wohlfühlfaktors der Kinder auch mal auszudehnen, wenn Kinder länger für die Eingewöhnung brauchen. Die Kinder stehen im Vordergrund der Arbeit und nicht der gefühlte Geldbeutelel des Fotografen. Ich liebe meine Arbeit mit den Kindern, habe Spaß daran und werde dann auch von zufriedenen Eltern belohnt, indem sie sich gern an unsere Fototage erinnern und mich auch im nächsten Jahr wieder buchen :)
Im Prinzip sind Kinder-Portraits ja ähnlich wie Erwachsenen-Portraits. Ein passbildartiger Studio-Shot ist zwar technische sauber, aber seelenlos. Nichtsdestotrotz denke ich nicht, dass die nächste Stufe Bilder sind, die aussehen als ob Mama sie ungeschickt mit dem Handy gemacht hat (und nur Mama findet sie am Ende gut ;-)
Gute Portraits, die Wesen und Stimmung transportieren, werden ja bei Erwachsenen auch so gemacht, dass sie durchdacht sind und der Fotograf Umgebung, Gelegenheit und Stimmung so beeinflusst, dass die Szene sich in die Richtung entwickelt, die er ausdrücken möchte. Das ist schwer. Aber die Bilder kann man sofort von Schnappschüssen unterscheiden.
Abgesehen davon mag der Großteil der Eltern auch das perfekt anmutende, vielleicht etwas kitschige Foto. Pop verkauft sich ja auch besser als Klassik.
Seele ist das Schlüsselwort :-) Wenn ich meine Motivation, meine Herangehensweise erkläre, spreche ich oft davon, dass ich Bilder mit Seele machen möchte.
Natürlich, die Mehrheit, die Masse möchte Mainstream. Aber ich möchte auch kein Massenprodukt sein, insofern ist das in Ordnung.
Das Herabwürdigen dieser Art der Fotografie, indem man sie als Schnapschussfotografie deklariert, ist vermutlich einfach der Unwissenheit oder des Nichtverstehens der Kollegen geschuldet. Denn hätten diejenigen es mal ausprobiert, wüssten sie ja, dass es deutlich mehr als das Warten auf einen netten Zufallsmoment ist.
Danke.
Alles gesagt und genau richtig. Ich würde mir Wünschen das es mehr von den Fotografen gibt die auch Menschen Fotografieren und nicht Abbilden. Wobei beides Berechtigung hat. Ihre Bilder sind sehr ansprechend für mich und es macht echt Spaß Sie anzusehen. Auch „Schnappschüsse“ wollen gekonnt sein ;-).
Vielen Dank :-)
Blogartikel dazu: Heutige Kindergartenfotografie
Stimme fast vollständig zu. Allerdings habe ich festgestellt, dass die besten Bilder meist doch ein paar Regieanweisungen benötigen – nur müssen die eben in das Spiel einbezogen werden :o)
Sie sprechen, nein: schreiben mir aus der Seele!
Sowohl, was Ihre Ansicht zu den „gestellten“ Fotos des professionellen Photographen, der regelmäßig den Kindergarten meines Sohnes beehrt als auch zu die Erkenntnis, daß auch Schnappschüsse von (Klein-)Kindern gekonnt sein müssen.
Auch ich versuche, die viel zu schnell vergehenden Kindertage meiner beiden Söhne so gut wie möglich in Bildern festzuhalten; Daß eigentlich immer das Gesicht gerade NICHT zur Kamera zeigt, ist dabei eher die Regel, als die Ausnahme. Wie Sie aber absolut richtig feststellen: Das macht nichts – ist doch ein bspw. beim vertieften Spiel entstandenes Bild viel authentischer, viel mehr aus dem Leben als eine sichtlich gestellte Kulisse und ein ebenso arrangiertes Kind welches sich vorzugsweise auffällig ein Lächeln abquälen muß, daß man als Elternteil in Natura eigentlich so nicht kennt.
Indes: Meine „Probleme“ bei Kinderphotos liegen daher eher in technischen Begleiterscheinungen. Ergibt sich zum Beispiel mal die (seltene Gelegenheit), daß beide Kinder gelöst und vertieft spielen -vorzugsweise miteinander- tritt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheindlichkeit mindestens einer, meist aber eher mehrere der folgenden Umstände ein:
– Ich muß aufstehen und die Kamera holen. Kinder merken das und interessieren sich nun für mich und mein tun.
– Das Licht ist unbrauchbar, ich muß blitzen. Kinder sind davon oder vom AF-Hilfslicht fasziniert und müssen beides untersuchen.
– Das Teleobjektiv ist noch montiert. 400mm Brennweite im Wohnzimmer: Kann man machen! Ist aber eher suboptimal. ;)
– Licht, Motiv, Objektiv alles top. Aber im Hintergrund steht noch irgendwas dekoratives wie eine Einkaufstasche oder die Flasche Feierabendbier. Auch unter Erzeugung von maximalem Bokeh ist die Einkaufstasche noch als „bei REWE gekauft“ identifizierbar. ;)
Nun, meine Bilder gehen ausschließlich im Verwandtenkreis herum – diesem ist der Hintergrund herzlich egal. Da ich aber doch einen gewissen Anspruch an meine Bilder habe, bin ich davon immer etwas genervt, zumal ja auch die besagten Bilder des Kindergarten-Photographen existieren, die ich aus Gruppenzwang natürlich auch immer kaufe. Da ich, sofern ich hobbymäßig photographiere, dies analog auf Film tue und daher ohnehin argwöhnisch beäugt werde ist mir natürlich an „guten“ Bildern noch eher gelegen – auch und gerade vor dem Hintergrund, daß die Bilder dafür entstehen, um Sie den Kindern in vielen Jahren einmal in die Hand geben zu können.
PS: Ihre Bilder sind wunderschön!
Niemand hat einem zu sagen wie man Bilder machen soll oder nicht. Jeder soll die Fotos machen, die ihm gefallen. Wenn es anderen auch gefällt ist es gut, wenn nicht, gefallen sie zumindest einem selbst. In der Regel gefallen sie aber den anderen auch oder zumindest einer bestimmten Zielgruppe.
Das schöne in der Fotografie als auch in der Kunst, es gibt fast nichts das Du nicht machen kannst. Und wenn es völlig daneben ist, dann ist es immerhin noch Kunst ;)