Momente der Stille in Krakaus Straßen
Meine Fotografie bildet die Welt, die uns umgibt, nicht ab. Das ist die Welt meiner Fantasie – das sind die Bilder, die ich in einem Film gern sehen oder in einem Lieblingsbuch gern lesen würde. Ich erkläre sie zu einer Geschichte ohne Anfang und ohne Ende, zu einem Tagebuch, in dem die Bildausschnitte statt des Textes zu finden sind.
Ich habe mich für die Schwarzweißfotografie sehr bewusst entschieden. Sie gibt mir das Gefühl der Ordnung und der Reinheit und ermöglicht mir, sich vom Scheinglanz und dem Chaos zu befreien. Ich wohne in einer überfüllten Touristenstadt, deswegen arbeite ich meistens bei Tagesanbruch, wenn die Mehrheit sich in den Häusern verkriecht.
Ich mag die Straßen der Stadt, die langsam zum Leben erwachen. Genau dann sind sie ruhig, menschenleer und schön. Während des Tagesanbruchs, des dichten Nebels oder des Schneetreibens hören sie auf, ein geschäftiges, in Hast versunkenes Gebilde zu sein.
In einem so menschenleeren und traumartigen Stadtbild begeistert mich der Mensch, seine Koexistenz mit der Natur, seine Vereinsamung und seine Alltagsreise. Schon in der Grundschule habe ich mich vom Lärm und dem Trubel ferngehalten, indem ich die verlassenen Abseiten der Stadt erkundet habe. Heute setze ich das mit der Kamera im Rucksack fort.
Ich bin gelernte Philologin der ungarischen Sprache und schon während des Studiums war ich von den Werken des ungarischen Fotografen Brassai begeistert – ich kann sie mir endlos ansehen. In seinen Fotos finde ich die verschlafene Stimmung der Stadt wieder, die mir so vertraut ist.
Die dunstigen Nachtlandschaften und die dunklen Gestalten beunruhigen genauso wie ein guter Gruselfilm. Als ich Jugendliche war, war ich von den schwarzweißen Filmaufnahmen in meinen Lieblingsfilmen fasziniert – von der polnischen Filmkunst der 50er Jahren und von surrealistischen Filmen von Buñuel oder Hitchcock. Sie hatten sehr großen Einfluss darauf, was ich fotografiere und wie ich die Welt und den Alltag wahrnehme.
Ich benutze sowohl die Digitalkamera als auch die Analogkamera. Die Arbeit mit dem Film erfordert mehr Konzentration und mehr Aufmerksamkeit, deswegen benutze ich in der Regel die Spiegelreflexkamera, wenn ich einen Moment schnell abpassen will.
In der Fotografie sind die Emotionen und die Stimmung für mich am wichtigsten. Ich konzentriere mich vor allem auf die Atmosphäre eines Moments. Ich habe die kleine analoge Olympus, die in die Handtasche passt, immer dabei.
Wenn ich mehr Zeit habe, gehe ich mit der japanischen Mittelformatkamera Yashica spazieren. Auch die Arbeit der Fantasie ist in der Fotografie für mich sehr wichtig – die Darstellung von Sachen, die nur scheinbar üblich sind, auf geheimnisvolle und entrealisierte Art und Weise, manchmal sogar surrealistische.
Zur Zeit lerne ich, wie man Schwarzweißbilder selbst entwickelt und bilde mich fort, um bald eine längere Reise anzutreten und das Land, das ich immer gern besuche – Rumänien – auf meine beliebte Weise zu fotografieren.
Dieser Artikel wurde für Euch von Monikas Kollegin Elisabeth Schwigon aus dem Polnischen ins Deutsche übersetzt.