Tim Gao ist freischaffender Fotograf aus Shanghai, China. Seine nostalgischen Fotografien aus der Serie „Invisible Theatre“ nehmen uns mit auf die Straßen von Shanghai und zeigen einen einzigartigen Blickwinkel seiner emotionalen Beziehung zu dieser Metropole. Sie enthüllen die mysteriöse und surreale Dimension der Megacity, die sich doch immer noch mit Komplexität, Chaos und Unsicherheit in einer Zeit des schnell voranschreitenden Urbanismus entwickelt.
Mit der Konica und meiner Neugier laufe ich durch die Straßen und nehme ziemlich entspannt Schnappschüsse auf. Ich fühle mich beschwingt. Es ist ein einfacher und spontaner Modus, in dem ich fotografiere. Ich versuche, geradeheraus und ehrlich mit dem umzugehen, was ich sehe. Wenn ich durch die Straßen gehe, versuche ich, die kurzlebige und dramatische Realität festzuhalten und sie zu einer neuen, vielschichtigen Welt neu anzuordnen – dem Paradies meiner verlorenen Erinnerungen.
Straßenfotografie ist nicht nur das gezielte Auslösen, um die uns umgebende Welt in die Form von Licht und Schatten zu pressen – es ist gleichzeitig ein neugieriges Beobachten und emotionales Wahrnehmen dessen, was auf den gewöhnlichen Straßen in jedem Moment passiert, wenn sich unvorhersagbare Dramen und die Realität abspielen. Straßenfotografie befähigt mich nicht nur, einen dokumentarischen Blick auf die einzigartigen Straßen von Shanghai und die Kultur hinter ihnen zu werfen, sondern macht auch die außergewöhnlichen und metaphorischen Aspekte von Shanghai sichtbar – ein unsichtbares Theater voller Mysterien, Drama und Nostalgie.
Tim Gao lernte, Schwarzweißfilme in der Dunkelkammer zu entwickeln, da er vom fotografischen Stil eines Henri Cartier-Bresson fasziniert war. Seine Liebe und Leidenschaft für die Fotografie entstand aus den wertvollen Fragmenten vergangener Erinnerungen, die er mit seiner Familie und seinen Freunden auf dem Land teilte. 2012 begann er, für ein Straßenfotografieprojekt über Shanghai ernsthaft zu fotografieren und war dabei von Fotograf*innen wie Daido Moriyama, Nobuyoshi Araki, Diane Arbus, Josef Koudelka, Marc Riboud, Takuma Nakahira und Issei Suda inspiriert.
Ursprünglich arbeitete er mit analogen Kameras und hatte schon Hunderte Rollen Schwarzweißfilm für sein Shanghai-Projekt mit seiner kompakten Konica Big Mini F mit einem 35-mm-f/2.8-Objektiv aufgenommen. Heute arbeitet er überwiegend digital mit einer Fuji X100s, ebenfalls mit einer Brennweite von 35 mm. Seine analogen Anfänge haben die Art geformt, wie er auch digital arbeitet. Sein fotografischer Blick ist immer mehr durch seine Eigenwahrnehmung dessen, was um ihn herum passiert, beeinflusst als von der ästhetischen Komposition.
Weitere Arbeiten von Tim Gao findet Ihr auf seiner Webseite. Außerdem könnt Ihr seinem aktuellen Schaffen auch auf Facebook, Instagram oder Twitter folgen.
Einige sehr inspirierende Bilder dabei ! Der Einfluss von Moriyama ist unverkennbar.
Mir fehlen die Worte. Selten erreichen mich Bilder so tief wie diese.
Ganz starke Serie, richtig gute Bilder.
Liebe Grüße, Jörg
Sehr schöne Serie. Die Bilder 3 und 4 erinnern mich sehr stark an Sin City. Ich könnte mir vorstellen das solche Bilder in 100 Jahren die düstere Vergangenheit in den Großstädten veranschaulichen bzw. unterstreichen sollen.
Außer es wird natürlich alles gut ;-)
„Seine analogen Anfänge haben die Art geformt, wie er auch digital arbeitet.“
Was bedeutet das?