Zuallererst ist „Feel Blue“ eine Serie über Gefühle, erst danach ist es eine Serie von Fotografien, die ich begonnen habe, bei jeder möglichen Gelegenheit anzusammeln.
Ich nenne es eine Serie über Gefühle, denn genau das repräsentiert sie für mich: Ein Gefühl auf meiner Haut und den Versuch, auf andere Menschen das zu übertragen, was ich in dem Moment gespürt habe und dank der Fotografie festhalten konnte. Zum Beispiel: Die Stille des Nebels fühlen, der sich wie ein Schleier über alles legt, ähnlich einem Zauber oder die Schönheit voller, schwerer Wolken absorbieren, die dem Himmel einen ganz eigenen Charakter verleihen und ihn in etwas Einzigartiges, Spezielles verwandeln.
Wolken erinnern mich oft an den Schaum des Meeres, den die Wellen erzeugt haben und darum möchte ich Wolken gern als „meine Gezeiten“ bezeichnen. Es ist wundervoll, sie zu beobachten und zu erkennen, wie sie ihre Konturen ändern, wenn sie sich den Bergen nähern und anpassen, wie sie zwischen Himmel und Erde schweben und vor allem, wenn die Bergspitzen mit Schnee bedeckt sind, frage ich mich immerzu: Wo beginnen die Wolken? Und wo enden sie?
Genau aus diesem Grund mag ich eigentlich auch keine leeren, wolkenlosen blauen Himmel. Ich habe Glück und wohne in einem winzigkleinen Dorf direkt in den Bergen in Zentral-Italien, sodass ich aus meinem Fenster heraus den wunderbarsten Ausblick genießen kann. Das ist für mich nicht nur ein großes Vergnügen, sondern auch immer wieder eine Überraschung.
Ich war schon immer von mystischen und surrealen Landschaften fasziniert. Ich liebe es, meine Gedanken in Augenblicken absoluter Schönheit schweifen zu lassen und meine Fotografien bezeugen diese Momente für mich. Ich liebe alles Okkulte, Magische und Spirituelle. Ich forsche oft umher und lese Bücher über dieses große, faszinierende Feld.
Ich weiß, dass meine Bilder mal zu hell und mal zu dunkel geraten, aber ich liebe die Extreme, wie harte Kontraste zu nutzen oder sie ein anderes Mal komplett wegzulassen, zu viel Rauschen, zu wenig Farben, ein Durcheinander in der Stille. Man kann die Kälte aus den Fotos heraus spüren, aber was echt ist, was berührbar ist, das ist nicht zu greifen und in meinen Bildern nicht real.
All diese Dinge unterstreichen meine Persönlichkeit, denn ich bin auch selbst launisch und kompliziert. Ich hoffe, den Betrachtern meiner Bilder genau dieses Gefühl auch überbringen zu können. Alle meine Fotos sind aus meiner Perspektive gemacht und sie alle stellen auch die gleiche Landschaft dar, aber diese Landschaft ändert sich immer wieder und so sind auch meine Bilder sehr verschieden und bringen eine neue Situation, einen unerwarteten Augenblick zu Tage.
Ich finde, wir alle sollten diese Erlebnisse festhalten, die uns die Natur schenkt und versuchen, solche Momente zu verstehen. Das ist der Hauptgrund, warum ich es liebe, zu Fotografieren. Und genau darum ist „Feel Blue“ eine endlose Serie, die ich von Zeit zu Zeit erweitere.
Dieser Artikel wurde für Euch von Anne Henning aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.