Yiorgos Kordakis begann seine Fotoserie „10.000 American Movies“ 2009, als er zu einer Wanderschaft durch die USA aufbrach, um für ihn neue, unbekannte Gebiete zu erkunden und sich selbst neu zu finden. Wie viele andere war auch Kordakis besessen von Amerika – der Musik, den Autos, dem Versprechen des amerikanischen Traumes. Aber am meisten prägten ihn die amerikanischen Filme.
Die amerikanischen Landschaften waren ihm schon bekannt. Sie dienten als Hintergründe in Tausenden Hollywoodfilmen. Für Kordakis war es eine große Überraschung, dass viele dieser Ansichten noch immer sehr lebendig und unberührt sind. Er verehrt die Helden der amerikanischen Filme wie Clint Eastwood oder Steve McQueen. Für eine junge Person, die in einem mediterranen Land aufwuchs, wirkte alles exotisch und fremd.
Als ich in den USA ankam, begann ich einfach, herumzufahren. Ich machte Fotos, ohne ein genaues Ziel, ohne konkrete Vision eines Projektes. Die Retroschilder, Autos und Gebäude – das alles ließ mein Herz schneller schlagen. Es war so überraschend, die Beweise der Bilder zu sehen, die in meinem Kopf durch all die Filme eingebettet waren, die ich als Junge gesehen hatte. Ich wollte diese Landschaften festhalten, wie ich sie in meinem inneren Auge sah.
Ich realisierte schnell, dass ich die Orte erforschte, die ich in meiner kindlichen Erinnerung im Kopf behalten hatte. Die nächsten vier Jahre kehrte ich immer wieder für einige Monate in die USA zurück. Am Ende der Reise merkte ich, dass ich neue Erinnerungen kreierte. Kleine Städte in Kansas, Geisterdörfer in North Dakota, Downtown Las Vegas: Ich begann, wie ein Regisseur zu denken, der diese Orte streift, inspiriert wird und sagt: „Lasst und die Szene genau hier drehen!“
Kordakis verbrachte vier Jahre damit, sich in einem fremden Land seltsam zu Hause zu fühlen und war immer auf der Suche nach einen Weg, seine Kindheitserinnerungen auf seiner Reise festzuhalten. Seine Bilder haben eine filmische Qualität und erzählen selbst kleine Geschichten. Sie beschreiben ein Gefühl, das man nicht in Worte fassen kann, eine tiefe Sehnsucht, nach etwas, das man nicht greifen kann.
Als ich begann, fühlte ich mich wie ein Schauspieler in einem nie endenden Filmset, aber als ich länger an der Serie arbeitete, merkte ich, dass ich mehr ein Regisseur auf der Suche nach Realität war, die nur im Spiegel des Filmes zu finden ist. Ich versuche, so weit wie möglich von meinem Bild weg zu bleiben, wobei nichts – nicht einmal die Kamera selbst oder Menschen im Bild – vom Moment der Konservierung ablenken sollen.
Kordakis wurde 1973 in Athen geboren und lebt heute in Athen und New York. Er wird von der AlphaDelta Gallery (Athen), die uns die Bilder für diesen Artikel zur Verfügung gestellt hat, sowie der Karsten Greve Gallery (Köln/Paris) und der Voltz Clarke Gallery (New York) vertreten.