Der Kölner Dom mal anders
Sicherlich ist der Kölner Dom schon millionenfach fotografiert worden und es ist schwer, daran vorbeizugehen, ohne auch schnell noch ein Foto zu schießen. Aber wie findet man nun das eine Foto, welches sich vielleicht von all den anderen abhebt und eine neue Sichtweise zulässt?
Mit meinen Fotografien von Köln versuche ich, etwas abseits andere Perspektiven zu finden, obwohl ich nie bewusst danach suche. Man findet sie einfach überall und ganz besonders an Tagen, die eigentlich überhaupt nicht dazu einladen, mit der Kamera durch die Stadt zu schlendern. Bei Nebel etwa oder Regen, also eben nicht dem klassischen Postkartenmotivwetter. Gerade im Nebel findet man tolle, mystische Stimmungen, die es auf jeden Fall wert sind, mit der Kamera eingefangen zu werden.
Da mir die schönen Perspektiven meistens zufällig auffallen, während ich in Köln unterwegs bin und ich nicht ständig die Kamera mit mir herumtrage, gibt es auch oft einen zweiten und dritten Besuch dieser Orte mit der Kamera. Allerdings spielt auch die Jahres- und Tageszeit eine wichtige Rolle und es kann passieren, dass ein weiterer Besuch umsonst war, weil zum Beispiel das Licht dann völlig anders ist. Dann heißt es warten oder gegebenenfalls noch einmal wiederkommen.
Meistens schaue ich mehrmals auf eine Szene, um dann zu fokussieren, das Besondere zu erkennen und durch Selektion und Reduktion die Betrachtenden auf den Kern der Aufnahme zu lenken. Oft sind es nur noch kleine Ausschnitte aus der Ferne, die den Blick auf das Wesentliche zulassen und visuell so leichter erfasst werden können.
Spannend wird es für mich, wenn ich zusätzliche Elemente im Bild einfangen kann. Sei es eine Möwe, die wild herumfliegt und frech in die Kamera schaut, eine Kirmes im Vordergrund oder ein Riesenrad, das, mittels Zoomobjektiv aufgenommen, eine surreale Nähe zum Kölner Dom vermuten lässt. Im Fokus steht also gar nicht der Kölner Dom, sondern vielmehr das Zusammenspiel aus mehreren Komponenten, wodurch eine gewisse Spannung im Bild entsteht.
Es geht mir also nicht um das technisch perfekte Foto. Es geht mir darum, Geschichten zu erzählen oder eine besondere Stimmung einzufangen. Das erfordert auch eine gewisse Achtsamkeit im Umgang mit der Umgebung, schließlich hat man oft nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit, um eine ganz besondere Szene einzufangen.
Da ich ein großer Fan von digitaler Nachbearbeitung bin, geht es mir auch nicht immer um eine möglichst genaue Darstellung der Realität. Manchmal dient mir das fotografierte Bild lediglich als Ausgangsmaterial. Wie eine Malerin auf einer Leinwand kann ich meiner Kreativität darauf freien Lauf lassen und mittels Nachbearbeitung so verfremden, dass das Bild für mich an neuer, eigener Aussagekraft gewinnt. Ich experimentiere gern, ob mit der Kamera vor Ort oder anschließend am Rechner.
Ein Rezept für besondere Perspektiven oder Blickwinkel habe ich nicht, aber die Liebe zum Detail und der Blick für eine harmonische Formensprache haben mich bereits beruflich als Architektin lange begleitet und sind sicherlich auch der Ausgangspunkt für viele meiner Fotografien.