Testbericht: Moment iPhone Objektive
Objektive für Smartphones scheinen mehr unnötige Prestige-Gimmicks und trendige Accessoires für Food-Photography-Enthusiasten auf Instagram und Studenten mit zu viel Geld zu sein. Viele Menschen belächeln einen, wenn man erst einmal mit einer aufgesteckten Optik am Smartphone durch die Straßen zieht.
Die letzten Monate des Testens zeigen mir jedoch, das gerade die beiden Linsen von Moment für alle Fotografen etwas sind, die sich ansatzweise ernsthaft auf Plattformen wie Instagram zu repräsentieren versuchen.
Der folgende Test spiegelt lediglich meine Erfahrungen mit den beiden Objektiven von Moment wieder, die ich über das letzte Jahr sammeln konnte. Ebenso werden keine Vergleiche zu ähnlichen Artikeln anderer Hersteller erfolgen. Die Objektive wurden für diesen Bericht auf einem iPhone 6plus* genutzt.
Mit ihren zwei Linsen decken Moment in ihrem Sortiment bisher den Weitwinkel- (18mm) sowie den mittleren Tele-Bereich (60mm) ab. Für ambitionierte Smartphonefotografen ist also von Landschaft bis Portrait und Street photography alles dabei. Beide Objektive werden jeweils mit einer kleinen Stofftasche und 2 Aufsatzplatten geliefert, auf die ich gleich zu sprechen komme.
Das erste mal in die Hände genommen, fällt natürlich sofort das Gewicht auf. Hier wurde nicht mit Plastik gearbeitet! Das Bajonett aus Edelstahl, die nicht abnehmbare Streulichtblende aus Aluminium und das hochwertige Glas rechtfertigen auf den ersten Blick den relativ hohen Preis von 99$ pro Linse, und um es vorweg zu nehmen: Ich würde mir die Linsen wieder kaufen, falls ich sie verlieren sollte.
Bevor man richtig loslegen kann, muss die Linse natürlich irgendwie mit der Kamera des Smartphones gekoppelt werden. Eigentlich hat Moment sich dafür eine schöne Lösung einfallen lassen, an der sich jedoch die Geister scheiden werden. Um das Objektiv mit der Kamera zu verbinden, muss zuallererst eine schmale Aufsteckplatte auf der Rückseite des Smartphones angebracht werden.
Bei der Kamera befindet sich ein Loch in der Aufsteckplatte, um welches eine Art Gewinde liegt, in das man die Linse aufsteckt und kurz eindreht, damit sie fest sitzt. So gut durchdacht das auch klingt, gibt es auch zwei nicht unerhebliche Nachteile.
Die Aufsteckplatte wird mit einer Art Klebestreifen am Smartphone befestigt. Einerseits hält der Aufsatz dadurch sehr gut, andererseits bekommt man den Aufsatz ohne Hilfe eines Messers nicht mehr vom Smartphone ab. Kratzspuren und eventuell Farb-Abtrag sind vorprogrammiert, wenn man nicht vorsichtig genug ist.
Ein weiteres Problem stellt das Gewinde selbst dar. Dieses nutzt sich ungeheuer schnell ab. Mittlerweile habe ich Probleme, die Optik auf den Aufsatz zu bekommen, ohne dass sie zu locker sitzt. Auch sollte man genau aufpassen, wie man die Optiken aufschraubt.
Wenn man nicht genau darauf achtet, kann man unschöne schwarze Flecken in den Ecken des Bildes bekommen, die zuerst nach charmanter Vignette aussehen, sich im Nachhinein jedoch als sichtbarer Teil der Streulichtblende entpuppen.
Die Aufsteckplatten kann man für 10$ neu erwerben, was auf Dauer jedoch nicht die beste Lösung ist. Hier sollte nachgebessert werden.
Am Ende zahlt sich das Herumgeschraube und Gefummel jedoch mehr als aus. Ich habe mit beiden Linsen in der Toskana, der sächsischen Schweiz und in Schottland fotografiert und durch die Optiken Fotos geschossen, die ich mit der normalen eingebauten Kamera so nie zustande gebracht hätte.
Eine ruhige Hand vorausgesetzt, erlaubt die Telelinse es Dir, einfach unglaublich gut weitgehend scharfe Fotos von weit entfernten Objekten zu schießen, die den einfachen Zoom des iPhones qualitativ in die Knie zwingen würden.
Mir sind weder chromatische Aberration noch Verzeichnungen an den Rändern aufgefallen. Einen leichten Verlust an Schärfe muss man dennoch hinnehmen, was jedoch bei der relativ hohen Blende des Iphone 6 zu erwarten war.
Da ich mit meinem Smartphone jedoch mehr auf Landschaftsfotografie fixiert bin, werde ich das Teleobjektiv nicht wirklich oft nutzen.
Daher kommen wir nun zu meinem Favoriten unter der beiden Linsen. Wäre es mit aufgesteckter Optik nicht so klobig in der Tasche, so wäre das Weitwinkel-Objektiv mein „Immerdrauf“. Keine Farbverluste, so gut wie keine Verzeichnung oder Aberrationen und knackscharfe Fotos machen diese Linse zu einem kleinen Weitwinkelwunder für Smartphone-Fotografen.
Sei es Architektur oder Landschaft. Die 18mm machen sich in jedem Falle bezahlt. Mittlerweile nutze ich die normale Kamera gar nicht mehr, da ich die Weitwinkeloptik zu jeder Gelegenheit schnell drauf setze. Bisher hat sie auch einen 10-Meter-Sturz in der sächsischen Schweiz und einen Fall ins Mittelmeer überlebt, daher ist ihre Qualität über jeden Zweifel erhaben.
Beide Aufstecklinsen beeinträchtigen die Qualität der Bilder in keinster Weise, im Gegenteil. Sie bringen, vor allem passionierten Instagramern wie mir, die Wert auf qualitative hochwertige Fotos abseits von Selfies, dem letzten Mittagessen oder Katzenbabys legen, einen gewissen Grad an Professionalität und vor allem Flexibilität.
Leicht und schnell ausgepackt, kann man sie für jeden Moment nutzen. Die einzigen Abstriche sehe ich nur bei der Schärfe der Telelinse, die ich jedoch nicht ansatzweise so oft nutze wie ihr Weitwinkel-Pendant, und bei den bereits erwähnten Problemen mit der Aufsteckplatte. Wer darüber hinwegsehen kann, bekommt die wohl qualitativ hochwertigsten Objektive, die es derzeit für Smartphones auf dem Markt gibt.
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