08. September 2015 Lesezeit: ~6 Minuten

Im Gespräch mit Sina Domke

Hallo Sina! Schön, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Fangen wir mal mit dem Grundlegenden an: Wer bist Du und was machst Du neben Deiner wunderbaren Fotografie?

Ich wohne in Hamburg und arbeite dort in einer Agentur für Ausstellungsgestaltung. Fotografie mache ich bisher nur nebenberuflich. Mal schauen, wie es sich in Zukunft entwickelt.

Wie kamst Du zu Deinem künstlerischen Schaffen? Mit welcher Kamera hast Du angefangen?

Ich habe mit einer digitalen Spiegelreflexkamera angefangen zu fotografieren, der Canon 550D. Es war noch nicht mal meine eigene Kamera, sondern die von meinem Freund. Ich hatte zuvor öfter vor der Kamera von befreundeten Fotografen gestanden und mit der Zeit einfach das Bedürfnis, selbst zu fotografieren und meine eigenen Welten zu erschaffen. Ich denke, „Bedürfnis“ trifft es ganz gut, ich musste einfach anfangen, als hätte mich eine innere Stimme dazu getrieben. (Ich weiß, das klingt lustig.) Es ist meine Art, meine Gefühle zu verarbeiten.

Eine Frau in weißen fliegenden Tüchern im Gegenlicht.

Eine Frau im Nebel mit Laterne.

Deine Fotografie hat einen verträumten, romantischen Einschlag. Jeder Künstler ist wohl ständig auf der Suche nach Ideen. Woher nimmst Du die Inspirationen für Deine Bilder?

Ich lasse mich sehr von meinen Gefühlen leiten, deswegen würde ich nicht sagen, dass ich auf der Suche nach Ideen bin, da diese Quelle einen ja immer umgibt. Inspiration, wie ich eine bestimmte Stimmung, die ich gern umsetzen möchte, in ein Bild übertragen kann, finde ich viel in der Natur. Es ist mir sehr wichtig, oft aus der Stadt rauszukommen und einfach nur durch die Wälder zu laufen.

Welche Emotionen möchtest Du denn mit Deinen Bildern wecken?

Mein Ziel ist es nicht, eine bestimmte Emotion zu wecken. Ich freue mich darüber, wenn ich mit meinen Bildern jemanden erreichen kann, jeder kann etwas anderes hineininterpretieren.

Eine Frau in blauem Kleid in steiniger Landschaft.

Man hört oft von Begriffen wie „konzeptionelle Fotografie“. Wie viel Deiner Arbeit ist Konzept und wie viel entsteht aus einem spontanen Impuls heraus?

Ich plane vor einer Session, was für eine Geschichte oder Stimmung ich umsetzen möchte. Dafür fertige ich oft auch Kostüme an. Ein gutes Beispiel hierfür ist mein Meerjungfrauenbild „Undine“. Ich habe das komplette Kostüm selbst gebaut, da ich sehr genaue Vorstellungen davon hatte, wie der Fischschwanz aussehen sollte. Auch hatte ich ein konkretes Bild vor Augen, wie genau mein Modell abtauchen und wie sie unter Wasser posieren sollte.

Trotzdem entstehen während jeder Session aber auch immer neue, spontane Ideen für Posen oder Blickwinkel. Wenn ich mal keine Zeit für ein auswändiges Konzept habe, dann packe ich einfach Sachen aus meinen Kostümfundus zusammen, schnapp mir ein tolles Modell und fahre zu einer schönen Location und lasse mich spontan treiben. Ich kann aber nicht sagen, welche Variante ich besser finde. Ich liebe es, Sessions lange und aufwändig zu planen, aber bin auch gern mal spontan.

Eine Meerjungfrau im Wasser.

Hast Du eine witzige Anekdote von einem Erlebnis bei einem Shooting? Etwas, das schief gegangen ist oder besonders lustig war?

Ich benutze öfter Rauchbomben, um einen Nebeleffekt in meine Bilder zu bekommen. Ich habe echt immer Angst, dass irgendwelche Leute die Feuerwehr rufen oder so. Natürlich packe ich die Bomben immer in feuerfeste Gefäße und passe sehr auf, dass nichts passiert, aber gerade von weiter weg sieht es schnell so aus, als würde man ein Feuer machen.

Bei meiner letzten Session ist es dann passiert. Wir waren ganz allein mitten in der Natur und haben kurz eine Rauchbombe gezündet. Es ist uns nur eine einzige Spaziergängerin begegnet und natürliche musste genau diese dann die Polizei rufen. Das war mir ganz schön unangenehm, aber nachdem die Personalien aufgenommen waren und klar war, dass wir keinen Waldbrand legen wollten, haben die Polizisten sich noch fröhlich unsere Bilder angeschaut.

Die Kleider in Deinen Bildern sind beeindruckend. Woher nimmst Du diese schönen Gewänder?

Die meisten Kleider nähe ich selbst. Manchmal drapiere ich aber auch einfach nur ganz viel Stoff, um schnell ein dramatisches Kleid zu bekommen.

Eine Frau an einem Baum im Gegenlicht.

Gibt es einen Grund dafür, dass ausschließlich junge Frauen die Protagonistinnen Deiner Bilder sind?

Es gibt keinen wirklichen Grund. Ich glaube, es ist für mich einfacher, meine eigene Gefühlswelt auf eine junge Frau zu übertragen, da ich mich damit besser identifizieren kann. Allerdings plane ich in Zukunft auch, Männer oder Kinder zu fotografieren.

Viele wird interessieren, mit welcher Ausrüstung Du arbeitest. Hast Du Tipps für diejenigen, die ein kleineres Budget haben, aber dennoch ähnlich schöne Bilder gestalten möchten?

Ich fotografiere mit der Canon 5D MKIII und hauptsächlich mit einem 35 mm f/1.4 oder 85 mm f/1.8. Ich fotografiere inzwischen nur noch mit vorhandenem Licht und benutze keine Blitze oder ähnliches. Ich war auch mit der 550D sehr zufrieden und auch damit kann man tolle Bilder machen.

Letztendlich kommt es nicht darauf an, wie viel die Ausrüstung gekostet hat, sondern wie gut man damit umgehen kann. Ich würde also gerade Anfängern empfehlen, sich nicht gleich extrem teures Equipment zu kaufen, sondern erst einmal zu lernen, richtig damit umzugehen.

Eine Meerjungfrau mit Muschelkrone Unterwasser.

Danke für Deine Zeit. Hast Du noch eine Weisheit, die Du uns mit auf den Weg geben möchtest?

Vor allem am Anfang ist es wichtig, für sich selbst zu fotografieren und nicht, um jemand anderem zu gefallen. Probiert Euch aus, testet unterschiedliche Stile, wenn Ihr Lust drauf habt und denkt nicht die ganze Zeit darüber nach, wie das eventuell bei den Leuten ankommen könnte, die Euch folgen.

Vielen Dank für das Interview!

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