Stadtviertel sind sowohl Plätze des dichten Lebens als auch der Verlassenheit. Im Sommer spielen üppige Kultur und Trostlosigkeit zusammen. Man sieht es auf den Flächen zwischen den Häusern, den Häuserwänden, auf den Bürgersteigen, den Balkonen, in den Rissen und auf den grauen Oberflächen.
Die Pflanzen brechen heraus und bedecken die vernachlässigten Bauwerke. Sie färben laut das Grau ein, das tote Material. Der zerbröckelte Beton ist vom erstickenden Griff des dichten Lebens umarmt.
Die sozialistischen Symbole der Industrie haben bessere Tage gesehen, die letzten Dacia-Wagen sind hier versteckt und verloren unter dem grünen Zelt dichten Lebens. Aus den Rissen wächst Gras und die Oberfläche der Bürgersteige ist verschwenderisch mit rosaroten Blüten bedeckt. Durch das Aufbrechen des toten Materials, das die Zeit mit sich bringt, bricht der Sommer aus und lässt frei und ungestört atmen.
Aber vielleicht findet sich nicht überall eine ungestörte pflanzliche Umgebung. Die enthusiastische Arbeit der Menschen lässt sich in den Gemüsegärten erkennen, die zwischen den Häuserblöcken liegen. Es liegt Kreativität in den aufgeschnittenen PET Flaschen, den Kerzen auf Kunststoff und den kleinen Eisenzäunen. Die PET-Flaschen sind so allgegenwärtig wie die osteuropäische Symbiose zwischen Konsumgesellschaft und einfallsreichem Alltag.
Die Trennung zwischen Innen un Außen wird aufgehoben, die private Umgebung lässt den Duft des Sommers und der Pflanzen hinein. Die Privatsphäre wird aufgegeben und auf den Plätzen gelebt, ohne sich wegen Armut oder Hässlichkeit zu schämen. Man verbirgt nichts, niemand will besser oder schöner sein. Kaputte T-Shirts, abgetragene Unterwäsche, alles badet in der Sonne. Warum sollte man sich hier schämen?
So sind wir, so sehen wir aus. Wir schauen auf die Bilder und fragen uns, was für ein Leben die Wände belebt, was hinter den Fenstern steckt. Wem gehört die rosa Barbie, das rote T-Shirt? Und wir fragen uns: Wie ist die Aussicht von hier?
Dieser Artikel wurde von Bodó Julianna und Chris Hieronimus für Euch aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.