Abenteuer Alltag
Kürzlich habe ich mit jemandem darüber gesprochen, wie schwierig es mir erscheint, meine eigene Fotografie, meine Motivation und meine Ideen zu beschreiben. Es ist interessant, dass ich ausgerechnet ein paar Tage später damit begann, diesen Artikel für kwerfeldein zu schreiben.
Ich bin keine dieser Fotografinnen, die mit einer Kamera unter dem Arm geboren wurden, ich bin noch nicht einmal wirklich Fotografin, ich habe nur immer eine Kamera dabei. Meine erste Kamera war eine Konica Jump, die mir mein Onkel zur Kommunion geschenkt hat und ich erinnere mich nicht daran, ob ich jemals einen Film eingelegt habe.
Wirkliches Interesse an der Fotografie entwickelte ich mit 21 oder 22 Jahren, als ich mir mit meinen Ersparnissen eine Canon 1000D kaufte. Ich war plötzlich eine Digitalfotografin und die Wahrheit ist, dass ich zu Beginn wirklich schreckliche Bilder meiner Freunde in sexy Posen und gruselige Nachbearbeitungen machte. Ich glaube, das ist ein weit verbreitetes Übel im Zusammenhang mit der ersten Kamera.
Kurz danach wurde ich durch Zufall eine enge Freundin von Alberto Polo, der zu meinen fotografischen Vorbildern gehört. Seine Analogfotos und Polaroids fesselten mich von Anfang an und wir begannen damit, zusammen zu fotografieren, was wir bis heute tun.
Im Moment verbringe ich jeden Tag neun Stunden im Büro als Designerin und baue mobile Apps, Webseiten und Videogames. In meiner Freizeit trage ich immer eine Kamera mit mir herum. Genauer gesagt eine Canon AE-1, Contax T2 oder die Fujifilm XM1. Meine Bilder erzählen von meinem Leben, den Leuten, die ich treffe oder den Situationen, die ich erlebe. Die meisten meiner Bilder sind also wahre Geschichten, eine Reise, ein Ausflug, eine Nacht des Feierns oder ein Kater am Sonntag im Bett. Aber manchmal erfinde ich natürlich auch Situationen für die Kamera.
Wenn ich fotografiere, sind meine Hauptmotive meistens die Liebe und das Zerbrechen von Herzen – diese beiden Zustände sind für mich Quelle großer Inspiration, sie geben meinen Bildern eine Geschichte und laden sie mit Bedeutung auf.
Wer meine Bilder anschaut und die Hintergründe nicht kennt, der wird sie wohl nur als reine Ästhetik betrachten, aber ich reise mit den Bildern in der Zeit zurück und erlebe wieder die Gefühle, die ich damals hatte. Natürlich verallgemeinere ich das hier, ich habe auch viele Bilder, die wirklich nur die Schönheit eines Moments festhalten.
Meine Hauptdarsteller sind vor allem Menschen, aber ich mag es auch, Landschaften und Objekte festzuhalten. Die Menschen in meinen Bildern sind die, zu denen ich eine enge Bindung habe: Paare, Liebende, Freunde, meine Schwester. Eigentlich fotografiere ich nicht gern Fremde, aber es fällt mir dennoch leicht.
Momentan fotografiere ich vor allem analog. Ich habe viele Filme ruiniert, viel Geld für Entwicklung ausgegeben und mein Negativscanner ist nicht der beste, aber ich bleibe trotzdem dabei und gehe nicht zu digitaler Fotografie zurück. Wenn ich digital fotografiere, entwickle ich eine andere Einstellung, es ist mehr wie Fast Food im Gegensatz zu richtigem Essen.
Meine Analogfotografie ist tiefer. Ich lebe den einen Moment, der gut oder schlecht sein kann, aber ist, was er ist und die Bilder, die ich analog mache, sind genau dasselbe, sie sind einzigartig, perfekt oder nicht perfekt. Vielleicht wird ein Teil des Bildes durch das Licht unbrauchbar gemacht, aber genau darin finde ich die Schönheit des Moments wieder.
Dieses und letztes Jahr war ich sehr produktiv mit meiner Fotografie. Ich habe viele intensive Situationen erlebt, fotografiert und als Ergebnis war ich im Januar in Berlin bei der Bright Trade Show als Gast, nachdem ich einen Wettbewerb des spanischen Magazins Lamono gewonnen hatte. Eine großartige Erfahrung.
Ich verfolge die Arbeit vieler Fotografen wie zum Beispiel Ren Hang (dessen Direktheit mich fasziniert), Lina Scheynius (das Licht in ihren Bildern und die Intimität), Lukasz Wierzbowski (der ein Genie ist, mehr fällt mir zu ihm nicht ein), Jan Durina (die dunkle Atmosphäre hat mich direkt gefangen), Michal Pudelka (noch ein Genie, vor allem mag ich seine Farben) oder Ryan McGinley (die Nacktheit, die Natur und die Freiheit in seinen Bildern ist wie eine Droge für mich).
Ingesamt ist die Fotografie für mich ein wirkliches Bedürfnis geworden, ein Weg, auszudrücken, wer ich bin und was ich lebe. Ich werde weiter jeden einzelnen Tag Bilder machen und meine Webseiten updaten.
Dieser Artikel wurde für Euch von Sebastian Baumer aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.