11. Februar 2015 Lesezeit: ~3 Minuten

Das zersplitterte Phantásien

Puppenaugen aus Glas schauen mich an. Das Licht ist diffus und die Gestalten darin seltsam verbogen. Die Farben sind da und sind es doch nicht. Aus den Augen einer Frau wachsen Blütenblätter und auf der Anhöhe einer Wüstenlandschaft betrachtet mich eine stolze Königin mit aufgefächertem Kragen.

Ich träume nicht und doch könnte es einer meiner Träume sein, in denen ich mich gefangen fühle, aber mit kindlicher Neugier den Gestalten stelle, die sich vor mir auftun.

Ein Kind mit geschlossenen Augen liegt da und öffnet den Mund.

Eine Frau schwimmt halbnackt.

Ich kenne die Arbeiten von Tabea Simple schon lange und immer wieder verirre ich mich auf ihre Seite. Lasse mich von ihren Bildern in den Geschichten treiben. Warum ich sie nicht schon längst hier vorgestellt habe, ist mir ein Rätsel. Vielleicht ist das manchmal so: Du findest etwas, es berührt Dich und Du verwahrst es für Dich. Aber jetzt ist Schuss damit. Hier ist sie!

Tabea erschafft Wesen, die an eine verzerrte und viel morbidere Alice im Wunderland erinnern. Ihre Geschöpfe können Angst machen und das ist es, was den Betrachter in die Bilder hineinzieht. Sie konfrontiert uns mit dem Schönen und Hässlichen, mit dem Traumhaften und Albtraumhaften. Sie fordert uns auf, weiter zu schauen, die Bilder zu hinterfragen und somit auch uns selbst.

Eine Königin steht auf einer Düne.Eine Frau mit einer Puppe

Was zunächst an sehr gut gemachte Fashion-Fotografie erinnert, ist weit mehr als das, nämlich Bilder mit einer Tiefe, so tief, dass ich Gefahr laufe, zu stolpern und hineinzufallen, wenn ich nicht aufpasse, wo ich meinen Blick absetze.

In ihren Bildern steht kein Label im Vordergrund, keine Firma, die sie beauftragt. Die Kleider und Requisiten findet sie auf Flohmärkten. Sie nimmt sie mit nach Hause und verändert sie, so dass es oft zu einem Überraschungsmoment kommt, wenn sie gewöhnlichen Flohmarktfunden neues Leben einhaucht und eine neue Bedeutung. Und so kann ein einziges Bild eine ganze Geschichte sein.

Eine Frau steht vor einem Einhorn.

Eine Frau trägt einen roten Stern.

In ihrer Welt dürfen wir träumen, singen und tanzen. Wir dürfen Abenteuer bestehen oder uns in der Falte eines alten Kleides wiederfinden, aus dem wir wie ein Winzling blicken und staunen. Ich bin mir sicher, Michael Ende hätte seine wahre Freude an ihren Geschichten.

Seit 2014 muss sie die Outfits ihrer Modelle übrigens nicht mehr allein herstellen. Sie hat die Modedesignerin Florina Farcas kennengelernt und die beiden sind augenscheinlich ein gutes Team.

Eine Frau liegt auf dem Rücken und schaut in die Kamera in einem fast durchsichtigem Kleid.Eine Frau und eine Doppelbelichtung.

Seit vier Jahren fotografiert Tabea Simple und seitdem werden auch die Settings umfangreicher. Dennoch versammelt sie kein großes Team um sich, verlässt sich aber gern auf eine helfende Hand, ihren Mann und eine Visagistin. Es wird auch kein großes Lichtarrangement getroffen, sondern mit natürlichem Licht gearbeitet, was sie immer wieder vor neue Herausforderungen stellt.

Derzeit arbeitet sie an einem Buch, das ihre besten Arbeiten der letzten vier Jahre beinhalten soll. Ich bin sehr gespannt und werde sie nicht aus den Augen verlieren. Und wer noch weiter träumen möchte, der besucht ihre Webseite oder schaut auf Facebook vorbei.